Buchrezension: »Renovatio Europae. Plädoyer für einen hesperialistischen Neubau Europas«

Für eine konservative Rückbesinnung der EU

Der »Hesperialismus« – letzte Hoffnung für das Abendland? Neun Intellektuelle aus ganz Europa plädieren für eine konservative Rückbesinnung der EU. Eine Buchbesprechung.

Buch-Cover, Ausschnitt
Veröffentlicht:
von

Buchrezension: David Engels (Hg.), Renovatio Europae. Plädoyer für einen hesperialistischen Neubau Europas, Lüdinghausen / Berlin, Manuscriptum, 2019, 222 p., ISBN: 978-3-948075-00-2.

— — —

Europa steht nur wenige Schritte vor dem Absinken in schwere gesellschaftliche Verteilungskämpfe, eine langdauernde politische Paralyse und gewalttätige Auseinandersetzungen mit den neuen Parallelgesellschaften, und nur eine mutige Rückbesinnung auf unsere historischen Grundwerte und eine grundlegende Reform der europäischen Institutionen mag noch eine Chance bieten, dem Schlimmsten zu entgehen – das ist die Grundüberzeugung des Buchs „Renovatio Europae – Plädoyer für einen hesperialistischen Neubau Europas“, das am 13. Mai 2019 von seinem Herausgeber David Engels im Polnischen Institut Berlin vorgestellt wurde. „Hesperialismus“ ist dabei als Gegenbegriff zum gegenwärtigen „Europäismus“ konzipiert. Während letzterer eine unkritische Befürwortung der aktuellen Strukturen der EU mitsamt der ihr zugrundeliegenden, globalistischen, multikulturalistischen und liberalistischen Überzeugungen impliziert, fordert der „Hesperialismus“ (in Anlehnung an die Bezeichnung der Griechen für den äußersten Westen der bekannten Welt) zu einer stolzen Bejahung und zähen Verteidigung der kulturellen Identität des Abendlandes und der politischen wie strategischen Interessen Europas in einer multipolaren Welt auf.

Der Band vereint Beiträge verschiedenster hochkarätiger europäischer Intellektueller und deckt die unterschiedlichsten Bereiche der gegenwärtigen Identitätskrise Europas ab, wobei es eine besonders hervorzuhebende Eigenschaft des Buchs ist, sich nicht auf ein Beklagen der gegenwärtigen Zustände zu beschränken, sondern konstruktive Lösungs- und Reformansätze zu skizzieren. Nach einem Geleitwort von Justyna Schulz analysiert Zdzisław Krasnodębski das innere Funktionieren der gegenwärtigen Ideologie politischer Korrektheit und befürwortet eine Stärkung kulturverbundener Eliten; András Lánczi zeigt die Verfehlungen des linksliberalen, relativistischen Rechtspositivismus auf und plädiert für eine Aufnahme naturrechtlicher Vorstellungen in eine neue europäische Verfassung; Chantal Delsol argumentiert für einen gesunden Ausgleich zwischen moralischem und realpolitischem Extremismus in der Immigrationsfrage; Birgit Kelle gibt den traditionellen Familienstrukturen gegenüber dem radikalen Konstruktivismus der LGBT-Bewegung den Vorzug und lehnt eine Einmischung der europäischen Institutionen in die Familienpolitik der Nationalstaaten strikt ab; Max Otte erinnert an die kontinentale und im christlichen Sozialdenken verankerte Tradition sozialer Marktwirtschaft als Gegenpol zum gegenwärtigen Ultraliberalismus angelsächsischer Prägung; Alvino-Mario Fantini zeigt die tiefe Verwurzelung der abendländischen Kultur im altorientalischen, griechisch-römischen und jüdisch-christlichen Menschenbild auf und appelliert an jeden Einzelnen, sich erneut der historischen Traditionen seines Wesens bewußt zu werden und diese aktiv zu pflegen; Jonathan Price zeichnet die transzendentalen Wurzeln der klassischen Ästhetik wie auch ihrer Ablehnung im modernen Funktionalismus nach und verlangt auch im übertragenen Sinne eine stärkere Einbindung ästhetischer Argumente in die Gestaltung der gegenwärtigen Gesellschaft; und David Engels schließlich zeigt auf, welche Züge eine „hesperialistische“ Reform der europäischen Institutionen unter strikter Berücksichtigung der Subsidiarität und gleichzeitiger, in einer neuen Verfassung zu verankernder Rückbesinnung auf die historischen Wurzeln des Abendlands konkret aufweisen könnte.

Überaus interessant ist die Tatsache, daß es sich bei diesem mutigen und zukunftsweisenden Band, der wohl in dieser Form im modernen Deutschland kaum hätte konzipiert werden, um eine Initiative der polnischen Forschungseinrichtung „Instytut Zachodni“ handelt. Die polnische Regierung (ebenso wie die ungarische) bemüht sich bereits seit Jahren, ihre grundlegend kulturkonservative Einstellung mit der Forderung nach einer konstruktiven Neuordnung der europäischen Union zu verbinden: Der „Hesperialismus“ dürfte wohl zur inoffiziellen ideologischen Grundlage jenes alternativen Europa-Bilds der Visegrad-Staaten werden, und so ist es kein Wunder, daß bereits zahlreiche Übersetzungen des Bands in Auftrag gegeben wurden und sicherlich eine europaweite Diskussion über dieses neue Konzept auslösen dürften.

[Siehe in diesem Zusammenhang auch die Interviews von David Engels mit Freie-Welt-TV HIER und HIER.]



Ihnen hat der Artikel gefallen? Bitte
unterstützen Sie mit einer Spende unsere
unabhängige Berichterstattung.

Abonnieren Sie jetzt hier unseren Newsletter: Newsletter

Kommentare zum Artikel

Bitte beachten Sie beim Verfassen eines Kommentars die Regeln höflicher Kommunikation.

Gravatar: Friedrich

Eine freie Gesellschaft beinhaltet auch konservative Vorstellungen, sofern diese die gegebene Freiheit und andere Ansichten in ihrer Existenz nicht angreifen. Die Fähigkeit Kompromisse zu schliessen ist hierfür der Nachweis.

Gravatar: a

Man braucht eine feste gültige "Straßenverkehrordnung", sonst kann man nicht fahren udn es gibt nur Unfälle. Eine neue "alte" StVO für Europa ist die Voraussetuzung, daß Europa wieder vorankommt!

Gravatar: Unmensch

Die Visegrad-Staaten haben es leichter mit der Rückbesinnung als der im Identitätswandel schon weit fortgeschrittene Westen. Man betrachte nur das schwedische Song Contest-Team, das war komplett transidentitär aufgestellt. Die Schweden werden bald nicht mehr wissen (dürfen) wer sie waren.

Gravatar: Hartwig

Hat auch nur einer dieser eingeladenen Herrschaften den Islam als gottlos bezeichnet? Nein, dann ist das Buch ohne wert. Europa leidet unter der dümmlichen, atheistischen Möchtegern-Schweinerei-Wissenschaft.

Seit vielen Jahren geht es nicht um die Frage, Wahrheit oder Lüge, oder ob es den christlichen Gott gibt, nein, es geht nur darum, dass es IHN nicht geben DARF!!

Das hat aber mit der Wahrheitssuche nichts mehr zu tun, aber sehr viel mit Lügerei und vollständigen Betrug, am wertvollen Menschen.

Der Islam gottlos? Absolut, ja.

Der Islam ist eine atheistische Sekte. Logisch.

Nur die Bibel kann dieses ehemals prächtige Westeuropa noch retten. Nur die Bibel.

An welchen Unis in Europa darf man noch frei denken? Wo haben die Atheisten die Freiheiten des Menschen nicht eingeschränkt, einschränken wollen?

Atheismus und Islam verstehen sich so gut, arbeiten so gut zusammen, weil beide gottlos sind. Beide verkörpern das Böse in Reinkultur. Und Beide werden Europa zerstören. Natürlich und logisch.

Man braucht sich nur in der Bibel die vielen Fußnoten über die Gottlosen und die Ungerechten durchzulesen. Es wird eins zu eins umgesetzt. Nur Zerstörung.

Und wer um die Bibel einen Bogen machen WILL, kann automatisch und logisch nie objektiv sein. Das ist ausgeschlossen.

Gravatar: karlheinz gampe

Auf einer römischen Münze des Imperators Constantius 2 steht " fel temp reparatio "( bedeutet Wiederherstellung der glücklichen Zeiten) . Heute träumen die Menschen von der Zeit bevor die rote CDU Stasi IM Merkel in die BRD kam und auch schon die alten Römer träumten von vergangenen Tagen.

Gravatar: Ron Ceval

Wegweiser oder Schwanengesang? Hespera war einmal ein beliebter Vorname. Wer lieber einen anschaulichen Blick zurück in die Zukunft wagen will, dem empfehle ich
folgenden Sammelband (wurde 1974 prämiert, weil gut recherchiert und künstlerisch gut umgesetzt):

https://www.comixology.eu/El-Cid-1/digital-comic/215920

Schreiben Sie einen Kommentar


(erforderlich)

Zum Anfang