Skandal um Nachrücker

Nahles-Nachfolger: Die SPD und ihr "Gesindel"

Andrea Nahles verlässt wie angekündigt den Bundestag. Nun sucht die SPD ihren Nachrücker. Eine schwierige Wahl.

Andrea Nahles / flickr / CC BY-SA 2.0
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Landeslisten sind wie Wundertüten. Eine Partei weiß nie, was rauskommt, wenn man sie öffnet. So auch die Sozialdemokraten.

Andrea Nahles verlässt voraussichtlich im September wie angekündigt den Bundestag. Nun sucht die SPD für ihre ehemalige Vorsitzende einen Nachrücker. Eigentlich eine einfache Sache, sollte man meinen.

Üblicherweise wird von der jeweiligen Landesliste der Partei der Nächstfolgende genommen. Im Fall Nahles wäre das der Finanzminister von Rheinland-Pfalz, Carsten Kühl, gewesen. Er hat seinen Verzicht erklärt - wer will schon für zwei Jahre in den Bundestag, wenn seine Partei nach der nächsten Wahl womöglich einstellig dasteht. Die Nächste von der Liste sitzt schon als Nachrüker für Katarina Barley im Bundestag. Und da die SPD eine korrekte Liste eingereicht hat, ginge das Mandat nun an den Folgenden in der Liste.

Aber die SPD ist immer mal wieder für eine Überraschung gut - manchmal auch für eine unangenehme. Denn es folgt Joe Weingarten, der 2017 in Bad Kreuznach für den Bundestag kandidierte. Und der vertritt Positionen, die politisch alles möglich sind, nur nicht korrekt. So spricht er von drei Gruppen Migranten: Solche, die arbeiten wollen, solche, die wirklich auf der Flucht sind und solche, die er laut focus kurz als "Gesindel" bezeichnet.

Dass er in einem Interview im Zusammenhang mit der gegenwärtigen Klimadebatte von "Hysterie und Panik" sprach, dürfte da als lässliche Sünde gelten. Ähnlich denken sicher auch viele andere treue Genossen, die im Ruhrgebiet oder der Lausitz gerade nach Arbeit im Windkraftwerk suchen.

Aber Asylsuchende, die womöglich gerade von Carola Rackete aus dem Mittelmeer gezogen wurden, als Gesindel bezeichnen? - Das geht nicht. Nicht in der SPD. Jedenfalls nicht laut. Denn auch das hat Joe Weingarten gesagt: Viele in der SPD denken so wie er: Leute, "die ihren Aufenthalt für kriminelle Aktivitäten oder zur Ausbeutung des Sozialstaates nutzen" sind Gesindel.

Man darf sicher sein: Nicht nur viele in der SPD denken so. Doch die Spitze versucht anders zu denken. Und deshalb liegt die SPD in Umfragen bei 12 Prozent. Deshalb braucht es einen Nachfolger für Nahles.

Wo die SPD mit Leuten wie Weingarten oder Sarrazin läge, möchten sicher viele nicht wissen.

Hysterie und Panik

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Kommentare zum Artikel

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Gravatar: Rolo

Egal wer auf Nahles nachfolgt, keiner der altbekannten SPD Protagonisten, wird das abhandengekommene Wahlvolk zurückgewinnen können! Es braucht nicht nur neue Gesichter, neue Köpfe, es braucht vor allem eine Rückbesinnung auf die Grundwerte der SPD, die einst Willy Brandt oder Helmut Schmidt verkörperten! Der Scherbenhaufen der von der Führungsriege der SPD seit G. Schröder angehäuft wurde, muss zuerst abgetragen werden. Von Erneuerung zu reden, diese unselige Koalition mit Merkel aber weiter aufrecht zu erhalten lässt den Wählern kaum Hoffnung auf eine wirkliche Erneuerung der SPD! Die SPD braucht einen Neuanfang, das aber geht nur von ganz unten, was im Übrigen auch für den Rest der deutschen Altparteien gilt! Eine Bundesregierung der Bundesrepublik Deutschlans, sollte zuerst für den eigenen Staat, für gerechte Löhne, Steuergerechtigkeit, eine adäquate soziale Absicherung der Bürger Deutschlands Sorge tragen und nicht die Steuergelder und Sozialbeiträge der Bürger Deutschlands ins EU Ausland transferieren oder an Wirtschaftsflüchtlinge, die nach Artikel 16 a GG, keinerlei Anspruch auf Asyl in Deutschland haben verschleudern!

Gravatar: Thomas Waibel

Hier hat jemand erkannt, daß es gar nicht verkehrt wäre, Konservative für die SPD zu gewinnen und spielt eben den Rechten.

Man kann nur hoffen, daß kein einziger Konservative auf solche plumpe Anbiederungsversuche reinfällt.

Gravatar: Sigmund Westerwick

Fern von allem

Wieder einmal ein schönes Beispiel wie sehr sich die SPD Spitze von allem entfernt hat, und wenn also schon der dritte Nachrücker einer Parteiliste nicht mehr politisch korrekt ist stellt sich schon gar nicht mehr die Frage wieweit weg die Besis sein muß.
Das einzige interessante an der SPD ist nicht, ob sie bei der nächsten Bundestagswahl unter 10 Prozent fällt, die Frage ist, ob sie von der FDP oder den Linken überholt wird.

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