Gastbeitrag von Robert Royal

Österliche Hoffnung inmitten der Coronakrise

Alles hat einen tieferen Sinn: auch Leiden und Tod. Ein Gastbeitrag von Robert Royal

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Diese Woche erinnern uns und begehen wieder das wichtigste Ereignis der gesamten Weltgeschichte. Der Ausbruch des Coronavirus hat vielleicht auf Art und Weise wie wir dieses Fest feiern beeinträchtigt. Aber, wie alle weltlichen Dinge, wird diese Beeinträchtigung nur zeitbegrenzt sein, während Christi Passion – anders als geschichtliche Veränderungen, Regime, Kulturen und der Verfall ganzer Zivilisationen – gleich bleibt. Und alles andere ist im Wechsel.

Weitverbreitetes Leide und Tod sind – ohne Zweifel – ernste Angelegenheiten. Besonders in der größeren Perspektive der Karwoche. Und wenigstens innerhalb dieser Betrachtungsweise erkennen wir besser, was in diesen Tagen vor sich geht.

In jüngster Zeit hat es einen seltsamen Wandel darin gegeben, wie Christen die Passion, die Kreuzigung und den Tod Jesu Christi verstehen. Und wir sprechen hier nicht von waghalsigen Theologen. Es sind Christgläubige – Katholiken und Protestanten – die noch genug glauben, um die Kirchenbänke zu füllen.

Uns wird wiederholt gesagt: Gott liebt uns, Jesus ist bei uns und tröstet uns in all unseren Schmerzen und Sorgen. Das sollte uns mit Freude erfüllen. Viel hängt damit zusammen – besonders wenn es die einzige Sichtweise wird, mit der wir die Dinge betrachten.

Wir sind katholisch, was bedeutet, wir greifen nach dem Ganzen. Leiden und Tod sind harte Wirklichkeiten, es ganz natürlich, das wir versuchen, nicht über sie nachzudenken. Aber das Christentum – besonders in der Karwoche – drängt uns dazu, die Wirklichkeit von Leiden und Tod zu meditieren und uns mit den grundlegenden Fragen über Leben und wie Gott uns nicht nur tröstet sondern auch erlöst, zu beschäftigen.

Große Teile der modernen Theologie haben die erlösende Bedeutung von Leiden und Tod Jesu – die vertikalen Dimensionen – heruntergespielt. In dieser Sichtweise litt er seine Passion, in – wie wir es alle durchgemacht haben – horizontaler Dimension. Am Rande betonen Befreiungstheologen und andere oft die politische Dimension der christlichen Geschichte und haben sogar darauf hingewiesen, dass es bei der Passion nur um eine Ungerechtigkeit ging, die von säkularen und religiösen Führern begangen wurde.

Es fällt auf, dass einige aktuelle Übersetzungen beispielsweise die beiden neben Jesus Gekreuzigten »zwei Diebe« (lestai) in »Revolutionäre« verwandeln (in griechischen Standardlexika sind sie »Räuber«, oder sogar »Piraten«). So sind der gute und der schlechte Dieb, mit denen wir uns einst leicht geistig identifizieren konnten, durch akademisches Zurechtrücken zu politischen Persönlichkeiten geworden. Das Coronavirus lässt solche begrenzten Lesarten der christlichen Geschichte oberflächlich und unmöglich erscheinen.

Für moderne Materialisten und diejenigen unter uns, die mit dem materialistischen Virus infiziert wurden, stellt die aktuelle Pest kein existenzielles Problem dar. Für sie wurde das gesamte Universum bereits vor dem Virus zu einer bloßen brutalen physischen Tatsache eingestuft worden, manchmal schön, interessant, wenn man immer tiefer und tiefer in seine Geheimnisse eindringt, aber letztendlich bedeutungslos. Es reibt uns alle gnadenlos auf. Ein Sinn, der das Leben erfüllt, kann es nur geben, wenn wir ihn uns selber erschaffen.

Wissenschaft und Technologie – ansonsten große und wertvolle menschliche Errungenschaften – müssen dann zum Retter werden. Und wenn sie inmitten einer Pandemie nicht einmal sicher sagen können, wie das Virus funktioniert und warum es einigen Menschen schadet und nicht anderen, dann wird auf die Zukunft verwiesen. Glaube, Hoffnung, Liebe bestehen in der Überzeugung, so unglaublich er auch sein mag, dass wir eines Tages alles unter unsere Kontrolle bringen werden. Sogar das ewige Leben in dieser Welt scheint greifbar.

Diese Fantasie mag einigen Menschen Trost für die Zukunft bieten, aber im Moment sehen wir oft ältere, unschuldig wirkende Menschen, die nach Luft schnappen, wie Jesus am Kreuz zusammensackt, während sich ihre Lungen mit Flüssigkeit füllen. Für sie und für uns, die wir sie beobachten, gibt es nur Entsetzen und Angst, dass wir langsam auf die gleiche Weise an bedeutungslosen physischen Prozessen ersticken.

Christliche Führungspersönlichkeiten, selbst auf höchster Ebene, zögern heutzutage ziemlich, über „natürliches Übel“ wie das Virus als Ergebnis der Erbsünde zu sprechen. Da selbst vielen Christen seit Jahrzehnten keine grundlegenden biblischen Wahrheiten mehr beigebracht wurden, würden wahrscheinlich nur wenige verstehen, wenn man diese Aussage tätige. Aber in der Genesis kommen das Böse und der Tod durch die Sünde in die Welt, und auch natürliche Übel wie Plagen. Und deshalb ist Christus nicht nur unser Tröster. Sein Tod und seine Auferstehung geben dem Geheimnis des Bösen seinen wirklichen Sinn, indem er das reparierte, was die Sünde hervorbrachte – Trennung von Gott und Zwietracht mit dem Rest der Schöpfung –, was wir selbst nicht tun konnten.

Andere Religionen haben ihre eigene Art, mit Leiden und Tod umzugehen. Der Hinduismus scheint sie einfach nur hinzunehmen, wie sie sind. Und dann gibt es ja noch Widergeburt. Wie Merson es in seinem bekannten »Brahma« schrieb:

»If the red slayer think he slays,
Or if the slain think he is slain,
They know not well the subtle ways
I keep, and pass, and turn again.«

Der Buddhismus betrachtet Leiden und Tod und die ganze Welt selbst als Illusion.

Für das Christentum ist die Welt, die unsere Leiden und unseren Tod umfasst, ziemlich real. So St. John Henry Newman:

Wenn es einen Gott gibt, da es einen Gott gibt, ist die Menschheit in ein schreckliches ursprüngliches Unglück verwickelt. Es ist nicht mit den Zwecken seines Schöpfers verbunden. Dies ist eine Tatsache, eine Tatsache, die ebenso wahr ist wie die Tatsache ihrer Existenz; und so wird mir die Lehre von dem, was theologisch als Erbsünde bezeichnet wird, fast so sicher, wie die Welt existiert und wie die Existenz Gottes.

Er fährt fort: »Und nun, wenn es der gesegnete und liebevolle Wille des Schöpfers wäre, sich in diesen anarchischen Zustand der Dinge einzumischen, was sollen wir annehmen, wären die Methoden, die notwendigerweise oder natürlicherweise an seinem Zweck der Barmherzigkeit beteiligt sein könnten? Da sich die Welt in einem so abnormalen Zustand befindet, wäre es für mich sicherlich keine Überraschung, wenn die Antwort notwendigerweise ebenso außergewöhnlich wäre – was man schlechthin als Wunder bezeichnet.« (Apologia, Kap. 5)

Das Wunder schließt sowohl die Kreuzigung ein, als Christus uns sagte, dass sein Blut für »die Vergebung der Sünden« ausgegossen werden würde. Aber auch die Sakramente, die konkreten Handlungen, die uns Gottes Gnade mitteilen, weshalb wir ihren Mangel in diesem Moment so akut spüren.

Dies ist christliches Denken, realistisches Denken, das in den Realitäten verwurzelt ist, an die wir uns erinnern und an denen wir diese Woche teilnehmen. Mögen diese Osterrealitäten angesichts unserer gegenwärtigen Herausforderungen unter uns mit einer Kraft und Stärke wachsen, die weitaus größer ist als die Anzahl der Körper, die wir in den kommenden Tagen sehen werden.

(jb)

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Kommentare zum Artikel

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Gravatar: Klaus Ermecke

Es gibt derzeit über 4.000 Religionen (das hängt letztlich auch von definitorischen Details ab), und jede bietet ihre eigenen Götter, Schöpfungsgeschichten und Wunderprosa, und jede bietet irgendwelche Regeln, Restriktionen und Rituale.

Vor allem aber bietet jede ihre eigene Priesterschaft. Und die lebt davon, daß die geängstigte eigene Klientel nicht zum Mitbewerbsprediger abspringt. Deshalb ist die größte "Sünde" von allen stets der Wechsel der Religion.

Denn: Religion ist ein Geschäftsmodell. Es beruht auf Angst. Für mich ist es unfaßbar, daß im fortgeschrittenen 21. Jahrhundert immer noch so viele Menschen solchen Vorstellungswelten anhängen.

Gravatar: Tacheles

@ Kim

Bitte überlassen Sie doch jedem Menschen selbst,
was er glaubt oder nicht. Sie sind nicht berechtigt
uns unseren Glauben zu nehmen.
Wir sagen Ihnen auch nicht, dass Sie falsch glauben.

Wenn Artikel zu unserer Religion Sie stören, dann lesen
Sie doch einfach nicht.
Respekt!!!

Gravatar: Ede Wachsam

@Kim
armes Menschlein, Du wirst nach deinem letzten Schnaufer den Du hier auf Erden tust, direkt vor IHM stehen und Seine Hiligkeit ohne das Opfer Jesu was Du ja ablehnst es keine Sekunde aushlalten.Es geht dann direkt abwärts und das bei vollem bewußtsein, denn sterben tut nur unser Leib, unsere Preson muss weiter existieren entweder in ewiger Freude oder in ewigen Schmerz.

@ Harald 44
Ihre Religion ist etwas naiv, denn Materie schafft sich nicht selbst, sondern braucht einen intelligenten Planer und die Kraft dazu es zu tun. Dies kann allein der gewaltige Dreieinige Gott und Er ist der grenzenlose personale Geist (Joh. 4, 24) der alles schafft und beseelt, denn von nichts kommt nichts und es gibt keine Wirkung ohne Ursache und kein Ding ohne Urheber. Das sind übrigens Naturgesetze. Das Einzige was stimmt ist, dass SEIN Geist und seine Kraft, das ganze Universum durchdringt und zusammenhält und ohne IHN würde alles weniger als Staub werden. Hiob 34,12-17 und folgende

@Ekkehardt Fritz Beyer
Der von Ihnen so benannte "Franzi" und dessen Kirchenclan hat mit Gott soviel zu tun wie mancher Götzentempel.

Gravatar: Christ343

Heilige Messen sind überflüssig. Mystik und Spirituelles Heilen müssen gefördert werden. Ausführlich behandelt werden die Themen in der Öko-Theosophie (bitte googeln).

Gravatar: kim

Es gibt keine Götter, und Gottesanbeter aller Art sind Phantasten wie andere Märchenerzähler auch. Leiden und Tod haben keinen Sinn. Hört auf mit dem Opium für´s Volk, werdet erwachsen und kämpft tapfer und ohne Hoffnung für das Menschenmögliche ! Lest dazu z.B. A. Camus statt der Bibel.

Gravatar: harald44

Ich kann nicht nachvollziehen, warum immer wieder, auch hochgebildete, Menschen versuchen GOTT in ihr Denkschema hineinzupressen. Da fallen dann Worte wie "wenn es einen GOTT gibt, dann hat er ........ zu tun!"
Ich sage immer wieder, daß GOTT und die Gesamtheit der NATUR ein und dasselbe sind. So wie die Natur voller Wunder ist. ist sie ebenso unendlich wie GOTT. denn die Natur reicht vom tiefsten Meeresboden bis hinauf zu den fernsten Universen, die wir gerade erst anfangen zu verstehen. Und alle Abläufe in der Natur werden gesteuert durch die wahrhaft göttliche Zeit, die dafür sorgt, daß niemals zwei Dinge gleichzeitig am gleichen Ort geschehen können
Wer also wissen will, was GOTT will, der schaue in das große und farbige Buch der Natur und schaue, wie sich dort die Lebewesen und die Naturgewalten verhalten, denn diese lassen sich nicht durch Funk und Fernsehen, BILD und GRUNER&JAHR u.v.a. mehr manipulieren.

Gravatar: Ede Wachsam

Heute ab 17:00 Uhr und Karfreitag betet Deutschland und viele Christen gemeinsam für nser Land. Wer sich einklinkenb möchte hier sien die Infos uand der Link für den Life Stream ab heute 08.04.202 um 17:00 Uhr.

I) „Deutschland betet gemeinsam“ Mittwoch, 8.4.2020 / 17.00 – 18.30 Uhr
Alle Infos gibt es hier:

www.deutschlandbetetgemeinsam.de

Das Gebet
wird auf Youtube unter „Deutschland betet gemeinsam“ im Livestream
übertragen. Unter anderem wird mit folgendem Hinweis dazu eingeladen:

„Vielleicht kann uns der biblische Vers aus 2. Chronik 7,13-14 eine Orientierungshilfe
für unser Gebet geben.

https://www.youtube.com/watch?v=JCcANvd9h8I&feature=youtu.be

II) „Gebet für Deutschland“ – Karfreitag, 10.4.2020 / 15.00 – 18.00 Uhr
… mit Schwester Joela Krüger, Johannes Hartl, Suzette Hattingh, Walter Heidenreich,
Harald Eckert, Benjamin Berger, Jobst Bittner uvm.
Weiter Informationen dazu findet Ihr unter www.gebetfuerdeutschland.de

Der erste Gebetsaufruf geht sehr in die Breite. Die Bild-Zeitung hat darüber
berichtet. Politiker und kirchliche Würdenträger stellen sich dazu. Ich
betrachte dies als eine Frucht vieler Gebetsinitiativen und -bewegungen
der letzten Jahre. Ansätze zu einer neuen Ernsthaftigkeit, einer neuen Demut
und Gottesfurcht, sind, ausgelöst durch die Corona-Krise, erkennbar.
Möge der Herr diese Ansätze in eine tiefe Buß- und Erneuerungsbewegung
hinein verstärken. Angefangen bei uns selbst. Über alle christlichen Gemeinden,
Bewegungen und Netzwerke hinweg bis über unser ganzes Volk und ganzes Land.

Der zweite Gebetsaufruf geht eher in die Tiefe. Zu Karfreitag. In gewisser
Weise auch in Fortsetzung der Karfreitagsgottesdienste in den letzten Jahren
bei den Evangelischen Marienschwestern und vieler anderer Gebetsversammlungen
im gleichen Geist. Ich persönlich habe die Erwartung, dass sich beide Gebetsaufrufe gegenseitig ergänzen und befördern.
In dieser Stelle möchte ich nochmals auf die Initiative „Erbarmen über Deutschland“ aufmerksam machen. Am Rosenmontag (24. Februar 2020)
hatten wir bei den Evangelischen Marienschwestern in Darmstadt einen

MfG
Ede Wachsam

Gravatar: Ekkehardt Fritz Beyer

... „Österliche Hoffnung inmitten der Coronakrise
Alles hat einen tieferen Sinn: auch Leiden und Tod.“ ...

Tatsächlich?

Weil der Franzi deutlichst erklärte:

„Die Vielfalt der Religionen „ist ein menschlicher Reichtum“?
https://katholisches.info/2019/05/10/franziskus-sagt-es-wieder-die-vielfalt-der-religionen-ist-ein-menschlicher-reichtum/

Verfiel der Franzi nun etwa auch noch dem Polytheismus https://de.wikipedia.org/wiki/Polytheismus
– oder wurde gar zum Agnostiker??? https://de.wikipedia.org/wiki/Agnostizismus

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