Pressekonferenz oder Talk-Show?

Lauterbach ignoriert weiter Wissenschaft und Fakten

Maybrit Illner stellt in der Sendung »Maybrit Illner« Karl Lauterbach die Fragen, auf die Karl Lauterbach eine Antwort schon weiß.

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Offenbar hat Gesundheitsminister Karl Lauterbach für sein Ministerium eine neue Form der Pressekonferenzen gefunden: Die Talk-Show. Dort kann er sicher sein, dass nur zugelassene Fragen gestellt werden und gestellt werden dürfen. Und er kann sich als narzisstischer Selbstdarsteller inszenieren: Ich, der Hauptschüler, der es ins Ministeramt schaffte.

Gestern Abend war Lauterbach also bei Maybrit Illner. Und natürlich ging es um die Hintergründe der Entscheidung des Robert-Koch-Instituts, RKI, den Genesenenstatus von 180 Tagen auf 90 Tage zu halbieren. Seit Tagen wird darüber spekuliert, ob die Anweisung zur Verkürzung des Zeitraums von Minister Lauterbach selbst kam oder ob es sich um eine eigenmächtige Entscheidung des Robert-Koch-Instituts gehandelt hat.

»Das ist eine Kommunikationsfehlleistung gewesen«, musste Lauterbach eingestehen. Um sogleich zu betonen: »Ich finde den Beschluss sehr richtig, und von daher habe ich die Wissenschaft einfach nur bestätigt.« Eine interessante Formulierung, die sich eher so anhört, als habe der Minister die Herabsetzung angeordnet und fühle sich im Nachhinein durch die Wissenschaft »bestätigt«.

Bliebe die Frage, ob die wissenschaftlichen Erkenntnisse des RKI nur vorgetäuscht wurden und in Wirklichkeit allein die Entscheidung des Ministers den Ausschlag gab. »Ich habe auch keinen politischen Einfluss auf den Beschluss genommen«, behauptete Lauterbach gestern Abend erneut. Die Entscheidung sei »ein oder zwei oder drei Tage früher auf die Seite des Robert-Koch-Instituts gekommen, als ich mir gewünscht hätte«.

Der Haken an dieser Argumentation: Bis heute gibt es keine wissenschaftliche Begründung für die Entscheidung. Auch das RKI kann nur eine nennen: Omikron habe eine neue Lage geschaffen und daher die von Delta genesenen nicht mehr länger geschützt. Doch die ist sehr schwach, wie der Immunologe Carsten Watzl erklärte. »Wenn man sagt«, führte er aus, »dass Omikron die Regeln verändert hat, dann hat es die Regeln auch für die Geimpften verändert hat«. »Jemand, der ›nur‹ zwei Impfungen bekommen hat, steht nach drei Monaten ähnlich schlecht da in Bezug auf eine Infektion mit Omikron, wie jemand, der ›nur‹ genesen ist.« Nur wird der Status der zweimal Geimpften nicht geändert. Aber das kann ja noch kommen, auch wenn Omikron sich mittlerweile als harmlos erweist.

Sowohl die EU als auch die Schweiz gehen ganz andere Wege. Die EU bleibt mit Zustimmung der Bundesregierung bei 180 Tagen und in der Schweiz kann der Genesenenstatus ein Jahr andauern, falls die Antikörper nachweisbar sind. Und tatsächlich ist das der einzige richtige, wissenschaftliche Weg: Denn die Zahl der Antikörper zeigt sicher, ob jemand gegen das Virus genug Abwehrkraft aufgebaut hat und ob er noch immer darüber verfügt.

Das alles kümmert Karl Lauterbach nicht. Der Gesundheitsminister und die Wissenschaften – zwei Welten begegnen sich. Hier ein ehemalige Hauptschüler mit einem wahnhaften Darstellungsverlangen, dort das Denken und Handeln nach vernünftigen Regel und transparenten Methoden. Nur dass in der Zwangsgeld-TV-Show »Maybrit Illner« niemand auf diesen Umstand verweist. Wie auch, wenn sich dort allein auf Selbstdarstellung fixierte Figuren wie Maybrit Illner und Karl Lauterbach treffen.

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Kommentare zum Artikel

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Gravatar: Ketzerlehrling

Lauterbach ist eine Belastung für die Regierung. Brauchte Scholz einen Sündenbock, der den Impfzwang durchprügelt?

Gravatar: Lutz

Panik-Kalle - unser Fürst der Wissenschaft - weiß doch was für uns gut ist. Also bitte keine Kritik, ihr Spaßbremsen.

Das Männeken wäre in der Geschlossenen besser aufgehoben als auf einem Ministersessel!!!

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