Finnland hat ein neues, progressives Gesetz verabschiedet, das es Transmenschen erheblich erleichtert, ihr rechtliches Geschlecht zu ändern.

Ministerpräsidentin Sanna Marin hatte das Gesetz zu einer Priorität ihrer Regierung erklärt, und am Mittwoch wurde es mit großer Mehrheit im Parlament verabschiedet: 113 Stimmen dafür, 69 dagegen. Es gab 17 Abgeordnete, die bei der Abstimmung nicht anwesend waren, aber keine Enthaltungen, wie euronews berichtet.

Die Politiker von Marins Fünf-Parteien-Koalitionsregierung stimmten mit überwältigender Mehrheit für das neue Gesetz, obwohl 13 Abgeordnete der Zentrumspartei dagegen stimmten. Die konservative Finnische Partei und die religiösen Christdemokraten waren ebenfalls dagegen. 

Nach den neuen Gesetzen können Transgender-Personen ab 18 Jahren ihr Geschlecht durch eine Selbstdeklaration legal ändern und müssen nicht mehr erst ein aufwändiges medizinisches und psychiatrisches Genehmigungsverfahren durchlaufen.

Mit den Änderungen wird auch eine Bestimmung abgeschafft, nach der Transgender-Personen ein ärztliches Attest vorlegen mussten, das belegte, dass sie unfruchtbar oder sterilisiert waren, bevor die Regierung ihre Geschlechtsidentität anerkennen konnte.

Dieser Teil des bestehenden Gesetzes sollte Transgender-Personen davon abhalten, Kinder zu bekommen, und wurde von Menschenrechtsgruppen seit vielen Jahren scharf verurteilt.

»Wir hatten damit gerechnet, dass das Gesetz verabschiedet wird, aber in den letzten Wochen gab es eine unglaublich starke Kampagne gegen das Gesetz, vor allem mit geschlechterfeindlicher Rhetorik«, sagte Kerttu Tarjamo, Generalsekretär von Seta, Finnlands ältester und angesehenster Organisation für LGBT-Rechte.

Einer der potenziell umstrittensten Aspekte der Gesetzgebung war die Frage, ob die neuen Trans-Rechte auf 16- und 17-Jährige ausgedehnt werden sollten, die nach finnischem Recht als Minderjährige gelten.

Das neue finnische Gesetz über die Rechte von Transmenschen hat keine Auswirkungen auf die bestehende Gesetzgebung in dem nordischen Land, die sich mit der medizinischen Bestätigung der Behandlung von Transmenschen befasst - etwas, das nach Ansicht von Transrechtsaktivisten selbst von den Politikern, die über die Vorschläge abstimmten, weitgehend missverstanden wurde.