Mehr Abiturienten, mehr Einser-Abis: Ist das Abi heute weniger wert?

Inflation des Abiturs: Immer mehr Einser-Abis

Immer mehr junge Menschen schließen ihre Schulausbildung mit dem Abitur ab. Doch nicht nur der Abschluss ist der Bildungsinflation ausgesetzt. Auch die Noten werden immer besser. In Thüringen haben fast 38% ein Einser-Abi. Was ist das Abi noch wert?

Foto: Pixabay
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Früher war ein Abitur die Eintrittskarte in die akademische Karrierewelt. Noch in den 1950er Jahren machten lediglich rund fünf Prozent eines Jahrgangs die Reifeprüfung für die Universität. Um 1960 lag der Anteil der Schulabgänger mit Abitur bei rund sieben Prozent, 1970 bei etwa 11 Prozent.

Und heute? Rund 53 Prozent der Schüler eines Jahrgangs haben 2015 ein Abitur gemacht. Damit ist klar: Ein Abitur ist heute weniger wert als vor 50 Jahren. Und weiterhin ist klar: Abi ist nicht gleich Abi. Denn von Bundesland zu Bundesland sind die Ansprüche unterschiedlich. In vielen Bundesländern wechselt es sogar von Schule zu Schule. Zusammengefasst kann man sagen: Je nach Bundesland, Schule und Fächerkombination ist ein Abitur unterschiedlich wert. Ein Abi mit 1,5 mit den Leistungsfächern Mathematik und Physik oder Latein und Altgriechisch in Bayern ist anders zu werten als ein Abi mit den Leistungsfächern Sport und Gemeinschaftskunde in Hessen oder Bremen.

Auch die Art der Bewertungen scheint zu variieren. An manchen Schulen werden Einser-Noten reichlich vergeben, an anderen Schulen bleiben diese Noten nur den Allerbesten vorbehalten. Die Abiturnote hat also nicht allzu viel zu sagen. Daher achten immer mehr Arbeitgeber auch auf andere Aspekte der Bewerbung. Lediglich beim Numerus Clausus stark nachgefragter Universitätsfächer kommt es nochmal auf die Abi-Note an.

Wie »Welt« und »RP-Online« berichteten, hat eine Umfrage ergeben, dass es in den letzten Jahren einen Sprung in den Noten gegeben hat. In Thüringen sollen mittlerweile fast 38 Prozent der Abiturienten eine Eins vor dem Komma haben.

Für die Universitäten und Hochschulen ist dies ein Grund zur Sorge. denn das Abitur soll ja der Nachweis sein, der zum Studium befähigt. Damit sind gewisse Ansprüche verbunden. Wenn dieses Niveau sinkt, müssen die Universitäten und Hochschulen die Bildungslücken auffangen. Doch dafür gibt es keine ausreichenden Kapazitäten.

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Kommentare zum Artikel

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Gravatar: karlheinz gampe

Meine Neffe hat auch ein Einser Abi, dass ist mit dem früherem Abi nicht zu vergleichen ist. Abi heute ist Mittelschule früher. Das Bildungsniveau sinkt und dies ist von unseren Politikern so gewollt, denn ein dummes Volk ist besser zu regieren(lügen+betrügen), da mit wachsender Bildung auch der kritische Geist steigt ist Bildung von der heutigen Politik nicht mehr erwünscht.

Gravatar: Arne Nitsche

Wer wert auf ein zukunftsfähiges Abitur legt besucht besser eine privat Schule. Die öffentlichen Bildungseinrichtungen bauen immer mehr ab und das mit Absicht.

Gravatar: Werner

Ich freue mich über jeden in meiner Familie, der ein Einser-Abitur hat. Ich freue mich eigentlich über jeden der das Abitur überhaupt geschafft hat.

Gravatar: Gipfler

Hier wird von den Lehrern selbst ad absurdum geführt, was stets zur Rechtfertigung der Notengebung behauptet wird: Sie seien eine objektive Messung der Schüler-Leistungen. Denn Objektivität braucht man, wenn mit der Prüfung Berechtigungen (zum Studium oder für sonstige berufliche Voraussetzungen) vergeben werden, was ja der Hauptsinn der Prüfungen ist.

Noten sind nie objektiv gewesen, da sie es prinzipiell nicht sein können.
Die Qualität einer Äußerung, jede Qualität überhaupt, korreliert nie notwendig mit einer bestimmten Quantität.
Wenn daher die qualitativen Äußerungen der Schüler bestimmten quantitativen Größen zugeordnet werden (Noten, Punkten), die zugleich die qualitativen Unterschiede und Rangstufen innerhalb einer auf- oder absteigenden Zahlenreihe repräsentieren, so ist diese Zuordnung stets willkürlich, subjektiv gesetzt. Die Einigung auf eine bestimmte Zahlenreihe, innerhalb derer die Qualitätsstufen repräsentiert werden sollen (Noten von 6,0 – 1,0 oder Punkte von 1 – 100), bedeutet lediglich eine Beschränkung der unendlichen Zahlenreihe auf einen genau festgelegten Teil, der ausschließlich benutzt werden soll. Damit ist nicht die Zugehörigkeit jeder einzelnen möglichen Qualitätsäußerung zu einer bestimmten Größe determiniert.

Tests haben z. B. ergeben, dass ein und derselbe Deutsch-Aufsatz eines Schülers, der unabhängig von verschiedenen Lehrern korrigiert und zensiert wurde, alle Noten von 1 bis 6 erhielt.

Das Noten- und Prüfungssystem in einem staatlichen Bildungssystem ist ein besonders geeignetes Mittel, die von den Herrschenden gewünschten Lerhinhalte mit Angst und Druck zur Anpassung an das Sytem einzuhämmern.
Vgl.: https://fassadenkratzer.wordpress.com/2017/07/07/das-staatliche-pruefungssystem-als-herrschaftsinstrument/

Gravatar: reiner

Alles Lüge! Die Anforderungen wurden heruntergeschraubt und deshalb kommt dieses Ergebnis zu stande. Firmen und Unis beklagen den fehlenden Wissenstand der Abiturienten.Es wird gelogen, dass sich die Balken biegen. Alles wird hier nur schön geredet.

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