Teil 2/2

Die Ursprünge der moralischen Revolution: Das Zweite Vatikanische Konzil

In einer Analyse deckt Professor Roberto de Mattei die Ursprünge einer moralischen Revolution innerhalb der katholischen Lehre über Ehe und Familie auf.

Bild: Bischöfe beim Zweiten Vatikanischen Konzil, Wikicommons
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Im zweiten Teil von Professor Roberto de Matteis Untersuchung geht es um die Transformation des Schemas über Ehe und Familie in die Pastoralkonstitution Gaudium et Spes während des Zweiten Vatikanischen Konzils. Der Artikel, der ursprünglich eine Einleitung zur italienischen Neuauflage des Entwurfs einer dogmatischen Verfassung über Keuschheit, Ehe, Familie und Jungfräulichkeit war, reflektiert über die tiefgreifenden Auswirkungen der Beratungen des Konzils auf die Lehre der Kirche über Ehe und Familie.

Das ursprüngliche Schema über Ehe und Familie hat bedeutende Veränderungen erfahren, als es sich in das entwickelte, was als Schema XVII bekannt wurde, das sich mit der Beziehung der Kirche zur modernen Welt befasste. Kardinal Suenens, von Johannes XXIII. und später Paul VI. beauftragt, spielte dabei eine entscheidende Rolle. Pater Bernard Häring, eine Schlüsselfigur, die von Johannes XXIII. ernannt wurde, spielte eine entscheidende Rolle bei der Ausarbeitung des Dokuments, das schließlich zu Gaudium et Spes wurde.

Der Schwerpunkt der intensiven Debatte während des Konzils drehte sich um die Behandlung der Ehe, insbesondere um die traditionelle Unterscheidung zwischen den primären und sekundären Zwecken der Ehe. Anfang der 1960er Jahre kamen einflussreiche Stimmen auf, die eine Neubewertung der Haltung der Kirche zur Geburtenkontrolle befürworteten. Die Kommission, die gegründet wurde, um dieses Problem zu untersuchen, angeführt von Kardinal Suenens, spielte eine entscheidende Rolle bei der Gestaltung der Diskussionen.

Kardinal Suenens stellte in einer eindringlichen Rede Fragen zur Betonung der Fortpflanzung gegenüber der Einheit der Ehepartner und forderte das Konzil auf, die sich verändernde Landschaft der modernen Wissenschaft zu berücksichtigen. Dies markierte eine bedeutende Abkehr von der traditionellen katholischen Lehre. Die darauf folgenden Diskussionen und Debatten führten schließlich zur Zustimmung zu Gaudium et Spes am 7. Dezember 1965.

Gaudium et Spes behandelte in den Absätzen 47 bis 52 die Ehe, die eheliche Liebe, die eheliche Fruchtbarkeit und den Zusammenhang zwischen Liebe und Fortpflanzung. Bemerkenswert ist, dass Absatz 48 die Ehe als "intime communitas vitae et amoris conquistalis" präsentierte, und damit die Ehe scheinbar ohne expliziten Bezug zur Fortpflanzung definierte. Das Dokument deutete auf eine Verschiebung im Verständnis der Zwecke der Ehe hin, mit einer offensichtlichen Umkehrung der traditionellen Hierarchie.

Die Zeit nach dem Konzil sah die Bildung einer Kommission zur Geburtenkontrolle, und bis Juni 1966 wurden Schlussfolgerungen einer Gruppe von Kardinälen zur Überprüfung vorgelegt. Angesichts öffentlicher Erwartungen an eine Änderung der Haltung der Kirche zur Empfängnisverhütung stand Papst Paul VI. vor einer schwierigen Entscheidung. Mit der Enzyklika Humanae Vitae vom 25. Juli 1968 bekräftigte er jedoch die traditionelle katholische Position zur künstlichen Empfängnisverhütung und lehnte die Ansichten der Mehrheit der konsultierten Experten ab.

Die Reaktion auf Humanae Vitae war tumultartig, mit über zweihundert Theologen, die einen Appell gegen die Enzyklika unterzeichneten und Katholiken ermutigten, ihr zu widersprechen. Eine Gruppe von Kardinälen, darunter Suenens, organisierte Widerstand gegen das Dokument, was eine beispiellose Herausforderung der päpstlichen Autorität darstellte. Der Dissens, selbst von Persönlichkeiten, die Paul VI. nahestanden, hinterließ einen bleibenden Eindruck auf die Kirche.

Die Nachkriegszeit sah eine Abkehr von den Lehren von Humanae Vitae, während dissidente Theologen an Einfluss gewannen. Die theologischen Perspektiven verschoben sich zu einem subjektiven Verständnis von Moral, das das Naturrecht durch Personalismus und situationsethische Ansätze ersetzte. Die Enzyklika Veritatis Splendor bekräftigte moralische Absoluten und das Naturrecht, aber in der Praxis wurden die Lehren missachtet.

Die Ablehnung der traditionellen Moral ebnete den Weg für eine breitere moralische Revolution, die von der Empfängnisverhütung über vor- und außereheliches Zusammenleben bis hin zur Akzeptanz homosexueller Unionen reichte. Die Bischofssynode von 2014 spiegelte eine wachsende Kluft zwischen Doktrin und den gelebten Überzeugungen der Christen wider und hallte die These von Kardinal Kasper wider. Der Artikel argumentiert jedoch, dass jede Änderung in der Seelsorge eine Änderung in der Lehre impliziert.

Die Wurzeln der moralischen Revolution, wie sie von Professor Roberto de Mattei nachgezeichnet werden, führen zurück in das Jahrzehnt von 1958–1968 und die Veränderungen, die während des Zweiten Vatikanischen Konzils eingeleitet wurden. Die Aufgabe von moralischen Absoluten und des Naturrechts bereitete den Weg für eine Neudefinition der Sexualmoral und beeinflusste letztendlich die Entwicklung der Lehren der Kirche über Ehe und Familie.

Zusammenfassend betont der Artikel die Bedeutung einer erneuten Auseinandersetzung mit dem ursprünglichen Schemata des Zweiten Vatikanischen Konzils über Keuschheit, Ehe, Familie und Jungfräulichkeit, das zugunsten von Gaudium et Spes in den Hintergrund gerückt wurde. Dies soll ein tieferes Verständnis der theologischen Grundlagen ermöglichen, die die Haltung der Kirche zu Ehe und Familie geprägt haben und letztendlich die moralische Landschaft der katholischen Kirche beeinflussen.

 

 

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Kommentare zum Artikel

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Gravatar: Hajo

Die Kirche hat sich doch von innen heraus über ihre linken Kräfte selbst überflüssig gemacht, denn das Problem bei jeder Änderung ist die dabei verbundene Abweichung von den Geboten Gottes und viele seiner Heiligen.

Damit sind sie selbst zu Abtrünnigen geworden und mit welchem Anspruch will man dann noch als Stellvertreter Gottes agieren, was somit fließend übergeht in die Wahnvorstellung der Gottlosen, von denen es reichlich gibt und die haben zunächst den irdischen Sieg davon getragen, was später nach dem Tode kommt, wird sich noch erweisen.

Im Gegensatz zu allen vorausgegangenen Hochkulturen, die allesamt im Spirit an höhere Wesen glaubten verfallen ausgerechnet die ach so gebildeten auf niederste Instinkte und belegen damit ihre eigene Fehleinschätzung und bei den Muslimen würde es niemand wagen, an der Göttlichkeit zu rutteln, das ist nur bei den Christen möglich, die sich Satan selbst preisgegeben haben und dafür auch irgendwann bezahlen müssen.

Selbst in den Naturreligionen glaubt man an das Unergründliche und der Widerspruch zur Ist-Zeit ist ein einziger Skandal, denn damit kann man die Kirchen gleich abschaffen, weil der Lebenszweck verfehlt ist und vermutlich ist das auch beabsichtigt um darauf das neue irdische Reich zu bauen, bis der Tod sie von ihrem Wahnsinn erlöst.

Gravatar: R. Avis

Die Moralvorstellungen der katholischen Kirche waren noch in den 1960er Jahren von denen des Islam nicht allzuweit entfernt, was mit entsprechender sexueller Frustration einherging. Es kam immer wieder vor, daß allein reisende Touristinnen, die zu Fuß Ausflüge im ländlichen Italien machten, mehrfach vergewaltigt wurden: die Täter teilten gern ihr Opfer mit ihren besten Freunden. Junge Leute trafen sich nur heimlich und wenn jemand eine Bemerkung machte, z.B. daß die Tochter eines Kollegen abends im Park in männlicher Begleitung gesehen wurde, schämte besagter Kollege sich in Grund und Boden. Erst in den 1970ern setzte dann der Wandel ein.
Sexuelle Betätigung ist ab der Pubertät ein Grundbedürfnis wie Essen und Schlafen, der Hormonhaushalt unterliegt im Laufe des Lebens natürlich Schwankungen, genauso wie man im Alter weniger Schlaf und weniger Nahrung braucht.
Das Grundproblem der Kirche ist die Entkoppelung von Sex und Zuneigung, also Geschlechtsverkehr als Notdurft und nicht als Krönung einer Liebesbeziehung. Der Schutz der Familie als Keimzelle einer überlebensfähigen Gemeinschaft muß immer im Zentrum der christlichen Lehre stehen. Die anderen Aufgaben der Kirche, nämlich Seelsorge, Beistand in Lebenskrisen, Armenpflege, Kinderbetreuung usw. wurden verweltlicht und den Sozialämtern übertragen. Nur noch wenige Geistliche folgten einer Berufung; die meisten sehen ihre Position als Lizenz für zeitgeistiges Dummschwätzen, ohne jede Ahnung von den langfristigen Folgen. Das wird sich bitter rächen.

Gravatar: dr weiss

peinlich... männer in frauenkleidern... und knäblein als unterhaltung....

Gravatar: Karl Biehler

Jesus hat nie davon geredet, dass Papst und Bischöfe seine Nachfolger sein werden. Er hat aber mehrfach von einer falschen Religion geredet. Ob er er damit den ISLAMISMUS gemeint hat? Wir werden es bald wissen!

Gravatar: Ekkehardt Fritz Beyer

... „In einer Analyse deckt Professor Roberto de Mattei die Ursprünge einer moralischen Revolution innerhalb der katholischen Lehre über Ehe und Familie auf.“ ...

Ja Kreuz, Kruzifix, Sackerl Zerment und ´mindestens Allahu Akaber:

Ausgerechnet die kath. Kirche ... und Moral?

Wie erkannte schon Kant
https://de.wikipedia.org/wiki/Immanuel_Kant?

... „Wer nicht an den freien Willen glaubt, kann auch nicht sagen, eine Handlung wäre falsch, denn der Handelnde hatte keine andere Wahl.
Doch diese Denkweise widerspricht dem Menschsein. Selbst Verbrecher scheinen etwas dagegen zu haben, dass sie grausam behandelt werden und meinen, dass die Strafenden die brutale Vergeltung unterlassen können, wenn sie es nur wollen“!!! ...
https://www.wissen57.de/immanuel-kant-entwickelt-die-grundregel-der-moral.html

Gravatar: Desperado

Womit verdienen diese Sterneköche auf dem Foto eigentlich ihr Geld ?

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