Mainstream-Journalistin völlig überfordert

Beirut: »Die halbe Stadt ist zerstört.«

Dass die Explosion in Beirut außergewöhnlich war, ist nicht zu bestreiten. Aber man kann es auch übertreiben. – Der Versuch einer Erklärung

Foto: Screenshot YouTube, PBS
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Eine Journalistin für den Nahen Osten dürfte einiges an Gewalt und Explosionen gewohnt sein. So auch Christine Kensche, die als Reporterin aus Israel, Gaza, Westjordanland für ZDF, Spiegel Online, Emma, Chrismon, Brigitte für die Welt über Krisen berichtet. Und gestern war Krise! Eine heftige Detonation hatte am Vortag die libanesische Hauptstadt erschüttert.

Also steigert sich der Bericht in die Superlative. »Am Mittwochabend«, schreibt die auch als Investigativ-Journalistin tätige Reporterin, »hat eine gewaltige Detonation die libanesische Hauptstadt in Schutt und Asche gelegt.« – Wirklich die ganze Stadt ? – Nein: »Die halbe Stadt ist zerstört«, korrigiert sie sich selber schon im folgenden Satz. Aber: »Hunderte Menschen sind tot, Tausende verletzt, 300.000 Einwohner obdachlos. Einsatzkräfte suchen nach weiteren Opfern, die von den Trümmern begraben wurden.«

Bereits ein kurzer Blick auf die Videos und Fotos aus Beirut zeigt: Auch die Aussage, die halbe Stadt sei zerstört, ist grober Unfug. Allerdings ist diese Art der Desinformation durchaus nicht neu. Schon in früheren Bürgerkriegen wurden die Bilder aus Beirut gerne dramatisiert, insbesondere wenn israelische Militärs mit den Zerstörungen in Verbindung gebracht werden konnten.

Natürlich fragt man sich, wieso es zu solchen Beiträgen kommt, die fernab jeder Realität sind. – Nun, womöglich handelt es sich einfach um Sensationsjournalismus der übelsten Sorte und sie bedürfen keiner Erklärung. Aber vielleicht sind die Beiträge auch das Ergebnis einer seltsamen Asymmetrie.

Vor der Beschreibung der Explosion zitiert Kensche den Chef der islamo-faschistischen Hisbollah, Nasrallah, der schon vor Jahren auf große Lager mit Ammonium in Haifa verwies und darauf, dass sie, durch einen Angriff der Hisbollah zur Explosion gebracht, die Sprengkraft einer Atombombe hätten. »Mit anderen Worten«, ergänzte Nasrallah lachend: »Der Libanon hat eine Atombombe.« Und eine solche würde er, der vom Iran unterstützte Nasrallah, gegen Israel umgehend einsetzen, wenn er denn könnte.

Dass diese ›Atombombe‹ nun in Beirut explodiert ist und nicht in Haifa ist der eine Punkt. Aber dass die Hisbollah derartiges waffenfähiges Material nicht nur in Beirut lagert, sondern auch in London und Deutschland – das erst macht den Hintergrund der vorgestrigen Explosion in Beirut für den deutschen Journalismus und die Politik explosiv.

Denn genau das ist der Fall: Die Hisbollah nutzt Lager in diversen europäischen Städten. Allein in London wurden bei Razzien 3 Tonnen Ammoniumnitrat gefunden. Im Mai 2020 wurden auch in Deutschland erhebliche Mengen bei Durchsuchungen im Zusammenhang mit dem Verbot der Organisation in Deutschland entdeckt – versteckt in Wohnungen und Moscheen. In diesem Mai wohlgemerkt!

Denn in den Maitagen der vorherigen Jahre hielt die deutsche Politik, insbesondere aber Linke und Grüne, der islamo-faschistischen Organisation noch die Stange. Dem Antrag es bedarf auf Verbot der Terrorbande im Dezember 2019 durch den Bundestag stimmten weder Grüne noch die Linke zu. Und das, obwohl die Aktivitäten und der Antisemitismus der Terroristen weithin bekannt sind.

Doch darüber wird in der Welt nur berichtet, wenn es, wie man so sagt, knallt. So wie vorgestern eben. Und knallt es besonders laut, dann wird eben zu besonders drastischen Worten gegriffen. Um wie viel sinnvoller wäre eine ständige Berichterstattung über den Terror islamischer Gruppen gegen den jüdischen Staat und die Unterstützung dieser Gruppen durch Grüne und Linke und Teile des Außenministeriums unter Heiko Maas. Nicht nur würde dann der virulente Antisemitismus in diesen beiden Parteien und Teilen der SPD offenbar – 'Die Welt' ersparte sich selbst peinliche Artikel wie den eingangs zitierten.

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