Bringt sich Vitali Klitschko als Nachfolger in Stellung?

Ukraine: Offener Bruch zwischen Selenski und General Saluschnyj

Nachdem Wolodymyr Selenskis »Frühlingsoffensive« katastrophal gescheitert ist, beginnt jetzt in Kiew das Ringen um die Nachfolge. Die ARD Tagesschau bring den Kiewer Bürgermeister Vitali Klitschko ins Rennen und Selenski zofft sich mit seinem Oberkommandierenden.

ARD Tagesschau
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Am Sonntag, den 3.12. berichtete die ARD Tagesschau über einen Protest von Ehefrauen und Müttern auf dem Maidan-Platz in Kiew, die dagegen demonstrieren, dass ihre Söhne und Ehemänner für den NATO-Stellvertreterkrieg in der Ostukraine geopfert werden. Eine Frau hielt ein Schild auf Englisch hoch, auf dem stand: »625 Tage im Krieg – Mein Ehemann ist kein Gefangener – Soldaten haben auch Rechte, nicht nur Pflichten!«

In einem Interview mit The Economist sagte der Oberbefehlshaber der Streitkräfte der Ukraine Gen. Walerij Saluschnyj, der Krieg stecke »in einer Sackgasse« und dass es »wahrscheinlich keinen durchschlagenden, großen Durchbruch geben wird«.

Der ukrainische Oberbefehlshaber räumte ein, es sei ein Fehler gewesen anzunehmen, Russland könne durch Erschöpfung in die Knie gezwungen werden. »Das war mein Fehler. Russland hat mindestens 150.000 Tote zu beklagen. In jedem anderen Land hätten solche Verluste den Krieg beendet«, so Saluschnyj.

Gen. Saluschnyj gab zu, dass die "Frühjahrsoffensive" der Ukraine ihr Ziel nicht erreicht habe, die ethnisch russischen Regionen der Ukraine zu unterwerfen und die historisch russische Krim zu erobern.

»Laut NATO-Lehrbunch und unsere anfänglichen Einschätzungen hätten wir nur vier Monate gebraucht, um die Krim zu erreichen«, so Saluschnyj gegenüber dem Economist.

Stattdessen warf sich die hochgerüstete ukrainische Armee auf »Putins Maginot-Linie«, eine mehrschichtige Verteidigungslinie aus Minienfeldern, Bunkern und  Schützengräben,die sich die gesamte 1000 km lange Front entlangstreckte. In diesem »Fleischwolf« kämpften die Ukrainer an Frontabschnitten wie um Rabotyne bei Saporischija Meter um Meter, Dorf um Dorf, und erlitten seit dem Beginn der Offensive schwere Verluste.

Laut russischem Verteidigungsministerium sind seit dem 4.6.2023 125.000 Ukrainer gefallen. Der russische Präsident Wladimir Putin schätzte die ukrainischen Verluste im Juni auf 10 mal so hoch wie die russischen. In der Ukraine ist es illegal, Zahlen von Verlusten zu veröffentlichen. Deutsche Mainstream-Medien berichten ebenfalls nie über die horrenden Verluste der ukrainischen Armee.

»Zuerst dachte ich, mit unseren Kommandanten stimmt etwas nicht, also habe ich einige von ihnen ausgetauscht. Dann dachte ich, vielleicht sind unsere Soldaten nicht zweckdienlich, also habe ich Soldaten in einigen Brigaden versetzt«, sagte General Saluschnyj dem Economist.

»Man muss verstehen, dass dieser Krieg nicht mit den Waffen der vergangenen Generation und veralteten Methoden gewonnen werden kann«, sagte Saluschnyj. »Sie werden zwangsläufig zu Verzögerungen und folglich zur Niederlage führen.«

»Das größte Risiko eines abnutzenden Grabenkriegs besteht darin, dass er sich über Jahre hinziehen und den ukrainischen Staat auszehren kann«, so Saluschnyj.

Das Interview mit Saluschnyj im renommierten Economist scheint ein Anzeichen eines Zwists  zwischen Saluschnyj und Präsident Volodymyr Elenskizu sein, der nun nicht mehr mit seinem  Oberbefehlshaber reden will, berichtet Ukrainska Pravda.

Laut Ukrainska Pravda behaupten Quellen, Elenski»kommuniziere mit einigen Kommandeuren der Streitkräfte der Ukraine, umgehe dabei jedoch Oberbefehlshaber Valery Saluschnyj und hindere ihn daran, das Gesamtkommando über die Armee zu führen.«

»Das ist sehr demotivierend für den Oberbefehlshaber und vor allem hindert es ihn daran, die gesamte Armee zu führen,« so Ukrainska Pravda.

Der Bürgermeister von Kiew, der ehemalige Schwergewichtsweltmeister Vitali Klitschko, hat sich im Interview mit dem Schweizer 20 Minuten hinter Saluschnyj gestellt, da der General »die Wahrheit gesagt« hat.

»Manchmal wollen die Menschen die Wahrheit nicht hören«, so Klitschko. »Aber letztlich ist er verantwortlich. Er hat erklärt und begründet, wie die Lage heute ist. Selbstverständlich können wir euphorisch unser Volk und unsere Partner anlügen. Aber das kann man nicht ewig machen. Einige unserer Politiker haben (Saluschnyj) für die klaren Worte kritisiert – zu Unrecht. Ich stehe hinter ihm.

Klitschko sagte, es wäre "»nicht klug«, über seine eigenen Präsidentschaftsambitionen zu sprechen. Ein Dementi härt sich anders an.

Auf die rapide sinkende Popularität von Selenski angesprochen, sagte Klitschko: »Leute sehen, wer effektiv ist und wer nicht. Und es gab und gibt viele Erwartungen. Selenski zahlt für Fehler, die er gemacht hat.

»Die Leute fragen sich, wieso wir auf diesen Krieg nicht besser vorbereitet waren. Wieso Selenski bis zum Schluss verneinte, dass es dazukommen werde. Oder wieso es möglich war, dass die Russen so schnell vor Kiew stehen konnten. Es gab zu viele Informationen, die sich mit der Realität nicht deckten. Aber dennoch: Der Präsident hat heute eine wichtige Funktion und wir müssen ihn bis zum Kriegsende unterstützen. Aber am Ende dieses Krieges wird jeder Politiker für seine Erfolge oder Misserfolge zahlen,« sagte Klitschko.

Auch hierüber berichtete die ARD Tagesschau, und teilte Klitschkos ungewohnt deutliche Kritik an Selenski. Vermutlich soll Klitschko jetzt als Selenski-Nachfolger in Stellung gebracht werden.

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Kommentare zum Artikel

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Gravatar: Fritz der Witz

Kommt Selenski jetzt vor ein Kriegsgericht und wird standrechtlich erschossen?

Gravatar: Wilhelm Durte

Die meisten Regime können nur von Innen zerstört werden.
Es gibt genug Beispiele dafür.
Falls aber wir näher zum Frieden kommen, ist uns alles egal, wir schaffen es nicht mehr.
Deshalb ist meine Hoffnung groß.
Keine Waffenlieferung mehr, keine Sanktionen und wir wollen Erdgas aus der Nordsteam 2, basta.,,,,

Gravatar: Ulrich Müller

Wie unschwer vorauszusagen war (und von mir von Anfang an vorausgesagt wurde): Das NATO-Projekt "Ukraine" ist zum Scheitern verurteilt und es sieht inzwischen so aus, als ob es sang- und klanglos zuende geht!

Kein Regierungschange in Russland, dafür Hauen und Stechen in Kiev und Washington!

Gravatar: Jürgen Kurt wenzel

@ Doris Mahlberg , Mit Tränen in Seele und Herz für ihren zitierten Text !!! Danke , Danke wir sind noch nicht Tod !!!

Gravatar: Ekkehardt Fritz Beyer

... „Nachdem Wolodymyr Selenskis »Frühlingsoffensive« katastrophal gescheitert ist, beginnt jetzt in Kiew das Ringen um die Nachfolge. Die ARD Tagesschau bring den Kiewer Bürgermeister Vitali Klitschko ins Rennen und Selenski zofft sich mit seinem Oberkommandierenden.“ ...

Womit das Versagen des Westens auch in der Ukraine auch m. E. ´dokumentiert` wird?!

Wen wundert da die scheinheilig-plötzliche Frage:
https://www.br.de/nachrichten/deutschland-welt/krieg-in-der-ukraine-laesst-der-westen-putin-gewinnen,TvmAGTF

Allerdings: Steht das nicht völlig konträr zur göttlichen(?) Lüge???
https://www.n-tv.de/politik/Russland-Verbitterte-Neujahrsansprache-Putin-wirft-Merkel-und-Hollande-Luegen-vor-article23815130.html

Gravatar: Doris Mahlberg

Und sie sahen die Kameraden fallen,
das war das Schicksal bei fast allen,
Verwundung, Qual wie ein Tier, und Tod.
Ein kleiner Fleck, schmutzigrot -----
und man trug sie fort und scharrte sie ein,
wer wird wohl der nächste sein ?

Und ein Schrei von Millionen stieg auf zu den Sternen,
werden die Menschen es niemals lernen ?
Gibt es ein Ding, um das es sich lohnt ?
Wer ist das, der da oben thront,
von oben bis unten bespickt mit Orden
und nur immer befielt : Morden ! Morden !
Brüder ! Brüder ! schließt die Reihn !
Brüder, das darf nicht wieder sein !
Geben sie uns den Vernichtungsfrieden,
ist das gleiche Los beschieden
unseren Söhnen und unseren Enkeln.
Sollen auch die wieder blutrot besprenkeln
die Ackergräben, das grüne Gras ?
Brüder ! Pfeift den Burschen was !
Es darf und soll so nicht weitergehen.
Wir haben alle, alle gesehen
wohin ein solcher Wahnsinn führt ------
Das Feuer brannte, das sie geschürt.

Löscht es aus ! Die Imperialisten,
die dort drüben bei jenen nisten,
schenken uns wieder Faschisten !
Und nach abermals 20 Jahren
kommen neue Kanonen gefahren.
Das wäre kein Frieden ! Das wäre Wahn !
Der alte Tanz auf dem alten Vulkan.
Du sollst nicht töten, hat einer gesagt,
und die Menschheit hörts und die Menschheit klagt.
Wird das niemals anders werden ?
Krieg dem Kriege ! Und Friede auf Erden.

(Kurt Tucholsky)

Gravatar: Werner Hill

Und das alles trotz der üppigen deutschen Geld- und Waffenlieferungen! Und die US-Kriegstreiber wollen gar nicht mehr zahlen. Und der ganze Krieg in einer Sackgasse ...

Bin gespannt, wann jemand auf die Idee kommt, ihn endlich zu beenden.

Deutschland kann ja dann statt Waffen zu liefern, seine Geldüberschüsse für den Wiederaufbau der Ukraine verwenden ...

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