Obwohl die deutschen Privatbanken auf eine Zinserhöhung drängen

Draghi bleibt hart: Er besteht weiterhin auf Niedrigzins-Politik

Jetzt kritisieren sogar europäische und deutsche Privatbanken die EZB wegen ihrer Niedrigzins-Politik. Doch EZB-Chef Mario Draghi bleibt hart.

Foto: World Economic Forum/ flickr.com/ CC BY-SA 2.0
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Die Europäische Zentralbank (EZB) steht nach wie vor wegen der Niedrigzinspolitik in der Kritik. Auch am Rande des Gipfels der Weltbank und des Internationalen Währungsfonds (IWF) kam das Thema wieder auf. Die deutschen Privatbanken drängen auf eine Erhöhung der Zinsen. Doch EZB-Chef Mario Draghi besteht auf die Fortsetzung der Niedrigzinspolitik [siehe Bericht »n-tv«].

Die europäischen Banken müssten schon jetzt jährlich rund 7,5 Milliarden Euro an Strafzinsen an die EZB zahlen. Die US-Notenbank FED hat dagegen in der selben Zeit keine Strafzinsen erhoben. Sie hat 2017 sogar rund 26 Milliarden Dollar an Zinsen auf Reserven gezahlt. Dadurch würden europäische Banken gegenüber ihrer amerikanischen Konkurrenz ins Hintertreffen geraten, wird gegen Draghi argumentiert. Doch Draghi bleibt hart.

Schlecht ist diese Nachricht vor allem für deutsche Sparer und Anleger. Ihr Geld wirft nach wie vor kaum Zinsen ab.

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Kommentare zum Artikel

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Gravatar: Elke

Danke Klinger und Hans von Atzigen

Meine Mutter brachte mir bei, keine Schulden zu machen. Als Beispiel gab es die Geschichte für eine Konfirmation oder Reise, sich Geld geliehen zu haben. Mutter lehnte es voll und ganz ab. Mutter hatte noch ein Beispiel: Wenn nur ein Pfennig fehlt, kannst du das Brot nicht kaufen.

Bei der Enkelkindarie werden liebende Großmütter zur besten Organisatorin. Eine Mutter gibt der anderen Mutter, was nicht mehr gebraucht wird. Flohmärkte ergänzen Fehlendes.

Und so mit der Zeit und mit den Jahren vervollständigt sich der Haushalt. Je älter man wird, desto weniger braucht man. Es ist ja alles da.

Ein fürsorglicher Vater trägt das Seine dazu bei - hoffe ich doch sehr.

Meine alleinerziehende Mutter ist ohne Schulden durchs Leben gekommen.Sie wurde mein Vorbild.

Schulden machen unfrei. Sich bescheiden kann ja auch nicht schaden. Ohne finanzielle Probleme, sprich Schulden, schläft man besser.

Als kleiner Mann gehörst Du ja nicht zur Oberschicht, die vielleicht mit fraglichen Methoden zu Geld gekommen sind

Alles andere ist nur eine Frage der Organisation.

Gravatar: Marcel Elsener

@Marc Hofmann
Da haben sie vollkommen Recht. Das Geld folgt immer den höheren Renditen, und die gibt es derzeit in den USA. Da plötzlich alle in den Dollarraum investieren und andere Währungen (z.B. Euro) abstossen, kommt es zu einer Kurssteigerung des Dollars gegenüber anderen Währungen.

Donald Trump ist allerdings nicht direkt dafür verantwortlich sondern das FED. Unnötig zu sagen, dass die USA daraus nicht nur Vorteile ziehen: Es müssen jetzt höhere Zinsen für die Staatsschulden gezahlt werden. Verständlicherweise hat Herr Trump die FED-Politik als 'irre' bezeichnet; er hätte am liebsten gleichbleibende oder gar fallende Zinsen gehabt, damit er mehr finanzielle Handlungsfreiheit im Bundesbudget hat. So könnte es durchaus sein, dass das jetzige Wachstum der US-Wirtschaft durch den erhöhten Zinsendienst für den US-Staat negativ ausfallen könnte. Es bleibt spannend.

Der Euroraum hingegen hat ganz schlechte Karten. Wenn die EZB die Zinsen ebenfalls erhöhte, würde wohl der baldige Kollaps mehrerer Euro-Staaten erfolgen, welche durch die unsinnige Aneinanderkettung über diverse Schuldenvergemeinschaftungsinstrumente womöglich den ganzen Euroraum herunterrupfen könnten. Deswegen ist Herr Draghi auch hart geblieben, und hat den Euro-Zinssatz nicht erhöht. Er hat hier ganz einfach keinen Handlungsspielraum mehr. Ich bin nicht einmal sicher, ob die Ende Jahr eigentlich auslaufende Schuldenmonetarisierung wirklich beendet sein wird. Der Fluch der bösen Tat halt...

Gravatar: Marcel Elsener

@Elke
Sie beschränken sich mit Ihren Ausführungen auf den rein privaten Sektor und obendrein nur auf die Anlegersicht. Natürlich kann man als Privatmensch Geld anlegen, wie man will. Man muss es nicht tun.

Jedoch die weitaus grössten Anleger sind sogenannte institutionelle Anleger - und die werden in ihrer Handlungsfähigkeit vertraglich und auch gesetzlich stark eingeschränkt. Diese können mit den ihnen anvertrauten Geldern nicht einfach machen, was sie wollen; sie sind dazu verpflichtet, dass sie gewisse Renditen erwirtschaften. Daran hängt beispielsweise ein erheblicher Teil des Versicherungswesens, welches Reserven bilden muss und nicht einfach von der Hand in den Mund leben darf und kann. Auch ein Teil der Sozialversicherungen hängt daran. Die institutionellen Anleger, das sind nicht irgendwelche reichen Pinkel, mit denen wir nichts zu tun haben. Nein, wir alle stecken bis zur Halskrause bei den institutionellen Anlegern mit drin, auch wenn wir das gar nicht zur Kenntnis nehmen wollen. Der Sozialstaat hat uns alle aneinander gekettet.

Desweiteren fördert ein niedriges Zinsniveau die Geldmengenausweitung und dadurch auch den Verlust der Kaufkraft. Das ist besonders fatal für jene, welche Geldrenten ausbezahlt bekommen und feststellen müssen, dass ihre Renten immer mehr an Kaufkraft verlieren: beispielsweise die Altersrentner.

Desweiteren gibt es auch die Sicht der Schuldner. Aus ihrer Sicht sind Niedrigzinsen und Kaufkraftverlust zunächst ein Vorteil, weil sie wenig Zinsen für ihre Schulden bezahlen müssen und deren Schulden kaufkraftmässig auch noch schrumpfen. Jedoch ergeben sich hier andere Schwierigkeiten: die Schuldner gewöhnen sich an dauerhaft niedrige Zinsen, wie der Drogenabhängige an seine Drogen. Wenn die Zinsen nur ein bisschen und auch nur temporär ansteigen, droht bei den Schuldnern ein Kollaps, der sich über einen Dominoeffekt auf die gesamte hochverschuldete Wirtschaft auszubreiten droht.

Ein wichtiger Nebeneffekt des Niedrigzinses besteht darin, dass wenig wertschöpfende Betriebe sozusagen künstlich am Leben erhalten werden. Sie können über niedrig verzinste Schulden und immer neue Umschuldungsaktionen wie Zombies weiterexistieren, obwohl sie keinen Gewinn oder gar permanent Verluste erwirtschaften. Solange Verluste über Billiggeld umgeschuldet (= monetarisiert) werden, wähnen sie sich in Sicherheit. Wer bei einem solchen Betrieb arbeitet, wird bei einer Zinserhöhung sein blaues Wunder erleben; der Betrieb geht beinahe sofort Konkurs und der Mitarbeiter verliert seine Stelle. Vielen anderen Betrieben ergeht es ebenso. Allzu viele haben sich an das Niedrigzinsniveau gewöhnt und sich entsprechend verschuldet. Es ist wie eine Drogensucht, die irgendwann unweigerlich in den Untergang führt.

Wer glaubt, er sei sicher, weil er eine staatliche Rente bezieht oder beim Staat arbeitet, der irrt. Ein privatwirtschaftlicher Kollaps vieler Betriebe wird sofort auch auf die Steuereinnahmen und Abgaben durchschlagen, während gleichzeitig die Kosten für Sozialfälle in die Stratosphäre schiessen. Theoretisch könnte der Staat zwar beliebig viel Geld drucken, um die immer höheren Ausgaben zu decken, aber das wäre bloss ein Wettlauf in die Hyperinflation, wie sie Deutschland 1922/1923 schon mal erleben durfte.

Man muss sich folgendes bewusst machen: Herr Draghi ist hier nicht einfach nur Täter sondern auch Getriebener. Wenn er die berühmten Zauberworte 'whatever it takes' nicht gesprochen hätte, dann wären eine ganze Reihe von Euro-Ländern wohl bankrott gegangen und hätten eine noch weit höhere Arbeitslosigkeit.

Damit will ich keineswegs sagen, dass seine Politik richtig ist. Sie hat gewissen Ländern einfach etwas Zeit verschafft, in der sie ihre Finanzen wieder ins Lot hätten bringen müssen. Herr Draghi stand somit unter gewaltigem politischem Druck, dem er letztlich nachgegeben hat.

Aber das haben die hochverschuldeten Länder eben nicht getan, wie jetzt auch die italienische Regierung mit ihrem Budget wieder unter Beweis stellt. Herr Draghi hat mit seiner Handlungsweise gleichzeitig auch den Druck von den Regierungen genommen, Reformen durchzuführen. Meines Erachtens war seine Politik aufgrund der allzu menschlichen Psychologie, welche Probleme tendenziell nicht lösen sondern zu verdrängen versucht, von vornherein zum Scheitern verurteilt. Die Fallhöhe wurde bloss vergrössert.

Offen ist, ob der Kollaps mit einem grossen Knall daherkommt oder in einer jahrzehntelangen wirtschaftlichen Agonie, bis die Bilanzen sowohl der Länder als auch der privaten Betriebe wieder saniert sind. Das ist eine Wahl zwischen Pest und Cholera. Man stirbt jedoch an beidem mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit.

Gravatar: Marc Hofmann

Somit wird mehr und mehr Geld aus dem EURO Raum in den US Dollar Raum gepumpt. Die Wirtschaft in Europa wird weiter stagnieren und die in den USA weiter an Fahrt aufnehmen. Trump ist der EU und der EZB Lichtjahre voraus!

Gravatar: Hans von Atzigen

@Elke
Hmmm wenn man Zb. heiraten will braucht man eben kurzfristig eben etwas mehr Geld. Dann möchte man auch Kinder. Dafür braucht es eben auch kurzfristig etwas mehr Geld, damit es dem Kleinen auch gut geht für den Start ins Leben, braucht es halt auch kurzfristig etwas mehr Geld.
Nun ist ja auch eine Verflichtung wenn man dem Kleinen
zum Leben verhilft. Vorher kann man den Kleinen ja nicht Fragen, ober denn das auch will.Somit haben die Eltern eben vor allem Pflichten, bis der ausgewachsen und selbständig ist. Sinnvollerweise häuft man da vorher etwas Geld an, damit das
dann auch verfügbar ist wenn der Kleine zum ersten mal
zappelt und schreit, und sich möglichst schnell beruhigt und geborgen aufwachsen kann. Das braucht eben auch Materielle Dinge, Wiege, Kinderwagen usw.
Das vorher gesparte Geld bezeichnet man als Kapital.
Nun sinnvollerweise bringt man das gegen einen angemessenen Zins einer Bank die damit Treuhänderisch umgehen sollte, und Werterhaltend oder soliede Wertmehrend, das Zb. sonnvoll investieren Verleihen sollte.
Fazit:
Kapitalismus als solches ist werder gut noch schlecht, sondern rational und vernünftig.
Dumm und verbrecherisch sind jene, die damit dem Kapital nicht vernünftig umgehen und Dummheiten, das sind so einige. Anrichten.
Entschuldigung Klartext: Arschlöcher, sind nicht die Kapitalisten als solche, sondern dijenigen die den
soliden, letztlich als System,segensreichen Kapitalismus
zu schanden fahren.
Noch Fragen?
Freundliche Grüsse

Gravatar: Regina Ott-Hanbach

Er agiert wie ein sizilianischer Mafiosi. Er weiß genau, bei normalen Zinssätzen steht die Pleite Italiens bevor.

Gravatar: ruhland

Der Draghi-Schurke weiss genau, dass Zinserhöhungen die Pleiten von Italien, Griechenland usw. bedeuten würden. Solange das Merkel ihm die Nullzinspolitik erlaubt, wird er das frech weiter so treiben.

Die Interessen der deutschen Sparer gehen diesem Mafioso genauso am Arsch vorbei wie der Gesetzesbrecherin Merkel und Konsorten.

Gravatar: Klingler

@Elke
Wem nützt es? Natürlich dem, der es spart. Wie viele Menschen haben Sparpläne oder ihr Geld auf dem Sparbuch angelegt. Sie bekommen nichts dafür. Menschen haben einen Teil ihres Vermögens für das Rentenalter beiseite gelegt, da die gesetzliche Rente nur einen gewissen Prozentsatz des Eikommens des Arbeitsalters ersetzt. Die Lücke wollten und wollen viele durch Sparen abdecken. Nun gibt es keine Zinsen mehr auf normale Sparanlagen. Was passiert? Menschen werden in riskante Anlagen getrieben, bei denen der Totalverlust drohen kann. Leute, die ihr Geld unters Kopfkissen legen, werden durch die pure Inflation, um ihren ruhigen Lebensabend gebracht. Es ist in der Tat so, der deutsche Sparer wird enteignet.
Und was in der Bibel steht, ist ja gut und schön, aber leider ist unser ganzes Finanzsystem auf Zins ausgerichtet.

Gravatar: Elke

Hallo Leute, helft mir mal bitte auf die Sprünge.

Also, sparen kann man doch nur das Geld, welches man übrig hat, welches im Moment nicht gebraucht wird, also überflüssig ist. Wieso oder warum muss das überflüssige Geld durch Zinsen noch vermehrt werden? Wem nützt es?

Demnach ist es doch vorteilhafter, das Geld der Bank nicht zu geben. Dann können diese auch kein Scheiß damit machen. Ausserdem hat man dann schnellen Zugriff auf sein überflüssiges, nicht angelegtes Geld. - so man denn will.

Sterben muessen wir alle, ob mit oder ohne Geld. Ist wenig Geld da, gibt es keinen Erbbetrug durch geldgierige Familienmitglieder. Familienbande laufen dann keine Gefahr, zerstört zu werden.

Und noch ein Punkt: In der Bibel steht doch irgendwo, keinen Zins zu nehmen. Somit kann man auch niemand das Fell über die Ohren ziehen.

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So Leute korrigiert mich bitte.

Gravatar: Klingler

Vielen ist überhaupt nicht klar, was diese Niedrigzinsen mit ihren Vermögen anrichten. Deutschland ist verloren. Aber wir haben es ja nicht anders gewollt. 6,5 Billionen Euro, (damit sind alle Forderungen gemeint) das sind die Forderungen, die Deutschlands Bürger zermalmen werden. Asche zu Asche, Staub zu Staub.

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