Erstmals ist mit der Sinn Féin, die einst als politischer Arm der paramilitärischen IRA galt, eine republikanische Partei stärkste Kraft im nordirischen Parlament. Im Februar wurde die Katholikin Michelle O’Neill als Regierungschefin vereidigt, nach einer zweijährigen Blockade durch die größte protestantisch-unionistische Partei Democratic Unionist Party (DUP). Gleich nach ihrem Amtsantritt erklärte O’Neill, sie rechne mit einem neuen Referendum innerhalb von zehn Jahren. Diese Zahl hat die Präsidentin nun konkretisiert. Innerhalb der nächsten sechs Jahre, spätestens also 2030, soll es ein Referendum über die Vereinigung der Republik Irland und Nordirland geben.

Ein Grund dafür sei Medienberichten zufolge auch der Ausstieg des Vereinigten Königreichs (United Kingdom / UK) aus der EU. Es wird aktuell erwartet, dass die Regierung in London die Unterstützung für Nordirland massiv kürzt. Die Nordiren hatten mit großer Mehrheit für einen Verbleib in der EU gestimmt.

Die Vorsitzende des irischen Parlaments, dem Dáil Éireann, Mary Lou McDonald, die ebenso wie Michelle O´Neill der Sinn Féin angehört, ist überzeugt: »Ich glaube fest daran, dass wir in diesem Jahrzehnt diese Referenden haben werden, und es ist meine Aufgabe und die von Menschen wie mir, die an die Wiedervereinigung glauben, zu überzeugen, Herzen und Köpfe zu gewinnen und die Menschen von dieser Chance zu überzeugen.“ – ein Teil davon wird übrigens darin bestehen, unsere Beziehung zu Großbritannien als unserem nächsten Nachbarn und guten Freund wirklich zu festigen.« Auf die Frage, ob sie vor 2030 meinte, antwortete McDonald mit einem einfachen aber klaren »Ja«.