In einer zum Nachdenken anregenden Vorlesung [YouTube hier] taucht Professor David Engels tief in die Werke von J.R.R. Tolkien ein, um zu erkunden, wie sie uns einen Blickwinkel bieten, durch den wir die Herausforderungen der modernen Gesellschaft bewältigen können. Engels, ein belgischer Historiker und Experte für römische Geschichte, zieht Parallelen zwischen Tolkiens fiktiver Welt und den realen Dilemmas der heutigen westlichen Zivilisation. Sein Vortrag erinnert uns daran, dass Tolkiens Mittelerde mehr ist als nur eine Fantasiewelt; es ist eine Fundgrube für Werte und Weisheit, die uns helfen kann, zum Kern der westlichen Kultur zurückzufinden.

Engels beginnt damit, das Wiederaufleben des Neuheidentums in der heutigen Gesellschaft zu beleuchten. Er unterstreicht, dass diese Bewegung, auch wenn sie statistisch gesehen unbedeutend erscheinen mag, ein tiefes Unbehagen mit der modernen Welt widerspiegelt, insbesondere bei jungen Menschen, die auf der Suche nach ihrer historischen Identität sind. Engels argumentiert, dass das Verständnis der Beziehung zwischen germanischer Identität, christlicher Spiritualität und dem griechisch-römisch-jüdischen Erbe von entscheidender Bedeutung ist, um einen Rahmen zu schaffen, der in der Lage ist, westliche Interessen zu verteidigen und Neuankömmlinge zu integrieren. Dies sei eine der dringlichsten Herausforderungen unserer Zeit.

J.R.R. Tolkiens literarische Werke bieten eine einzigartige Perspektive auf diese Fragen bieten. Engels hält Tolkien für einen der einflussreichsten Überträger der germanischen Kultur und der christlichen Transzendenz in der Geschichte. Als solcher bietet Tolkien eine komplexe und traditionalistische Weltsicht als eine Fundgrube für moderne Konservative. Tolkiens Themen wie Gut und Böse, Ehre, Loyalität, Pflicht, klare soziale Hierarchien und die letztendliche Vergeblichkeit menschlicher Hybris finden bei denjenigen Anklang, die eine Rückkehr zu traditionellen Werten anstreben.

Der Niedergang des Christentums in der westlichen Gesellschaft hat eine geistige Leere hinterlassen hat. Er räumt ein, dass die Kirchen selbst zwar an Einfluss verloren haben mögen, das angeborene menschliche Bedürfnis nach transzendentem Sinn aber fortbesteht. Engels unterstreicht, dass die Aufgabe des Christentums oder seine Anpassung an die zeitgenössischen säkularen Werte keine Lösung ist. Stattdessen plädiert er für eine Rückbesinnung auf die christliche Tradition, wobei er deren heroische Größe und ihr Potenzial, einen Rahmen für die westliche Kultur zu bieten, hervorhebt.

Engels argumentiert gegen eine Rückkehr zum vorchristlichen germanischen Heidentum. Er erklärt, dass das echte Heidentum durch das Christentum vor mehr als einem Jahrtausend abgeschafft wurde, und jeder Versuch, es wieder aufleben zu lassen, birgt die Gefahr der Künstlichkeit und der Fehlinterpretation dessen, was die westliche Kultur ausmacht. Das Christentum hat Elemente des Heidentums bewahrt und aufgewertet, und die beiden Traditionen seien miteinander verwoben, so dass eine Trennung kontraproduktiv sei.

Tolkiens Mittelerde verbindet Elemente beider Traditionen miteinander, was zu einer Erzählung führt, die auf das westliche Empfinden abgestimmt ist. Der heroische Kampf gegen das Böse, gepaart mit dem inneren Streben nach Reinheit und transzendenter Erfüllung, steht im Mittelpunkt von Tolkiens Werken und spiegelt das Wesen der westlichen Zivilisation wider.

Engels schließt mit einer Erörterung von Tolkiens Konzept der Eukatastrophe - der Vorstellung, dass göttliches Eingreifen selbst im Angesicht scheinbaren Scheiterns zu unerwarteten, positiven Ergebnissen führen kann. Er deutet an, dass die westliche Zivilisation in ihrer dunkelsten Stunde Hoffnung finden kann und dass Beharrlichkeit im Angesicht von Widrigkeiten noch einen späten Herbst oder einen goldenen Abend vor dem Winter bringen kann.

Engels lädt uns ein, über die zeitlose Weisheit von Mittelerde nachzudenken, um die Komplexität der modernen Welt zu bewältigen, und bietet einen Weg zur Wiederentdeckung der Werte, die unsere Zivilisation seit Jahrhunderten geprägt haben.