Tolerantes Tanzen

Hilfreich und gut oder naiv und gefährlich?

Schüler des Eldenburg Gymnasiums in Lübzer wollen Vorurteile wegtanzen. Doch die gute Stimmung ist vorbei. Auf Facebook gibt es nach den tragischen Vorfällen der letzten Tage entsetzte Reaktionen.

Screenshot Facebook
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Das Projekt »Schule ohne Rassismus ­– Schule mit Courage« hat ein klares Bekenntnis. Es wird zumindest klar gesagt, was abgelehnt wird: »Die Diskriminierung von Menschen wegen ihres Glaubens, des Geschlechts und der sexuellen Orientierung, der Hautfarbe und Herkunft, der Behinderung, der Schulart, der Nationalität und was auch immer, lehnen wir ab.« 

Das ist klar. Doch was wollen sie tun? Das wiederum ist nicht so klar. Sie wollen »… den Alltag an Schulen so verändern, dass dieser von einem Klima der gegenseitigen Achtung und der Anerkennung individueller Eigenheiten geprägt ist.«

Weiter heißt es in der Selbstdarstellung auf ihrer Startseite: »Der Arbeit im Rahmen von Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage liegt die Auseinandersetzung mit 'Ideologien der Ungleichwertigkeit' zu Grunde.« Was ist das? 

»Ideologien der Ungleichwertigkeit gehen davon aus, dass Ungleichartiges auch ungleichwertig ist.« Davon sollte man lieber nicht ausgehen – oder? Wie auch immer. Es soll nicht diskutiert werden. Es soll etwas getan werden. Aber was?

Das erklärt eine Schülerin des Lübzer Eldenburg Gymnasiums gegenüber der Zeitung für Lübz-Goldberg-Plau. Die 17-jährige gehört zu der »SoR«-Gruppe ihrer Schule. »SoR« steht für das Zertifikat »Schule ohne Rassismus-Schule mit Courage«, mit dem die Lübzer Einrichtung schon vor fünf Jahren ausgezeichnet wurde.

Sie sagt: »Viele in unserem Alter haben Vorurteile gegenüber Flüchtlingen. Dabei haben es diese nicht immer leicht gehabt«. Also will man etwas tun. Was? Sie haben auch schon eine Idee, ein Projekt. Es nennt sich: »Toleranz tanzt«.

Die Veranstalter von »Toleranz tanzt« planen für einen Tanzabend neben einem DJ, einer Süßigkeiten-Bar und einem Grill-Stand, auch einen Graffiti- und Siebdruckworkshop. Die Sicherheit der Partygäste gewährleistet eine Rostocker Security-Gruppe. Zudem werde im Vorfeld die Parchimer Polizei informiert. »Wir wollen einen friedlichen Abend erleben«, heißt es.

Es gibt noch viel zu tun: Zweisprachige Plakate in Deutsch wie Arabisch müssen gedruckt und verteilt werden, zudem soll die Veranstaltung über die sozialen Medien geteilt werden. Den Güstrower Schülern gelang es immerhin schon Sponsoren für die Party zu gewinnen. Neben tausend Euro von Soziale Bildung e.V. erhalten die jungen Veranstalter unter anderem Finanzspritzen von dem Netzwerk für Flüchtlinge, Demokratie und Toleranz, der VR-Bank Bützow-Güstrow, der Allianz und dem Flüchtlingsrat Mecklenburg-Vorpommern.

In den sozialen Medien kommt das nicht nur gut an. »Ein gefährdungsgeneigtes Angebot von Eltern, die ihre Töchter lieber der Gefahr aussetzen, anstatt den Mund auf zu machen«, heißt es beispielsweise auf Facebook.

 

 

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Kommentare zum Artikel

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Gravatar: Armin Helm

Typische Absurditäten

»Ideologien der Ungleichwertigkeit gehen davon aus, dass Ungleichartiges auch ungleichwertig ist.«

Schlicht und ergreifend: faslch. Im Übrigen wage ich zu bezweifeln, dass die Bedeutung des Wertebegriffs vom Verfasser verstanden wurde.

»Viele in unserem Alter haben Vorurteile gegenüber Flüchtlingen. Dabei haben es diese nicht immer leicht gehabt«.

Vorurteile sind empirische Prognosen oder nicht selbst gemachten Erfahrungen. Warum jemand ist, wie er ist, spielt für sein Opfer keine Rolle. Die Ausprägung einer Persönlichkeit führt zur Erfahrung; je massenhafter diese Erfahrungen gemacht werden, desto sicherer die Prognose.

Im Übrigen würde ich den Initiatoren anraten, sich mit dem Ethnozidbegriff zu befassen.

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