Rebellion? Aufstand? Revolution? Wohl eher nicht.

Putin, Prigoschin, Schoigu: Hintergründe

Am vergangenen Wochenende überschlugen sich die Westmedien mit Meldungen von einem angeblichen Aufstand, einer Rebellion oder gar einer Revolte gegen Putin. Manch einer schrieb gar dessen Sturz herbei. Alles etwas übertrieben und arg vorschnell, wie sich zeigt.

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Die angebliche Revolte, der Aufstand Prigoschins, angeblich gegen Putin, den die Westmedien am vergangenen Wochenende massiv herbeischrieben und -fantasierten war wohl weit weniger dramatisch als geschildert. Mit ein wenig eigener Recherche und einem Blick auf die Verknüpfungen der drei Protagonisten und ihren Beziehungen zu- und miteinander, hätte die Westjournaille selbst zu dieser Erkenntnis kommen können.

Vor allem die Behauptung, Putin sei durch die Ereignisse geschwächt, entbehrt jeglicher Grundlage. Das zeigt ein einfacher Blick auf die Geschehnisse und wie Putin die Situation entschärfte.

Prigoschin rückte mit seinen schwerbewaffneten und kriegserfahrenen Männern in Rostow am Don ein und besetzte dort einige Gebäude des Militärkommandos. Das ist unter anderem für die Versorgung der russischen Streitkräfte im Donbas verantwortlich. Die vom russischen Verteidigungsminister Schoigu versprochene Versorgung der Wagner-Truppen sollte auch über Rostow erfolgen, blieb aber trotz mehrfacher Zusage Shoigus aus. Nicht nur deswegen wurde der von Prigoschin öffentlich scharf kritisiert. Die Wurzeln für den Zwist zwischen den beiden liegen weitaus länger zurück; davon später mehr. Prigoschin besetzt also mit seinen Männern Rostow am Don und wird Augenzeugenberichten zufolge von den Menschen der Stadt als Befreier des Donbas begeistert empfangen. Weil er aber keinen hochrangigen der von ihn so scharf kritisierten russischen Generalität vor Ort antraf, lenkt er seine Truppen in Richtung Norden weiter. Eine mehrere tausend Mann starke Truppe, schwerbewaffnet, mit Panzern, automatischen Waffen, Mörsern, Granaten und allem was dazu gehört, besetzt erst eine russische Großstadt – ohne dass ein einziger Schuss fällt, ohne dass jemand verletzt oder gar getötet wird – und will dann in Richtung Moskau marschieren.

Was macht Putin? Setzt er das russische Militär in Bewegung? Stellt er den »revoltierenden« Einheiten eine Streitkraft entgegen oder lässt er zumindest Polizeikräfte auffahren? Nein, nichts von alledem geschieht. Sein Verteidigungsminister taucht ab und Putin greift zur »ultimativen Waffe«: er stellt sich vor die Fernsehkameras und erklärt seinem alten Kumpel Prigoschin (die beiden kennen sich seit den 1990er-Jahren aus ihrer gemeinsamen Zeit in Sankt Petersburg), dass diese Aktion ein Schritt in die falsche Richtung sei. »Das gefährdet unsere gemeinsamen Ziele«, sagt Putin in Richtung Prigoschin. Mehr braucht es nicht als diese kurze Ansprache Putins direkt an Prigoschin, damit dieser seine Truppen zurück in die Kasernen beordert. Keine Armee, keine Streitkräfte, nicht einmal einen einzigen Dorfpolizisten musste Putin ausrücken lassen. Und das soll angeblich seine Schwäche belegen? Hier scheint Wunschdenken des Wertewestens bei den Beitragserstellungen in schlechtester Relotius-Manier vorgeherrscht zu haben.

Prigoschin weiß ganz genau, wem er seinen eigenen Aufstieg in Russlands Hierarchie zu verdanken hat: Putin. Für Prigoschin gilt noch so etwas wie Dankbarkeit und Ehre. Deswegen hätte er nie gegen Putin aufbegehrt und schon gleich gar nicht revoltiert. Genau deswegen reichte eben auch die kurze TV-Ansprache Putins, um die Situation zu entschärfen.

Ganz anders verhält es sich mit der Beziehung zwischen Prigoschin und Schoigu. Die beiden verbindet eine echte, tiefe Abneigung gegeneinander. Diese Abneigung entwickelte sich in den vergangenen Wochen und Monaten zu einem echten Hass. Schoigu verabscheute die militärischen Alleingänge der Wagner-Verbände und neidete vor allem Prigoschin den damit verbundenen Erfolg. Beispielhaft sei hier nur der dem Kampf um Bachmut genannt. Während Schoigu einen Einsatz russischer Bodentruppen im personal-intensiven Nahkampf verweigerte, kämpften die Wagner-Soldaten Bachmut frei. Schoigu verweigerte die Lieferung der zugesagten Munition und anderer Versorgungsgüter an die Wagner-Einheiten, während die Verbände der regulären russischen Armee entlang der Hauptkampflinie im Donbas stets gut versorgt wurden. Für Prigoschin war das ein nichtwiedergutzumachender Wortbruch, eine unehrenhafte Tat. Weil Schoigu zudem aus der Öffentlichkeit abgetaucht war, bezeichnete ihn Prigoschin als Feigling und gab ihm noch eine Vielzahl wenig schmeichelhafter Namen.

Ganz anders verhält es sich mit der Beziehung zwischen Prigoschin und Schoigu. Die beiden verbindet eine echte, tiefe Abneigung gegeneinander. Diese Abneigung entwickelte sich in den vergangenen Wochen und Monaten zu einem echten Hass. Schoigu verabscheute die militärischen Alleingänge der Wagner-Verbände und neidete vor allem Prigoschin den damit verbundenen Erfolg. Beispielhaft sei hier nur der dem Kampf um Bachmut genannt. Während Schoigu einen Einsatz russischer Bodentruppen im personal-intensiven Nahkampf verweigerte, kämpften die Wagner-Soldaten Bachmut frei. Schoigu verweigerte die Lieferung der zugesagten Munition und anderer Versorgungsgüter an die Wagner-Einheiten, während die Verbände der regulären russischen Armee entlang der Hauptkampflinie im Donbas stets gut versorgt wurden. Für Prigoschin war das ein nichtwiedergutzumachender Wortbruch, eine unehrenhafte Tat. Weil Schoigu zudem aus der Öffentlichkeit abgetaucht war, bezeichnete ihn Prigoschin als Feigling und gab ihm noch eine Vielzahl wenig schmeichelhafter Namen.

Was das alles für die Zukunft bedeutet, darüber sind sich Militärepxerten und Beobachter derzeit uneins. Wir beleuchten die Optionen und Spekulationen in einem separaten Bericht.

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Kommentare zum Artikel

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Gravatar: Leo

Mehr Souveränität kann man nicht ausstrahlen als Putin.

Gravatar: I. Maya

Die Westmedien sind Spezialisten in Hinsicht von Falschheit und Lüge. Es gibt keine neutralen Nachrichten mehr! Schaut Euch die "AUF1 Nachrichten" an, da kommt noch das rüber was auch wirklich läuft!

Gravatar: Karl Dulleck

Also, ich gratuliere Russland und Herrn Putin zu einem "friedlichen Zwischenfall". Und mich freut, dass der verlogene "Werte-Westen" keinen Vorteil daraus ziehen konnte. Vllt. erfährt man, ja noch Hintergründe, aber insgesamt wäre zu wünschen, dass der Schauspieler Selenski endlich "entsorgt" wird, dass gilt übrigens auch für die Riege hierzulande...

Gravatar: winfried

Bilder, Filme und Meldungen, können so wahr wie ein Spielfilm sein?

Gravatar: asisi1

Alles nur reine Show.
Putin hat gelernt den Menschen eine Show zu bieten, denn das machen die westlichen Länder seit ca, 100 Jahre, Sie verarschen und beeinflussen die Menschen mit Lügen seit 100 Jahren, um sie besser ausbeuten zu können Wer kann denn diesen schwuchtligen devoten und Amoi hörigen Politikern noch irgendetwas glauben? Das können doch nur Einfallspinsel sein!
Und wenn dazu noch Jemand glaubt, Putin, als ehemaliger KGB Mann läßt sich von seinem Koch an der Nase herum führen, der glaubt auch das hier im Westen die Politiker eine Besserung herbei führen wollen! Grenzenlose Blödheit!

Gravatar: Ulrich Müller

Wenn unsere prächtigen Staatsmedien sich überschlagen, Putin als "schwach" oder "als am Abgrund" (Putin on the brink) zu schmähen, dann weiß man: sie haben nichts anderes mehr als solche aus der Luft gegriffene Propagandasprüche!

Der Westen ist nämlich allmählich mit seinem Latein am Ende: inzwischen liegen überall auf den Feldern des Donbass verkohlte "Gamechangerpanzer" Leopard2 herum, die große Offensive ist nach einem Monat wirkungslos festgefahren und die F16? Auch kein Gamechanger, die russischen Flugzeuge sind besser und die Russen haben hunderte davon - mit bestens ausgebildeten Piloten übrigens - im Gegensatz zur Ukraine.

Gravatar: Gast

Schoigu ist MALTESRRITTER! Das ist WICHTIG, weil er ein katholischer AGENT ist, wie Kissinger u.v.a. Putin mag Christ sein, Schoigu keinesfalls!

Es ist ALLES religiös!

Gravatar: Grace

Wenn sich die westlichen Medien überschlagen, kann jeder gewiß sein, daß etwas nicht stimmt.

Putin hat sehr souverän reagiert. Denn die Washington Post und New York Times hatten schon Tage zuvor berichtet, daß ein angeblicher Putsch bevorstehe.

Prigoschin lief ruhig mit seinen Mannen in Russland ein, Handschlag hier und dort, hielt kleine Schwätzchen, trank mit russischen Soldaten Kaffee, ließ sich bejubeln. So soll ein Putsch aussehen ?

Wer diesem Kämpfer in´s Gesicht schaut, erkennt, daß er, egal was er sich vorgenommen hat, dies auch bis zum bitteren Ende bringt, um seine Glaubwürdigkeit nicht auf´s Spiel zu setzen.

Eine hübsche Ablenkung für die Welt, vor den eigentlichen Dingen ?

An Lächerlichkeit unübertroffen reagierte ACAB-Lenchen, die ihre Südafrikareise absagte.

Hatte sie Angst, an der Siegesfeier nicht teilnehmen zu können ?

Auch wenn die Medien und das rosa Tütü in Kiew ("Das war erst der Anfang"), Putin Schwäche unterstellen, die ihn lächerlich machen sollte, haben sie nun genau das Gegenteil bewirkt.

Gravatar: Ekkehardt Fritz Beyer

… „Manch einer schrieb gar dessen Sturz herbei. Alles etwas übertrieben und arg vorschnell, wie sich zeigt.“ …

Ist es da nicht bezeichnend – ja sogar extrem merkelwürdig – dass die CIA schon im Vorfeld von diesen Plänen wusste
https://www.youtube.com/watch?v=DzslUmYRSgA&t=26s,
womit man davon ausgehen darf, dass dieser Aufstand auch von dieser Terrororganisation https://de.readkong.com/page/die-cia-terrororganisation-2046912
inszeniert wurde?
https://de.euronews.com/2023/06/25/usa-wussten-angeblich-schon-langer-von-planen-fur-wagner-aufstand

Wen wunderts da noch, dass Prigoschin nun zum Kampf gegen Russlands Militärführung aufruft???
https://www.tagesschau.de/ausland/europa/ukraine-krieg-prigoschin-102.html

Gravatar: R. Avis

Diese kurze Zusammenfassung deckt sich mit meiner Einschätzung. Allerdings soll das Verteidigungsministerium einen Luftangriff auf die Wagner-Truppe befohlen haben, infolgedessen zehn Hubschrauber und ein kleines Flugzeug abgeschossen wurden. Das hätte nicht sein müssen.
Prinzipiell sind militärische Organisationen wie Wagner eine Task Force, die überall dort zum Einsatz kommen, wo ein direktes staatliches Eingreifen für diplomatische Verwicklungen sorgen würde. Am Beispiel islamischer TerrorOrganisationen in West- und Zentralafrika ist zu beobachten, wie effizient und professionell Wagner der Bevölkerung zu Hilfe kam und dass sie vor Ort große Achtung genießen. In einer regulären Armee mit deren starrer Hierarchie findet eine solche Organisation dagegen wenig Gegenliebe: zu eigensinnig, zu individualistisch, zu unkontrollierbar und darüber hinaus auch noch erfolgreich: so bringt man den Generalstab zur Weißglut. Alles in allem ist diese Aktion ein klassischer Stoff für episches Kino, vom Typ „A-Team“.

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