130 Mächtige trafen sich in Dresden

Bilderberg: Stelldichein der transatlantischen Weltelite

Die Elite ist vernetzt. Man sieht sich, man kennt sich. Die Bilderberg-Konferenz ist für die Reichsten und Mächtigsten ein regelmäßiger Anlass, sich auszutauschen. Diesmal traf man sich in Dresden.

Taschenberg-Palais in Dresden (Foto: Wikipedia Commons)
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Verschwörungstheorien skizzieren von der Bilderberg-Konferenz das bizarre Bild einer geheimen Weltregierung. Das ist sie nicht. Denn auch dort treffen unterschiedlichen Meinungen und Interessen aufeinander. Andererseits ist es kein Geheimnis, dass die Gesprächsrunden der Eliten den künftigen Kurs der Welt bestimmen. Sie tauschen wechselseitig ihre Interessen, Konzepte, Sorgen und Zukunftsvisionen aus, sie beeinflussen sich gegenseitig mit ihren Weltbildern. Sie drehen sich im Zirkel des Elitendiskurses. Der Konsens dieses Diskurses wird dann über die Medien unters Volk gebracht.

Dieses Jahr war es also Dresden. Im schönen Elbflorenz trafen sich vom 9. bis zum 12. Juni rund 130 der Mächtigsten, Reichsten, Einflussreichsten aus der westlichen Welt. Wie unter anderem Spiegel-Online berichtete, sollen von deutscher Seite aus unter anderen Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble und Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen dabei gewesen sein. Die Deutsche Bank soll mit ihren Chef John Cyran vertreten gewesen sein.

Die Themen der Gespräche und Vorträge kreisten diesmal unter anderem um die Krise im Nahen Osten, die Russlandpolitik, China und den Wahlkampf in den USA. Bedeutende Russen, Chinesen und Araber sollen allerdings nicht auf der Teilnehmerliste gestanden haben. Es ist primär ein westliches, ein transatlantisches Treffen. Die meisten Gäste kommen aus NATO-Staaten.

Auch die Sorgen und Nöte des Mittelstandes und des wachsenden Prekariats standen dieses Jahr auf der Themenliste. Generell wird nach außen immer nur oberflächlich über die Gespräche berichtet. Man will sich im informellen Rahmen offen und diskret austauschen können, ohne dass jedes Wort und jeder Name an die Öffentlichkeit gelangt. So weit, so klar: freie Gesprächsrunde. Im Grunde, so äußerte sich einst Ex-Minister Jürgen Trittin sinngemäß, der 2012 an der Konferenz teilnahm, habe die Konferenz eine gewisse Ähnlichkeit mit der Münchener Sicherheitskonferenz.

Im Boot der Mächtigen und Einflussreichen sitzen auch, ähnlich wie bei der Münchener Sicherheitskonferenz oder den transatlantischen Netzwerken, auserwählte Alpha-Journalisten. Schließlich muss man ja die wichtigen Leitlinien, Trends und Tabus für die Medien kennen, damit die Bevölkerung entsprechend den Wünschen des Elitendiskurses „aufgeklärt“ wird.

Da oppositionelle politische Gruppierungen Demonstrationen angekündigt hatten, war die Umgebung  um das Dresdner Hotel Taschenberg-Palais, in dem die Konferenz stattfand, von hunderten Polizisten abgeriegelt und überwacht.

Warum wird die Bilderberg-Konferenz von der Bevölkerung mit Misstrauen beobachtet?

Egal ob TTIP-Verhandlungen, Münchener Sicherheitskonferenz, Bilderberg oder Verhandlungen der EU-Kommission: Sie alle geben der Bevölkerung das Gefühl, ausgeschlossen zu sein. Obwohl in den dortigen Gesprächsrunden die Zukunft der Welt mitbestimmt wird, die alle Menschen betrifft, finden die Stimmen der normalen Bürger kein Gehör - zumindest im Empfinden vieler Normal-Menschen. Das Gefühl der Ohnmacht und des Ausgeliefertseins macht sich breit, wenn man von solchen Treffen hört.
Was können kritische Menschen schließlich schon ausrichten, wenn die transatlantische Elite sich auf einen Kurs geeinigt hat und über alle Kanäle der Medien, Wirtschaft und Politik an den Reglern dreht? In Deutschland findet unter vielen Bundespolitikern die Idee der direkten Demokratie ohnehin keine Unterstützung, weil man das Plebiszit fürchtet. Selbst Bundespräsident Joachim Gauck behauptet, die einfache Bevölkerung hätte nicht die Kompetenzen, um mitbestimmen zu können. Darum sollte man die Politik den Profis überlassen, meinte der Bundespräsident sinngemäß.

Doch dies ist der wichtigste Punkt vieler Kritiker bezüglich der Bilderberg-Konferenz: die Demokratieferne solcher Institutionen und Treffen. Denn die Reihenfolge der Entscheidungsabläufe verläuft dem demokratischen Idealbild entgegengesetzt. Das Ideal ist, wenn die Bevölkerung im öffentlichen Diskurs ein Thema auf die Agenda bringt und im Sinne einer Abstimmung eine Richtung vorgibt, die die Politiker dem Willen der Bevölkerung entsprechend in praktisch umsetzbare Formen geben müssen. Die Willensbildung und Richtungsvorgabe sollte idealerweise also von unten nach oben erfolgen.

Doch in der Realität ist das Gegenteil der Fall. Die Richtungsvorgabe erfolgt von oben nach unten. Eliten treffen sich in abgeschotteten Gesprächsrunden, stimmen ihre Interessen miteinander ab, einigen sich auf Richtlinien für die Zukunft und lassen diese dann über die Medien und große Public-Relations-Agenturen unter das Volk bringen. Teilt die Bevölkerung seinen Unmut in Form von Protesten oder unerwarteten Wahlergebnissen mit, heißt es, man habe die Ziele der Politik falsch kommuniziert.

Denn egal ob Marktliberalisierung, TTIP, CETA, NATO-Mitgliedschaft, EU-Kommission, Euro-Einführung, Euro-Rettungsschirm, EU-Erweiterung, Auf- oder Abrüstung, US-Atomwaffen in Deutschland, Agenda 2010 und Hartz IV, Atomausstieg, Migrationspolitik, Austeritätspolitik oder einfach nur die Rechtschreibreform: Das Volk wird über die Vorhaben informiert, darf aber nicht darüber abstimmen. Politiker, die das fordern, werden von den Medien als Populisten dargestellt. Und Populismus sei angeblich etwas Schlechtes, wird uns eingeredet.   

Wer sind die Bilderberger?

Die Bilderberg-Konferenzen finden seit 1954 im jährlichen Rhythmus statt. Die Idee dazu hatte einst der polnische Politikberater Jozéf Retinger, der während des Zweiten Weltkrieges in London die polnische Exilregierung beriet. Hintergrund war der Wunsch nach einer europäischen Einigung und einer engen Kooperation mit den USA. Einer der ersten Leiter der Bilderberg-Konferenzen war Prinz Bernhard der Niederlande.

Nach eigener Darstellung handelt es sich um ein jährliches Forum informeller Gesprächsrunden, um den Dialog zwischen Nordamerika und Europa zu fördern. Jedes Jahr kommen rund 120 bis 150 Teilnehmer. Es handelt sich um bedeutende Politiker sowie um „Experten“ aus der Industrie, dem Finanzwesen, der Wissenschaft und den Medien. Nach eigenen Angaben kommen jeweils zwei Drittel der Teilnehmer aus Europa, ein Drittel aus Nordamerika. Rund ein Drittel der Teilnehmer seien in der Regel Politiker.

Was die Geheimhaltung der Gespräche angeht, gilt die „Chatham House Rule“. Diese besagt, dass man zwar später über allgemeine Inhalte der Konferenz in der Öffentlichkeit sprechen darf, aber keine konkreten Aussagen und keine Verbindungen solcher mit konkreten Namen an die Öffentlichkeit gelangen dürfen. Solche Regeln sind übrigens nichts Neues. Sie sind oftmals die einzige Möglichkeit, den Teilnehmern freie Gespräche und ungezwungene Gedankenaustausche zu ermöglichen. Beschlüsse und Abstimmungen finden nicht statt.

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Kommentare zum Artikel

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Gravatar: H.von Bugenhagen

Na dann haben sie das Öl von Syrien ja schon unter sich verteilt.

Gravatar: linke klebe

Wir Menschen wachen langsam auf.
Bilderberger, TTIP, CETA, Gipfeltreffen jeder Art usw.
Wir nehmen gottseidank nicht mehr alles so hin, wie es in den gefälligen Medien dargestellt wird.

Gravatar: KritischeStimme

An sich ist nichts falsch mit der Bilderberggruppe.Jeder kann einen exklusiven Klub oder Verein bilden aus irgendeiner Mischung von Leuten.Gefaehrlich wird es wenn Politiker im Amt von so einem Verein manipuliert werden koennen,also ohne parlamentarische Kontrolle.Merkel hoert auf die chaotischen Plaene der BilderbergGruppe wofuer sie Fruehjahr 2015 sogar G7 Konferenz verspaetet hat.BilderbergGruppe will aus Europa der Vaterlaender (de
Gaulle) eine Mischung wie USA machen,deshalb Fluechtlings
Willkommenkultur.Meinungen europaeischer Staaten sind unwichtig,deshalb die
europaeischen Auseinandersetzungen.Fluechtlinge+demographische Entwicklung sind nur ein Beispiel.Die regelmaessigen Konsultationen mit Israel mit Beteiligung von Psychologen+Psychiater um Gespraechspartner zu beeinfluessen symbolisieren die einseitigen deutschen Beschluesse zum Vorteil von Israel.Politiker die sich von solchen Gruppen abhaengig machen,koennen unmoeglich gehandhabt werden

Gravatar: Stella

Die Bilderbergers gehören zum Illuminatenorden. Zu den Illuminaten/Freimaurern gehörte auch Paul Warbung.
Dieser formulierte es vor den US Senat am 17. Februar 1950 so:
“Wir werden eine Neue Weltordnung und Regierung haben, ob sie (die Völker) es wollen oder nicht. Mit ihrer Zustimmung oder nicht. Die einzige Frage ist nur, ob diese Regierungsform freiwillig oder mit Gewalt erreicht werden muss”

Gravatar: H.Roth

Zu dem Misstrauen ob dieser Geheimnistuerei kommt hinzu, dass in Deutschland die Bevölkerung mehr und mehr das Vertrauen in die eigene Regierung verliert. Man hat nicht mehr das Gefühl, von kompetenten Politikern vertreten zu werden, die im Interesse und zum Wohl des eigenen Landes und der eigenen Bevölkerung handlen und entscheiden.

Gravatar: Thomas Rießler

Was die „Bilderberger“ sind oder nicht sind und was sie tun, ist wie bei jeder Geheimorganisation zunächst mal unklar. Offizielle Verlautbarungen dieser Organisationen haben wenig Glaubwürdigkeit. Dass ihre Kritiker lediglich ein diffuses Gefühl des Ausgeschlossenseins als Kritikpunkt vorbringen, scheint mir dagegen unplausibel zu sein. Als Kritikpunkte fallen mir da zum Beispiel auf Anhieb die Geheimabsprachen zwischen Politikern und Medienvertretern ein (aufgehobene Gewaltenteilung, gelenkte Presse, Lügenpresse) und die Geheimabsprachen zwischen Politikern und Wirtschaftsvertretern (was der Korruption Tür und Tor öffnet). Aus meiner Sicht sollte die Teilnahme von Politikern an solchen Veranstaltungen streng verboten sein. Von einem Politiker als Interessenvertreter kann man Transparenz seines Verhaltens erwarten und keine Kungeleien in Geheimbünden.

Gravatar: Lisa

Viele unserer Mitbürger bestreiten die Tatsache, dass schon lange an einer neuen Weltordnung gebastelt wird. Dass Herr Rockfeller dies bereits 1991 so offen äußerte, wusste ich bisher nicht - und die Mehrheit der Wahlbürger wird dies nicht wissen - und will es auch nicht wissen. Dabei ist klar zusehen: Die Vorbereitung zur Zerschlagung der Nationalstaaten ist in vollem Gange, so dass niemand es mehr übersehen könnte. Und doch wird man angefeindet, wenn man dies laut ausspricht. Die Vorstellung einer "Weltverschwörung" ist ja auch zu ungeheuerlich. Und genau hinter dieser Ungeheuerlichkeit können Rockefeller & Co. an Ihren Zielen arbeiten.
Wollen wir also die unwissenden Massen des Homo sapiens weiterschnarchen lassen? Nein, sie müssen es wissen!

Gravatar: Stella

Anlässlich des Bilderberg-Treffens 1991 in Baden-Baden vom 6. bis 9. Juni sagte Rockefeller zu den teilnehmenden Medienchefs:

"Wir sind der Washington Post, der New York Times, dem Time Magazine und anderen grossen Medien dankbar, deren Direktoren unseren Treffen beiwohnten und sich an ihr Versprechen Diskretion zu wahren, beinahe vierzig Jahre lang gehalten haben. Es wäre uns unmöglich gewesen, unseren Plan für die Welt zu entwickeln, hätten wir all diese Jahre im hellen Scheinwerferlicht der Öffentlichkeit gestanden. Aber die Welt ist jetzt ausgeklügelter und vorbereitet in Richtung auf eine Weltregierung zu marschieren. Die supranationale Souveränität einer intellektuellen Elite und der Weltbanker ist der in den vergangenen Jahrhunderten praktizierten nationalen Selbstbestimmung sicherlich vorzuziehen."

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