Die dunkle Realität der ukrainischen Leihmutterschaftsindustrie

Das Innere einer ukrainischen Babyfabrik

Der Krieg hat einen Großteil der ukrainischen Wirtschaft zerstört. Doch ein wichtiger Wirtschaftszweig - die Geburt von Babys durch Leihmütter - wird inmitten der epischen Auseinandersetzungen weitergeführt.

Bild: Politico
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Die Kriegswirren hatten die ukrainische Wirtschaft schwer getroffen, aber es gab einen Wirtschaftszweig, der inmitten des Chaos weiter florierte - das Geschäft mit der Geburt von Babys durch Leihmütter. Während die Welt die Entwicklung des Konflikts beobachtete, entstand in den ukrainischen Babyfabriken eine zutiefst beunruhigende Geschichte, die die Unmenschlichkeit verdeutlicht, die selbst in die intimsten Aspekte des menschlichen Lebens eindringen kann.

In einem langen Bericht auf Politico, wird diese schockierende Realität ans Licht gebracht.

In Los Angeles machte sich Tanya, eine hoffnungsvolle 45-jährige Frau, auf den Weg zur Mutterschaft, der eine erschütternde Wendung nahm. In ihrem verzweifelten Wunsch nach einem Kind entschieden sich Tanya und ihr Ehemann für eine Leihmutterschaft, ein Weg, der sowohl mit Hoffnung als auch mit Unsicherheit behaftet war. Da sie die exorbitanten Kosten einer Leihmutterschaft in den USA nicht tragen konnten, suchten sie im Ausland und landeten bei BioTexCom, einem Leihmutterschaftsunternehmen mit Sitz in Kiew, Ukraine. Der Gedanke, dass ihr zukünftiges Kind in einem Land geboren wird, zu dem ihre Vorfahren eine enge Verbindung haben, verlieh ihrer Entscheidung einen Hauch von Poesie.

Der Prozess begann im Herbst 2017, aber Tanyas Unbehagen wuchs, als der Zeitplan für den Embryotransfer nicht mit ihren Recherchen übereinstimmte. Die Dinge nahmen eine schockierende Wendung, als ihr Mann die Klinik in Kiew besuchte und erfuhr, dass ihre Embryonen einem anderen Paar gespendet worden waren. Die Enthüllung ließ sie am Boden zerstört zurück und stellte die Grundlage ihres Strebens nach Elternschaft in Frage. Das Schweigen von BioTexCom wurde ohrenbetäubend und ließ sie mit unbeantworteten Fragen und zerbrochenen Träumen zurück.

Die herzzerreißende Geschichte von Tanya war kein Einzelfall. Nachforschungen von POLITICO und WELT brachten ein Netz von Beschwerden und Anschuldigungen rund um BioTexCom ans Licht und warfen einen Schatten auf die wohl beliebteste Leihmutterschaftsagentur der Welt. Geschichten über vertauschte Leihmutterzwillinge, verlorene Embryonen und Vorwürfe, das Wohlergehen der Leihmütter vernachlässigt zu haben, zeichneten ein düsteres Bild einer Branche, die von unethischen Praktiken geprägt war.

Der emotionale Tribut war immens. Paare, die sich nach einem Kind sehnten, fanden sich in einem Netz aus Betrug und enttäuschten Hoffnungen verstrickt. Die den Beschwerdeführern gewährte Anonymität machte deutlich, wie heikel ihre Geschichten waren und dass sie Angst vor Konsequenzen hatten, wenn sie sich äußerten.

Die zunehmende Verzweiflung kinderloser Paare hat in der Ukraine eine boomende Leihmutterschaftsindustrie entstehen lassen, die jährlich Hunderte von Babys hervorbringt. Vor dem Hintergrund von Krieg und Ungewissheit blühte diese Branche weiter auf und profitierte vom Leid anderer. BioTexCom zeichnete mit seiner glatten Online-Präsenz und seinen herzerwärmenden Erfolgsgeschichten ein Bild des Glücks, während sich hinter den Kulissen die Beschwerden häuften.

Das Regulierungsvakuum und die widersprüchlichen nationalen Vorschriften boten Unternehmen wie BioTexCom einen fruchtbaren Boden, auf dem sie ungestraft operieren konnten. Die fehlende Aufsicht ermöglichte es dem Unternehmen, trotz Fällen von Kinderhandel, Vorwürfen der Steuerhinterziehung und Geldwäsche zu florieren. Gegen das Unternehmen eingeleitete rechtliche Schritte wurden umgeleitet und fallen gelassen und hinterließen eine Spur der Frustration und Ungerechtigkeit.

Die Leihmütter, oft junge ukrainische Frauen, die einen Ausweg aus der Armut suchten, blieben von der Kaltschnäuzigkeit der Branche nicht verschont. Die versprochene finanzielle Erleichterung war oft mit einem hohen Preis für ihr körperliches und seelisches Wohlbefinden verbunden. Berichte über unzureichende medizinische Versorgung, gesundheitliche Komplikationen und fehlende Entschädigung zeichneten ein düsteres Bild der Ausbeutung.

Die Verlockung der Leihmutterschaft als Lösung für Paare, die mit Unfruchtbarkeit zu kämpfen haben, ließ eine weltweite Industrie mit einem Wert von Milliarden von Dollar entstehen. Prominente befürworteten sie, und die Praxis wurde zunehmend normalisiert, aber die Geschichten aus der Ukraine enthüllten eine beunruhigende Schattenseite. Die steigende Nachfrage nach Leihmutterschaft hatte zu einer Zunahme ethischer Bedenken geführt, da die Körper der Frauen zur Ware wurden und die Babys zum Produkt eines Transaktionsprozesses.

Während die Welt den Kampf der Ukraine mit Russland beobachtete, schien die Leihmutterschaftsindustrie trotz aller Widrigkeiten zu florieren. Inmitten von Bombardierungen, Wasserknappheit und Stromausfällen hielt BioTexCom durch und passte sich den Umständen an. Derselbe Krieg, der das Land ins Chaos gestürzt hatte, wurde Teil der Marketingstrategie, die das Streben nach Elternschaft mit dem Kampf ums Überleben verband.

Die Geschichten von Tanya, Victoria, Tatiana und unzähligen anderen werfen ein Licht auf die ungeklärten Schatten der Leihmutterschaft. Ihre Erfahrungen unterstreichen den dringenden Bedarf an ethischen Regelungen, umfassender Aufsicht und einer Neubewertung der Kommerzialisierung menschlichen Lebens. Der emotionale Tribut, den diese Paare und die Leihmütter gleichermaßen zu entrichten hatten, war immens und erinnerte uns eindringlich daran, dass Menschlichkeit niemals auf dem Altar des Profits geopfert werden darf.

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Kommentare zum Artikel

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Gravatar: Wahrheitsfinder

@Petra 19.08.2023 - 23:52, @Siegfried 20.08.2023 - 18:11
Ja und nicht zu vergessen - in der deutschen Sprache gibt es zudem noch diese Respektform des Siezens, was durch diese Verenglischung möglicherweise mal abgeschafft werden soll. Weil, im englischen gibt es ja nur dieses “you“ !

Gravatar: Siegfried

@ Petra

Warum wohl die englische Transkription?
Weil man sich beim Herren anwanzen will! Dazu kommt noch der Geltungsdrang gebildet erscheinen zu wollen.

Aber selbst die Russen oder Belarussen benutzen in ihren Reisepässen die unmögliche englische Transkription, Z.B. für Татьяна -Tatjana = Tatziana.
Man muss sich daran gewöhne das die deutsche Hoch-Sprache durch das primitive Englisch ersetzt wird. Was wiederum zur Kulturbarbarei in Europa führt. Man sehe sich nur bei den ÖR um.

Gravatar: Tom aus Sachsen

@Kassandra 18.08.2023 - 14:35 , warum sollte man denn auf ihnen herumkloppen ? Das mit dem Waisenhaus ist doch eine gute Idee, da können die Eltern gleich einschätzen wer schon etwas behämmert aussieht und später mal ein Grüner oder Linker wird. Die bleiben dann natürlich als Ladenhüter im Schaufenster liegen.

Gravatar: Petra

Das ist eine Sauerei. Aber von der Ukraine erwarte ich nichts anderes.
Entschuldigung, ganz am Rande muss ich einmal Oberlehrer spielen. Warum werden russische Namen, egal ob Orte oder Namen von Menschen, in englischer Umschrift geschrieben. Die deutsche Sprache drückt russische Worte viel besser aus. So ist die Tanya eben Tanja und die Tatiana = Tatjana. So sollten wir Deutschen die Namen richtig schreiben, so wie sie in kyrillischen Buchstaben auch geschrieben werden. In manchen Fällen sind die Worte in englischer Art so idiotisch geschrieben, dass sie fast unleserlich sind.

Gravatar: Siegfried

Es zeigt die Moral eines Volkes was keine hat.
Reichtum und Luxus auf dem Rücken von Neugeborenen und deren Zukunft. Das passt zur BRD-Moral. Zumal diese der Europameister im Menschen- und Frauenhandel ist.
Zwei verkommene Regime die sich gegenseitig brauchen um zu überleben. Wird Zeit das beide von der Landkarte verschwinden. Polen sollte den Rest auch noch übernehmen und die "staatstreue" Bevölkerung nach den USA oder in die Sahara deportieren.

Gravatar: Tom aus Sachsen

Da haben wohl die damaligen deutschen Soldaten in der Ukraine vom " Lebensborn e.V. " etwas zuviel erzählt und das ist hängengeblieben - nur , daß die Kleinen nicht sonderlich arisch aussehen , aber was nicht ist kann ja noch werden. Und sobald sie seppeln können haben wir hier neue Flüchtlinge. Wollen wir wetten ?

Gravatar: Kassandra

Auch auf die Gefahr hin, dass gleich auf mir herumgeklopft wird - aber muss Medizin alles machen, nur weil es möglich ist?! Warum können Paare es nicht akzeptieren, wenn sie kein Kind bekommen können?! Geht doch stattdessen in ein Waisenhaus und nehmt ein Kind auf, das keine Eltern mehr hat! Das wäre dann ein echter Gewinn für alle. So wird's der Gewinn für dubiose Geschäftemacher!

Gravatar: J. L.

Großkapital muss ständig expandieren, um zu überleben. Derzeit expandiert es in Bereiche, die vorher unzugänglich waren. Deshalb ist die totale Vereinzelung und die Zerstörung aller traditionellen Werte so wichtig. Ohne Familie, ohne Heimat und ohne echte soziale Kontakte ist das Individuum von Kindesbeinen an dem Zugriff des Großkapitals vollkommen ausgeliefert. Alles, was und menschlich macht, muss weg, damit die Rendite der Investoren stimmt.

Gravatar: Ekkehardt Fritz Beyer

… „Der emotionale Tribut, den diese Paare und die Leihmütter gleichermaßen zu entrichten hatten, war immens und erinnerte uns eindringlich daran, dass Menschlichkeit niemals auf dem Altar des Profits geopfert werden darf.“ …

Oder etwa ´doch`, weil „die westlichen Werte, ihre Wirklichkeit und ihre Instrumentalisierung“
https://scienceblogs.de/gesundheits-check/2022/03/28/die-westlichen-werte-ihre-wirklichkeit-und-ihre-instrumentalisierung/
damit ´ganz besonders` hervorgehoben werden???

Gravatar: werner S.

Die Ampel unterstützt solche Schweinereien. Da weiß man alles.

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