Wie unglücklich eine Gesellschaft ist, zeigt sich – u.a. – daran, wie sehr sie Glücksspiele nötig hat. In dem Wort »Glücksspiel« sind beide Komponenten irreführend. Das Wort enthält ein zweifaches falsches Versprechen: Es geht nicht um »Glück« und nicht um »Spiel«.

Es genügt ein flüchtiger Blick: Wenn man sich anschaut, mit welcher Verbissenheit, Verlorenheit und Stumpfheit die Glücksspieler da wie in Trance an den Daddelautomaten kleben, wird offenbar, dass da das genaue Gegenteil von Spielfreude, Leichtigkeit und Glück ausgelebt wird.

Spielen ist ein Suchtverhalten. Die Spieler wissen, dass sie nicht gewinnen – und wenn doch, dann nur deshalb, weil sie Glück gehabt hatten, ihren Gewinn also nicht wirklich verdient haben. In Spielhallen wird das betrügerische und willkürliche Element am kapitalistischen System zelebriert – in der Dosis für den kleinen Mann.

Mit einem gewissen Masochismus bestätigen die Glücksspieler damit ihre Rolle als Verlierer in der modernen Welt, die ihnen keine Chance lässt Sie nehmen an den Automaten spielerisch die Verlierer-Rolle ein, die sie auch im richtigen Leben innehaben.

Wenn die regulären Wege zu Glück und Geld versperrt sind oder versperrt scheinen, dann locken die Spielhöllen, wie sie mit einer gewissen Berechtigung vom Volksmund genannt werden. Dann lockt die Hölle. Dann lockt das Verruchte, das nah an der Illegalität ist.

Wir nah die Glücksspiele in Berlin an der Grenze zur Illegalität sind und ob sie die womöglich überschritten haben und gegen Vorschriften verstoßen, wollte die Polizei in den Ortsteilen Wilmersdorf, Neu-Hohenschönhausen, Hellersdorf, Marzahn, Gesundbrunnen, Neukölln, Britz, Rudow, Siemensstadt, Schöneberg, Köpenick und Rahnsdorf überprüfen.

Die Aktion war ein voller Erfolg. So kann man es jedenfalls sehen, wenn man es als Erfolg betrachtet, wenn die Zahl der Beanstandungen möglichst hoch ist. Sie war hoch. In dem Polizeibericht wird nüchtern von einer »fast hundertprozentige Beanstandungsquote« gesprochen.

Das heißt: Fast alle Glücksspielhallen in Berlin werde so betrieben, dass es etwas zu beanstanden gibt.