Chinas wachsende Ausschreitungen gegen Gläubige

Roms Schande in China

Der Vatikan wird nie verstehen, warum China nicht klein beigeben wird. Ein Beitrag von Robert Royal.

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Von Robert Royal*

 

China ist ein großes, seltsames und komplexes Land voller Widersprüche, noch bevor es eine große, seltsame, komplexe, widersprüchliche und mörderische Form des Kommunismus übernommen hat, der seine unterschiedlichen Völker unterdrückt. Niemand versteht in vollem Maße, was vor sich geht. Jene aber, die am besten verstehen, weil sie am nächsten sind – die Hongkong-Demonstranten, die wissen, was Kapitulation vor Beijing bedeutet, und die Taiwanesischen Wähler, die während ihren Walen als Ganze der Unterdrückung des Festlands widerstanden haben – haben eins gemeinsam: sie verstehen, dass man China nicht trauen kann.

Es ist sinnvoll, einmal zu durchdenken, warum der Vatikan eine andere Meinung zu haben scheint.

In meiner Zeit in Washington habe ich zahlreiche ehrlichen und hingabevollen öffentlichen Persönlichkeiten begegnet, sowie viele Schlingeln, Schuften, Hochstaplern und Lügnern. Aber die wenigen Begegnungen mit chinesischen Amtsträgern hatten einen neuen Goldstandart für schamloses Lügen eingesetzt – besonders wenn es um religiöse Verfolgung geht.

Selbst säkulare Journalisten mit wenig Verständnis für Religion berichten in diesen Tagen routinemäßig über Chinas wachsende Ausschreitungen gegen Gläubige. Ihre Reportagen konzentrieren sich meist auf religiöse Gruppen, die bei westlichen Säkularisten in der Gunst stehen – die 1 Million Uighur Muslime in China, beispielsweise, die nun in »Umbildungs«-Camps umerzogen werden.

Journalisten interessierten sich meist weniger für die 100 Millionen Christen (Protestanten und Katholiken) in China. Oder wie religiöse Gruppierungen brutalst »sinisiert« werden. Sie werden manchmal sogar dazu gezwungen, ihre Heiligen Schriften umzuschreiben, um sie in Einklang mit der kommunistischen Ideologie zu bringen.

Letzte Woche veröffentlichte ein Kongresskomitee einen brandaktuellen Report über China, der besagte: »Beobachter haben erkannt, dass religiöse Verfolgung in China im letzten Jahr an Intensität zugenommen hat, die es seit der Kulturrevolution nicht mehr gegeben hat.« Es wurde dokumentiert, wie nicht nur »fremde« Religionen (d.h. Christentum und Islam) unterdrückt werden, sondern selbst traditionelle Glaubensrichtungen wie der Buddhismus und der Hinduismus; es gibt derzeit einen frontalen Angriff auf alle Religionen.

Einen Tag danach gab Papst Franziskus seine jährliche Ansprache an Diplomaten in der er der Religionsverfolgung in China nicht ein Wort gewidmet hat. In seiner 2019 Ansprache an Diplomaten behauptete er, dass das temporäre Vatikan Abkommen mit China das »Resultat eines langen und durchdachten institutionalisierten Dialogs ist, der zur Überzeugung führte, die mögliche Zusammenarbeit zwischen dem Heiligen Stuhl und einigen stabilen Elementen der Zivilregierung sei möglich.«

Wie kann eine solche Blindheit möglich sein?

Vielleicht gibt »A Hidden Life« eine Antwort, Terrence Malicks bewegender Film über das Martyrium von Franz Jägerstätter, einem australischen Katholiken, dessen Gewissen es ihm nicht erlaubte, Hitler die Treue zu schwören. Seit dem ich mein Buch »Die Katholischen Märtyrer des Zwanzigsten Jahrhunderts« geschrieben habe, wurde mein Interesse an ihm geweckt.

Ein mea culpa: Er war einer meiner Favoriten der vielen modernen heroischen und heiligen Gestalten, der fast komplett von Historikern ignoriert wurde. Aber ich selbst musste als Historiker über ihr schreiben, und konnte seinen persönlichen Kampf nur als Rahmen beschreiben; und wie er sich den Kopf darüber zerbrach, wie seine Frau und Kinder ohne ihn durchkommen würden. Wie seine Freunde und Dorfbewohner ihn als Verräter ansahen (sie fühlten sich natürlich schuldig, mit dem Bösen kompromittiert zu haben und machten ihn für ihr schlechtes Gewissen schuldig). Wie die Nazis ihm unermüdlich erklärten, sein Tod würde nichts verändern; niemand würde darüber Bescheid wissen; seine Dickköpfigkeit würde nur Leid für seine Geliebten bringen.

Einige haben die langsame, langatmige Erklärung dieser Dinge im Film kritisiert. Aber wie sollte man sonst deutlich machen, wie es wirklich ist, unter unaufhaltsamer Unterdrückung zu leben, Tag für Tag, und mit einer Art von Folter und Zweifel umzugehen, die die meisten von uns in den Wahnsinn treiben würde?

Aber das war noch nicht das schlimmste. Franz Pastor und Bischof (Joseph Fliesser von Linz) schlug ihm nervös vor, sich der öffentlichen Autorität zu unterwerfen, wie der hl. Paulus es niedergeschrieben hatte (Röm, 13). Männer wie er waren keine Monster, noch waren sie Nazi-Schergen. Sie wollten die Kirche nicht zerstören, sondern haben gedacht, passiv mitzugehen, würde bedeuten, in Zeiten der schrecklichen Bedingungen, so viel von der Kirche zu retten, wie eben nur möglich. Es gab natürlich auch persönliche Feigheit, die sich mit anderen Absichten vermischte. Sie hatten Unrecht, massives Unrecht, wie heute jeder sehen kann.

Etwas Ähnliches geht gerade in China vonstatten. Der Vatikan, durch sein Abkommen mit einer Regierung des Bösen, hat im Wesentlichen den chinesischen Katholiken vermittelt, dass sie in ihrem Widerstand Unrecht haben und ihr Versuch, gegenüber dem Regime unabhängig zu bleiben – das sie klar als mörderisch und höllisch erkennen – die Kirche umdefiniert, gegen die harmlosen Vorgaben der Regierungsinteressen.

Verlässliche Quellen haben bestätigt, dieselben Manipulationsweisen, die Kader so effektiv in der »Ein-Kind-Politik« umgesetzt hatten, werden nun zur Sinisierung von religiösen Gemeinden benutzt.

Wo bleiben die mutigen Stimmen, die der Unterdrückung und Einschüchterung der Kirche widersprechen? Es gibt natürlich Hong Kongs emeritierten Kardinal Joseph Zen Ze-kiun, der gerade einen besorgten Brief an alle katholischen Kardinäle verfasste, der in einem persönlichen Aufruf an sie endete: »Eminenz, können wir passiv dem Mord der Kirche in China zusehen, von jenen, die sie von ihren Feinden schützen und verteidigen sollten? Ich bitte sie auf den Knien, Bruder…«

Dieser Brief wurde in den höchsten Vatikankreisen totgeschwiegen – ganz zu schweigen von den Horrorgeschichten, die er beschreibt –, nämlich von Kardinal Parolin, dem Staatssekretär, der am provisorischen Vatikan-China-Abkommen mit Papst Franziskus selbst arbeitete.

Wir haben von Parolin gehört, dass wir geduldig sein, und die Hoffnung wahren müssen, aber die Tatsachen vor Ort sind unbestritten: Die Kirche wurde eingesackt. Die Überzeugung, dass ‚Dialog‘ – der wie die ‚Diplomatie‘ in bestimmten internationalistischen Kreisen zu einem Idol geworden ist – mit bestimmten Formen des Bösen möglich sei, wird eines Tages als ein dummes Experiment angesehen werden – wie heute schon einigen von uns klar ist, und – nicht nur chinesische Katholiken – werden mit ihren Freiheiten und ihrem Leben für dieses dumme Experiment bezahlen müssen.«

Das wird nicht alles sein, denn die Bösen Mächte auf der Welt schauen zu. Wenn man in jedem Fall leiden und vielleicht sogar sterben muss, dann ist es besser, so wie Franz Jägerstätter zu handeln – wie er seinen Geiselnehmern, trotz seiner Gefangenschaft als freier Mann, erklärte – als einen falschen Frieden zu akzeptieren, der, früher oder später, nur ein Friedhofsfrieden ist.

Dieser Artikel erschien zuerst im Orginal auf der Webseite »The Catholic Thing« (www.thecatholicthing.org). Copyright 2020. Alle Rechte vorbehalten. Mit Erlaubnis übersetzt und abgedruckt.

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Kommentare zum Artikel

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Gravatar: Hartwig

Was soll diese naive Diskriminierung in religiös und nicht-religiös? Was hat der Autor gegen freies Denken? Das macht dumm.

Das Christentum ist die absolute Wahrheit. Atheismus ist die Lüge. Hinduismus, Buddhismus, Islam, auch alles Lüge. Das kann man logisch beweisen.

Wo ist denn die Kritik der EKD an China?

Wieso haut eine protestantisch-christliche Seite ständig auf den Vatikan ein? Ein Ersatz, weil die EKD schon tot ist?

Es gibt nicht den (!!) Vatikan. Gegenwärtig ist der Vatikan atheistisch, genauso wie der Autor, vermute ich mal. Woher daher die künstliche Aufregung?

Wieso kritisieren alle und verheimlichen gleichzeitig, wo diese stehen, von welcher Warte aus kritisiert wird? Kritik zu üben und dabei zu verheimlichen, dass die angebotene Alternativlösung noch schlechter sein muß, ist nicht überzeugend.

Das Ziel dieser kommunistischen, atheistischen Chinesen ist die Eroberung der gesamten Welt. Deswegen mischen sie sich ja auch überall ein, verbieten sich aber das Gleiche in China. Allein daran könnnte ein aufmerksamer Leser die Verlogenheit dieser Chinesen erkennen.

Allgemein gilt: Chinesen halten sich für auserwählt und anderen Völkern gegenüber für überlegen.

Und der Untergang dieser kriminellen Rotchinesen ist schon so gut wie besiegelt. Die echte Gerechtigkeit existiert. Kein Verbrecher kommt ungeschoren davon. Das ist unmöglich. Nur naive Atheisten glauben das.

Gravatar: Ekkehardt Fritz Beyer

... „Jene aber, die am besten verstehen, weil sie am nächsten sind – die Hongkong-Demonstranten, die wissen, was Kapitulation vor Beijing bedeutet, und die Taiwanesischen Wähler, die während ihren Walen als Ganze der Unterdrückung des Festlands widerstanden haben – haben eins gemeinsam: sie verstehen, dass man China nicht trauen kann.“ ...

Tatsächlich?

Werden die Hongkong-Aktivisten vom Westen nicht aber ganz arg betrogen?
http://german.china.org.cn/txt/2019-08/20/content_75118488.htm

Weil man sich nicht nur in Brüssel und Berlin die Frage stellt, warum Europa so zersplittert ist und China nicht?
https://blog.tagesanzeiger.ch/nevermindthemarkets/index.php/9539/warum-ist-europa-so-zersplittert/

Wenn ich hier lese:

„Der Vatikan wird nie verstehen, warum China nicht klein beigeben wird“:

Könnte es nicht auch daran liegen, dass „die düsteren Geheimnisse des Vatikan“
https://www.spiegel.de/kultur/vatikan-die-duesteren-geheimnisse-der-katholischen-kirche-in-rom-a-00000000-0002-0001-0000-000157424321
selbst im Land der Drachen bekannt wurden und die Chinesen sich auch vor dieser „Weltmacht“ und „Roms Schande“ zu schützen wissen?

„Es ist sinnvoll, einmal zu durchdenken, warum der Vatikan eine andere Meinung zu haben scheint“!!!
https://alternative-presseschau.com/roms-schande-in-china/

Gravatar: Schnully

Solch eine Regierungsform wird zur Zeit in Deutschland angestrebt .
Unterdrückung der Demokratie erleben wir gerade selbst und die Kirchen holen bewußt Andersgläubige ins Land .
Warum sollen sich die Kirchen für Christen in anderen Ländern einsetzen ,die hier ja keine Kirchensteuern zahlen und bereits zum Christentum konvertiert sind .

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