Eigentlich hat Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier, SPD, einen für Vorschlag gemacht, der zu Grünen und Linken gut passt: Auf einer zentralen Gedenkfeier sollte der Opfer der Corona-Pandemie gedacht werden. Aber offenbar beißen die üblichen Verdächtigen nicht an. Wolfgang Schäuble, CDU, bat freundlich um eine Konkretisierung. Zwei seiner Kolleginnen aus dem Bundestagspräsidium äußerten offen Bedenken.

Claudia Roth, Grüne erklärte, es sei zwar richtig, der der Todesopfer zu gedenken und Anteilnahme zum Ausdruck zu bringen. Allerdings zeigte sie sich verwundert über den Zeitpunkt des Vorschlags, "denn wir stecken noch mitten in der Pandemie". Zugleich erinnerte Roth daran, dass Krankenhauspersonal, Pfleger, Erzieher, Kassierer und das Personal der Gesundheitsämter Dank verdienten. Nicht unbedingt, weil sie Menschen geholfen haben, sondern weil sie die Gesellschaft in schwersten Zeiten zusammengehalten hätten.

Petra Pau, Ex-SED, äußerte sich ebenfalls ablehnend. "Zu einem späteren Zeitpunkt kann man das machen. Aber im Moment halte ich das nicht für besonders sinnvoll", sagte sie. Auch die Politikerin der Linksfaschisten sprach sich dafür aus, auch diejenigen einzubeziehen, "die die Pandemie gemeistert haben, also Krankenschwestern oder Pflegekräfte".

Unterstützt wurde Steinmeier von Markus Söder, CSU. "Die vielen Opfer von Corona", sagte Bayerns Ministerpräsident, "haben es verdient, dass wir innehalten und ihrer gedenken". Auch den Angehörigen gelte das tiefe Mitgefühl. Man müsse sich zudem um jene kümmern, die durch Corona in Leid, Not und Einsamkeit geraten seien. "Eine Gedenkfeier kann dazu beitragen, dass wir uns daran öfter erinnern." Ähnlich äußerte sich auch Bundestags-Vizepräsident Thomas Oppermann.  "Eine Gedenkveranstaltung", so der Abgeordnete der SPD, "allen Menschen Mut machen, denn die Corona-Krise ist für viele mit ihren Gesundheitsgefahren, wirtschaftlichen Existenzsorgen und Einschränkungen persönlicher Freiheiten eine bedrückende Erfahrung." 

Ob Söder und Oppermann auch der Opfer der, wie die Regierenden mittlerweile gestehen, völlig überzogenen Corona-Maßnahmen gedenken wollen, sagten sie nicht. Andererseits wäre ein Nicht-Gedenken, wie Roth und Pau es vorziehen, ein Hohn auf die Leiden der Angehörigen. Schließlich verweisen Grüne und Ex-SED bei jeder sich bietenden Gelegenheit auf Opfer aller möglichen Fehlentscheidungen von Regierenden.