Unterirdisches Niveau bei der FAZ

Milosz Matuschek ist nach Ausweis seines Blogs "Lovenomics" ein selbsternannter Fachmann in Liebesfragen und schlägt in einem Artikel für die FAZ ("Warum macht unser Mitgefühl schlapp?") vor, alle Migranten ganz lange und ganz lieb zu umarmen, bis alles, alles gut ist.

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Der Untertitel des Beitrags lautet: "Flüchtlinge und Asylbewerber gelten als Problem statt als Chance. Das liegt an unserer Gastfreundschaft: Wir haben keine". Matuschek versteht nicht, warum Deutschland sich "als eine der reichsten Industrienationen nicht in die erste Reihe stellt, sich die Hände reibt und sagt: Hurra, da kommen sie, die Facharbeiter, Ärzte, Ingenieure!" Nun war ich vor einigen Tagen am Budapester Keleti-Bahnhof, um mir ein Bild von der Transit-Zone zu machen: Da war kein Migrant, der in dieses Wunschbild gepasst hätte. Aber das mag ja ein Ausschnitt sein, der nicht repräsentativ ist, und die Ingenieure, alle von europäischer Qualität, versteht sich, kommen noch.

Unterirdisch ist die Argumentation Matuscheks trotzdem. Dass er an deutscher Küche verzweifelt, mag noch angehen, obwohl da schon, wie auch bei seinen so furchtbar schlechten Erfahrungen mit deutschen Automechanikern, ein wenig Deutschenhass durchscheint. Als polnischer Spätaussiedler sei er in Deutschland immer fremd geblieben, der Arme. Ist nun die Zeit der Rache gekommen? "Wer durch andere Länder gereist ist, erzählt oft begeistert, dass fremde Menschen in Albanien und Georgien, die wenig haben, einen wie selbstverständlich beherbergen und verköstigen." Mag sein, aber Gastfreundschaft beruht auch in Albanien und Georgien auf einer zeitlich begrenzten Dauer. Wer sich im Heim des Albaners oder Georgiers einnisten will, wird ohne Zweifel auf Widerstand stoßen. Und ein Gast pflegt auch in diesen Ländern anzuklopfen, bevor er nach Aufforderung eintritt. So ist das mit der Gastfreundschaft, nicht aber bei Herrn Matuschek.

Dann macht er den Gauckschen Fehler, der allen Ernstes die Aufnahme der deutschen Vertriebenen in Deutschland nach dem 2. Weltkrieg mit der aktuellen Einwanderung von Afrikanern und Asiaten verglich, und sie auch noch als "Integration" bezeichnete. "Im Libanon sind mehr als eine Million Syrer untergebracht", sagt Matuschek. Das stimmt schon, doch sind die Syrer Araber wie die Libanesen. Sagen wir, Österreich müsste 2 Millionen Deutsche aufnehmen (das wäre etwa dasselbe Verhältnis zur eigenen Bevölkerung wie im Libanon), das würde schon ohne größere Probleme gehen. Es ist ein Argumentationsniveau, das erschrocken macht. Matuschek unterrichtet laut FAZ an der Pariser Sorbonne. Das stimmt, er unterrichtet in Teilzeit am Institut für Rechtsforschung. Ohne Worte.

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Kommentare zum Artikel

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Gravatar: Thomas Brandes

In San Francisco verflucht man jeden Tag ohne kleinere Erdbeben, weil sich so langsam aber sicher ein riesiges Mega-Erdbeben aufbaut.
Damit ist unsere momentan so scheinbar "friedliche" Situation in Deutschland vergleichbar: Denn auch hier brauen sich Katastrophen zusammen (Euro, Einwanderung, Energiewende), bei denen jede für sich furchtbar genug werden könnte. Und niemand steuert dagegen, weil doch alles "so schön friedlich" ist. Wenn's dann aber kracht, wird es sehr laut werden.

Gravatar: ropow

Na ja, nun kann man aber nicht behaupten, dass unsere „Gäste“ nicht zum Eintreten aufgefordert worden wären:

„Wir haben Platz in Deutschland. Deshalb warten wir auch auf Menschen aus anderen Teilen der Welt, die bei uns leben und arbeiten wollen. Darauf freuen wir uns schon.“ - Bundespräsident Joachim Gauck 2014

Und wenn „Liebe Flüchtlinge, es ist gut, dass ihr hier seid“-Aktionen von Prominenten in die Welt hinausschreien, dass wir allen „Flüchtlingen eine Heimat geben“ wollen (ARD und stern), warum sollen sich dann die Menschen nicht aufmachen, um ins Land der so eifrig beworbenen Simsalabim-Geldautomaten zu kommen?

Gravatar: Ralle

Eigentlich sind die Schlussworte dieses Artikels Kommentar genug.

Bei manchen (Selbst-)Darstellern hört man wie die Dachpfannen auf dem Boden zerspringen.

Gravatar: Danton

Interessant wird es, wenn man sein Argument nimmt, dass wir Deutschen immer nur im Fall von Einzelschicksalen unsere Gastfreundschaft und unser Mitgefühl zeigen - gerade so, als könne man einer unbestimmten Gruppe gegenüber das gleiche aufbringen, wie einem einzelnen Menschen.
Im gleichen Atemzug gibt er dann bekannt, dass er einem Iraker mit seinen zwei Söhnen seine Wohnung überlässt - für das nächste Jahr, das er in Frankreich verbringt. Dafür sammelt er sogar Spenden.

Super Deal - die Wohnung ist bezahlt und wird schön für ihn freigehalten. Und wenn er zurück ist, wirft er die Familie einfach raus - oder?
Heißt das, ich soll mit meiner Familie aus meinem Haus ausziehen, um Platz für wichtigere Menschen zu machen?

Aber im Ernst - warum glauben diese Menschen eigentlich immer, anderen ihren Lebensentwurf aufzwingen zu müssen?
Reicht es nicht, dass mein Mitgefühl durch erhebliche Zahlungen in die Sozialkassen, Steuern und zusätzliche private Verpflichtungen einen Ausdruck finden? Muss ich mich jetzt von solchen Hanswursten anfeinden lassen, weil ich nicht aktiv die Zerstörung meines geliebten Vaterlandes vorantreiben will?

Unser Staat hat ein von mir 100% gestütztes Asylrecht, das meiner Vorstellung von Menschlichkeit und Hilfsbereitschaft sehr nah kommt - und auch dafür arbeite/bezahle ich jeden Tag!
Wird einem Menschen das Recht auf Asyl zugesprochen und er gliedert sich in die Wertegemeinschaft ein, so wird er sicher die Gastfreundschaft der Deutschen genießen - meine jedenfalls!

Leider schalten zur Zeit unglaublich viele Deutsche ihren Verstand aus und vergiften die Diskussion durch polemische emotional geführte Hasstiraden gegen alle, die auf die Gefahren der derzeitigen unkontrollierten Masseneinwanderung hinweisen.
Dieses Jahr kommen alleine mehr als 1% der Gesamtbevölkerung zusätzlich nach Deutschland - macht in 10 Jahren 10% zusätzlich!!!
Davon werden ca. 80% Muslime sein. Zur Zeit sind etwa 80% der Flüchtlinge Männer - ein Familiennachzug wird demzufolge in vielen Fällen ebenfalls stattfinden.
Wer seinen Verstand eingeschaltet lässt versteht sofort welche Dramatik sich dahinter verbirgt.
Alle anderen können jetzt gerne auf mich einschlagen.....

Gravatar: Klimax

Hinzuzufügen wäre, daß Gastfreundschaft einzig eine Sache individueller Eigenschaften ist. Nur Individuen können gastfreundlich sein, und sie können es nur, wenn sie frei darüber - jeder für sich - entscheiden können, wann sie es sind und wem gegenüber. Kollektive Gastfreundschaft, noch dazu staatlich oktroyiert, bei der eine Führungsclique darüber befindet, wie alle sein zu haben, gibt es auch in Georgien und sonstwo nicht. Die gibt es nirgendwo.
Der Vergleich, den der FAZ-Autor bemüht, beruht also auf einem Kategorienfehler, bei dem die Gastfreundschaft einzelner in anderen Ländern als Paradigma für kollektive Gastfreundschaft hierzulande herhalten soll.

Übrigens sorgte die Ansiedlung vom Pommern, Schlesiern und Ostpreußen im Rheinland nach dem Kriege sehr wohl für zahlreiche Konflikte und Widerstände bei der westdeutschen Bevölkerung, doch das ist noch eine Kleinigkeit dem gegenüber, was uns nun zugemutet wird.

Gravatar: Stephan Achner

Man kann nur hoffen, dass die seit Jahren stark sinkende verkaufte Auflage der FAZ durch solche geradezu dümmlichen Artikel weiter in den Keller geht. Wer gibt denn noch für solchen Artikelmüll Geld aus?

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