Gastbeitrag von Robert Royal

Was ist mit der Zivilgesellschaft los?

In den letzten Jahren sind Institutionen wie Universitäten, Medien, und die Popkultur immer totalitärer geworden. Aber der Krieg hat gerade erste begonnen...

Bild: Brian Mattis, Flickr
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 [Wir veröffentlichen einen Gastkommentar von Robert Royal von The Catholic Thing.]

Die marxistische Regierung Nicaraguas hat letzte Woche einen katholischen Bischof und mehrere Priester unter Hausarrest gestellt und ein halbes Dutzend katholischer Radiosender geschlossen. Zuvor hatte sie Hunderte von Nichtregierungsorganisationen (NRO) verboten - Gruppen, die wir früher als »Zivilgesellschaft« bezeichnet haben, d. h. die menschlichen Netzwerke, in denen sich das Leben unter normalen Umständen in einer echten Gemeinschaft von Angesicht zu Angesicht und frei von politischer Einmischung abspielen kann. Alle marxistischen oder totalitären Regime - von Nicaragua bis China, von Kuba bis Russland - versuchen, diese natürlichen Formationen zu unterdrücken und zu ersetzen, vor allem die Religion und die Familie (die Grundzelle der Gesellschaft im katholischen Sozialdenken), weil sie ein echtes Potenzial haben, sich den Eingriffen des Staates zu widersetzen.

Bananenrepubliken können fast überall entstehen, wie wir in diesen Tagen sogar in Amerika sehen. Und wir denken bei dieser Art von Problemen gewöhnlich an »Verletzungen der Religionsfreiheit«. Aber das tiefer liegende Problem ist meist aus dem Blickfeld geraten: das Bestreben des modernen Staates, fast überall Funktionen an sich zu reißen, die eigentlich anderen zustehen - insbesondere die Gestaltung des moralischen und sozialen Verhaltens, die am besten den Eltern, den Kirchen, den (unabhängigen) Schulen, den örtlichen Gemeinschaften usw. überlassen werden sollte.

In der modernen katholischen Soziallehre sind diese Einrichtungen die konkrete Verkörperung der »Subsidiarität« - Bestandteile einer richtig geordneten Sozialstruktur, die die Reichweite des Staates begrenzt, ein traditionelles Konzept, das in den 1930er Jahren mit dem Aufkommen des Kommunismus, des Nationalsozialismus und des Faschismus erneut an Bedeutung gewann. Jede dieser ideologischen Bewegungen konzentrierte die gesellschaftliche Macht in einer einzigen Gruppe: im Kommunismus die Partei, im Nationalsozialismus das deutsche Volk und im Faschismus der faschistische Staat selbst. Die Namen ändern sich, aber die DNA der Tyrannei bleibt dieselbe.

Und selbst in den Ländern, die diese früheren totalitären Systeme bekämpft haben, d. h. in Amerika und Europa, gibt es jetzt Anzeichen für ein solches Verhalten. Einer der scharfsinnigsten Beobachter dieses Prozesses ist Ryszard Legutko, ein katholischer Philosophieprofessor und ehemaliger Herausgeber der polnischen Zeitung Solidarność, der in seinem 2018 erschienenen Buch The Demon in Democracy: Totalitarian Temptations in Free Societies (Totalitäre Versuchungen in freien Gesellschaften) argumentiert, dass eine Art liberal-demokratische Tyrannei entsteht, die wie die ideologischen Bewegungen in der Vergangenheit Konformität mit einer einzigen Vision verlangt.

Als eine Art Bestätigung seines Arguments wurde er anschließend daran gehindert, am Middlebury College zu sprechen. Später beschrieb er das Ereignis so: »Das war das erste Mal in meinem gesamten akademischen Leben, dass ich wegen meiner Ansichten am Reden gehindert wurde, und das erste Mal, dass ich von Studenten offen beleidigt wurde, mit stillschweigender Billigung oder zumindest einem désintéressement seitens der Schulbehörden.« Für jemanden, der den Kalten Krieg hinter dem Eisernen Vorhang miterlebt hat, ist das eine bemerkenswerte Aussage.

In den Jahren seither sind die wichtigsten Institutionen der amerikanischen Kultur - die Universitäten, die Medien, die populäre Unterhaltung -, wenn überhaupt, nur noch autoritärer geworden. Aber es ist auch wahr, dass der Kampf noch nicht vorbei ist.

Die Entscheidung des Obersten Gerichtshofs in der Rechtssache Dobbs hat zu allen möglichen Spekulationen der Linken darüber geführt, ob sich das Gericht als Nächstes mit der Homo-Ehe, der Empfängnisverhütung und sogar der Ehe zwischen Rassen befassen könnte (obwohl Clarence Thomas, der Teufel der Progressiven, selbst mit einer weißen Frau verheiratet ist). Viele dieser Spekulationen dienen dazu, Ängste zu schüren, dass die Gerichte viele Dinge rückgängig machen, die den Progressiven gegeben wurden und die auf demokratischem Weg nicht hätten erreicht werden können. Die gemeinsame Befürchtung, die hinter all diesen Befürchtungen steht, ist jedoch, dass der Staat nicht mehr für moralische Fragen zuständig ist, die die amerikanische Linke mit neutralen Begriffen zu umschreiben versucht hat: z. B. »reproduktive Gesundheitsfürsorge«, »Gleichstellung der Ehe«, »Geschlechtsidentität«.

Um ein Beispiel aus jüngster Zeit zu nennen: Die Biden-Regierung hat versucht, einige christliche Schulen, die die LGBT+-Mandate der Bundesregierung nicht akzeptieren, mit Gewalt zu erpressen, indem sie die Finanzierung des Schulessens verweigerte. Erst gestern wurde ihnen klar, dass dies eine schlechte Idee war, vielleicht weil sie fürchteten, was die Gerichte zu solchen Maßnahmen sagen könnten, vor allem, wenn sie den Obersten Gerichtshof erreichen, der religiösen Schulen und anderen Institutionen in solchen Angelegenheiten entgegenkommt. In der Zwischenzeit werden öffentliche und nicht-religiöse Privatschulen gezwungen sein, die Vorschriften zu akzeptieren.

Die große Frage ist hier, ob die Verfassung es der Bundesregierung erlaubt, sich in verschiedene Einrichtungen der Zivilgesellschaft einzumischen. So wie die Verfassung nichts über Abtreibung sagt, sagt sie auch nichts über LGBT+. Die aufgezählten Befugnisse geben der Regierung keine Zuständigkeit für die wirklich entscheidenden ethosbildenden Einrichtungen in den Bereichen Bildung, Medizin oder Kultur - wo moralische und religiöse Grundsätze eine große Rolle spielen.

Im vergangenen Jahrhundert hat sich die Regierung mit Tricks wie der Interstate Commerce Clause alle möglichen Befugnisse eingeräumt, was zur Schaffung - und üppigen Finanzierung - aller möglichen außerverfassungsmäßigen Abteilungen und Behörden geführt hat, die in den 1950er und 1960er Jahren verstärkt zum Einsatz kamen: Gesundheits- und Sozialwesen (1953), Wohnungsbau und Stadtentwicklung (1965), Verkehr (1966), Energie (1977), Bildung (1979), Veteranenangelegenheiten (1989) und Innere Sicherheit (2002). Und dabei sind die Dutzenden neuer Bundesbehörden" noch nicht einmal mitgezählt.

Viele Menschen - einschließlich Bischöfe und katholische Laien - haben all dies als eine Art Verwirklichung der »Solidarität« akzeptiert. Aber die Ergebnisse sprechen eine andere Sprache.

Das Gerede über »den Sumpf« ist heutzutage weit verbreitet. All dies ist jedoch keine Masse pflanzlicher Materie, die in trüben Gewässern brodelt. Es ist ein sehr offenes System, das die Architektur des heutigen Washington D.C. prägt.

Es gibt keine Rettung in der Politik, aber es gibt Besseres und Schlechteres in weltlichen menschlichen Begriffen. Wie Aquin in seiner Definition des ersten Grundsatzes des Naturrechts sagt, dass: »Das Gute ist zu tun und zu erstreben, und das Böse ist zu meiden.« (ST Ia IIae 94:2)

Jetzt, da der Oberste Gerichtshof verschiedene Fragen zur Diskussion gestellt hat, ist es gut, sich daran zu erinnern, dass es immer notwendig ist, das Böse abzuwehren - und angesichts der gefallenen Menschheit ist immer etwas im Anmarsch - und dass es noch notwendiger ist, nicht nur das Gute zu tun, sondern weiterzugehen und das Gute zu »verfolgen.«

Das ist die Hauptaufgabe aller unserer heutigen zivilgesellschaftlichen Institutionen, die nur erfüllt werden kann, wenn wir ihren unschätzbaren Wert erkennen und sie unermüdlich verteidigen. Und die Kirche sollte nicht nur in Ländern wie Nicaragua, sondern überall dort, wo diktatorische Staatsbedrohungen auftauchen, eine führende Rolle bei dieser wichtigen Arbeit spielen.

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Kommentare zum Artikel

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Gravatar: Britta

Angriff auf unseren Islamaufklärer Stürzenberger
von radikalen Moslems.

https://www.youtube.com/watch?v=gbxpjQgktHU

Leute, unterstützt Stürzenberger und sein Team.
Er hält für uns und Deutschland den Kopf hin.
Er will die Islamisierung Deutschlands verhindern.
Werdet Mitglied bei der Bürgerbewegung Pax Europa.
Oder spendet.
Es müssen viel, viel mehr werden.

Gravatar: Wotan1

@Ekkehardt Fritz Beyer: Dieses Jahrzehnt wird es in sich haben... deshalb wäre die erste notwendige Bremse das WEF als terroristische Vereinigung zu taxieren... sollte sich niemand unserer Volkstreter bereit erklären, einen solchen Prozess in Gang setzen zu wollen - im Sinne von wessen Brot ich ess - und nur zusehen, wie die Zukunft des Volkes von Privatleuten - noch dazu aus der Schweiz, weil Ravensburg in einigen Jahren zu heiss wurde für den Stammbaum - erzwungen wird, sind wir verpflichtet, äußersten Widerstand aufzubauen und diese Brut notfalls mit blanken Fäusten auszuschalten... wer uns die Freiheit raubt, spielt mit seiner weiteren Existenz...

Gravatar: Klaus Dieter+Franz

Ich weiß nicht wo ich meine Entrüstung loswerden kann und schreibe es hier nieder, obwohl es mit dem Thema wohl eher nichts zu tun hat; ODER?
Gestern Abend PRO 7, Voice of Germany.
Einige gute Säger werden vorgestellt und auch zwei-drei Gute wie ich finde nachhause geschickt.
Als Letzte kommt eine junge Blondine mit langen Haaren und ich wusste was jetzt passiert.
Eine Ukrainerin bei Voice of Germany wird ein Kampflied singen .....und ......, sie wird weiter kommen egal wie sie singt.
Und genau so kommt es, ein mittelmäßiges Gejammer und sie kommt weiter, weil sich zwei Idioten von den "Experten" umgedreht haben und sie somit weiterkommen lassen.
Und, zu meinem Nichterstaunen, die Zuschauer im Studio meist junge Leute, sie tobten und ablaudierten.
Die Kleinigkeiten häufen sich immer mehr zu einen unüberwindbaren Berg von Idioten, der irgendwann nicht mehr zu überwinden sein wird.
Wenn WIR nicht bald ernst machen.

Gravatar: Muttis Lieblinge: Alles klar, Frau Kommissar*

@ Desperado 19.08.2022 - 11:01

"Fehlt noch die Anordnung: Weiße Frauen dürfen nur noch Schwarze Partner haben ( Politiker sollten mal den Schweiß eines Schwarzen in der Nase haben ohne Brechreiz???...Man ist was man isst.)(Wurde ja schon in betracht gezogen, Alleinstehende weiße Frauen sollen einen Schwarzen aufnehmen oder Hartz4 wird gestrichen).."


Vielleicht könnten ja auch die Krankenkassen von Deutschland aus die Kosten übernehmen, die bei solchen Verbindungen regelmäßig früh anfallen ...

https://www.youtube.com/watch?v=wK0XebZCmF0 .



* https://www.youtube.com/watch?v=wK0XebZCmF0&t=636s

Uff jeedn Fall uff alle Fäll' ...

https://www.youtube.com/watch?v=wK0XebZCmF0&t=690s

... is die Fotz kää Friggadell.


"Pay per lay" ist eben doch die günstigere Lösung, sowieso in Deutschlamp. It's Business Time, stupid ...

https://business.time.com/2013/06/18/germany-has-become-the-cut-rate-prostitution-capital-of-the-world/ .

Gravatar: Die Zuvielgesellschaft

Aus Sicht des politischen Establishments ist aus der Zivilgesellschaft eine Zuvielgesellschaft geworden in den vergangenen zwanzig Jahren. Das heißt, die Zivilgesellschaft gibt es nicht mehr; mit ihr ist also überhaupt nichts los.

Zuviel also, zu viel Müll vor allem ...

https://app.box.com/s/cpqzhlfary

https://app.box.com/s/npdutotnnnbrcvav39aw

https://app.box.com/s/jy0fo7xzdtnypb75has0 ?

Kein Problem, weg mit dem Müll ...

https://www.youtube.com/watch?v=laSK7Pxh0_8&t=2097s !

Schlagt sie einfach tot. Mausetot - frisst kein Brot. Packt sie und schlagt sie tot ...

https://www.youtube.com/watch?v=kNx7Za100CU&t=34s .

Gravatar: franco

„Noch sitzt ihr da oben, ihr feigen Gestalten. Vom Feinde bezahlt, dem Volke zum Spott. Doch einst wird wieder Gerechtigkeit walten, dann richtet das Volk. Dann gnade Euch Gott!“
Theodor Körner

Gravatar: Eva Katini

Weil bei uns leben mehr als 30 % in Luxus und die anderen brauchen dringend das mit viel Arbeit erarbeitetes Geld zum überleben.
Damit insgesamt ca. 60 % sind schon mal beruhigt und wollen auf nichts verzichten.
Wer verzichtet schon von sich aus auf Luxus.
Kein Trinkwasser und Schwimmbecken sind voll.
E-Autokauf boomt usw.

Gravatar: Ekkehardt Fritz Beyer

... „Bananenrepubliken können fast überall entstehen, wie wir in diesen Tagen sogar in Amerika sehen. Und wir denken bei dieser Art von Problemen gewöhnlich an »Verletzungen der Religionsfreiheit«. Aber das tiefer liegende Problem ist meist aus dem Blickfeld geraten: das Bestreben des modernen Staates, fast überall Funktionen an sich zu reißen, die eigentlich anderen zustehen - insbesondere die Gestaltung des moralischen und sozialen Verhaltens, die am besten den Eltern, den Kirchen, den (unabhängigen) Schulen, den örtlichen Gemeinschaften usw. überlassen werden sollte“!!!

Weil ´die Route` erst ab anno 2030 festgelegt und ´beschlossen` ist???
https://deutsche-wirtschafts-nachrichten.de/509657/Keine-Privatsphaere-und-kein-Eigentum-Die-Welt-im-Jahr-2030-nach-Wunsch-des-Weltwirtschaftsforums

Gravatar: Desperado

Fehlt noch die Anordnung ; Weiße Frauen dürfen nur noch Schwarze Partner haben ( Politiker sollten mal den Schweiß eines Schwarzen in der Nase haben ohne Brechreiz???...Man ist was man isst.)(Wurde ja schon in betracht gezogen,Alleinstehende weiße Frauen sollen einen Schwarzen aufnehmen oder Hartz4 wird gestrichen)

Gravatar: Desperado

Haben wir bald wieder getrennte Schulklassen ?
Jungen-Mädchen-Lesben-Shwule.......Ungläubige – Muslime u.s.w

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