Meinungsfreiheit in Deutschland und Russland in Gefahr

»RT« versus »Deutsche Welle«: Ein deutsch-russischer Medienkrieg?

Das Verhältnis zwischen Deutschland und Russland verschlechtert sich zusehens. Jetzt sind die Medien dran. Was sagt uns das? – Ein Kommentar

Jürg Vollmer / Maiakinfo, CC BY-SA 3.0
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Die Omikron-Welle mag immer höher durch Deutschland schwappen – aber die »Deutsche Welle« wird fürs erste in Russland nicht mehr senden. Weder auf deutsch, noch auf englisch und auch nicht auf russisch. Denn die Behörden in Moskau haben das Büro des Auslandssenders am gestrigen Donnerstag angewiesen, ihr Büro in der russischen Hauptstadt zu schließen. Dafür hatten sie einen triftigen Grund: Einen Tag zuvor war dem russischen Sender RT die Ausstrahlung seines TV-Programms in Deutschland von den deutschen Behörden verboten worden.

Wenn die deutsche Politik und einige Medien sich nun über die Schließung des Moskauer Büros der »Deutschen Welle« empören, dann haben sie entweder etwas grundlegendes nicht verstanden oder sie bewertet nach zweierlei Standards; vielleicht aber auch beides.

Nicht verstanden wird die Lage in Ost- und Mitteleuropa. Die Zeichen stehen auf Konfrontation und in solchen Zeiten zählt allein, was die beiden Seiten können und was sie nicht können; die Rechtslage ist für die Durchführbarkeit einer Maßnahme nicht mehr entscheidend. Und dass Deutschland einem russischen Sender die Sendeerlaubnis entziehen kann, steht ebenso in der Macht der Mächtigen wie die Schließung des Büros eines Senders, der in Russland für Deutschland gerichtet. Das hätten die Verantwortlichen in Berlin überlegen sollen, bevor sie den TV-Sender von RT schlossen.

Wer bedenkt, dass Außenministerin Annalena Baerbock und Kulturstaatsministerin Claudia Roth hauptverantwortlich sind, legt die Annahme einer solchen Vorüberlegung zu den Akten. Internationales machtpolitisches Kalkül darf man bei diesen beiden Vertretern der Grünen nicht erwarten. Sie haben wahrscheinlich wirklich geglaubt, Moskau ließe sich die Schließung von RT einfach gefallen.

Damit bleibt die Doppelmoral. Wer russischen Behörden den Vorwurf macht, das Schließen eines deutschen Auslandssenders sei eine willkürliche Beschränkung der Meinungsfreiheit in Russland, der muss sich selber fragen: Was sagt die Schließung eines russischen Auslandssenders in Deutschland über die Meinungsfreiheit in Deutschland? – Richtig, nichts gutes.

Da helfen auch alle bemühten Versuche der deutschen Seite, die beiden Fälle als unvergleichbar darzustellen, nicht viel. Beide Sender, RT und Deutsche Welle, werden vom Staat finanziert; das Geld der Sender stammt aus Steuereinnahmen. Das Argument der deutschen Behörden, RT würde die nötige »staatsferne« fehlen, ist also schwach, denn sie mangelt ebenso der »Deutschen Welle« und es wird auch nicht dadurch überzeugender, dass Frau Baerbock in Moskau ernsthaft behauptet, es gäbe in Deutschland keinen staatlichen Rundfunk. Zumindest die »Deutsche Welle« ist ein solcher Sender.

Und wer die »Deutsche Welle« als Leuchtturm der Pressefreiheit in einem Russland der Unterdrückung versteht, der wagt am besten einen Blick ins Programm von RT: Es ist der Sender, der umfassend und ausgewogen über Corona-Demonstrationen berichtet, der Sender, der staatlichen Maßnahmen in Deutschland hinterfragt, der Sender, der den Umgang mit Oppositionellen in Deutschland kritisiert und das in aller Regel auf einem Niveau, das man sich von den Zwangsgeldsendern wünschte. Sicher, RT vertritt im Ukraine-Konflikt die Positionen des Kreml. Aber was denn sonst? – Oder hat die »Deutsche Welle« aus Moskau auch nur eine Sendung gebracht, die die Ansicht des Kremls unterstützte? – Wohl kaum. Weil das nicht ihre Aufgabe ist.

Nein, »Deutsche Welle« und RT sind Sender, die Regierungsgegner und Kritiker der Regierenden unterstützen. Und das in den jeweils anderen Ländern. Hier in Deutschland, dort in Russland. Dafür erfreuen sie sich in beiden Ländern eine umfangreiche Zuhörerschaft – nicht unbedingt zur Freude der Machthaber in Deutschland und Russland. Und deshalb hat man in Berlin und Moskau die Gelegenheit beim Schopfe gepackt und den beiden unliebsamen Sendern ihre Möglichkeiten, die Opposition im jeweils anderen Land, mit Nachrichten zu versorgen, stark reduziert. Nicht zugleich, sondern zuerst in Berlin und dann in Moskau. Denn das hätte zu sehr nach einer Achse Berlin-Moskau ausgesehen.

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Kommentare zum Artikel

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Gravatar: Gerhard G

Das Geschrei nach einem Krieg wird immer lauter seit der ,,Kanzler''in Washington ist. Unsere System-Medien drehen durch. Gibt es keine mutigen Leute die den Amis u. den noch blöderen Briten sagen ..Wir (das Volk) wollen keinen Krieg. Wir mischen uns auch nicht in US oder brit. Angelegeheiten ein ...aber immer werden wir mit in den Dreck gezogen. Wie hieß es ab 45 bis in die 50er ,,Nie wieder Krieg !''

Gravatar: Axel Gojowy

Ein Esel solle den anderen Nicht Langohr schimpfen (Volksweisheit)

Gravatar: Arne

Wer Wissen möchte was in Deuschland wirklich passiert, liest ausländische Nachrichten. ARD und ZDF haben heute den Ruf, wie der Schwarze Kanal im Osten.

Gravatar: Karl Napp

@ Lutz: Wohl vergeblicher Rat! Glaube nicht daß Frau B. von Herrn O.v.Bismarck Näheres weiß! Vielleicht kennt sie gerademal eine Bismarck-Straße!

Gravatar: Wolfram

"Wie du mir. so ich dir" (Volksweisheit)

Gravatar: Ronald Schroeder

Es ist ein paralleles Handeln zweier diktatorischer Systeme, die sich eines vom jeweiligen ideologischen Gegner ausgehaltenen Auslandssenders entledigen, da er gezielt den Finger in die Wunden legt, die die eigenen Systemmedien verschweigen - verschweigen müssen. Das einzige was wirklich interessant ist: wer hat angefangen? Welches politische System ist angstgeplagter? Die Antwort spricht Bände.

Gravatar: Kriegshetze des Reichsministeriums für Volksaufklärung und Propaganda seit mindestens acht Jahren

Die Zeichen stehen auf Sturm, während den Wind wie üblich ganz unzweideutig deutsche Politik und Mainstreammedien gesät haben, die nicht wissen, was sie sagen, tun und lassen, und die im Übrigen übler ideologisch rotbraun regrediert und durchseucht zu sein scheinen, als eine deutsche Bevölkerung jemals mit irgendeinem Virus durchseucht sein kann.

Nun denn, die Fahne hoch, die Reihen fest geschlossen ...

https://menschundrecht.de/Spiegel%20Volksverhetzung%20hl.pdf

https://app.box.com/s/5ydzkj21j4fmefmoedz2hssl4nwlfxfj

https://www.youtube.com/watch?v=AnMsF-dzgAY !

Gravatar: asisi1

Hört man sich die Nachrichten aller GEZ Medien in Deutschland so richtig an, kommt man zu dem Schluss, das nur das Datum und die Uhrzeit gestimmt hat. Alles Andere war beschönigt oder gelogen.
Ein Beispiel aus Bremen, von Bremen 1.
Auf diesem Sender wurde noch nicht einmal von einem Gewaltverbrechen eines Zugereisten berichtet! Es kann nur sein, das wir hier im Paradies leben. Daher verstehe ich nicht, das die Polizei in manche Bezirke nur in Mannschaftsstärke hinein fährt!

Gravatar: Dorle Kontert

Was haben unsere lieben und gut ausgebildeten Eliten gedacht, wird Putin alles gefallen?
Wir schreiben nicht mehr 1990, wo der Westen denen belügen konnte, jetzt zählen Fakten und Auge um Auge.
Von rt hatten wir mal auch die andere Seite in unseren Superstaat hören können, jetzt nur noch den gelenkten Staatsmedien aus Übersee.
Die Kriegsherren werden alles darauf setzen, das Rußland geschwächt wird auf unsere Kosten.
Wird aber nicht gelingen, Asien ist viel stärker, als die EU und usa.
Bald bekommen die amis Problemen vor der Küste, mal abwarten, Kuba haben sie nicht besiegen können, direkt vor Denen, jetzt wollen sie woanders probieren.
Brüssel macht mit.

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