Zu viele Kinder, zu wenig Erzieher

Alarmstufe Rot in deutschen Kitas

In nahezu jeder Kommune sollen in den nächsten Jahren mehr Kita-Plätze entstehen. Parallel dazu ist der Mangel an geschultem Betreuungspersonal alarmierend hoch. Doch ausgerechnet jetzt stellt das Familienministerium die angekündigte Subvention für die Erzieherausbildung ein.

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Knapp 94 Prozent der Kinder ab 3 Jahren besucht eine Kita. Tendenz steigend, freut sich das Familienministerium. »In der Kita und in der Kindertagespflege werden die Weichen gestellt für Chancengleichheit und Bildungsgerechtigkeit. Damit es jedes Kind packt, müssen wir weiter in die frühkindliche Bildung investieren«, ist Familienministerin Franziska Giffey auf der Seite ihrer Behörde zu lesen.


Vielen Kita-Leitern dürfte Giffeys markige Ankündigung wie Hohn in den Ohren klingen. Denn der Alltag in einer durchschnittlichen deutschen Kindertagesstätte sieht alles andere als rosig aus. Für den Vorsitzenden des Verbands Bildung und Erziehung (VBE), Udo Beckmann, herrscht vielmehr Alarmstufe Rot angesichts der Situation in der öffentlichen Betreuung. In seiner Begründung stützt er sich auf eine Umfrage seines Verbands unter mehr als 2600 Kita-Leitern, die zwischen November 2017 bis Ende 2018 durchgeführt wurde. Neun von zehn geben an, daß sie in den vergangenen 12 Monaten mit »bedenklich wenig Personal« auskommen mußten. Die steigende Arbeitsbelastung mache viele krank und unglücklich. Doch nicht nur das Kita-Personal muß die Folgen der politischen Investitionsversäumnisse tragen, es sind in erster Linie deren kleine Schützlinge, die Kinder.


Qualität hängt in erster Linie mit dem Betreuungsschlüssel zusammen. Und der ist in den meisten Kitas unterirdisch. Der empfohlene Schlüssel von zwölf Kindern zu einem Erzieher sei zu 80 Prozent nicht gegeben, erzählt ein Erzieher aus seinem Berufsalltag. »Wir betreuen deutlich mehr Kinder. In einzelnen Situationen kann sich das auch mal auf 25 Kinder im Kita-Bereich belaufen«. Ein Erzieher, der gleichzeitig 25 Kinder beaufsichtigen muss und zwar in regelmäßigen Abständen: was das für die Sicherheit und die Gesundheit von kleinen Kinder zwischen 3 und 5 Jahren bedeutet, vermag sich jeder selbst ausrechnen. In einer ähnlich gearteten Situation in einer kinderreichen Familie würde es nicht lange dauern, bis das Jugendamt vor der Tür steht.


Bis 2030 werden in Deutschland 200.000 Erzieher fehlen, hat das Institut Prognos errechnet. Ausgerechnet in dieser prekären Lage stellt das Bundesfamilienministerium sein Programm zur sogenannten Fachkräfte-Offensive ein. Giffey hatte darin die Förderung der Erzieherausbildung angekündigt. 300 Millionen Euro wollte der Bund bereitstellen für insgesamt zwei Ausbildungsjahrgänge zwischen 2019 und 2021. Jetzt soll es nur noch ein Ausbildungsdurchgang mit circa 2500 Plätzen sein. Ein Tropfen auf dem heißen Stein, bedenkt man den hunderttausendfachen Mangel, der in den nächsten Jahren auf die Kitas zu rollt.


Ein Gastbeitrag der Initiative Familien-Schutz

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Kommentare zum Artikel

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Gravatar: Hermine

Ohne all die Migranten- und Asylantenkinder gäbe es
genügend Kitas und auch Kindergärtnerinnen.
Es gäbe genügend Lehrer und Gefängnisse.
Es gäbe genug Polizei und Justiz.
Was können wir daraus lernen.

Es müssen alle Illegalen, nicht berechtigten Asylanten
sofort abgeschoben werden.
Selbstverständlich auch alle Kriminellen.

Gravatar: Erdö Rablok

Zu meiner Kindergartenzeit, vor 64 Jahren, hatten wir für 150 Kinder 4 Klosterschwestern und es hat vollkommen gereicht.
Heutzutage braucht es anscheinend mehr Erzieherinnen als Mütter.
Die Linksgedrehten müssen halt irgendwie Arbeit finden.

Gravatar: Unmensch

Aufgabe der Politikerinnen ist es, Zeichen zu setzen, welche von den Medieninnen freudig verbreitet werden können. Fertig. Der Pöbel soll gefälligst klatschen!

Gravatar: Rainer Berg

Das ist typisch für unsere derzeitige Regierung. Für Ausländer ist Geld da, für die Einheimischen fehlt es an den Mitteln für elementare Einrichtungen wie Kitas und Schulen. Es wird gern davon gesprochen, dass die Kinder und Schüler unsere Zukunft sind; das kommt gut bei der Bevölkerung an. Die Medien sind aber in der Regel sehr zurückhaltend, wenn es um die Thematisierung von Mängeln geht.

Gravatar: Doppelgäger

Der Staat bzw. die Städte haben sich doch aus der Kinderbetreuung fast vollkommen zurückgezogen und ihre Kindergärten nach und nach privatisiert. Früher würde praktisch jeder Kindergarten von der Stadt betrieben, in der er ansäßig war. In der Privatisierungs-Euphorie wurden dann nach und nach die Kindergärten an gemeinnützige Träger übertragen. Die Auswirkungen waren dann folgende, die früheren guten und festen Jobs der Erzieher wurden in prekäre Jobs bei schlechter Bezahlung umgewandelt. An den Personal, sprich Betreuungskosten, wurde elementar eingespart, damit die sogenannten gemeinnützigen Träger mehr Geld in ihre Verwaltung verlagern konnten, um sich selbst als Geschäftsführer großzügig zu entlohnen. Gleichzeitig wurde der Beruf Erzieher uninteressant, da man bei schlechter Bezahlung eine sehr anstrengende Aufgabe zu bewältigen hat. Es folgte dann wieder die alte Leier vom Fachkräftemangel, den man ja selbst verschuldet hat.

Gravatar: Ekkehardt Fritz Beyer

... „In nahezu jeder Kommune sollen in den nächsten Jahren mehr Kita-Plätze entstehen. Parallel dazu ist der Mangel an geschultem Betreuungspersonal alarmierend hoch. Doch ausgerechnet jetzt stellt das Familienministerium die angekündigte Subvention für die Erzieherausbildung ein.“ ...

Fragt sich unsere allwissend Allmächtige(?) nicht auch im Rückblick auf ihre Politik ihrer Amtszeit:

„Was ist los mit uns?"
https://www.welt.de/politik/deutschland/article203849896/Kanzlerin-Merkel-fragt-die-Deutschen-Was-ist-los-mit-uns.html

Wobei sie mit „uns“ sicherlich einzig und allein ihr Kabinett sowie die Führungen ihrer Blockparteien meint!!!

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