Gastbeitrag von Robert Royal

Denkmalsturm: Warum Kolumbus verteidigt werden muss

Der Entdecker Amerikas soll ein Völkermörder gewesen sein? Ein neues Buch beweist das Gegenteil.

Foto: Wikimedia Commons, gemeinfrei
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[Englische Version HIER]

Vor einigen Jahren erzählte mir ein Freund, wie er den Titel seines Buches gewählt hatte, das demnächst erscheinen sollte. Er war nicht in erster Linie ein Schriftsteller. Er hatte lange mit den Obdachlosen in San Francisco gearbeitet – bis er sah, was wirklich vor sich ging. Eines Nachts ging er zu Bett und betete darum, dass ihm ein Titel für sein Buch einfiele. Er wachte auf und wusste sofort, dass es der richtige Titel war: Für die Gerechtigkeit lügen?

In seinem Buch argumentierte er, dass Aktivisten für soziale Gerechtigkeit behaupteten, Menschen seien aufgrund von Kapitalismus, Rassismus, Sexismus usw. obdachlos. Damals wie heute waren das richtigerweise in manchen Fällen Faktoren. Aber bei weitem litten die Obdachlosen unter psychischen Problemen, Drogen- und Alkoholmissbrauch und – am häufigsten – dem Zusammenbruch der Familie.

Die Politik San Franciscos, die darauf abzielte, Obdachlosen das Stigma zu nehmen und ihnen öffentliche Räume zu öffnen, machte die Dinge nur noch schlimmer und lud Horden auf die Straßen der Stadt ein – ein Phänomen, das sich verschlimmert hat und sich bis nach Los Angeles, New York, Washington und kürzlich sogar Rom ausbreitete.

Unsere mangelnde Bereitschaft, harte Wahrheiten zu sehen und ihnen entsprechend zu handeln, ist zu einer Art Epidemie geworden. Leider müssen viele Obdachlose zu ihrem eigenen Wohl energisch intervenieren und sogar in eine Anstalt eingewiesen werden.

Die sentimentale Behandlung aller Arten von Menschen hat unsere Gesellschaft nicht freundlicher, sanfter, geordneter gemacht. Sie hat zu Unordnung und Spaltung geführt, was den Schwächsten mehr als allen anderen schadet.

Papst Franziskus hat manchmal Katholiken angeprangert, die aus der Wahrheit ein »Idol« machen. Ich glaube, er meint damit, dass er sich an »starre« Katholiken erinnert, die in der Vergangenheit die wahren Wahrheiten – Thomismus, moralische Normen, Kirchenrecht – gegen andere Katholiken und Nichtkatholiken zur Waffe erhoben haben.

Das ist in der Kirche im Moment anscheinend kein besonders häufiges Phänomen, aber er hat Recht, dass Menschen alles, sogar die Wahrheit, in Unwahrheit verwandeln können.

Es gibt auch das gegenteilige Phänomen: Nächstenliebe und Gerechtigkeit zu benutzen, um die Wahrheit zu leugnen und noch andere, manchmal noch schlimmere Manifestationen der Unechtheit – und der Ungerechtigkeit – hervorzubringen.

Das Erziehungsministerium (der USA) hat zum Beispiel jüngst angekündigt, dass es die Universität Princeton untersuchen wird. Ihr Präsident hat behauptet, die Institution sei zutiefst von Rassismus befleckt. Was auch immer es in der Vergangenheit gegeben haben mag, seit Jahrzehnten gehören die Universitäten zu den am wenigsten rassistischen Orten Amerikas. Gegenteilige Behauptungen sind, um es mild auszudrücken, fromme Einbildungen. Es ist gut, dass das Erziehungsministerium Institutionen, die sich mit dem »Streben nach Wahrheit« beschäftigen sollen, nach diesem Standard hält.

Aber die Unwahrheit geht heutzutage viel tiefer, bis zurück zu den ersten Europäern in Amerika, und spiegelt eine Krise unserer Zivilisation wider. Mein Buch Kolumbus und die Krise des Westens wurde am Donnerstag formell veröffentlicht. (Signierte Exemplare sind erhältlich: über info@frinstitute.org.) Ein katholischer Radiomoderator hat mir bereits eine sehr gute Frage gestellt: Ist die Verteidigung von Kolumbus, selbst wenn man seine Fehler zugibt, ein Hügel, auf dem es sich lohnt zu sterben?

Ich bin bereit, einfach zu sagen: Ja.

Professionelle Historiker wissen, dass Kolumbus kein »völkermörderischer Wahnsinniger« oder natürlich »schlimmer als Hitler« war, was Generationen von Schulkindern inzwischen gelehrt wurde. Er war auch kein moderner Anthropologe oder ein Kämpfer für soziale Gerechtigkeit. Und wenn das alles ist, was eine Gestalt aus der Vergangenheit davon abhält, »ausgelöscht« zu werden, dann wird keiner überleben – oder viele von uns noch leben.

Aber es geht hier um mehr als eine allgemeine Wahrheit. Kolumbus war eine besondere Person und – was für eine Überraschung! – Die Menschen im Europa des späten 15. Jahrhunderts unterschieden sich voneinander, genau wie die Menschen heute. Kolumbus war nicht Cortez oder Pizarro oder Custer. Er war ein wagemutiger Entdecker, ein vollendeter Seefahrer und ein Mann auf einer Mission nicht nur der Entdeckung, sondern auch der Evangelisierung. (Nur wenige wissen es, aber er verfügte in seinem Testament, dass Gelder für die Bemühungen um die Rückeroberung des Heiligen Landes ausgezahlt werden sollten).

Als Schiffskapitän war er großartig, als Gouverneur an Land abwechselnd zu nachsichtig und hart. Aber Bartolomé de las Casas, der dominikanische »Verteidiger der Indianer«, kannte ihn persönlich und sprach von seiner »Liebenswürdigkeit« des Charakters - und von seinen guten Absichten, trotz schwerer Fehler.

Es ist also nur fair, Lehrer, Professoren, Aktivisten, Statuen-Fäller, die einen »völkermörderischer Verrückten« abschaffen wollen, zu fragen, welche Beweise es für ihre Anschuldigungen gibt. Wieviele Menschen wurden absichtlich von Kolumbus ermordet? Nicht: getötet durch europäische Krankheiten – Todesfälle, die in ähnlich großer Zahl eingetreten wären, wenn die Chinesen oder irgendeine andere Zivilisation der Alten Welt in Amerika gelandet wären. Und nicht: misshandelt oder getötet in viel größerem Ausmaß, später von skrupellosen Ausbeutern, aber ausgelöscht?

Die Antwort ist einfach: Keine.

Es ist eine ernste Sache, jemanden des Völkermords zu beschuldigen. Wenn man dies fälschlicherweise einer lebenden Person vorwirft, hätte dies schwerwiegende rechtliche Folgen. Aber wer wird falsche Lehrer für wilde Anklagen gegen verschiedene Persönlichkeiten in der Vergangenheit verantwortlich machen – die jetzt manipuliert werden, um unsere ganze Gesellschaft in Frage zu stellen?

Am 12. Oktober 1992, dem 500. Jahrestag der Entdeckung Amerikas durch Kolumbus in Princeton einen Vortrag über Kolumbus gehalten. Es waren etwa 150 Personen im Raum. Wir diskutierten über historische Aspekte, und ich ging danach in Frieden, wie jeder andere Sprecher auch vom Campus.

Wir alle wissen, dass wir heute ein solche Veranstaltung nicht mehr organisieren könnten, ohne einen Aufstand zu riskieren.

Man sagt, dass Fotos der Erde aus dem Weltall uns gezeigt hätten, dass wir alle in einer Welt leben. Aber die ersten Überlegungen einer solchen Perspektive des Lebens in einer Welt begannen 1492. Dafür und für vieles mehr erinnern wir uns an Kolumbus und ehren ihn.

Wenn die Ankunft unserer Zivilisation und Religion an diesen Ufern, was auch immer später an Übel folgte, nicht in aller Ruhe diskutiert, geschweige denn verteidigt werden kann, was gelten wir dann heute als Volk?

(jb)

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Kommentare zum Artikel

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Gravatar: werner

Fast ein halbes Jahrtausend vor Kolumbus setzte ein Wikinger als erster weißer seinen Fuß auf amerikanische Erde. Leif Erikson. Er stammte aus Island.
Kolumbus war einer der Vielen die nach ihm kamen.

Gravatar: Thomas Waibel

Ein Völkermord in den Indias Occidentales, d. h. im spanischen Bereich Amerikas, an den Indianer hat es nie gegeben. Die Tatsache, daß es heutzutage mehr Indianer als vor Kolumbus gibt, beweist es.

Sowohl die Kirche als auch die Spanische Krone haben sich erfolgreich für den Schutz der Recht der Indianer eingesetzt.

Die Behauptung, die Spanier haben die Indianer ausgerottet und das mit dem Segen der Kirche und der Spanischen Krone ist ein Teil der "Leyenda Negra", d.h. der Legende gegen Spanien, die von den Feinde der Kirche und Spaniens erfunden und propagiert wurde und propagiert wird.

Gravatar: Ekkehardt Fritz Beyer

... „Er wachte auf und wusste sofort, dass es der richtige Titel war: "Für die Gerechtigkeit lügen?“ ...

Hat unsere(?) „Königin der Lügen“ da etwa was falsch verstanden???

Gravatar: karlheinz gampe

Die ersten Überlegungen von einer Welt sind natürlich viel älter als Kolumbus und 1492! Leute welche Kolumbus und andere Altvordere verbannen sind ganz einfach ungebildete rotgrüne Idioten ! Das liegt daran, dass rote STASI Idioten mit ihren hässlichen dicken roten DDR STASI Betonköppen das Bildungsniveau abgesenkt haben, denn die sind ja selbst dumm und ungebildet, Mit den ungebildeten Grünen und Roten in den Altparteien kam die Bildungsmisere! Solche Leute werden jedoch noch von anderen Dummen durch Agitation und Propaganda gewählt. Zieht eigentlich Dummheit Dummheit an so wie der Römer Seneca einst schrieb. Selbst auf alten römischen Münzen wurden schon Kaiser mit Globus dargestellt-

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