Trump schrieb an Erdogan

»Dear Mr. President« – Ein Brief von Trump, der viel verrät

Kurz bevor die Türkei in Syrien einmarschiert ist, schrieb der US-Präsident einen Brief an Erdogan. Es ist ein vielsagender Brief.

Donald Trump / flickr / CC BY-SA 4.0
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Wer wissen will, warum die Politik von US-Präsident Donald Trump Politiker und Redakteure immer wieder zu Hasstiraden anstachelt, wirft am besten einen Blick auf den Brief, den Trump dem türkischen Präsidenten Erdogan kurz vor dessen Einmarsch in Syrien schrieb. Seine Art, Politik zu gestalten, wird deutlich – und der Abgrund, der ihn und das links-liberale Milieu voneinander trennen.

»Dear Mr. President«, beginnt Donald Trump: »Lieber Herr Präsident« wäre eine mögliche Übersetzung, trifft aber nicht den Ton höflicher Liebenswürdigkeit des »Dear«. Trump meint, was er sagt. Das wird im ersten Satz deutlich: »Let's work out a good deal.« – Lassen Sie uns einen guten Handeln abschließen. Und er appelliert an den gesunden Menschenverstand und die Gemeinsamkeiten von beiden. »You don't want do be responsible for slaughtering thousands of people, and I don't want to be responsible for destroying the Turkish economy.« – Sie möchten nicht für den Tod tausender Menschen verantwortlich sein und ich nicht für die Vernichtung der türkischen Wirtschaft.

Schon mit der Andeutung der Gemeinsamkeiten ist es mit den Gemeinsamkeiten vorbei. Trump meint es bitter ernst. Eben noch kommt er dem türkischen Präsidenten entgegen. Aber dann ist alles vorüber: Ich kann auch anders. Ich kann die türkische Wirtschaft vernichten. Und ich werde es tun »– and I will.«

Im folgenden Absatz zeigt sich Trump als Diplomat. Er hat mit dem Kommandanten der in Syrien operierenden Milizen vorher gesprochen. Sogar die Kopie eines Brief liegt dem Brief an Erdogan bei. Beide würden sich verständigen können. Erdogans Gegenüber habe viele Konzessionen gemacht.

Anschließend appelliert Trump an Erdogans Sinn für Geschichte. Er weiß ihn als einen, der in Erinnerung bleiben will. »History will look upon you favorably if you get this done the right and humane way.« – Die Geschichte wird wohlwollend auf sie blicken, wenn Sie richtig und menschlich handeln. Oder sie betrachtet sie für immer als Teufel. »Don't be a tough guy.« – Geben Sie sich einen Ruck. – »Don't be a fool.« – Seien Sie kein Narr.

Nach 70 Jahren – oder sind es 170 Jahre? – gewaltsame Konflikte mit den Kurden, wird ein türkischer Präsident in einem kurzen Brief gebeten, sich einen Ruck zu geben und einiges aus der Vergangenheit hinter sich zu lassen. Kein rationaler, links-liberaler Politiker der europäischen Konsensparteien käme auf diesen Gedanken. Sie sitzen seit über 70 Jahren an allen möglichen Tischen mit den Konfliktparteien des Nahen und Mittleren Ostens und glauben noch immer an die Macht der Dauerdiplomatie. Doch Diplomatie hat an sich keine Macht. Ohne Macht oder die Drohung mit ihr ist sie wertlos. Das weiß Trump. Und das sollten die westeuropäischen Politiker eigentlich wissen, so oft wie ihr Scheitern dokumentiert worden ist.

Trump handelt danach. Und deshalb mögen die links-liberalen Politiker und Redakteure ihn nicht, nennen ihn »Rüpel«. Er dokumentiert jeden Tag von neuem ihr klägliches Scheitern. Ronald Reagan war der letzte, der das so deutlich zeigte. Und auch ihn mochten und mögen sie nicht. Trump ist burschikos. Er ist offen. Und dabei geht er, anders als viele Medien der Öffentlichkeit weiß machen wollen, deutlich kalkuliert vor. Der Brief wurde vor dem Einmarsch der Türken geschrieben.

Trump glaubt an die Macht der mit Gewaltbereitschaft unterfütterten Worte. In Europa glaubt man an die mit Gutmütigkeit wachsweich gespülte Absichtserklärung. Nur: In Syrien erreichten die Europäischen Regierungen bisher gar nichts. Trump ist dabei, mit einer klaren Linie das zu fordern, was möglich ist.

Danach lässt er seinem Gegenüber Zeit, abzuwägen: Zwischen Freundlichkeit und Gewalt. Denk drüber nach. Ich rufe Dich später noch an. – »I will call you later. Sincerely, Donald Trump.« – Ein leichter, fast privater Tonfall gab Erdogan die Chance, seine Truppen ohne Gesichtsverlust in den Kasernen zu lassen. Nun muss er, die türkischen Soldaten und die türkische Wirtschaft die Folgen ertragen. Soviel ist absolut sicher.

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Kommentare zum Artikel

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Gravatar: Unmensch

An sich ist ein gutwilliges Zusammenleben schon besser als eines mit Machtandrohungen. Allerdings glauben die Gutmenschen an die Allmacht des Kuschelhormons, und wollen auch mit offensichtlichen Agressoren kuscheln. Es endet in Unterwerfung, denn nur damit geben sich Agressoren zufrieden.

Gravatar: Elke

Es wird Zeit, dass die Kriegstreiber und Zerstörer endlich wieder von unserem Planeten verschwinden. Ein paar 1000 Jahre haben sie nun schon ihr Unwesen auf Mutter Erde getrieben.
Lasst doch endlich die Menschen in Ruhe und Frieden leben.
Ihr könnt niemals etwas aufbauen - nur zerstören!

Gravatar: Fritz der Witz

Wer nicht hören will, MUSS fühlen.

Die Türken werden das noch lernen-

Gravatar: Justin Theim

Wie sagte doch ein amerikanischer Präsident über Diplomatie?
"Sprich leise und sanft, aber halte einen großen Knüppel hinter deinem Rücken versteckt!"

Trump scheint genau das zu beherzigen.
Im Unterschied zur EU, die gänzlich dem Feminismus erlegen ist.
Da wird lieber 100 Jahre gequatscht, als einmal konsequent gehandelt.
Der Konflikt Trump / EU ist ein Konflikt maskulin gegen feminin.

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