Opposition siegt nach langer AKP-Herrschaft in Ankara und Istanbul

Empfindliche Schlappe für Erdogan bei türkischen Kommunalwahlen

Bei den türkischen Kommunalwahlen musste Erdogans AKP empfindliche Niederlagen kassieren. Zwar blieb man landesweit stärkste Partei, aber mehrere Großstädte gingen an die Opposition verloren, so auch nach mehr als zwei Jahrzehnten Ankara und Istanbul.

Foto: Erdoğan Resmî Flickr Hesabı/ CC0
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Präsident Recep Tayyip Erdogan vermied es nach den Kommunalwahlen in der Türkei, eine deutliche Niederlage seiner AKP in den Großstädten einzugestehen. Bei einer nächtlichen Rede vom Balkon des Hauptquartiers seiner Partei in Ankara zum Wahlausgang versprach er lediglich, nach den Wahlen rasch mögliche »Schwächen« seiner Partei zu identifizieren und zu »korrigieren«. Er hob heraus, 56 Prozent der Rathäuser erobert zu haben.

Im Ergebnis der Kommunalwahlen lag in der Metropole Istanbul der Oppositionskandidat in Führung. CHP-Kandidat Ekrem İmamoğlu gewann mit einem Vorsprung von fast 28.000 Stimmen. İmamoğlu kommt den vorläufigen Ergebnissen zufolge auf 4.159.650 Stimmen und der AKP-Kandidat der AKP, Ex-Ministerpräsident Binali Yıldırım, auf 4.131.761 Stimmen.

Für Erdogan ist das Wahlergebnis ein Denkzettel, da Istanbul sehr lange AKP-regiert war. Hier startete der türkische Machthaber als Bürgermeister von 1994 bis 1998 seine politische Karriere. Insgesamt blieb die islamisch-konservative AKP landesweit stärkste Partei, musste aber in den Großstädten herbe Verluste einstecken.

In der Hauptstadt Ankara musste die AKP erstmals seit seiner Regierungsübernahme vor 16 Jahren eine Niederlage einstecken. Nach Auszählung der Stimmen lag Mansur Yavaş von der kemalistischen CHP mit 50,9 Prozent fast vier Prozentpunkte vor dem AKP-Kandidaten. Amtsinhaber Mehmet Özhakesi erreichte 47,8 Prozent.

Der Verlust der Städte ist für die AKP nicht nur in symbolischer Hinsicht eine Niederlage, da ihr die Kontrolle der Rathäuser erlaubt, Posten und Ressourcen zu verteilen. Kritiker haben der Partei immer wieder vorgeworfen, bei der Vergabe von Aufträgen befreundete Unternehmen zu bevorzugen und eigene Anhänger mit lukrativen Ämtern zu versorgen.

Rund 57 Millionen Türken waren am Sonntag aufgerufen, in 81 Provinzen Bürgermeister, Gemeinderäte und andere Kommunalpolitiker zu wählen. Die Wahlbeteiligung lag bei rund 84 Prozent. Alle Ämter werden bis 2023 vergeben.

Laut Journalisten soll im Vorfeld in den Wählerverzeichnissen massiv manipuliert worden sein. In manchen Häusern waren offenbar demnach hunderte virtuelle Wähler registriert. Auch wurde seitens der Wahlkommission die Regel abgeschafft, dass Wahlumschläge gestempelt werden müssen.

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Kommentare zum Artikel

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Gravatar: Schnully

Im Ländlichen Raum predigt der Imam AKP
In Großstädten und Touristen Hochburgen bestimmt der Wechselkurs und Trinkgelder die Wahl,wobei einige Hotelangestellte trotzdem AKP wählen , weil Touristen Arbeit machen , lästig sind und meckern

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