Bericht über Peru vom Lateinamerikaexperten René Fuchslocher

Chinas Kommunisten versuchen in Südamerika Fuß zu fassen

Perus neuer Präsident, der Kommunist Pedro Castillo, will die politischen und handelspolitischen Beziehungen zu China auszubauen. Er wird somit zum Steigbügelhalter der expansiven Politik der chinesischen Kommunisten. Die KPCh hat in den vergangenen Jahren mehrere Milliarden Dollar in ihre »Neue Seidenstraße-Initiative« (BRI) gepumpt.

Foto: Diario Expreso
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Nach mehr als 40 Tagen des zweiten Wahlgangs erklärte die Nationale Wahljury (JNE) am 19. Juli Pedro Castillo von der kommunistischen Partei Perú Libre mit 50,125% - entsprechend 8.835.579 Stimmen - gegenüber 49,875% für die konservative Keiko Fujimori (8.791.521 Stimmen) zum Präsidenten.

Die Wahl Castillos war im Lande aufgrund der ideologischen Ausrichtung seiner Partei sehr umstritten. Im offiziellen Parteiprogramm werden der russische Kommunist Wladimir Lenin und der kubanische Diktator Fidel Castro gepriesen; Castillo selbst schwor, im Falle seiner Wahl die Verfassung des Landes neu zu schreiben. Castillo hat wiederholt bestritten, persönlich ein Kommunist zu sein, hat aber den Inhalt des Programms seiner Partei nicht verleugnet.

Castillo versprach eine Regierung, die sich aus »Technikern« zusammensetzt, und rief die Bevölkerung zur »Gelassenheit« auf, die über den Einzug der Linken in das Haus Pizarro gespalten ist. »Wir rufen alle Techniker, die angesehensten und engagiertesten Menschen des Landes auf«, sagte der Kommunist Castillo vor der Presse und fügte hinzu, dass er Vorschläge für sein Kabinett von Menschen aller politischen Richtungen erhalten habe. Sein Versprechen war jedoch nur von kurzer Dauer. Zum Vorsitzenden des Ministerrats ernannte er Guido Bellido, einen linksradikalen Politiker, gegen den die Staatsanwaltschaft derzeit wegen Terrorismusverdachts ermittelt, und ernannte Héctor Béjar, ein ehemaliges Mitglied des revolutionären Guerillas in Kuba, wo er eine militärische Ausbildung erhielt und während dieser Zeit Ernesto »Che« Guevara und Fidel Castro traf, zum Außenminister.

»Seit Castillos Amtsantritt am 28. Juli haben sich Regierungsbeamte mit dem chinesischen Botschafter und chinesischen Bergbauführern getroffen, um nicht nur die Politik für ihre Industrie zu besprechen, sondern auch um ein früheres Freihandelsabkommen zu stärken, das erstmals 2009 unterzeichnet wurde«, benachrichtigte Reuters unter Berufung auf ungenannte Regierungsquellen. Die Nachrichtenagentur beschrieb Perus gewaltige Bergbauindustrie als eine Priorität für Peking.

Reuters stellte auch fest, dass Castillo sein Kabinett nutzt, um eine enge Kommunikation mit chinesischen Gesandten im Land aufrechtzuerhalten, und seinen Minister für Außenhandel und Tourismus, Roberto Sánchez, am Montag zu einem Treffen mit dem chinesischen Botschafter Liang Yu schickte. In anderen Berichten, die das Treffen bestätigten, hieß es, dass Sánchez nicht nur die Ausweitung eines bereits bestehenden Freihandelsabkommens erörterte, sondern auch nach Möglichkeiten suchte, den chinesischen Tourismus in Peru zu fördern. Peru, das einige der weltweit bekanntesten historischen Stätten wie die ehemalige Inkastadt Macchu Picchu beherbergt, ist in hohem Maße vom Tourismus abhängig, um seine Wirtschaft zu stützen, und hat daher nach dem Ausbruch der chinesischen Coronavirus-Pandemie Ende 2019 erheblich gelitten.

Schon vor seiner offiziellen Anerkennung als nächster Präsident Perus machte Castillo öffentlich, dass er die Beziehungen Limas zu Peking für äußerst wichtig hält. Castillo nahm sich am 15. Juli Zeit für einen Besuch bei Yu in der chinesischen Botschaft in Lima, veröffentlichte Fotos von sich mit dem Botschafter in den sozialen Medien und bezeichnete das Treffen als einen Versuch, „die brüderlichen Beziehungen und die Zusammenarbeit zwischen beiden Nationen in den Vordergrund zu stellen“.

In einem im Juli veröffentlichten Beitrag über die Beziehungen zwischen Peru und China wies der chinesische Staatssender CGTN darauf hin, dass China der größte Handelspartner Perus ist, und zwar seit 2014, vier Jahre nach dem Freihandelsabkommen. China ist einer der wichtigsten Abnehmer von Kupfer und Erz - dem wohl größten Industriezweig Perus - und seit der Unterzeichnung des Freihandelsabkommens 2010 unter dem damaligen neoliberalen Präsidenten Alan García ein wichtiger Wirtschaftspartner. Peru ist zu einem der bevorzugten Ziele für chinesische Investitionen in Lateinamerika geworden. Während seiner Teilnahme an einem von der peruanisch-chinesischen Handelskammer (Capechi) organisierten Webinar erklärte Botschafter Yu, dass der Gesamthandel zwischen den beiden Ländern seit Inkrafttreten des Freihandelsabkommens (FTA) im Jahr 2010 150 Milliarden Dollar überschritten hat. Innerhalb eines Jahrzehnts haben sich die chinesischen Investitionen in verschiedenen Sektoren wie Energie, Bergbau, Fischerei, Forstwirtschaft, Finanzen, Elektrizität und Infrastruktur verzehnfacht.

Peru trat der Neue Seidenstraßen-Initiative 2019 unter Präsident Martín Vizcarra bei, dessen Amtsenthebung im vergangenen Jahr dazu führte, dass Peru innerhalb eines halben Jahres drei Präsidenten hatte. China hat die BRI als globalen Infrastrukturplan angepriesen, der die antike Seidenstraße wiederherstellen soll, die vor Tausenden von Jahren Ostchina mit Westeuropa verband.

»BRI-Projekte bestehen in der Regel darin, dass China ärmeren Ländern räuberische Kredite anbietet, mit denen chinesische Unternehmen für den Bau von Häfen, Straßen und Eisenbahnen bezahlt werden sollen. Peking verkauft die Projekte in der Regel mit der Behauptung, sie würden ihren Wert durch Einnahmen wieder einbringen. In Wirklichkeit haben sich die Länder, die an dem Programm teilgenommen haben, gefährlich hoch verschuldet und waren in einigen Fällen gezwungen, die Immobilien an China zu veräußern«, berichtete die Journalistin Frances Martel am Freitag für Breitbart News. Nach diesem Schema baut derzeit das chinesische Unternehmen COSCO Shipping Ports Ltd einen Hafen in Peru mit einer Investition von 3 Milliarden Dollar.

Die chinesische Coronavirus-Pandemie hat auch die Abhängigkeit Perus von China erhöht, insbesondere bei der Versorgung mit Impfstoffen. Peru hat einen der schlimmsten nationalen Ausbrüche der Krankheit erlebt, der seit Beginn der Pandemie zu fast 200.000 Todesfällen geführt hat. Bis Freitag wurden in Peru über 2,1 Millionen Coronavirus-Fälle dokumentiert.

»Wir wollen eine rasche Versorgung mit Impfstoffen sicherstellen, weil dies für das Gesundheitssystem und auch für die Wirtschaft des Landes wichtig ist«, sagte Castillos damaliger Wirtschaftsberater und derzeitiger Finanzminister Pedro Francke Mitte Juni gegenüber Reuters und bezog sich dabei auf ein Gespräch während Castillos Besuch in der chinesischen Botschaft. Peru verwendet derzeit den in China hergestellten Impfstoffkandidaten von Sinopharm für die Impfung gegen das Coronavirus.

Einige Experten für internationale Beziehungen - darunter Evan Ellis vom US Army War College - haben darauf hingewiesen, dass die Coronavirus-Pandemie China die Möglichkeit gegeben hat, seine Expansionspläne in Lateinamerika zu beschleunigen, einem Kontinent, der von unsicheren Institutionen und Regierungen ohne langfristige Politik geplagt wird. Die Chinesen sind sich der Schwächen und Bedürfnisse der Dritten Welt sehr wohl bewusst; sie haben das Modell bereits in Afrika ausprobiert, und das Ziel ist sehr ähnlich: die Ausbeutung der natürlichen Ressourcen und der beunruhigende Versuch, ihre Sitten und Gesetze durchzusetzen.

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René Fuchslocher wuchs in Osorno auf, wo er auch die Deutsche Schule besuchte. Anschließend studierte er an der Universidad Católica de Chile Jura und machte sein Magister in Steuerrecht an der Universidad Adolfo Ibáñez. Seit fünfzehn Jahren wohnt er in Puerto Montt, wo er mit seinen Geschäftspartnern die Kanzlei Fuchslocher, Bogdanic & Asociados und die Immobilienentwicklungsfirma Alpina gegründet hat. Dazu ist der 43-Jährige Mitglied in verschiedenen Institutionen der deutsch-chilenischen Gemeinschaft: des Deutschen Vereins zu Puerto Montt, der Corporación de Beneficencia Osorno (Deutsche Klinik in Osorno), des Deutschen Turnvereins zu Llanquihue, der Deutschen Schule zu Puerto Montt sowie Vorstandsmitglied von Agrollanquihue A.G. (Verband der Landwirte der Provinz Llanquihue).

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Kommentare zum Artikel

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Gravatar: Karl Napp

Die chinesische Staatspartei (dem Namen nach noch immer eine kommunistische) hat gezeigt, wie man innerhalb von zwei/drei Generationen aus dem einwohnerreichsten Land der Welt, dessen Bevölkerung sehr, sehr arm war und hungerte, einen geordneten Staat mit fleißiger, wohlhabender, zumindest reise-freier Bevölkerung machen kann. Zur Nachahmung empfohlen, nicht zur Beschimpfung!

Gravatar: Ekkehardt Fritz Beyer

„Perus kommunistischer Präsident Castillo als Steigbügelhalter
Chinas Kommunisten versuchen in Südamerika Fuß zu fassen“ ...

Ist der einer der wesentlichen Gründe dafür etwa darin zu suchen, dass die Chinesen längst bermerkelen haben könnten:

Die Staaten Südamerikas gehören zu ´den` Ländern, welche der göttliche(?) BND in engster Zusammenarbeit mit der CIA für eigene Zwecke - auch in Sachen Öl - über viele Jahre entsprechend vorbereitete?
https://www.fr.de/politik/operation-rubikon-deckt-cryptoleaks-spionage-13534899.html

Wird uns der Einsatz der „Kriegswaffe Wetter“
https://www.dailymotion.com/video/x5x2m98
etwa etwa als herannahende Klima-Katastrophe deklariert, um sie nach dem ´Endsieg des Westens` in Schaffung der globalen Herrschaft für etwa ´späteren` Bedarf entsprechend einzumotten???

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