»Wenn das rauskommt, ist es ein kriegerischer Akt«

»Nord-Stream wurde von Tauchern der US Navy gesprengt«

Der renommierte Investigativjournalist und Abu Ghraib-Enthüller Seymour Hersh hat einen detaillierten Bericht veröffentlicht, der rekonstruiert, wie die Nord Stream Pipeline von der US Navy gesprengt wurde.

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»Im vergangenen Juni platzierten Navy-Taucher (vom Tauch und Rettungszentrum der U.S. Navy), die unter dem Deckmantel einer großen Nato-Übung namens BALTOPS 22 operierten, den ferngezündeten Sprengstoff, der drei Monate später drei von vier Nord Stream-Pipelines zerstörte, so eine Quelle mit direkter Kenntnis der Planungen«, so Seymour Hersh.

Hersh ist seit dem My Lai Massaker in Vietnam und Watergate 1974 einer der renommiertesten US-Investigativjournalisten und deckte 2004 den Folterskandal in Abu Ghraib, Irak auf. Er gewann 1970 den Pulitzer-Preis und verfügt über ausgezeichnete Kontakte in den US-Nachrichtendiensten.

»Die beiden Pipelines, die als Nord Stream 1 bekannt sind, versorgten Deutschland und einen Großteil Westeuropas seit mehr als einem Jahrzehnt mit billigem russischem Erdgas. Ein zweites Pipelinepaar namens Nord Stream 2 war gebaut worden, jedoch noch nicht in Betrieb. Nun, da der blutigste Krieg in Europa seit 1945 droht, sah Präsident Joseph Biden die Pipelines als Vehikel für Wladimir Putin, um Erdgas für seine politischen und territorialen Ambitionen instrumentalisieren.«

Die Sprecherin des russischen Außenministeriums Maria Zakharova forderte das Weiße Haus auf, sich zu dem Bericht zu äußern.

Der Sprecher des russischen Parlaments, Wjatscheslaw Wolodin, nannte US-Präsident Joe Biden einen »Terroristen«. Die Sabotage der Pipelines durch die Amerikaner sei »ein Akt der Einschüchterung ihrer Vasallen, die beschlossen haben, ihre Wirtschaft im Sinne ihrer eigenen Bürger zu gestalten«, schrieb er.

Hershs Enthüllungen sollten Gegenstand einer internationalen Untersuchung sein, um »Biden und seine Komplizen vor Gericht zu stellen« und sicherzustellen, dass die von diesem »Terroranschlag« betroffenen Nationen eine Entschädigung erhalten, fügte Volodin hinzu.

Die Sprecherin des Weißen Hauses Adrienne Watson nannte Hershs Bericht »falsch und vollständig aus den Luft gegriffen«. CIA-Sprecherin Tammy Thorp nannte den Bericht ebenfalls »vollkommen falsch.«

Gegenüber der russischen Nachrichtenagentur TASS bekräftigte Hersh die Glaubwürdigkeit seiner Quelle. »Es ist jemand, der ziemlich viel darüber weiß«, sagte Hersh gegenüber TASS. »Ich kann aber aus offensichtlichen Gründen keine Namen nennen.«

»Im Dezember 2021, zwei Monate bevor die ersten russischen Panzer in die Ukraine rollten, berief (der Nationale Sicherheitsberater) Jake Sullivan »eine neu gebildete Task Force ein,« so Hersh. »Mitarbeiter der Joint Chiefs of Staff (dem Oberkommando der Streitkräfte), der CIA und des Außen- und Finanzministeriums – und bat um Empfehlungen, wie man auf Putins drohende Invasion reagieren sollte.« Den Teilnehmern wurde laut Hershs Quelle klar, dass Sullivan einen Plan zur Zerstörung der beiden Nord Stream-Pipelines erwartete – und zwar auf Wunsch des Präsidenten der Vereinigten Staaten.

Im Rahmen des NATO-Manövers BALTOPS 22 hätten Navy-Taucher im Juni 2022 Sprengladungen an der Pipeline angebracht, die drei Monate später durch eine Sonarboje gezündet wurden, die von einem  Flugzeug der norwegischen Marine abgeworfen wurde, so Hersh. Der Bericht deckt sich mit den Fakten des Nord Stream Anschlags, die Freie Welt hier rekonstruiert hat.

Alle Beteiligten hätten verstanden, was auf dem Spiel stehe, so Hersh. »Das ist kein Kindergarten«, zitiert Hersh seine anonyme Quelle. »Wenn dieser Angriff auf die Vereinigten Staaten zurückverfolgt wird, wäre das ein kriegerischer Akt« gegenüber der deutsch-russischen Pipeline.

CIA-Direktor William Burns autorisierte schnell eine Arbeitsgruppe, zu deren Mitgliedern zufälligerweise jemand gehörte, der mit den Fähigkeiten der Tiefseetaucher der Marine in Panama City, Florida vertraut war. In den nächsten Wochen begann die CIA-Arbeitsgruppe, einen Plan für eine verdeckte Operation auszuarbeiten, die Tiefseetaucher einsetzen würde, um eine Explosion entlang der Pipeline auszulösen.

Während »all dieser Intrigen«, sagte Hershs Quelle, »sagten einige bei der CIA und im Außenministerium: 'Lasst das lieber. Es ist dumm und, wenn es herauskommt, wird es ein politischer Alptraum.‘« Anfang 2022 berichtete die CIA-Arbeitsgruppe Sullivans ministeriumsübergreifender Gruppe: »Wir haben eine Möglichkeit, die Pipelines zu sprengen.«

»Was dann kam, hat alle überrascht«, schreibt Hersh: »Am 7. Februar, weniger als drei Wochen vor der scheinbar unabwendbaren russischen Invasion der Ukraine, traf sich Joe Biden im Weißen Haus mit dem deutschen Bundeskanzler Olaf Scholz, der nach einigem Zögern jetzt fest im amerikanischen Team war. Bei der anschließenden Pressekonferenz sagte Biden trotzig: »Wenn Russland einmarschiert … wird es kein Nord Stream 2 mehr geben. Wir werden dem ein Ende bereiten.«

»Es war, als würde man in Tokio eine Atombombe auf den Boden legen und den Japanern sagen, dass wir sie gleich zünden werden«, so Hershs Quelle. »Der Plan war, dass die Operation nach der Invasion ausgeführt und nicht öffentlich beworben werden sollte. Biden hat es einfach nicht kapiert oder es war ihm egal.«

Bidens Ausrutscher hatte jedoch für die Planer auch Vorteile, denn der Anschlag wurde von der CIA nicht mehr als »verdeckte Operation« angesehen, »weil der Präsident gerade im Fernsehen verkündet hatte, was wir vorhaben.«

Der Plan, Nord Stream in die Luft zu sprengen, wurde so von einer »verdeckten Operation«, bei der der Kongress informiert werden musste, zu einer vertraulichen Geheimdienstoperation mit Unterstützung des US-Militärs herabgestuft, berichtet Hersh.

»Es gab keine gesetzliche Verpflichtung mehr, die Operation dem Kongress zu melden. Alles, was sie jetzt tun mussten, war es einfach durchzuziehen – aber es musste immer noch geheim bleiben. Die Russen haben ja eine hervorragende Aufklärung in der Ostsee«, so die anonyme Quelle: CIA-Direktor »Bill Burns kam zu uns und sagte: ‚Los geht's‘«.

Die Planer, die von Einrichtungen der amerikanischen Marine und Luftwaffe in Norwegen aus arbeiteten, machten sich daran, die besten Stelle ausfinding zu machen um die Pipelines zu sprengen. »Die norwegische Marine fand schnell den richtigen Ort in den seichten Gewässern der Ostsee, ein paar Meilen vor der dänischen Insel Bornholm«, schreibt Hersh.

»Die Pipelines verliefen mehr als eine Meile voneinander entfernt entlang eines Meeresbodens, der nur 260 Fuß tief war. Das wäre gut innerhalb der Reichweite der Taucher, die von einem norwegischen Minenjäger der Alta-Klasse aus mit einer Mischung aus Sauerstoff, Stickstoff und Helium tauchten, und C4-Ladungen auf den Betonschutzhüllen der vier Pipelines anbrachten.«

Ursprünglich war geplant, dass die Pipeline 48 Stunden nach der BALTOPS-Übung gesprengt wird, aber dann erkannten die Planer im Weißen Haus, dass das schnell den Verdacht auf die USA ziehen würde. Also baten sie die CIA, einen Weg zu finden, um die Sprengungen drei Monate später ferngezündet vorzunehmen.

»Am 26. September 2022 unternahm ein P8-Überwachungsflugzeug der norwegischen Marine einen scheinbar routinemäßigen Flug und ließ eine Sonarboje fallen. Das Signal breitete sich unter Wasser aus, zunächst auf Nord Stream 2 und dann weiter auf Nord Stream 1. Die C4-Sprengladungen wurden dadurch gezündet, drei der vier Pipelines wurden außer Betrieb gesetzt. Innerhalb weniger Minuten breiteten sich Methangasblasen auf der Wasseroberfläche aus, und die Welt erfuhr, dass etwas Endgültiges geschehen war«, schreibt Hersch.

 

Lesen Sie auch:

Freie Welt: Wer hat Nord Stream gesprengt? Und warum interessiert es keinen?

Weltwoche: Seymour Hersh: Wie Amerika die Nord-Stream-Pipelines sprengte (auf Deutsch)

Seymour Hersh: Wie die USA Nord Stream gesprengt haben (auf English)

 

[ Schlagwort: GeoAußenPolitik ]

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Kommentare zum Artikel

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Gravatar: Gottfried Stutz

Es kommt halt alles raus. Hersh ist einer der ganz Großen und das seit Jahrzehnten. Er ist über jeden Zweifel erhaben. Sein Bericht ist in sich schlüssig. Ich hatte ja schon immer vermutet, dass die USA zusammen mit den Briten dieses Verbrechen begangen haben, aber die Norweger, damit hätte ich nicht gerechnet. Und sollte sich beweisen, dass die Bundesregierung davon wusste, dann muss Scholz, der geschworen hat, Schaden vom Volk abzuwenden, mitsamt allen Ministern vor ein Gericht. Dieser Sabotageakt auf unser Land gleicht einer Kriegserklärung. Und wenn Scholz dann nichts dagegen unternommen hat, stimmt es doch, was ich und viele andere sagen. Scholz ist ein Statthalter einer besetzen Provinz - genannt BRD - der USA.

Gravatar: asisi1

Ich bin davon 150%ig überzeug, das die deutsche Regierung hiervon auch gewußt hat.
Es ist so wie mit der ausländischen Kriminalität. Hier drückt die Politik, Justiz und Polizei sogar noch die Hühneraugen zu.

Gravatar: Thomas J

Mal eine Argumentation nach der Darstellung der Bundesregierung. Fiel in der Bundestagsdebatte aber leider nicht auf. Habeck sagte, dass Russland uns das Gas abgedreht hätte. Er kann sich hier nur auf die Sprengung der Gasleitungen beziehen. Gleichzeitig behält man aber das Ermittlungsergebnis angeblich aus Gründen der nationalen Sicherheit geheim. Ja was denn nun. Wenn das Ergebnis "geheim" ist, wie kann man es dann wagen, Russland zu bezichtigen? Einzige Schlussfolgerung: Es war jemand anderes, der ein Geheimhaltungsinteresse hat. Also kommen diejenigen in Frage, die schon angekündigt haben, dass es Nordstream 2 nicht geben werde. Ja wer war das denn wohl? Das kann man nicht sagen, weil es geheim bleiben muss, weil es ein kriegerischer Akt wäre. Daher tippe ich auf die USA.

Gravatar: dankefuernichts

Vermutlich hat Biden Scholz bei dessen Fußfall in Washington erklärt, dass die Pipeline gesprengt werde. Und Scholz hat brav genickt. So ist er als Mitwisser eines Terroraktes gegen die Energieversorgung Europas einfach politisch erpressbar für die USA.

Gravatar: J. L.

Das war doch eh klar. Wer sonst hätte ein Interesse daran?

Bemerkenswerter finde ich, wie Scholz von Amerika und halb Europa am Nasenring durch die Manege geführt wurde: Die BRD ist jetzt das EINZIGE Land, das Panzer in die Ukraine schickt!

Hätten dieser Schleimsch...er Format, würde er sich nach dieser Demütigung einfach Putin zuwenden: "Sorry, Bro, wir wurden verar...t und benutzt, die haben uns sogar die Pipeline gesprengt. Wollen wir nicht zusammen was machen? Deine Rohstoffe, unsere Fabriken, fuck the USA?"

Gravatar: kassaBlanka

Wer "Freunde" in Washington hat, braucht keine Feinde mehr!

Dazu ein passendes Zitat von Marcus Tullius Cicero, 3. Januar 106 v. Chr. - 7. Dezember 43 v. Chr

“Eine Nation kann ihre Narren überleben – und sogar ihre ehrgeizigsten Bürger.

Aber sie kann nicht den Verrat von innen überleben.
Ein Feind vor den Toren ist weniger gefährlich, denn er ist bekannt und trägt seine Fahnen für jedermann sichtbar.

Aber der Verräter bewegt sich frei innerhalb der Stadtmauern, sein hinterhältiges Flüstern raschelt durch alle Gassen und wird selbst in den Hallen der Regierung vernommen. Denn der Verräter tritt nicht als solcher in Erscheinung: Er spricht in vertrauter Sprache, er hat ein vertrautes Gesicht, er benutzt vertraute Argumente, und er appelliert an die Gemeinheit, die tief verborgenen in den Herzen aller Menschen ruht.

Er arbeitet darauf hin, dass die Seele einer Nation verfault. Er treibt sein Unwesen des Nächtens – heimlich und anonym – bis die Säulen der Nation untergraben sind. Er infiziert den politischen Körper der Nation dergestalt, bis dieser seine Abwehrkräfte verloren hat. Fürchtet nicht so sehr den Mörder.

Fürchtet den Verräter.

Er ist die wahre Pest!”

Gravatar: Patriot

Dass die Amis dahinter stecken, war von Anbeginn klar. Sie führen alleine die Nato. Solche "Freunde braucht kein Mensch. Deshalb sage ich nur AMI GO HOME und nimm deine Drecks-Atombomben mit.

Der Scholz ist bestenfalls ein Wirtschaftskrimineller. Ansonsten ein lauwarmer Waschlappen: Zuhause tanzen ihm ungestraft die Koalitionspartner auf der Nase herum und er macht sich lieber in die Hose, als den Amis Paroli zu bieten.

Die Allmacht dieser Drecks-Amis muss dringend beendet werden.

Ich freue mich dass die RF so erfolgreich ist und möglichst vor weiteren Großwaffen-Lieferungen die Ukraine platt macht. Wir brauchen zum Überleben eine multipolare Welt. Sehr gerne auch ohne die Amis.

Unerträglich ist einzig das so grauenvolle Sterben auf den Schlachtfeldern. Darüber wird seitens der EU und Nato kaum berichtet. Das scheint diese ***** überhaupt nicht zu stören.

Gravatar: L. Mohr

Nun wird es immer deutlicher, was man schon lange vermutet hat, entpuppt sich als Wahrheit. Die Planung und Durchführung dieses verbrecherischen Aktes kam von unseren sogenannten "Freunden" aus den USA. Das ist die eine Seite. Die andere Seite ist, dass unsere Politiker, die die Interessen Deutschlands zu vertreten haben, in eklatanter Weise zu Mittätern wurden. Sie sind der verlängerte Arm der USA. Sie waren informiert. Sie wussten von den Vorgängen. Das ist in meinen Augen Hochverrat am Deutschen Volk. Wie verkommen muss man sein, um solch eine Tat zu decken und somit auch zu unterstützen. Wie kann so etwas noch in unserer Gesellschaft Bestand haben?

Es richtig und wichtig, dass die AfD im Bundestag eine Sondersitzung einberuft. Es bleibt zu hoffen, dass dann die Hinterhältigkeiten der Regierung zutage kommen. Den Abgeordneten der AfD wünsche ich bei ihrem Vorhaben viel Erfolg. Es gehört viel Kraft und Mut dazu, diesen Sumpf trocken zu legen.

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