Für EZB-Chef »zu früh« von lockerer Geldpolitik abzurücken

Draghi hält weiter an Nullzinspolitik fest

EZB-Präsident Mario Draghi bekräftigte im niederländischen Parlament die Absicht der Zentralbank, auch im Zeichen eines Aufschwungs die extrem lockere Geldpolitik bis auf weiteres fortzuführen. Damit erfüllen sich jüngste Spekulationen von Schäuble nicht.

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Trotz verbesserter Konjunkturwerte und kürzlich anderslautender Andeutungen von Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble will EZB-Chef Mario Draghi an der extrem lockeren Geldpolitik festhalten. Es sei weiter notwendig, den sehr substanziellen Konjunkturimpuls aufrechtzuerhalten, erklärte der oberste Währungshüter bei einem Auftritt im niederländischen Parlament.

Es würden zwar die bei der EZB einlaufenden Daten belegen, dass der Aufschwung zusehends solider werde, so hätten sich die Abwärtsrisiken weiter verringert, »dennoch ist es noch zu früh, einen Erfolg zu verkünden«, sagte der Italiener. 

»Der grundlegende Inflationsdruck bleibt schwach, die binnenwirtschaftlichen Inflationstreiber, vor allem die Löhne, reagieren bisher nicht auf die Erholung und die Verengung der Output-Lücke«, hieß es weiter in seiner Rede. Damit sich grundlegender Inflationsdruck aufbauen und mittelfristig die Gesamtteuerung stützen könne, müsse der gegenwärtige Akkommodationsgrad der Geldpolitik aufrecht erhalten werden.

Draghi betonte dabei, es brauche sehr günstige Finanzierungsbedingungen, um die Inflation in Richtung des EZB-Ziels von mittelfristig knapp unter zwei Prozent zu treiben. Damit wird die Ära der Niedrigzinsen mit der Öffnung der Geldschleusen zu Lasten aller Spar- und Kreditgeschäfte im Euroraum weiter andauern. Gerade in Deutschland ist die Nullzinspolitik umstritten, da sie hier außergewöhnliche Probleme bereitet. 

Draghi vertrat bei seinem Auftritt in Den Haag die Ansicht, die Vorteile der lockeren EZB-Geldpolitik überwiege mögliche Nebenwirkungen. Der EZB-Chef vollzieht mit seiner Rede vor niederländischen Abgeordneten momentan eine Reihe von Besuchen in Parlamenten von Mitgliedsstaaten der Währungsunion.

So verteidigte im September 2016 Draghi seine Nullzinspolitik auch im Bundestag gegen jegliche Kritik, während Vertreter der Bundesbank sowie auch Bundesfinanzminister Schäuble sich wiederholt für eine baldige Anhebung der Leitzinsen im Euroraum aussprachen. Schäuble wies vor wenigen Tagen auf die konjunkturelle Erholung in Italien und ermutigende Ansätze in Frankreich hin, spekulierte dabei, dass Draghi von seiner Linie abrücken könne.

Der Bundesfinanzminister sagte dabei, es gebe nach der gesunkenen Sorge vor einer Deflation »Andeutungen aus dem Kreis des EZB-Vorstands, wonach man dort allmählich den Ausstieg aus der ultralockeren Geldpolitik einleiten will.« Das erwies sich damit als Trugschluss.

Mehr dazu unter finanzen.net

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Kommentare zum Artikel

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Gravatar: Aufbruch

Ach @ HPK, Ihre Kommerntare "erfreuen" mich immer wieder. Warten Sie nur, bis der substanzlose Draghi'sche Schuldenturm zusammenbricht. Dann arbeitet Ihr Geld nicht nur mehr, sondern es ist ganz weg. Möglicherweise bringt das Jahr 2018 die große Zäsur. Draghi und die anderen "Eliten" braucht das nicht zu jucken. Die haben ihre Schäfchen im Trocknen. Sie auch?

Gravatar: Hans-Peter Klein

Was ist an den niedrigen Zinsen denn so schlecht solange die Inflation ebenfalls niedrig ist?
Das Geld behält seinen Wert, aber man kann es nicht "arbeiten" lassen und dadurch leistungslose Einkommen erzielen. Dafür sind Bankkredite sehr günstig.
Von mir aus kanns so weiter gehen.
MfG, HPK

Gravatar: die Vernunft

Herr Draghi, Geld drucken funktioniert nur, solange eine Währung Substanz hat. Die italienische Lira befand sich auf einem ähnlichen Weg, im freien Fall!

Nachdem alle Stabilitätsversprechen des Eurodiktates gebrochen wurden, heißt es für unser Land, schnellstens raus aus dem Euro! Die Deutschen wußten es schon vorher!

Herr Draghi möchte doch bitte einmal erklären, wie man sein vieles neugedruckte Geld wieder einfangen will, ohne die Eurowährung in die Schwundsucht zu stoßen! Das müssen doch auch unsere Politiker einsehen! Frau Merkel, der Euro ist gescheitert, ziehen Sie die Reißleine, bevor Ihr EU- Europa den Brexit-Weg geht!

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