Den ein oder anderen wird es vielleicht doch nicht mehr überraschen nach den vergangenen zwei Jahren: Aber in Deutschland wurden bis zum 15. Dezember des letzten Jahres 162.397.255 digitale Impfzertifikate ausgestellt, aber nur 136.641.993 Impfdosen tatsächlich injiziert. Das meldet das Robert-Koch-Institutes, RKI, laut Welt. Eine Differenz von 26 Millionen Zertifikaten.

Und bis jetzt, Ende Januar, wurden insgesamt 162,1 Millionen Impfdosen verspritzt, aber dafür 204,7 Millionen digitale Zertifikate ausgegeben. Eine Differenz von sogar 42 Millionen. Mit anderen Worten: Es wurden 42 Millionen Impfzertifikate mehr ausgestellt, ohne dass jemand geimpft worden wäre.

Mehrere Erklärungen bieten sich an:

Offiziell heißt es, es wären »insbesondere zu Beginn der Anwendung viele Zertifikate automatisch durch Impfzentren erstellt und an die geimpften Personen geschickt« worden. Außerdem könnten Zertifikate »auch mehrfach ausgestellt werden, wenn beispielsweise eine Person ihr Zertifikat verliert«. Und das 40 Millionen mal? Mit einer Zahl, die vor allem im letzten Monat dramatisch angestiegen ist?

Eine Untererfassung durch die Ärzte in dieser Größenordnung schließen die Ständevertreter aus. Die Kassenärztlichen Bundesvereinigung, KBV, erklärte: »Wir gehen auf Basis der vertragsärztlichen Abrechnungsdaten davon aus, dass eine Untererfassung durch das digitale Impfquoten-Monitoring (DIM) nicht generell gegeben ist und damit die dargestellte Lücke nicht erklären kann«. Ominös fügt der Sprecher hinzu: »Um diese Lücke zu erklären, sind vertiefende Analysen der Daten zur Zertifikatsausstellung nötig, die aktuell nur das Robert-Koch-Institut durchführen kann.«

Die Osnabrücker Zeitung, die den Fall aufgedeckt hat, fragte beim RKI nach. Dort wurde man auf den Bundesgesundheitsminister verwiesen. Ob der glücklich ist, wenn er hört, dass Zertifikate im Umfang der halben Bevölkerung im Umlauf sind, ohne dass es einen Einstich in den Oberarm gab, darf man bezweifeln.

Zumal sich eine weitere Erklärung anbietet: Die Zertifikate sind, auf welchem Weg auch immer, von den Apotheken auf Grund falscher oder gefälschter Daten ausgestellt worden – und das über 40 Millionen mal. Es handelte sich also um gefälschte Zertifikate. Motive haben die Täter mehr als genug. Der eine will nach einer verhängten Impfpflicht mit einem Zertifikat ohne Impfung seinen Arbeitsplatz retten, der nächste einfach der Impfung entgehen. Das würde auch erklären, warum die Zahl der überzähligen Zertifikate seit Mitte Dezember so stark ansteigt: Das Vertrauen in die Politik des Talk-Show-Ministers ist stetig gesunken.

Es bleibt noch eine letzte Erklärung: Die Software arbeitet falsch. Auch das würde in Deutschland wohl niemanden wundern, egal welche vorhandenen oder auch nicht vorhandenen Fachkräfte die Software programmiert haben mögen. Denn wer nicht genügend Programmierer zur Entwicklung und Erstellung der Software hat, der hat erst recht keine Programmierer, die die Software überprüfen.