Im Gespräch mit Dr. Oleksandr Shulga das auf dem European Conservative veröffentlicht wurde, dem Direktor des Instituts für Russische Konfliktstudien und -analyse (IKAR), erhalten wir Einblicke in die oft missverstandene Realität Russlands. Shulga, mit 16 Jahren Erfahrung in quantitativer und qualitativer soziologischer Forschung, bietet kritische Einblicke in Mythen über Russland und die gesellschaftlichen Realitäten, die oft im Westen übersehen werden.
Im Westen neigen wir dazu, in Mythen über Russland zu verfallen, sagt Shulga. Der wichtigste davon ist, dass Russland unverständlich sei – eine Überzeugung, die dem russischen Regime Vorteile verschafft. Shulga betont, dass die russische liberale Opposition ebenfalls die Undurchschaubarkeit Russlands als Vorteil betrachtet. Die Meinung, dass Russland nicht verstanden werden könne, sei für die russische Führung von Nutzen, da dies den Dialog behindere und diejenigen, die keine Mühe in das Verstehen ihrer Gegenüber stecken, von vornherein verlieren.
Die Bewunderung für Stalin in Russland führt Shulga auf mangelnde Dekommunisierung zurück. Nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion habe Russland seine historischen Narrative nicht verändert. Die Mythen der UdSSR, besonders der Sieg im »Großen Vaterländischen Krieg«, seien weiterhin präsent. Die positive Wahrnehmung von Stalin sei in dieser Perspektive nicht überraschend. Das Fehlen einer Dekommunisierung behindere auch die Entwicklung einer echten Demokratie in Russland.
Ein weiterer Mythos sei das Bild einer traditionellen und stark religiösen russischen Gesellschaft. Shulga weist darauf hin, dass Umfragen zur Teilnahme an religiösen Veranstaltungen solche Vorstellungen widerlegen. Die Selbstidentifikation in Bezug auf den Westen betone Religion und traditionelle Werte, während tatsächliche religiöse Praktiken in der Realität marginal seien. Shulga argumentiert, dass Russland als Erbe der sowjetischen Gesellschaft auch eine Überlegenheit gegenüber als dekadent betrachteten westlichen Ländern betone.
Shulga diskutiert die Möglichkeit sozialer Unruhen in Russland aufgrund der andauernden militärischen Mobilisierung und ihrer Auswirkungen auf die Gesellschaft. Er betont, dass eine operative oder strategische Niederlage an der Front die Einstellung der Russen zur Kriegsführung und zum Regime verändern könnte. Wenn sich die russische Gesellschaft bewusst wird, dass der Krieg und seine Verluste sinnlos sind, könnte dies zu einem Umdenken führen. Eine nachweisliche strategische Schwäche, wie beispielsweise die Befreiung von Städten wie Cherson oder Charkiw, könnte das Bewusstsein für die Sinnlosigkeit des Krieges stärken und die russische Gesellschaft dazu bringen, die Führung in Frage zu stellen.
Kommentare zum Artikel
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@Fritz der Witz 21.02.2024 - 12:01
*Das ist alles richtig. Aber: Die USA interessiert das alles nicht. Die wollen auch nicht "Russland verstehen".
Die wollen Russland filetieren, ausplündern und beherrschen."
Genau SO ist es. Da kann ich Ihnen nur zustimmen!
Wenn einer einen anderen vernichten will, dann will der doch den anderen überhaupt nicht verstehen. Der "versteht" nur sein eigenes "Warum", verfolgt nur sein eigenes Ziel der Ausschaltung oder der gänzlichen Liquidierung des anderen, damit er selbst an der Macht bleiben kann, was auf die USA zutrifft oder die Macht - falls der diese noch nicht hat - erlangen kann. Alles andere ist in diesem Falle den USA/dem Westen doch völlig egal. Oder haben sich die USA jemals um ein Verstehen eines anderen, eines anderen Staates geschert? Sie verfolgen doch immer schon total egoistisch NUR ihre eigenen MACHT-Ziele!!
Frieden will die EU nur dann, wenn die Russen, wie schon früher an unsere Grenzen stehen.
Am. wird mit Russen nie Frieden wollen.
Deshalb geht das Morden weiter und mit unserem Geld.
Wann wachen wir auf.
"Mit meinem Geld wird nicht getötet", basta.
Die Realität wird noch so mancher westliche Politiker außer der estnischen Ministerpräsidentin Kallas verstehen, wenn er noch ein Stück weiter denken kann.
Die wurde durch die russische Regierung zur Fahndung ausgerufen und das könnte dann jedem Politiker im Westen gleich wiederfahren, wenn die BRICS-Staaten in voller Größe Einigkeit demonstrieren und somit jede Reise westlicher Politiker zum Hochrisiko werden könnte, werden sie in deren Einflußbereich zum Staatsfeind erklärt.
Damit könnte sie wichtige Besuche regelrecht unterbrechen und mit gleicher Münze heimzahlen wie beim russischen Präsidenten und die werden sich noch umsehen, wie der Schuß nach hinten los geht, denn deren scheinheiliges Gehabe könnte sich schneller rächen, als ihnen recht ist und sie müssen dann unter sich bleiben und über die Hälfte der Welt wäre ihnen damit verwehrt.
Noch dümmer kann man sich nun wirklich nicht verhalten und wie man in den Wald reinruft kommt es zurück
Das ist alles richtig. Aber: Die USA interessiert das alles nicht. Die wollen auch nicht "Russland verstehen".
Die wollen Russland filetieren, ausplündern und beherrschen.
... „Der weitverbreitetste Mythos über Russland ist, dass man Russland nicht verstehen kann.“ ...
Weil man Russland seitens der USA nicht verstehen ´will`
https://www.berliner-zeitung.de/open-source/das-schweigen-von-usa-und-nato-auf-russlands-briefe-vom-17-dezember-2021-li.2168703
und das der Nato – ganz besonders aber kuschenden Deutschland
https://www.pressenza.com/de/2022/04/die-politik-der-usa-war-es-immer-zu-verhindern-dass-deutschland-und-russland-enger-zusammenarbeiten/
- entsprechend diktierte???