Schlau aber nicht schlau genug

Wagenknecht: Die Grünen sind die »neue Wohlfühlpartei«

Die Linken-Politikerin erkennt in den Umfrageerfolgen der Grünen ein Muster: Man fühlt sich gut, zu sagen, man würde sie wählen.

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Wohl jede Partei hat Mitglieder, erfolgreiche Mitglieder, die trotzdem nicht zur Partei passen, deren Mitglied sie sind. Boris Palmer ist einer davon. Hand-Georg Maaßen wäre ein anderer.

Und dann ist da noch Sahra Wagenknecht. Mitglied der Kommunistischen Plattform hier, erklärte Sympathisantin von Ludwig Erhard dort, Antisemitin hier, wenn sie sich im Bundestag weigert, sich vor dem Staatspräsidenten Israels zu erheben, Kritikerin der Flüchtlingspolitik dort. Sie passt und passt nicht zur Linken.

Dieser Tage hat die streitbare kreative Sozialistin sich den Umfrageerfolgen der Grünen gewidmet. Schließlich kosten die Erfolge der Öko-Sozialisten auch der Ex-SED reichlich Stimmen. Seit Februar hat Die Linke 2 Prozent-Punkte verloren – bei einem Ausgangswert von 9 Prozent sind das über 20 Prozent. Tendenz abwärts Richtung fünf Prozent.

Richtig erkennt Wagenknecht: Das Umfragehoch ist ein Hype, erzeugt von einer grünen Medienmacht. Damit liegt ein Vergleich auf der Hand, der mit Martin Schulz. »Nur auf den Heiligenschein, der damals Sankt Martins Haupt umstrahlte«, spottet Wagenknecht, »hat man bei Sankta Annalena lieber verzichtet, vielleicht, um keine unguten Erinnerungen zu wecken.«

Dann kommt sie zur Schlüsselfrage, die momentan wohl alle berührt: »Gibt es wirklich eine Mehrheit im Land, die sich nichts sehnlicher wünscht als Annalena Baerbock im Kanzleramt?« Ihre Antwort kann nicht anders lauten als: Nein. Es gibt andere Gründe.

Tatsächlich sieht sie in dem Hoch der Grünen ein Tief der Parteien. Vertrauensverlust lautet das Stichwort. Verstärkt noch durch das komplette Versagen der Regierenden in der Pandemie. Nur so sei das ständige Wechseln der Stimmung erklärbar.

In dieser Stimmung kommen die Grünen gut rüber. »Die Grünen mit Annalena Baerbock mögen inhaltlich für wenig stehen«, schreibt Wagenknecht, »aber irgendwie anders, neu und frisch wirken sie im Vergleich zu diesen Konkurrenten dann doch.« Und das, obwohl die Grünen am schärfere Maßnahmen verhängen würden, wenn sie denn könnten.

Dieser Widerspruch verlangt nach einer Erklärung.

Wagenknecht hat eine parat, die überzeugt. Sie schreibt: »Je weniger man von Parteien erwartet, desto wichtiger wird die Frage, wie man sich bei der Wahl einer Partei selbst fühlt. Wer will schon Parteien wählen, die öffentlich mies dastehen und über die man jeden Tag in der Zeitung lesen muss, dass sie ihre besten Zeiten hinter sich haben? Die Grünen haben es mit geschicktem Marketing und viel medialem Rückenwind geschafft: Sie sind die neue Wohlfühlpartei.« Sie vermittelt ihren Wählern das Gefühl, »moderner, verantwortungsbewusster, klimafreundlicher, weltoffener, kurz: ein guter Mensch zu sein.«

Die Grünen haben nach Wagenknecht daher ein Problem: Was passiert, »wenn das wählerische Publikum merkt, dass die Botschaft ein Fake war.« »Dann wird die Mogelpackung zum Ladenhüter und der Publikumsgeschmack wendet sich der nächsten Mode zu. Auch die Grünen müssen hoffen, dass zumindest bis zur Wahl niemand genauer hinsieht.«

Nach dieser korrekten Analyse hat Sahra Wagenknecht jedoch auch ein Problem: Sie arbeitet für ein Unternehmen und preist Produkte der Konkurrenz. Ludwig Erhard und Ex-SED passen nicht einmal im Ansatz zusammen. Und Kritik an der Flüchtlingspolitik will bei den Grünen niemand hören – auch nicht von Sahra Wagenknecht.

Und so kommt Sahra Wagenknecht zwar deutlich intelligenter und auch attraktiver als Annalena Baerbock herüber – nur heißt das schon deshalb nicht viel, weil ihre Partei, Die Linke, kein Wohlgefühl auslösen wird. Sie bleibt die Partei, die zu recht für Mauerbau, Stacheldraht und Staatssicherheit steht. Deshalb liegt sie bei sieben Prozent.

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Kommentare zum Artikel

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Gravatar: Werner Hill

Wagenknecht wäre eine im In- und Ausland allseits respektierte und kluge Kanzlerin zum Wohle Deutschlands.

Aber es geht nicht nur nicht um das Wohl Deutschlands sondern um dessen Abschaffung als ernstzunehmende Nation. Und da ist natürlich Frau Baerbock die bessere Wahl (siehe auch AKK als Verteidigungsministerin).

Und - apropos Wahl: die haben wir gar nicht mehr.

Was zu geschehen hat, wird von externen Strippenziehern entschieden, von internen Marionetten umgesetzt und von fremdbestimmten Medien beschönigt. Die schämen sich noch nichteinmal, jeden Tag die nichtssagenden Inzidenzwerte als Maß aller Dinge zu verkünden oder zu behaupten, daß von Geimpften keine Gefahr mehr ausgeht.

Vielleicht kriegen die "guten Menschen" vor den Wahlen doch noch das Gefühl, daß sie verarscht wurden!?

Gravatar: Greta Georg

Wer schon die Grünen wählt, ist im Gehirn von Gras bewuchert, denn es ist nur eine Blase, ohne festen Regeln und Vorteile.

Jeden Tag hören wir diesen Klimawahn, einmal muß es Schluß sein, weil viel wichtigere Dinge gibt, die schwerwiegender sind.

Nur Menschen, oder deren Kinder, die in Luxus leben,
wählen die Grünen, sie haben noch nicht genug.

Geld verschenken werden sie dennoch auch nicht, oder?

Gravatar: Alfred

Ah, ha, ha, so ist es richtig. Frau Wagenknecht gibt den Grünen Nachhilfeunterricht in Volkswirtschaftskunde!
Ihr Verstand sitzt jedenfalls an der richtigen Stelle. Bärbock sitzt die meiste Zeit darauf.

Gravatar: Einzelk@mpfer

Grüne und Linke kenne ich von vor der Zeit meines Erwachen. Alles Moslemfutter:-) Dummheit wird doch aussterben.

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