Bewusste Ernährung

Slow Food – Ein neuer, bewusster Trend beim Essen

Noch vor einiger Zeit wurde das Schnelle angepriesen. Wir haben keine Zeit, sind im Stress und alles muss zügig vorangehen. Daraus etablierte sich das Fast Food, die schnelle Nahrung für den raschen Verzehr. Heute wissen wir, es geht auch langsamer und besser!

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Slow Food, ein neuer Trend beim Essen steht für einen genussvollen und bewussten Umgang in der Lebensmittelbranche. Die Gegenbewegung zum Fast Food fördert den Erhalt regionaler Produzenten und setzt sich für geschmacklich und gesundheitlich einwandfreie Nahrung ein.

Slow Food steht für eine globale Bewegung, welche jedem Menschen den Zugang zu fairer und sauberer Nahrung gewährleisten möchte. Dabei steht das Wohlergehen der Produzenten und der Umwelt im Vordergrund. Die Bewegung hat in Deutschland über 12.000 Mitglieder in 80 lokalen Gruppen, die sogenannten Convivien. Weltweit gibt es 100.000 Slow Food-Anhänger in über 150 Ländern.

Gut. Sauber. Fair.

Im Jahr 1992 wird der Slow Food Deutschland e.V. ins Leben gerufen. Der Verein mit der Bundesgeschäftsstelle in Berlin setzt sich für die biologische Vielfalt ein und fördert eine nachhaltige sowie umweltfreundliche Lebensmittelproduktion. Wichtig sei, dass die Lebensmittel auf eine Art hergestellt werden, die den Menschen, Tieren und der Natur keinen Schaden zufüge. Außerdem sollte die Entlohnung der Produzenten fair sein. Nur so könne eine gesunde und geschmacklich gute Nahrung gewährleistet werden.

Um sein Konzept erfolgreich umsetzen zu können, initiiert Slow Food eine Reihe von Veranstaltungen und Projekten. Die »Arche des Geschmacks« ist beispielsweise ein Katalog von bedrohten Nutztieren und –pflanzen, sowie Lebensmitteln. Seit 1996 werden hier fast vergessene traditionelle Lebensmittel aufgelistet, damit sie nicht völlig vom Teller verschwinden. Ganz nach dem Motto »essen, was man retten will« versucht der Verein so die Nachfrage nach diesen Produkten wieder anzukurbeln. Weltweit finden sich in der Arche mehr als 1.000 Lebensmittel aus 69 Ländern. Deutsche Produkte sind dabei mit einer Anzahl von 35 vertreten. Neben vom Aussterben bedrohten Tier- und Pflanzenarten sind auch handwerklich hergestellte Lebensmittel wie Wurst- und Käsespezialitäten beinhaltet, welche kaum noch produziert werden. Damit unterstützt die Arche diese verbleibenden Produzenten, um ein Teil des wirtschaftlichen, sozialen und kulturellen Erbes zu erhalten.

Slow Food in Aktion

Neben der Bewahrung des kulinarischen Erbes setzt sich der Verein für eine gesunde Sinnes- und Geschmacksbildung bei Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen ein. Dabei sollen das Verständnis und die Freude an der geschmacklichen Vielfalt gebildet und weiterentwickelt werden. Hier sei es vor allem wichtig, die täglichen Essensgewohnheiten verantwortungsbewusst und genussvoll zu gestalten. Nach Ansicht von Slow Food sind Genuss, Kultur und Geselligkeit eng miteinander verknüpft und die Bildung des Geschmacks sei das beste Mittel gegen das uniforme Fast Food und genormte Lebensmittel. Weiterhin sollen hierdurch heimische Produkte, Pflanzen und Tierrassen geschützt werden.

In den Convivien vor Ort werden aus diesem Grund regelmäßig geführte Verkostungen angeboten, bei denen Fachleute sowie regionale Erzeuger den Teilnehmern die Produkte und ihren Herstellungsprozess beim vergleichenden Schmecken näher bringen. Ebenso kann man mit dem Verein Bauernhöfe und Produktionsstätten besuchen oder an Konferenzen, Workshops und Abendessen mit Produzenten teilnehmen. Für Kinder gibt es die seit 2012 in den UNESCO Kanon für nachhaltige Bildung aufgenommene Sinn-Voll Geschmacksschulung. In dieser lernen sie auf spielerische Art ihre Sinne kennen und erleben frische Lebensmittel durch Sehen, Schmecken, Hören, Riechen und Fühlen.

Auf Märkten, Messen und Events werden Produzenten, Händler und Verbraucher zusammen gebracht. Jährlich findet zum Beispiel in Stuttgart der »Markt des guten Geschmacks« statt, welcher in diesem Jahr vom 10. bis zum 13. April zu einem Besuch einlädt. Hier werden regionale Spezialitäten in ihrer Vielfalt präsentiert und es wird auf den unverfälschten Geschmack der individuellen handwerklichen Produkte gesetzt. Die Produzenten jener Lebensmittel bieten ihre Erzeugnisse direkt zum Mitnehmen an. Ob Brot, Getreideprodukte, Lebensmittel aus dem Molkereibereich, Obst, Gemüse, Fisch, Fleisch, Feinkostwaren, Öle oder Kräuter – alles ist vertreten und zeigt dem Besucher die Vielfalt des bewussten und gesunden Genusses. Alle Aussteller auf den Slow Food-Messen bieten dabei ausschließlich Lebensmittel ohne künstliche Zusatzstoffe, die nachhaltig, umweltfreundlich und unter fairen Bedingungen entstanden sind, an.

„Teller statt Tonne“

Da eine enge Verzahnung von Essen, Politik und Wirtschaft vorherrscht, ist für den Slow Food-Verein der Dialog mit politischen und wirtschaftlichen Entscheidungsträgern von großem Interesse. Auch in diesem Bereich werden durch Öffentlichkeitsarbeit und Aktionstage Themen wie die Industrialisierung der Landwirtschaft, die Überfischung der Weltmeere, genetisch veränderte Organismen sowie Lebensmittelverschwendung aufgegriffen.

Gemeinsam mit dem Evangelischen Entwicklungsdienst macht Slow Food Deutschland seit 2011 mit Aktionen unter dem Motto »Teller statt Tonne« gezielt auf das Problem der Lebensmittelverschwendung aufmerksam. Dabei werden als die Hauptprobleme, welche hinter der Verschwendung stehen, die fehlende Wertschätzung, ein fehlendes Verständnis von Nahrungsmitteln und ihrer Herkunft und besonders das industrielle System von Herstellung und Vertrieb gesehen. Hier fände man nämlich keinen Platz für die Vielfalt der Nahrungsmittel wie zum Beispiel krumme Gurken oder verschiedene Rinderrassen.

Somit setzt sich der Verein des ‚langsamen Genusses‘ schon seit zwanzig Jahren gegen diesen globalen Trend ein. Durch die Konzepte zur Geschmacksbildung, die Förderung der lokalen Netzwerke und Wirtschaftskreisläufe und die Betonung der genussvollen Wertschätzung der Lebensmittel sollen die Leute wachgerüttelt werden, denn, »was geschätzt wird, wird nicht weggeworfen.«

Jeder hat ein Recht auf Genuss

Gutes, sauberes und faires Essen wird von dem Verein als ein Grundrecht des Menschen angesehen. Demzufolge hat jeder ein Recht auf Genuss und gutes Essen. Es liegt also in der Verantwortung jedes Einzelnen, das kulinarische Erbe, die Kultur und die regionalen Traditionen zu schützen, damit dieser Genuss überhaupt erst ermöglicht werden kann.

Damit wird dem Trend des Fast Foods und dem Verschwinden lokaler Traditionen entgegen gewirkt. Erst wenn sich die Menschen wieder dafür interessieren, wo ihre Nahrung herkommt, wie sie schmeckt und wie sich die Essgewohnheiten hier auf die Menschen in anderen Teilen der Welt auswirken, können sie ihre Lebensmittel bewusst und genussvoll genießen.

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Kommentare zum Artikel

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Gravatar: H.von Bugenhagen

Na ist denn das..

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