Freie Welt – Geschichte

8.Mai 1942 – Schlacht in der Korallensee

Genau drei Jahre vor Ende des Zweiten Weltkriegs in Europa fochten im Südwest-Pazifik Japan und die USA eine zukunftweisende Seeschlacht aus.

CDR William H. Balden, USNR, Public domain
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Pearl Harbor hatte den Seekrieg grundlegend verändert. Nur wusste das zu diesem Zeitpunkt noch lange nicht jeder. Selbst der Architekt einer der rein militärtechnisch gesehen beeindruckendsten Leistung der Seekriegsgeschichte hatte die voll Bedeutung nicht wirklich erkannt. Admiral Yamamoto Isoroku blieb der Schlachtschiffflotte verbunden.

Dass sich etwas grundlegend verändert hatte, wurde vielen Anfang Mai 1942 dann endgültig deutlich gemacht: Der Flugzeugträger beherrschte die See. Und es ließen sich Seeschlachten führen, ohne dass jemals eines der beteiligten Schiffe auch nur in die Nähe des anderen kam. Sie wurden mit Flugzeugen über vielen Meilen Entfernung geführt.

Anfang Mai 1942 war die Lage der USA im Pazifik schwierig geworden. Die Britische Ostasienflotte war einem Desaster nur knapp entkommen, hatte sich aber an die afrikanische Küste zurückziehen müssen; die anderen Kolonialmächte Frankreich und Holland hatten ihre Macht und ihre Kolonien zumindest in diesem Teil der Welt im Grunde für immer verloren. Japanische Flottenverbände stießen scheinbar unaufhaltsam Richtung Australien oder wollten zumindest die Nachschublinien der USA in den Südwestpazifik zerschneiden, indem sie über Neuguinea und die Solomonen nach Neu Kaledonien vorstießen.

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Korallenmeer; Shun Zero; CC BY-SA 3.0

In einem ersten Schritt war als Operation ›Mo‹ die Eroberung von Port Moresby geplant; eine an der Südküste Papua Neuguineas und damit gegenüber der australischen Küste gelegene strategisch wichtige Hafenstadt. Parallel würde ein Schlag gegen Tulagi in den Solomonen durchgeführt werden; eine kleine Insel gegenüber Guadalkanal, um das in der zweiten Jahreshälfte schwere Kämpfe stattfinden würden.

Japan zog mehrere Flottenverbände zusammen, die an verschiedenen Punkten angreifen sollten. Ein typisches Vorgehen der japanischen Flotte, um den Feind zu verwirren und den eigenen Schwerpunkt zu verschleiern; allerdings führte es zu komplexen Operationen, die praktisch immer ein ganz bestimmtes Verhalten des Gegners annahmen. Und bis Anfang Mai 1942 war diese Strategie gegen weit unterlegene Gegner erfolgreich gewesen.

Nicht weniger als sechs unterschiedliche und einzeln operierende japanische Flottenverbände befanden sich ab Ende April auf See. Jeweils ein Landungsverband mit Ziel Port Moresby und Tulagi; dazu direkte und entfernte Deckungsverbände aus schweren Kreuzern und Zerstörern und ein Verband, der speziell die Port-Moresby-Landungsgruppe deckte. Weiter entfernt begleitete ein Kampfgruppe um die zwei großen Flugzeugträger Zuikaku und Shōkaku die gesamte Operation, um etwaige alliierte Verbände abwehren zu können.

Zuikaku – glücklicher Kranich und Shōkaku – aufsteigender Kranich –, bildeten die 5. Trägerflotte der Kaiserlichen Marine. Nicht die Besten der Besten, aber sicher ebenso gut wie ihre Gegner in der britischen und amerikanischen Flotte. Beide Schiffe waren am Überfall auf Pearl Harbor im vorherigen Dezember beteiligt gewesen. Die anderen vier Flottenträger befanden sich zu Reparaturen in verschiedenen Häfen.

Die US-Navy war in zwei Angriffsverbände geteilt. Task Force 11 und 17 um die Flugzeugträger Lexington und Yorktown – benannt nach Schlachten im Unabhängigkeitskrieg gegen die Briten. Beide Verbände hatten sich am 1. Mai nordwestlich von Kaledonien vereint und von zwei Tankern ihre Bunker gefüllt. Als drittes stieß eine gemischte Gruppe aus drei Kreuzern unter Admiral Crace zu ihnen.

Die Schlacht in der Korallensee begann am 3. Mai mit der Besetzung von Tulagi durch japanische Truppen. Obgleich die US-Navy besser über die Vorhaben der Japaner informiert war, als umgekehrt die Japaner über die Vorhaben der Amerikaner, wurden die Kommandeure der Navy überrascht. Allerdings regierten sie schnell. Admiral Flechter, Kommandant der Task Force 17 und zugleich Befehlshabender aller alliierten Streitkräfte vor Ort befahl noch am 4. Mai einen Luftangriff auf Tulagi. Nach der Versenkung eines Zerstörers und kleinerer Einheiten zogen sich die Yorktown nach West zurück.

Bis zur eigentlichen Schlacht vergingen zwei Tage mit intensiver Aufklärung über den Standort der feindlichen Flottenverbände und ein Tag der Angriffe gegen die verkehrten Verbände. Am 7. Mai attackierten zunächst amerikanische Bomber den leichten Flugzeugträger Shoho und seine Begleitung. Dabei wurde der Träger von 95 angreifenden Maschinen nach zahlreichen Treffern förmlich aus dem Wasser geblasen. Die Kaiserliche Flotte hatte ihren ersten Flugzeugträger verloren. Die schlechte Nachricht: Die amerikanischen Piloten hatten die großen Träger erwartet, aber verpasst.

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Shoho wird versenkt; Foto: Amerkanische Piloten; Public domain

Wie noch so häufig im Pazifik – und nicht nur dort – hatten Aufklärer die Größe der entdeckten Schiffe stark übertrieben. Um es in den Worten des Marinehistorikers Gordon Prange zu beschreiben: In den Augen der Aufklärer wurde jede Taube zur Ente, jede Ente zur Gans und jede Gans zum Schwan.

Den Japanern erging es nicht nur nicht besser, sondern schlechter. Während die erfahrenen Kampfpiloten der Träger, sofern sie überlebten, bis zum Ende des Krieges unangefochtene Meister am pazifischen Himmel blieben, zeichneten die Piloten der Aufklärer für viele und einige entscheidende Fehler verantwortlich. Am 7. Mai machten sie aus einem Tanker und einem Zerstörer einen Träger mit einem schweren Kreuzer als Begleitung. Prompt schickte der japanische Kommandierende seine Bomber zur gemeldeten Position und sie machten kurzen Prozess. Diesmal wurden ein Zerstörer und ein Tanker versenkt.

Doch auf dem Rückflug zu ihren Flugdecks wurden ein Teil der Angreifer von US-Jägern angegriffen. Ein anderer Teil versuchte auf den amerikanischen Trägern zu landen. So dicht standen die beide Verbände mittlerweile im Dunklen entfernt voneinander. In seiner Not ließ der Kommandant der japanischen Träger die Beleuchtung der Flugdecks anschalten. Auch diese riskante Maßnahme im Interesse der kostbaren Piloten sollte sich in den folgenden Monaten mehrmals wiederholen.

So hatten, als der 8.Mai 1942 dämmerte, beide Flugzeugträgerverbände ihre erste Chance, die Start- und Landebahnen ihrer Gegner zu versenken, verpasst. Und noch immer hatten sich die beteiligten Schiffe nicht einmal gesehen. Daran sollte sich auch an diesem Tag nichts mehr ändern. Dem Tag der ersten Seeschlacht, die überwiegend mit trägergestützten Flugzeugen ausgefochten wurde.

Diesmal war der Wettergott an der Seite der Ostasiaten. Eine Schlechtwetterfront, unter der sich am Vortag die US-Träger versteckt halten konnten, war nach Nordosten gezogen und verdeckte nun die japanischen Träger. Ganz glücklos waren die US-Piloten allerdings auch nicht. Um 8:20 erspähte ein Aufklärer durch ein Loch in Wolken unter sich die Shōkaku. Kurz darauf wurden die beiden amerikanischen Träger entdeckt.

Fast zeitgleich waren zwei Angriffsverbände etwa eine Stunde später zu ihren jeweiligen Gegnern unterwegs: 18 Jäger, 33 Sturzkampfbomber und 18 Torpedomaschinen in Richtung Yorktown und Lexington, 15 Jäger, 36 Sturzkampfbomber 21 Torpedomaschinen in Richtung Zuikaku und Shōkaku. Beide Verbände steuerten danach aufeinander zu, um die Flugzeit ihrer Flugzeuge zu verkürzen.

Um 10:32 erreichen die von der Yorktown gestarteten US-Maschinen die Shōkaku. Das Schwesterschiff bleibt dagegen unter tief hängenden Wolken verdeckt. 16 der gefürchteten Zeros fliegen Patrouille. Den Angreifern gelingen trotzdem zwei Bombentreffer. Die Torpedomaschinen treffen nichts. Die Maschinen der Lexington erreichen um 11:30 ihr Ziel. Diesmal sind beide Träger zu sehen. Shōkaku erhält einen weiteren Bombentreffer und zieht sich mit schweren internen Schäden vom Schlachtfeld zurück, Zuikaku kann dagegen schadlos entkommen.

Auf der Gegenseite haben die japanischen Trägermaschinen ihr Ziel um 10:55 erreicht. Zum Glück für die Amerikaner erscheinen sie nach den Verlust in der vorherigen Nacht nicht in voller Zahl. 14 Maschinen greifen Lexington an, vier Yorktown. Um 11:13 beginnt der Angriff. Lexington wird zuerst von zwei Torpedos getroffen. Es folgen zwei weitere Treffer durch Bomben. Diesmal wird Yorktown einmal direkt getroffen. Zahllose weitere Nahtreffer verursachen auf beiden Schiffen weitere Schäden.

Als die verbliebenen japanischen Kampfflugzeuge sich zum Rückflug sammeln, werden sie weiter von amerikanischen Jägern attackiert. So steigen die Verluste der Japaner immer weiter. Am Ende sind ihre Verluste doppelt wie die der Amerikaner. Mit dramatischen Folgen.

Indes sieht es zunächst so aus, als wären die Japaner der Sieger in der ersten Trägerschlacht der Seekriegsgeschichte. Denn die Lexington ist nach einer verheerende Benzinexplosion nicht mehr zu retten und wird versenkt. Die Yorktown schleppt sich mit einem schweren Bombenschaden Richtung Pearl Harbor zurück.

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Lexington explodiert; Naval History Heritage Command, Public domain

Nach Zahlen hat die Kaiserliche Kriegsmarine im Korallenmeer also gewonnen: Ein schwerer Träger versenkt gegen einen leichten Träger. Doch in der Folge der Schlacht bleiben die beiden japanischen Träger außer Gefecht: Shōkaku muss in die Werft. Zuikaku bleibt mangels Flugzeugen für Wochen im Hafen. Beide Träger fehlen knapp einen Monat später vor Midway, während Yorktown, notdürftig geflickt, dabei ist.

Der Ausgang der Schlacht ist also umstritten. Unbestritten ist dagegen die historische Bedeutung der Schlacht. Nicht nur wurde die Landung der Japaner in Port Moresby auf Dauer verhindert und damit der Druck auf Australien erheblich vermindert.

Zum ersten Mal bestritt der von nun an wichtigste Kriegsschiffstyp eine Seeschlacht. Kein Schlachtschiff war an den Manövern beteiligt. Auf japanischer Seite wurden sie für andere Operationen gebraucht. Die amerikanischen Schiffe lagen entweder in Pearl Harbor auf Grund oder blieben zu Hause. Sie waren zu langsam und hätten nur den knappen Treibstoff sinnlos verbraucht.

Bis heute gilt der Flugzeugträger als wichtigste Einheit auf See. Schlachtschiffe taugen bestenfalls zum Küstenbeschuss. Kreuzer lässt man besser fern ab der Küsten, wie die Russische Marine erst in diesen Tagen gelernt hat. Aber das muss nicht so bleiben. Bekanntlich wird jeder Krieg nach den Regeln des letzten begonnen. Bis eine Niederlage neue Wege erzwingt. Die US-Navy hat ihre Lehren aus Pearl Harbor sehr schnell gezogen. Die Japanische Marine brauchte, obwohl sie sehr viel früher über die Mittel verfügte, deutlich länger und hat ihre Vorliebe für das Schlachtschiff nie ganz verloren.

 

 

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Kommentare zum Artikel

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Gravatar: Kami Kaze

Alter, Berlin59, was rauchst du denn für ein Zeug?
Die Yankees haben zwei Atombomben über dicht bewohnte Städte abgeworfen. Sie haben Städte in Deutschland und Japan in Grund und Boden bombardiert und hunderttausende Zivilisten ermordet.
Die Amis haben im Endeffekt einen brutalen, mörderischen Krieg gegen verteidigungslose Frauen, Alte und Kinder geführt.
Darauf bist du offensichtlich auch noch stolz.
Du bist krank, einfach nur krank.

Gravatar: Alternativ

"Tja die Amis haben im Endeffekt die komplette Kaiserliche Marine, Luftwaffe, Heer und Industrie vernichtet. Das gleiche gilt auch im großen und ganzen für das Deutsche Reich. Alles gleichzeitig. Daran sollten die Putin Fans immer denken."

...und in Korea und Vietnam wurden die Amis von Reisbauern in den Ar... getreten, daran sollten die Stiefellecker der Amis immer denken.

Gravatar: Stanley Milgram

Ich würde mit einer einzigen Hyperschall-A-Bombe einen ganzen Flugzeugträger-Verband binnen einer Sekunde auslöschen.

Und dann?

Gravatar: Berlin 59

Tja die Amis haben im Endeffekt die komplette Kaiserliche Marine, Luftwaffe, Heer und Industrie vernichtet. Das gleiche gilt auch im großen und ganzen für das Deutsche Reich. Alles gleichzeitig. Daran sollten die Putin Fans immer denken.

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