Im Mittelalter und in der frühen Neuzeit war Flandern das Handelszentrum und die reichste Region Mitteleuropas. Städte wie Brügge, Gent und Antwerpen waren große Hafen-Metropolen. Die spätmittelalterliche Architektur kündet noch heute davon.
Flandern und die Flamen — das werden bald nur noch historische Begriffe sein. Denn kaum ein Land Europas hat sich so sehr der EU und der multikulturellen Einwanderung geöffnet wie Belgien.
Nun ist in der größten Stadt Flanderns, in Antwerpen, das eingetreten, was bereits in London eingetreten ist: Die autochtone belgische (vor allem flämische) Bevölkerung der Stadt ist seit kurzem in der Minderheit. Knapp über die Hälft der Bewohner haben bereits Migrationshintergrund [siehe Bericht »vrt.be«]. Die Veränderungen sind recht schnell gekommen. Noch vor 10-20 Jahren schien es, als seien die Flamen eine feste Mehrheit. Alte Statistiken ließen nicht erahnen, dass sich das rasant ändern könnte.
Der Umschwung ist besonders auf die Kinder zurückzuführen. Denn die Migranten bekommen im Durchschnitt mehr (und früher) Nachwuchs. Gerade in der Altersgruppe unter zehn Jahren ist der Anteil der Kinder mit Migrationshintergrund besonders hoch. Daraus lassen sich auf Rückschlüsse auf die Zukunft der Stadt ziehen. Denn die autochthonen Flamen sind im Durchschnitt älter als die Migranten. Das bedeutet: Wenn ein großer Teil der flämischen Senioren in 10-20 Jahren nicht mehr lebt, wird die Statistik nochmals massive Veränderungen aufzeigen.
Vielleicht wird man in hundert Jahren sagen: »Flandern, das ist das Land, in dem einst die Flamen lebten«.
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