Nullzins, Minuszinsen und Bargeld-Einschränkung: Alles gegen Rezession?

Gehen der IWF und die EZB das Problem von der falschen Seite an?

IWF, EZB und andere Institutionen machen Druck, um den Konsum und den Geldverkehr anzukurbeln. Sie tun dies unter anderem mit Nullzins, mit Androhungen von Minuszinsen oder mit dem Kampf gegen das Bargeld. Doch die Ursache des Problems gehen sie nicht an. Ein Kommentar.

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IWF, EZB und andere Institutionen machen Druck, um den Konsum und den Geldverkehr anzukurbeln. Sie tun dies unter anderem mit Nullzins, mit Androhungen von Minuszinsen oder mit dem Kampf gegen das Bargeld. Ihr Klagen und Jammern: Die Menschen sparen zu sehr, legen das Geld lieber gewinnbringend an oder auf die hohe Kante, anstatt es in den Konsum zu stecken. Daher will man den EU-Bürgern das Sparen austreiben.

Hier gibt gleich mehrere Probleme, die gerade von der Politik zu wenig beachtet werden:

Erstens wurde – gerade in Deutschland – zu viel auf den Export-Sektor geachtet. Der Binnenmarkt wurde vernachlässigt. Doch wer für den internationalen Markt produziert, muss international konkurrenzfähige Preise anbieten. Dies geht oft nur, indem die Produktion ins Ausland verlagert wird, um die Produktionskosten und die Löhne der Angestellten gering zu halten. Arbeitsplätze sind auf diese Weise in den letzten 40 Jahren zunehmend ins Ausland verlagert worden. China blühte auf, Europa schwebt im Dauerkoma.

Zweitens wurde zugelassen, dass sich die Gesellschaft finanziell und sozial zunehmend spaltet. Auf der einen Seite gibt immer mehr Millionäre, Multimillionäre und Milliardäre. Auf der anderen Seite wächst das Prekariat. Die Reichen legen ihr Geld an, anstatt alles zu auszugeben, weil sie schon alles haben, das man kaufen kann. Den Armen fehlt das Geld für die Reparatur der Waschmaschine, für den Schulausflug der Kinder und für die neuen Möbel. Wären die Einkommen und Vermögen gleichmäßiger verteilt, würde dies den Konsum steigern, es würde mehr Geld direkt in die Realwirtschaft fließen, der Geldumlauf im Handel würde beschleunigt.

Drittens wurde durch die EU in Europa eine Politik der wirtschaftlichen Öffnung gefördert, die uns unfähig gemacht macht, unsere heimischen Märkte zu schützen. Wer Schutzzölle von vornherein verurteilt, öffnet sich schutzlos dem Weltmarkt. Hier muss sich jeder die Frage stellen: Können europäische Arbeitnehmer jemals mit asiatischen konkurrieren? Müssen wir uns in Zukunft auf ostasiatische Löhne und Arbeitsbedingungen einstellen, um auf den Weltmarkt konkurrieren zu können?

Viertens: Alle reden vom Klimaschutz, vom Umweltschutz und vom Sparen fossiler Energieträger. Wie kann man es aus dieser Perspektive dann zulassen, dass Äpfel aus Argentinien, Kartoffeln aus Ägypten und T-Shirts aus Bangladesch günstiger auf dem deutschen Markt angeboten werden als heimische Produkte? Und das, obwohl sie über tausende Kilometer mit dem Schiff transportiert werden mussten?

Die Globalisierung lässt sich nicht aufhalten. Aber sie lässt sich anders gestalten. Wenn die Binnenmärkte stärker gefördert und geschützt werden und die Löhne der Arbeitnehmer den Lebenshaltungskosten angepasst werden, dann wird auch automatisch wieder mehr Geld in den Umlauf gebracht.

Unsere »Freie Marktwirtschaft« ist gut und hat sich bewährt. Sie ist bisher die einzige Wirtschaftsform, die erfolgreich Wohlstand für viele Menschen gebracht hat. Aber sie hat ihren Preis, wenn ihr nicht klare Grenzen und Ziele gesteckt werden, die vor allem die Stärkung der Binnenwirtschaft und der Wohlfahrt des eigenen Landes dienen.

Genau diese Schlüsselfrage hat die Trump-Administration in den USA in Angriff genommen, indem man auf eine Art »Wirtschaftspatriotismus« setzt, wie Steve Bannon und Donald Trump es ausgedrückt haben. Die deutsche Politik dies bis heute nicht begriffen. Die USA und China gestalten Wirtschaftspolitik zu ihrem eigenen Vorteil: Dort, wo es einem nützt, öffnet man sich, und dort, wo es einem schadet, schützt man sich. Deutschland dagegen öffnet sich ohne Schutz.

Die Folgen: Die Gesellschaft spaltet sich. Die Reichen legen ihr Geld an, anstatt es auszugeben. Und die Armen haben kein Geld zum Ausgeben. Der Binnenhandel stockt, der Geldfluss erlahmt und die Zinsen werden gesenkt, um das Sparen unattraktiv zu machen.

Hier sollte man das Problem an der Wurzel packen.

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Kommentare zum Artikel

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Gravatar: karlheinz gampe

Die deutsche Politik ist sau dumm. Tausendteils Idioten ? Man denke nur an eine dumme endliche(da ja sterblich) CDU Kanzlerin, die jedoch von sich behauptet sie könne unendlich viel nachdenken. Einfach irre und solche Leute regieren Deutschland ! Morgen ist se tot und unendlich geht jedoch weiter und solche Leute meinen sogar sie seien Physiker(Stasi Physiker ?). Haben die schon in der Schule gepennt z. Bsp. bei Grenzwertbetrachtungen ?

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