Eien Baufirma aus dem Heimatwahlkreis Trudeaus hat finanziell lukrative Geschäfte mit der Familie des ehemaligen libyschen Machthaber Gaddhai gemacht. Einiges an Kapital floß aus Kanada in der Form von Bestechungsgeldern in Richtung Libyen, damit die Aufträge unter Dach und Fach gebracht werden konnten. Diese Schmiergeldzahlung flog auf und Justin Trudeau, Premierminister Kanadas, Polit-Popstar mit dem Saubermann-Image, hatte nichts eiligeres zu tun, als Druck auf Justizministerin Jody Wilson-Raybould auszuüben. Er wollte die Justizministerin dazu zwingen, sich mit dem Unternehmen außergerichtlich zu einigen und kein Strafverfahren anzustreben.

Die Justizministerin war über diesen Vorstoß Trudeaus in dieser Form allerdings wenig begeistert und machte die ganze Geschichte publik. Eine Ethikkommission wurde einberufen, die Trudeau für sein Verhalten schwer rügte. Ethik-Kommissar Mario Dion ließ kein gutes Haar an dem kanadischen Premier: ein solches Vorgehen sei des hohen Amtes unwürdig, schrieb er Trudeau ins Tagebuch.

Nach dem Abschlussbericht der Kommission traute sich Trudeau in die Öffentlichkeit und bat halbherzig um Entschuldigung. Er übernehme die Verantwortung für seine Fehler, aber »auf der anderen Seite kann ich mich auch nicht dafür entschuldigen, dass ich kanadische Jobs retten wollte.« Sein Renommee war durch die Affäre ohnehin schon angekratzt, mit dieser wachsweichen Erklärung wird er bei den Kanadiern kaum punkten können. Das Saubermann-Image ist nachhaltig ramponiert.