Abgesang auf das SED-Regime

04. November 1989: eine Million Menschen demonstrieren auf dem Alexanderplatz

Heute vor 30 Jahren versammelten sich auf dem Berliner Alexanderplatz mehr als eine Million Menschen zu einer Demonstration gegen das SED-Regime. Es war der Abgesang auf Mauerbau, Todesstreifen, Stasi und staatliche Willkür.

Foto: Bundesarchiv / Settnik, Bernd / CC-BY-SA 3.0/ Wikimedia
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Der Alexanderplatz in Berlin war am 04. November 1989 schwarz von Menschen. Mehr als eine Million Demonstranten versammelten sich friedlich, um ihren Abgesang auf das SED-Regime zu zelebrieren. Diese Kundgebung war das für Jedermann offensichtliche Ende eines Regimes, das seine Bürger rund um die Uhr überwachen ließ und den Menschen bis in die intimsten Sphären des Privatlebens nachschnüffelte. Es war das Ende derer, die eine tödlich gesicherte Mauer quer durch Berlin errichten ließen und einen mindestens ebenso mörderischen Todesstreifen auf fast 1.400 Kilometer länge quer durch Deutschland schufen. Fünf Tage später fielen durch einen Versprecher Schabowskis diese menschenverachtenden Gebilde.

Die Demonstration an jenem 04. November, heute vor 30 Jahren, war die erste genehmigte nicht staatlich organisierte Kundgebung. Zuvor gab es derlei Menschenmassen nur bei den von Staat und Regime organisierten Feiern, zu deren Teilnahme die Bürger verpflichtet waren. Wehe, man fehlte bei den Feiern zum Sozialismus und dessen Errungenschaften. Der Abschnittsbevollmächtigte hatte ein Auge und Ohr darauf, wer sich dieser Propagandaveranstaltungen entziehen wollte oder wer gar subversiv gegen die Partei, die immer recht hatte, agierte.

Der Überwachungsapparat von SED und Stasi war nahezu lückenlos. Die staatlichen Organe verfolgten rigoros Andersdenkende, Menschen mit abweichender Ansicht wurden »zur Klärung eines Sachverhalts« von unauffällig-auffällig gekleideten Männern abgeholt und verschwanden für Tage, Wochen, Monate oder gar Jahre in den berüchtigten Stasi-Knästen. Doch an jenem 04. November 1989 musste selbst der letzte SED-Betonkopf erkennen, dass das Ende seines Regimes unmittelbar bevorsteht.

Damals, vor 30 Jahren, feierte die Freiheit ihren ersten großen Sieg. Heute, im November 2019, ähnelt das Leben in Deutschland auf fatale Weise mehr und mehr dem Leben im SED-Regime vor dem Herbst 1989. Vom Mainstream abweichend denkende Menschen werden verfolgt, ihre Ansichten und Meinungen werden zensiert und der Staat lässt sich immer wieder neue Gesetze und Maßnahmen einfallen lassen, um diese »Abweichler« klein zu halten. Genau das haben die Menschen 1989 mit ihren Kundgebungen abgelehnt und mit ihren Demonstrationen zu Fall gebracht. Heute aber ist ihnen das abendliche TV-Programm offensichtlich wichtiger als die Beschneidung elementarer Grundrechte.

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Kommentare zum Artikel

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Gravatar: mah

Ich war damals dabei.
Da gab es noch die witzige Szene, wo wir alle an einem Wohnblock vorbei demonstrierten und irgendwo dort im 5. oder 6. Stock eine Tussi intensiv am Fensterputzen war.
Nach einigem Gelächter bildete sich ein Sprachchor "Runterkommen -mitmachen!" Da haben schon einige Hundert gerufen.
Es hat sie nicht beeindruckt. Sauberkeit geht vor Revolution.

Ich hatte vorher mit meiner Frau die Lage besprochen. Es war klar, dass wir die Kinder da nicht mitnehmen würden. Und es war genauso klar, das wir teilnehmen würden.

Es war ein unglaubliches Gefühl von Freiheit und von "du machst hier was Richtiges und Wichtiges".

In diesem Riesenhaufen gab es null Aggressivität. Niemand wurde angegriffen. Es gab nicht mal die üblichen Besoffenen.

Eine absolut klare Äußerung der Volksmeinung.

Und wenn das damals möglich war, dann ist es auch heute möglich.

Kleiner Vorteil der (älteren) Ossis: die haben es erlebt, die wissen, dass es geht. Zugegeben - es ist lange her. Aber die Trotzhaltung ist da.

Liebe Wessis, ohne Euch geht es nicht. Ihr seid nun mal
80%. Das ist eben so.

Gravatar: Rietz

Nur zu dumm, dass 30 Jahre danach, wieder eine Stasi IM Erika Merkel regiert !
Dafür bin ich nicht 1989 auf die Straße gegangen, dass wir nun wieder die gleiche kommunistische Sch...ße in Deutschland als Diktatur bekommen !
Und Warum ???
Weil die Bürger im Westen keine Ahnung von einer sozialistischen Diktatur haben und nicht merken, dass wir da langsam von Linken, Grünen, SPD und der CDU reingeführt werden !!!
Rette sich, wer kann ! oder Gnade uns Gott !!!

Gravatar: John Frederick

"Heute aber ist ihnen das abendliche TV-Programm offensichtlich wichtiger als die Beschneidung elementarer Grundrechte."

Danke, Herr von Storch, für diesen Beitrag. Würden sich die Deutschen doch gegen den Abbau von Arbeitsplätzen und die Immigration von nutzlosen Menschen, die die hiesige Gesellschaft belasten, so lautstark zur Wehr setzen
wie 1989 in der DDR.

Gravatar: Gerhard G

...eine Million Menschen demonstrieren auf dem Alexanderplatz...aber nicht für ein D wie es heute ist...Jeder ist sich selbst der Nächste. Ich hatte gehofft das wir dann eine gemeinsame Verfassung bekommen...statt dessen wurde uns ein durchlöcherter Käse(GG) übergestülpt....der Osten über den Tisch gezogen/untergebuttert.

Gravatar: Rita Kubier

NUR 30 Jahre nach dem Sieg über das menschenverachtende und volksunterdrückende SED- und Stasi-Regime der DDR ist dieses Regime nun in Gesamtdeutschland erneut an der Macht. Allerdings war das auch irgendwie zu erwarten. Wenn auch bis noch von einigen Jahren schwerlich erkenn- und durchschaubar. Aber wenn und weil die ALTEN SED- und Stasi-Genossen, von denen z. B. Merkel (nur) eine ist, wieder an die Macht kommen konnten und dann auch noch deren Folgegenerationen sich am Aufbau eines erneuten sozialistischen Regimes und damit Unrechtsstaates intensiv beteiligen - was will oder wollte man dann anderes erwarten als eine 2. DDR, ein 2. sozialistisches Diktatoren-Regime?! Und diese Diktatoren haben in den 30 Jahren immens hinzugelernt, wie ein Volk noch besser zu unterdrücken, denen der Mund noch besser zu verbieten ist und wie Oppositionelle noch besser ausgeschaltet werden können. Die alten und neuen Linken der ehemaligen SED haben gut und wirkungsvoll aus ihren Fehlern gelernt, damit nicht noch einmal das Gleiche geschieht, was damals mit der DDR und dessen Regime geschah. Um einen erneuten Untergang des linken (Merkel) Regimes zu verhindern, sind die Methoden der Unterdrückung noch intensiviert und verfeinert worden. Deutlich zu erkennen ist das mit der dauerhaften Diffamierung der Oppositionspartei AfD und deren infame Verhetzung als Nazi-Partei nur, um die Menschen von ihr fernzuhalten, damit sich ihr eigenes linkes, sozialistisch-kommunistisches Regime an der Macht halten und weiter ausbauen kann. DAS ist linker Faschismus pur, den ALLE Alt-/Einheitsparteien betreiben und hat absolut nichts mehr mit einer Demokratie in Deutschland zu tun!!

Gravatar: Eva

Und 4.11.1956 haben Sowjetunion mit einer Armee von über 200.000 Mann 2.000 Panzer die Revolution und Freiheitskampf niedergeschlagen.
Ohne 56 wäre 89 schwerer gewesen. Ehre den Helden!

Gravatar: Schnully

Was hat uns die Vereinigung gebracht ? Merkel , Gauck , eine neue Stasi und eine SED Nachfolgepartei deren Geld spurlos verschwand und soviel ausgegebenes Geld das eigentlich jeder einzelne DDR Bürger locker bis ans Lebensende davon leben konnte . Bis Merkel an die Macht kam und alternativlos Griechenland retten wollte , dadurch änderte sich alles , vor allem neue Steuerforderungen gegen arbeitende Bürger . Die nun nach weiteren Fehlentscheidungen zur HÖCHSTEN Steuerlast auch noch die höchsten Energiekosten zahlen und wieder sind neue Steuern in Arbeit um den Schadstoffaustoß aller zu( Bepreisen )weil das Wort Steuer mittlerweile Sodbrennen bei arbeitenden Bürgern erzeugt . in Wirklichkeit aber die Gelder für die unendlich vielen Merkelgäste aufgetrieben werden müssen ,was auch eine Erhöhung der Krankenkassenkosten mit sich zieht . Das alles soll die Arbeitende Bevölkerung finanzieren . Daher frage ich mich heute ob diese Vereinigung wirklich so Gut war ? Übrigens denken viele Ostdeutsche ebenso ,wie die Unzufriedenheit und Wahlsieg der Linken deutlich zeigen

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