Demo für Julian Assange heute in London - Abschiebung droht

»Assange soll an das Land ausgeliefert werden, das seine Ermordung geplant hat«

Wikileaks-Gründer Julian Assange droht die Abschiebung aus UK in die USA, wo ihm bis zu 175 Jahre Gefängnis drohen. Seine Frau appellierte am Donnerstag in London, die Abschiebung zu verhindern. Seine Unterstützer demonstrieren heute, Samstag, 24.6. am Parliament Square in London.

Veröffentlicht:
von

Am 6. Juni entschied der Oberste Gerichtshof des Vereinigten Königreichs, dass Assange keinen rechtlichen Grund habe, seine Auslieferung an die USA anzufechten. Dem Wikileaks-Gründer wird in USA Spionage in 18 Fällen vorgeworfen, obwohl er australischer Staatbürger ist und nie in den USA tätig war.

Auf einer Veranstaltung zur freien Meinungsäußerung, die die Twitter-Files-Journalisten Matt Taibbi und Michael Shellenberger am Donnerstag in London mit dem Komiker Russell Brand veranstalteten, sagte Assanges Ehefrau Stella, Assange »befindet sich derzeit in einer sehr prekären Lage. Das Oberste Gericht hat die unerklärliche Entscheidung getroffen, einer Berufung nicht stattzugeben. Er (Assange) hat im September letzten Jahres einen Antrag auf Berufung gestellt, dann hat der Richter zehn Monate gebraucht, um eine dreiseitige Entscheidung zu erlassen.« Assange habe noch eine letzte Gelegenheit, sich an zwei verschiedene Richter am Obersten Gerichtshof zu wenden, »aber die Situation ist jetzt kritisch«, so Stella Assange.

Assange gründete im Jahr 2006 zusammen mit dem deutschen Informatiker Daniel Domscheidt-Berg die Enthüllungsplattform Wikileaks. 2010 veröffentlichten sie das Video Collateral Murder, das ein US-Kriegsverbrechen im Irak dokumentierte. Das Video zeigte »einen Kampfhubschrauber, der unschuldige Zivilisten buchstäblich niedermäht, darunter zwei Journalisten. Als ein Krankenwagen kam, wurde er ebenfalls durchsiebt. Zwei Kinder überlebten nur, weil ihr Vater sich mit seinem Körper auf sie warf und sein Leben opferte«, so Stella Assange.

Im Jahr 2010 wurde Assange in Schweden wegen »Vergewaltigung« angeklagt, da er ungeschützten Sex ohne Kondom gehabt haben soll. Aus Angst vor einer Abschiebung in die Vereinigten Staaten floh Assange im Juni 2012 in die Ecuadorianische Botschaft in London, wo er bis 2019 blieb. Die schwedische Staatsanwaltschaft ließ die Anklage 2019 fallen.

2016 veröffentlichte Wikileaks die Clinton E-Mails, ein durchsuchbares Archiv von über 30.000 E-Mails, die während ihrer Amtszeit als Außenministerin an und von Hillary Clintons privatem E-Mail-Server gesendet wurden, einschließlich der Finanzierung der Clinton Foundation durch Goldman Sachs.

Im Jahr 2019 hob Ecuador Assanges Asylstatus auf und übergab ihn in der Botschaft der britischen Polizei. Seitdem sitzt er ohne Gerichtsverfahren oder Anklage in Einzelhaft im Hochsicherheitsgefängnis Belmarsh.

»Die Tatsache ist, dass Julian im Gefängnis sitzt, weil er die Wahrheit ans Licht gebracht hat. Er hat die Verbrechen desjenigen Landes aufgedeckt, das ihn jetzt ausgeliefert haben will«, sagte Stella Assange am Donnerstag. »Dasselbe Land plante seine Ermordung, als (Mike) Pompeo CIA-Chef war. Wie kann das Vereinigte Königreich ihn an die Vereinigten Staaten ausliefern, die seine Ermordung geplant haben? Es gab in den vergangenen Jahren eine Verleumdungskampagne, um den Weg für seine Auslieferung zu ebnen. Julian ist ein Menetekel an alle Journalisten: Wenn Sie mächtige Leute verärgern, weil Sie die Wahrheit veröffentlichen, werden sie Sie drankriegen. Wir müssen uns wehren und unsere Rechte verteidigen. Unsere Gegner sind sehr gut organisiert und nutzen die Gleichgültigkeit der Leute aus.«

»Die Tatsache, dass unsere Medien diese Geschichte ignorieren, insbesondere in den letzten fünf Jahren, ist völlig unverzeihlich und einer der Gründe, warum ich mich von den Mainstream-Medien abgewendet habe«, sagte Twitter-Files-Journalist Matt Taibbi. »Die Tatsache, dass die Medien nicht nur die Grausamkeit dieses Falls ignorieren, sondern auch die Bedeutung von Julians Fall für die Zukunft des Journalismus, zeigt wie völlig verblendet sie sind. Es ist schrecklich.«

Assange-Anhänger werden heute, Samstag, um 13 Uhr britischer Zeit (14 h MESZ) auf dem Parliament Square in London gegen seine Auslieferung demonstrieren. Der Künstler Davide Dormino wird seine Skulptur »Anything to Say?« ausstellen. Sie zeigt die Whistleblower Julian Assange, Chelsea Manning und Edward Snowden auf Stühlen stehend.  Der vierte Stuhl ist für jeden frei, der etwas zu sagen hat.

Ihnen hat der Artikel gefallen? Bitte
unterstützen Sie mit einer Spende unsere
unabhängige Berichterstattung.

Abonnieren Sie jetzt hier unseren Newsletter: Newsletter

Kommentare zum Artikel

Bitte beachten Sie beim Verfassen eines Kommentars die Regeln höflicher Kommunikation.

Gravatar: L. Mohr

Das zeigt einmal wieder, mit was für einer Verbrecherbande wir es hier zu tun haben. Julian Assange hat die Wahrheit ans Tageslicht gebracht und vielen Menschen die Augen geöffnet. Sich auf diese Weise zu rächen, indem man ihn ohne Anklage jahrelang einkerkert, ist primitiv und zutiefst menschenverachtend. Wie tief muss die Angst in den Reihen der verlogenen und instinktlosen amerikanischen Regierung sein, wenn sie zu solchen Mitteln greift. Die Verbrechen der USA werden aufgedeckt, ob sie wollen oder nicht. Julian Assange war der Vorreiter dieser Aufklärungs-Welle. Er ist insofern ein Held der freien Welt. Ihm gebühren alle Ehren. Wir können nur hoffen, dass die Auslieferung verhindert wird. Dafür drücke ich allen Akteuren, die dafür kämpfen, die Daumen und wünsche ihnen viel Erfolg.

Schreiben Sie einen Kommentar


(erforderlich)

Zum Anfang