Es gibt zu wenig neue Lehrer, zu viele von den alten geben auf

Lehrer verlassen die Schule

Zurzeit geistern Meldungen durch die Presse, die sich so lesen, als würden Lotsen das sinkende Schiff verlassen. Diesmal sind es die Lehrer. Sie kündigen. Das sinkende Schiff – um im Bild zu bleiben – ist das Bildungssystem in Deutschland. Es gibt neuerdings nicht nur das Problem, dass es in den Schulen zu wenig Nachwuchs gibt, erstmalig hat sich die Zahl der Lehrer, die vorzeitig kündigen, drastisch erhöht.

Leeres Klassenzimmer, Pixabay
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»Die Zahl der als dienstunfähig ausgeschiedenen Berliner Lehrer hat einen Rekordstand erreicht«, meldet die Berliner Zeitung. Allein im vergangenen Schuljahr verließen 621 Lehrkräfte vorzeitig wegen Berufsunfähigkeit den Schuldienst – mehr als doppelt so viele wie noch vor zehn Jahren. Das geht aus der Antwort der Bildungsverwaltung auf eine Anfrage der CDU-Abgeordneten Hildegard Bentele hervor.

Auch der Tagesspiegel meldet, dass immer mehr Lehrer Berlins Schulen verlassen. »Hunderte Kündigungen«, beklagt die Zeitung. Schon im Sommer hatte es schlecht ausgesehen, jetzt sieht es noch schlechter aus: »Die Lage ist noch ernster als es die Einstellungszahlen dieses Sommers erahnen ließen: Berlin hat zunehmend nicht nur ein Defizit beim Nachwuchs, sondern es gibt auch einen massiven Schwund der Bestandslehrer.« Die Lehrer gehen. Warum?

Liegt es womöglich daran, dass die Lehrer in Berlin nicht verbeamtet werden? Im Tagesspiegel wird das so gesehen. Da wird eine Lehrerin zitiert, die 30 Jahre alt ist. Sie ist zufrieden mit ihrer Arbeit – nur nicht mit der Rente, die sie erwartet. »Wenn ich an die Altersversorgung denke, werde ich neidisch auf meine verbeamteten Kollegen«, sagt sie.

Die Situation ist verfahren. Von der CDU-Fraktion war schon die Forderung gekommen, neu darüber nachzudenken, ob man die Verbeamtung nicht doch wieder einführen sollte. Bildungssenatorin Sandra Scheeres von der SPD hatte sich von dem Vorstoß allerdings wenig begeistert gezeigt. Auch aus Sicht der GEW ist die Rückkehr zur Verbeamtung nicht sinnvoll. »Viel zu viele Lehrkräfte würden dabei rausfallen«, heißt es. Das Ergebnis wären neue Ungerechtigkeiten. Da bleibt man doch lieber bei den alten Ungerechtigkeiten. 

Die Berliner Zeitung sieht Krankheiten als Grund dafür, dass so viele Lehrer vorzeitig aufgeben: »Diese Lehrer leiden unter massiven Krankheiten wie Krebs oder Herz-Rhythmusstörungen, mitunter verbunden mit psychischen Problemen wie Burnout«. So stellte es der Vize-Gesamtpersonalrat Dieter Haase dar. Eine genaue Auflistung der Krankheiten könne die Bildungsverwaltung allerdings nicht liefern.

Es ist auch nicht nötig. Die Meldungen bleiben sowieso alle an der Oberfläche. Die Misere wird zwar in Einzelheiten beschrieben, aber die wahren Gründe werden dabei nicht erwähnt. Was sind die wahren Gründe?

Es sind die Zustände an den Schulen. Im letzten Jahr gab es aus fast jedem Bundesland Brandbriefe und Hilferufe. Auf der Achse des Guten sind aktuell unter dem Titel »25 Jahre Lehrerin – ich gebe auf« einige Berichte zu dem Thema zusammengestellt und es wird auf ein Buch hingewiesen – ein Buch, das den 'Kulturkampf im Klassenzimmer' (so der Titel) beschreibt.

Damit kommen wir der Sache schon näher. Die Schulen sind kaputt. Ein Unterricht ist vielerorts nicht möglich. Im Lehrerzimmer sitzen Lehrerinnen und weinen. Niemand wagt es, sich zu der Misere zu äußern, wenn er dazu seinen richtigen Namen nennen müsste.

So also sieht es aus im Jahre 2018: Richter sind überfordert, Ärzte und Polizisten sehen sich Angriffen ausgesetzt, Lehrer kündigen frühzeitig. Sie alle verlassen das sinkende Schiff: die MS Deutschland.

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Kommentare zum Artikel

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Gravatar: Hans

Ich kenne einen Nachhilfelehrer in Berlin, der sofort, ohne Kündigungsfrist gefeuert wurde, weil er in einem Gespräch unter Kollegen gesagt hat: "Ich bin dafür, dass straffällig gewordene Asylanten abgeschoben werden". Auch so geht man mit heutigen Lehrern um. Kein Wunder, wenn sich immer weniger für diesen Beruf interessieren.
Wenn ich Lehrer wäre, würde ich die Arbeit hinwerfen, falls ich von der "Gender-Gaga-Lobby" gezwungen würde, Kindern unter zehn Jahren, Sexunterricht zu geben.
Im übrigen ist es ein unterbezahlter Beruf und das Image wurde in der letzten Jahrzehnten mit Füßen getreten. Man erntet nun, was man gesäet hat.

Gravatar: Gerstenmeyer

Deutschland braucht den radikalen Wechsel. Private Schulbetreiber, die gegen Schulgeld ausbilden, sind einfach besser. Privatunternehmen können sich ihre Lehrer aussuchen und sie nach den Kritierien des Freien Marktes bezahlen.
Eine generelle Privatisierung des Bildungswesens hätte nur Vorteile. Der Fiskus würde im zig Milliarden entlastet. Geld, was wir dafür brauchen, die Nichtdeutschen aus dem Land zu werfen. Geld, was wir für Polizei und Armee brauchen.

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