Neue Sakramente vor der Rente

Nun ist es offiziell, „Deutschland gehen die Einwohner aus“. Die Botschaft verkündete kürzlich der Präsident des Statistischen Bundesamtes, nicht ohne mit gut gemeinten Ratschlägen zu geizen. In 45 Jahren entvölkert sich die Bundesrepublik demnach auf sage und schreibe vernachlässigbare 70 Millionen Menschen.

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Da wird man die Bundesliga wohl auf 14 Vereine reduzieren müssen, und man wird auch die „unmerklichen“ Einwanderungen und Ergebnisse der „familienpolitischen Maßnahmen“ nicht mitzählen dürfen. Angesichts der neuen Flüchtlingsbewegung sind die Zahlen schon wenige Wochen nach ihrer Verkündung Makulatur, und wir erinnern uns der alten Weisheit, dass die Statistik sich verhält wie die Laterne für den betrunkenen Seemann: mehr zum Festhalten, denn zur Erleuchtung. Diese Wissenschaftler machen ihre Berechnungen natürlich auf fremde Rechnung, und deshalb bleibt am Ende ihrer fantasievollen Darbietungen nie der politische Imperativ aus, nämlich dass das Rentenalter steigen müsse, um den völligen Zusammenbruch zu verhindern. Diesmal waren es schon 74 Jahre, die die Menschen nach Ablauf der wissenschaftlichen Ratefrist an der Arbeitsfront zuzubringen hätten. Verwirrend allerdings, dass fast zeitgleich dasselbe Bundesamt verkündete, heute geborene Jungen könnten mit einer Lebenserwartung von 77 Jahren rechnen. Da blieben ja noch drei Jahre Rente bis zum Exitus, also wenn das kein Geschäft für die Arbeitgeber ist… Allerdings sollen Mädchen dann fünf Jahre länger leben, wie wäre es also im Sinne des Gleichstellungsgesetzes mit einer fünf Jahre längeren Arbeitszeit für Frauen? Über all diese Dinge hatte Konrad Kustos schon am 19. Februar 2012 ausführlich nachgedacht:

Die Welt wird immer komplizierter, und die Wissenschaftler sollen uns helfen, sie zu verstehen. Soweit die Theorie. Die Praxis ist, dass Spezialisten sich gerne solange auf die Antwort konzentrieren, bis sie die Frage aus den Augen verloren haben. Das ist so eine ArtPeter-Prinzip für das intellektuelle Genre. Ganz aktuell hat das Max-Planck-Institut herausgefunden, dass die Menschen immer älter werden. Gratulation dazu. Leider meinten die Gelehrten im selben Atemzug, der Welt und ihren Politikern die Anweisung mitgeben zu müssen, das Renteneintrittsalter baldmöglichst auf 72 Jahre anzuheben. Wie bitte? Demografen maßen sich die Kompetenz an, eine komplexe sozialpolitische Frage mit dem Rechenschieber zu beantworten? Das ist Hybris in einer völlig neuen Dimension. Die Frage drängt sich auf, wer bei dieser Studie wohl die Drittmittel bezahlt hat.

Autor ist der Direktor des Max-Planck-Instituts für demografische Forschung in Rostock James Vaupel. „Die Menschen müssen schlicht einen vernünftigen Teil ihrer Lebenszeit arbeiten", sagt er und geht mit leuchtendem Beispiel voran, schließlich ist er auch schon 66. Oder ist das vielmehr der Beweis, dass man mit steigendem Alter auch einen wachsenden Berg Mist fabriziert? Nicht für den Demo-Grafen: „Es gibt begründete Hoffnung, dass sich die Lebensspanne, innerhalb derer wir noch gesund, leistungs- und arbeitsfähig sind, genauso schnell erweitert wie die Lebenserwartung steigt. Grob gesprochen ist damit ein 65-Jähriger heute so fit wie noch 1970 ein 55-Jähriger“, schreibt er in einem Blog zum Thema.

Und weil es ihm irgendwie, wenn auch nicht nachvollziehbar, gelingt, aus steigender Lebenserwartung die Arbeitsfähigkeit des Menschen hochzurechnen, gibt er vor, dass wir demnächst alle bis 72 zu arbeiten hätten. Hintergrund ist die Sorge, dass ab 2015 das geltende Rentensystem kollabiert, weil es bisher nur noch dank des Pillenknicks in den 70er-Jahren trotz sinkender Geburtenraten funktioniert. Dass dem nicht so sein muss, solange die Rente nur an das Volkseinkommen gekoppelt ist, haben die Rentenrechner längst bewiesen.

Vaupel aber ist US-Amerikaner und deshalb vollzieht er nur nach, was jenseits des Atlantiks gängige Praxis ist: Halbtote Greise warten hinter den Supermarktkassen und schieben den Kunden ihren Einkaufswagen zum Auto. Das dauert dann zwar die dreifache Zeit, aber das Prinzip, dass Alte zu arbeiten haben, selbst wenn sie mit dem Telebus zum Arbeitsplatz gefahren werden müssen, bleibt gewahrt.

Die Erkenntnis, dass Fitness und Gesundheit mit steigender Lebenserwartung proportional steigen, hat Vaupel exklusiv. Eher ist es bezeichnend, dass bei der Google-Suche nach „Rente 72“ als erstes die Anzeige „Sterbegeld 50+“ aufpoppte. Leistungsfähigkeit ist nämlich nichts, was sich automatisch den Sterbestatistiken anpasst. Sie nimmt evolutionsbedingt im Laufe des Lebens zu, und viel zu schnell nimmt sie wieder ab. Während die Lebenserwartung wächst, weil die Zivilisation eine ganze Menge Sterbegründe von Fehlernährung bis Pest und von Krieg bis fehlendem Sicherheitsgurt erheblich ausgedünnt hat, richtet sich das physische Wohlbefinden evolutionär bedingt zu einem Anteil um die 90 Prozent nach den Genen und damit nach den Belastungsgrenzen von Geist und Körper.

Für die Evolution zählen Lebewesen nur solange, wie sie tagsüber überlebens- und nachts fortpflanzungsfähig sind. Damit haben wir schon die allgemeine Arbeitsfähigkeit ziemlich präzise irgendwo zwischen 50 und 60 finalisiert - und im Anschluss fängt die Quälerei an. Marode Rentenkassen (dazu komme ich noch) ändern an diesem biologischen Grundsatz gar nichts. Diese genetische Disposition ist in der Wissenschaft meines Wissens nicht umstritten, und wenn Konrad Kustos sich noch wundern könnte, würde er sich schon sehr wundern, dass ein hochdekorierter Wissenschaftler wie Vaupel über eine solche Schlüsselfrage so locker wegschwadroniert.

Diese Sorte Wissenschaftler wollen aber auch gar keine Erkenntnisse gewinnen - sie wollen Erwartungshaltungen befriedigen. Erwartungshaltungen von Managern des Niedergangs, die glauben, dass man reale Probleme virtuell lösen kann. Und die Denker unterwerfen sich gerne den Lenkern, das zumindest ist nichts Neues. Für sie reicht dann der biedere Zirkelschluss „alte Menschen kosten Geld, also müssen alte Menschen auch Geld verdienen“ aus, um alle anderen Fakten diesem Grundsatz gefügig zu machen. Wir merken uns: Mangelnde Leitungsfähigkeit ignoriert mangelnde Leistungsfähigkeit.

Noch schlimmer: Die Arbeitsbedingungen in der industriellen und der postindustriellen Gesellschaft konnte die bedauernswerte Evolution schon gar nicht „vorhersehen“. Deshalb setzt der Verschleiß an nicht optimierten Stellen unseres Organismus und unserer Psyche an und ist allein durch die Dauer von Spitzenbelastungen beispiellos in der menschlichen Geschichte. Überstunden, permanente Präsenz, Mobbing und Vereinzelung sind dazu nur mal ein paar Stichwörter. Über mögliche negative Folgen durch unsere Lebensumstände auf die Leistungsfähigkeit könnte hier noch zusätzlich spekuliert werden. Es ist also sogar zu erwarten, dass die Leistungsfähigkeit im Alter sogar sinkt.

Hinzu kommt, dass die schnelle Entwicklung der Produktivkräfte es älteren Menschen immer schwerer macht, mit den technischen und sozialen Abläufen Schritt zu halten. Da helfen auch keine löblichen Computerkurse für Senioren. Der Zug fährt inzwischen so schnell, dass selbst die Jungen Mühe haben, mitzukommen.

Kurz und gut, aus den Alten ist nichts mehr rauszuquetschen, aber dennoch läuft die entsprechende Kampagne, und das weitgehend widerspruchslos. Warum ist das so? Natürlich weil die Manager des Niedergangs, also die, die gut davon leben, (um im Bild zu bleiben) für die Züge unseres Überlebens die falschen Weichen zu stellen, ein Interesse daran haben. Umverteilung, um das Schuldensystem noch ein bisschen am Leben zu halten, lautet ihr ehernes Gesetz. Wenn die Schornsteine weiter rauchen sollen, so glauben sie, müssen erst die Bänke und am Ende die Zugführer verheizt werden.

Sie interessiert nicht, dass in etlichen zurückliegenden Jahrhunderten steigender Lebenserwartung immer die wachsende Produktivität der Gesellschaft teilweise darauf verwendet wurde, die sich drastisch mehrenden Alten mitzuversorgen. Ein archaisches, funktionierendes Solidaritätsmodell, das nun plötzlich nicht mehr gelten soll, weil die Rente nicht mehr bezahlbar sei.

Von welcher Rente ist dabei die Rede? Erst Adenauers unsäglicher „Generationenvertrag“ von 1957 konstruierte einen Zusammenhang von Altersrücklagen, gesellschaftlicher Bezuschussung und der Abhängigkeit der Altersversorgung von der Einzahlung kommender Generationen. Der Plan für eine Eltern alimentierende „Kinderrente“ wurde fallengelassen, wird aber gerade wieder zum sozialpolitischen Thema

Wird dieses System, das immerwährende Schulden und immerwährendes Wachstum voraussetzt, abgeschafft, bekäme jeder wie bei einer Lebensversicherung das, was er verdient, also kapitalbildend eingezahlt hat. Wem das während seiner "verdienstvollen" Zeit nicht ausreichend möglich war oder ist, der wird eben als Rentner aus dem erwirtschafteten gesellschaftlichen Mehrwert subventioniert, wie es bei der als Hartz IV euphemisierten (verschleierten) Sozialhilfe für die Arbeitsfähigen ja schon lange praktiziert wird.

Das ist natürlich nicht im Interesse derer, die die von der Volkswirtschaft erarbeiteten Milliarden lieber zur Stützung sich verspekulierender Banken, sich verspekulierender Länder oder sich verspekulierender Unternehmen aufbringen. Dafür genau ist das Wort Umverteilung gefunden worden. Für das rein rechnerische Funktionieren der Rente trotz des Geburtenrückgangs müsste nur das Volkseinkommen weiter mit dem Wirtschaftswachstum mitwachsen. Doch das mögen die Umverteiler nicht so gerne hören - und deshalb ist dieses Faktum trotz heftigster öffentlicher Diskussionen komischerweise so gut wie unbekannt. 

Es sei in dem Zusammenhang daran erinnert, dass vor der exzessiven Globalisierung und unter der Systemkonkurrenz des Sozialismus das Renteneintrittsalter stramm auf die 55 nach unten marschierte, obwohl die demografischen Trends nicht viel anders waren als heute. Übrigens: Die Renten mussten soeben gesetzeskonform erhöht werden, weil die Rentenkassen derzeit überquellen.

Weil sie Gefolgsleute der Umverteilung sind, fragen die Lenker und Denker auch nicht, ob die mehr oder weniger arbeitsfähigen Senioren überhaupt am Arbeitsmarkt zu vermitteln seien. Gerade in dieser Gesellschaft des Jugendkultes, die das so wertvolle Erfahrungswissen der Älteren für eine beinahe unanständige Behinderung des immerwährenden Fortschritts hält, dürfte das weitgehend aussichtslos sein. Da kann Herr Faulpelz, äh, Vaupel in Rostock soviel rechnen, wie er will, eingestellt werden die Alten dennoch nicht. Die alten Werktätigen wissen, dass sie nicht mehr können, und ihre theoretischen (aber de facto-Nicht-) Arbeitgeber wissen es auch.

Nach den Arbeitslosenzahlen 2009 sind die höchsten Quoten einerseits bei den 25- bis 30-Jährigen (9,7%) und bei den 55- bis unter 60-Jährigen (10%) zu finden. Bei den noch Älteren fällt die Quote zwar wieder, aber das liegt eben an einem hier noch einigermaßen funktionierenden Frühverrentungsprogramm. Waren diese Zahlen Herrn Vaupel nicht zugänglich? Aus diesen Werten erschließt sich kybernetisch zusätzlich, was jene, die dann doch Arbeit finden sollten, tun würden: den ohnehin gebeutelten Jüngeren die Jobs wegnehmen.

Auch diese Konkurrenz ist von den Umverteilern durchaus beabsichtigt, denn jeder Arbeitslose hilft, die Löhne zu senken. Und natürlich, ich scheue mich fast, es hier extra aufzuführen, geht es ja auch gar nicht um das Arbeiten der Alten, sondern um eine scheinheilige Methode, Rentenkosten zu senken notfalls bis unter das Plancksche Wirkungsquantum. Schließlich wird ein arbeitsloser Senior über die Sozialhilfe direkt vom Staat, also vom Steuerzahler, alimentiert und nicht von der Rentenkasse, in die auch die Unternehmer einzuzahlen hätten. 

Das Rentensystem wird also „wissenschaftlich“ legitimiert angepasst, und aus einer längeren Lebenszeit wird virtuell längere Lebensarbeitszeit und real eine längere Lebensarbeitslosigkeit mit allen physischen und psychischen Folgen für die Betroffenen. Wenn altersschwache Neo-Nichtrentner nach einem langen Arbeitsleben plötzlich vor der Arbeitsagentur Schlangestehen dürfen, interessiert das doch nicht die kalte Präzision des Max-Planck-Instituts.

Kein Wunder, dass auch unsere Freunde von der EU sich die Gelegenheit nicht entgehen lassen, und hier wird es für die, die mir bisher tapfer gefolgt sind, hochspannend: In der kommenden Woche (gerne darf auch über zeitliche Zusammenhänge mit der Veröffentlichung aus Rostock spekuliert werden) werden die EU-Kommissare für Soziales (!), für den Binnenmarkt und für Wirtschaft ein Weißbuch vorstellen, in dem Europa „empfohlen“ wird, „das Rentenalter mit der Steigerung der Lebenserwartung abzugleichen". Das heißt mittelfristig nicht mehr und nicht weniger, als dass das Renteneinstiegsalter den gesetzgeberischen Verfahren der einzelnen Länder entzogen und Statistikern wie Vaupel unterstellt wird.

Damit wäre dann der Schwindel endgültig europaweit und wissenschaftlich legitimiert abgesichert, falls die Alten sich eines Tages noch zum Widerstand entschließen sollten. Bei diesem Weißbuch der EU-Kommission kommt das „Weiß“ nicht von Wissen, sondern von Weismachen. Aber dafür ist die EU ja auch da. 

Solche Strategien können auch Dank der Ignoranz der (noch) Jüngeren verfolgt werden, die sich nicht vorstellen können, dass auch sie mal zu den Älteren gehören werden. Jedenfalls ist ein bisher falsch organisiertes Rentensystem kein Grund, alle anderen möglichen Fehler auch zu begehen. Wichtig ist, dass die Rente keine Nachtoderfahrung wird und dass die Menschen während eines langen Arbeitslebens eine Perspektive spüren, die darüber hinausreicht, nach der Arbeit noch ein langes Leben angeschlossen an Herzlungenmaschinen oder weggeschlossen in Demenzkliniken zu führen.

Wer fit genug ist, auch bis 72 noch gesellschaftlich nützliche Arbeit zu vollbringen, könnte das in Zukunft ja tun, weiter in die (reformierte) Rentenversicherung einzahlen und sich dann über eine höhere Rente freuen - bis er dann mit 103 (oder eben 73) ins Gras beißt. Auch Max Planck arbeitete übrigens, bis er mit 89 starb. Noch mit 85 bestieg er im Urlaub in den Alpen mehrere Dreitausender. Und noch jetzt ist er in Bewegung: Er rotiert ob seines Rostocker Nachfolgers im Grab.

Mehr von Konrad Kustos gibt es hier: http://chaosmitsystem.blogspot.de

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Kommentare zum Artikel

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Gravatar: Äitsch-PI

Hallo Herr Kustos,
ich will immer noch nicht so recht kapieren, warum bei steigender Lebenserwartung das Renteneintrittsalter nicht dem angepasst werden sollte, von mir aus gerne differenziert (z.B. Dachdecker wenig bis gar nicht, Sesselpupser stark bis 72).
Meiner Ansicht nach ist das eigentliche gesellschaftliche Problem in einem hoch industrialisierten Land wie Deutschland die stets steigende Produktivität durch den technischen Fortschritt mit der Konsequenz scheinbar unauflösbarer Widersprüche, insbesonderer im Rentensystem.
Die Segnungen besagten Fortschritts führen u.a. zu einer durchschnittlich höheren Lebenserwartung, wobei natürlich nichts über die Qualität selbiger ausgesagt ist, aber trotzdem erleben wir eine statistische Lebensverlängerung und die kostet den Sozialstaat nun mal eine gehörige Stange Geld.
Sie setzt aber auch beständig Arbeitsplätze frei, der Kampf um die verbleibenden Arbeitsplätze wird zunehmend härter und erreicht immer mehr auch die Jüngeren. Ein Heer Un-, Unter-, Halb – und Scheinbeschäftigter ist die Folge, die trotzdem das Recht haben, einen Teil des erwirtschafteten Sozialkuchens einzufordern.
Das Problem des zu reformierenden Rentensystems ließe sich doch ansatzweise entschärfen, indem alle die Produktivität generierenden, beteiligten Elemente zur Renten-Kasse gebeten werden, d.h. außer den lohnabhängigen Einzahlern, wie bislang, zusätzlich auch Maschinenparks, Roboterstraßen, vollautomatische Fabriken, etc.
Dies würde deutsche Produkte erst mal verteuern zugunsten derer, die gerade unter deutscher Produktivität, dadurch niedrigen Stückkosten und Exportüberschüssen zu kämpfen haben.
Ein solcher, von Maschinen generierter Renten-Soli wäre nach m. M. ein Schritt in die richtige Richtung.
Ich werde bald 60, als persönliche Zielvorgabe habe ich mir 75 Jahre aktives Einkommen erzielendes Erwerbsleben gesetzt. Um dies durch zu halten, habe ich begonnen meine wöchentliche Arbeitszeit auf 4 Tage zu verringern, aber die arbeite ich mit Volldampf. Ab 65 kann ich mir vorstellen, weiter auf 3 Tage die Woche zu reduzieren, aber auch die mit Volldampf.
Die Aussicht weiter arbeiten zu können und hoffentlich auch zu dürfen ist für mich jedenfalls eine positive Perspektive: Carpe Diem, ganz im Gegensatz zu einer Aussicht auf Frühverrentung.

HP

Gravatar: Stephan Achner

Der Unsinn, den manche sog. Wissenschaftler zur Rentenproblematik verbreiten, hier James Vaupel, ist mittlerweile unerträglich. Insbesondere die im Handwerk tätigen Menschen sind zum größten Teil spätestens mit Mitte/Ende 50 gesundheitlich am Ende und können nicht mehr arbeiten. Außerdem gibt es für die Millionen Menschen, die nach Vaupel nun noch länger arbeiten sollen, überhaupt keine Arbeitsplätze. Das weiß jeder, der mit 55 Jahren und älter in Deutschland einen Arbeitsplatz sucht, von dem man seinen Lebensunterhalt bestreiten kann. Diese Vaupel´schen Irrungen sind nichts anderes als ein erneuter Versuch, weitere Rentenkürzungen pseudowissenschaftlich vernebelt zu fordern. Der Kern des Problems ist der sog. ungeschriebene Generationenvertrag, der 1957 von der Adenauer-Regierung für gesetzlich Rentenversicherte eingeführt wurde. Damals machte das viel Sinn. Heute ist der Generationenvertrag nicht mehr haltbar. Hier muss man ansetzen. Eine Lösungsmöglichkeit ist die Finanzierung aller Renten aus Steuermitteln, d.h. aus dem laufenden Sozialprodukt, so wie es ja auch mit all den Pensionen für Beamte passiert. Dass dies nicht problemfrei sein würde, ist auch klar. Aber die Rententhematik muss endlich raus aus dem Tunnelblick von andauernden Forderungen an die künftigen Rentner, sich mit Altersarmut abzufinden und künftig ihre Niedrigstrente mit Pfandflaschensammeln zu erhöhen. Mehr Arbeit wird es für ältere Menschen nicht geben, ausgenommen für diejenigen, die an einem Schreibtisch sitzen und Unsinn produzieren so wie Vaupel.

Gravatar: Joachim Datko

Gut bezahlte Arbeit ist rar!

Zitat: "Wer fit genug ist, auch bis 72 noch gesellschaftlich nützliche Arbeit zu vollbringen, könnte das in Zukunft ja tun, weiter in die (reformierte) Rentenversicherung einzahlen und sich dann über eine höhere Rente freuen - bis er dann mit 103 (oder eben 73) ins Gras beißt."

Wir sollten die gut bezahlten Arbeitsplätze den jungen Menschen überlassen. Die Jungen sind auch tüchtig. Spezielle Erfahrungen kann man bei Bedarf ja weitergeben, ohne sich aufzudrängen.

Auch wir "Alten" waren einmal jung und dankbar für den ersten Arbeitsplatz, erinnern Sie sich?

Dort wo jemand nach dem Renteneintritt unbedingt weiter arbeiten will, wird er automatisch "bestraft", er zahlt relativ hohe Steuern.

Siehe auch: http://www.freiewelt.net/blog/es-gibt-nur-eine-absolut-sichere-geldanlage-10025490/

Ich bin gerne bereit, eine Lanze für den frühen Ruhestand zu brechen, in Deutschland wird zu verbissen gearbeitet.

Joachim Datko - Physiker, Philosoph
Forum für eine faire, soziale Marktwirtschaft
http://www.monopole.de

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