FreieWelt.net: Herr Dr. Wunsch, Sie waren einer der beiden Experten, welcher über die Stiftung Familienwerte von der CDU/CSU Bundestagsfraktion, konkret durch den Parlamentarischen Geschäftsführer der CDU, Herrn Bernhard Kaster und die stellvertretende Vorsitzende Ingrid Fischbach, zu einem Fachvortrag für spezielle Fraktionsmitglieder in den Bundestag eingeladen wurden. Was waren Ihre Hauptaussagen?
Dr. Albert Wunsch: Zu Beginn ist es mir wichtig zu verdeutlichen, dass die Stiftung Familienwerte mit ihren familienpolitischen Partnerverbänden nach Berlin reiste, um erneut mit wichtigen politischen Entscheidungsträgern in Kontakt zu treten. So konnten einerseits wichtige fachliche Fakten vorgetragen werden, um dann über diese zu einem fruchtbaren Positionsaustausch zu gelangen. Mein Thema innerhalb dieses Impulstages lautete: „Die Bedeutung einer konsequenten Erziehung als Beitrag zur Gewaltprävention, – eine Bestandsaufnahme aus dem Blickwinkel von Psychologie und Erziehungswissenschaft.“Insgesamt schien mir die Veranstaltung unter einem guten Stern zu stehen, denn zeitgleich haben ein paar Straßen weiter Redakteure einer großen Boulevardzeitung die Überschrift kreiert:„Weltmacht Familie“ auch wenn diese auf das Erfolgsgeheimnis der Wiederwahl des US-Amerikanischen Präsidenten bezogen war. Vielleicht erhalten ja auch deutsche PolitikerInnen eine zweite Chance, wenn sie den Unterstützungs-Faktor ‚Familien’ begreifen.
FreieWelt.net: Was war denn die spezielle Zielsetzung Ihres Beitrages?
Dr. Albert Wunsch: Im Kern ging es um folgende Klärungen: 1. Was ist eine zielgerichtete und konsequente Erziehung? 2. Was brauchen Kinder substantiell, um starke Persönlichkeiten zu werden? 3. Wie entsteht Gewalt und was ist ihre Finalität? Wenn uns diese Zusammenhänge wieder bewusster sind, dann haben auch die politisch Verantwortlichen klarere Anhaltspunkte, wie sie die Erziehungsleistung fördern können. Alle politischen Kräfte, so die meisten Deklarationen, wollen eine stabile und leistungsfähige Gesellschaft. Aber zu viele haben verdrängt, dass diese weitestgehend in der Familie grundgelegt wird, - oder auch nicht. Also ist es notwendig, sich die Bedingungen des Aufwachsens genauer anzuschauen, um die förderlichen Aspekte auch politisch zu stützen. Schon in seiner Begrüßung machte Herr Kaster klar, das es nicht genügt zu sehen, welche Entwicklungen sich in unserer Gesellschaft vollziehen, sondern das es die Aufgabe der Politik ist, auf diese angemessen - durch fördernde oder begrenzende - Interventionen zu reagieren.
FreieWelt.net: Was ist denn aus ihrer fachlichen Sicht eine zielgerichtete und konsequente Erziehung?
Dr. Albert Wunsch: Wenn ich diese Frage an Studierende meiner Hochschulseminare richte meinen sie meist, irgendeinen wichtigen Erziehungswissenschaftler zitieren zu müssen. Aber dies ist gar nicht nötig und lässt sich in einem ganz einfachen Satz sagen: „Zielgerichtet und wirkungsvoll ist eine Erziehung, wenn durch sie Kinder und Jugendliche dazu geführt werden, mit 20 – 25 Jahren eigenständig und selbstverantwortlich in einer globalen Welt leben zu können, - emotional, sozial und finanziell!“
Neben der Zielgerichtetheit ist eine Erziehung nur dann wirkungsvoll, wenn sie Konsequent ist, denn sonst kann das Leben nicht erlernt werden! Somit ist einen Erfahrungsraum zu schaffen, in welchem Kinder und Jugendliche die natürlichen und logischen Folgen ihres Verhaltens - alters- und umstände-gemäß - spüren und erfahren können/dürfen. Wenn Kinder ihren Eltern oder anderen Erziehungskräften - wie täglich neu zu beobachten ist - jedoch auf der Nase herum tanzen, wird Erziehung klar vereitelt. Wichtig: Ohne Feedback ist kein Lernen, keine Selbstsicherheit und soziale Kompetenz, - kein Lebenserfolg möglich. Thomas Gordon, der ‚Vater’ der Familienkonferenz, brachte diese Zusammenhänge auf den Punkt: „Stehlt den Kindern die Problem nicht!“
Als mein Buch die Verwöhnungsfalle vor gut 10 Jahren in der ersten Ausgabe erschien, mittlerweile steht die 14 Auflage an, machte der Spiegel das Thema mit den Schlagzeiten: „alles haben, alles dürfen alles wollen“, und ich ergänze, ‚nichts können’, zur Titelstory. Damit haben wir eine Kurzregel der Inkonsequenz! Denn fehlende Grenzsetzungen, jede Konflikt-Vermeidung und ausbleibende Herausforderung, verhindert Wollen und Können, - führen letztlich in die Irre! Dass dies kein rein deutsches Thema ist, wird durch die Veröffentlichung dieses Buches in Korea und China belegt.
FreieWelt.net: Ihr zweiter Themenaspekt war, was denn Kinder substantiell brauchen, um sich zu starken Persönlichkeiten entwickeln zu können?
Dr. Albert Wunsch: In unsere sich technisch-modern gebärdenden Welt erscheint es mir notwendig, ein grundlegendes - häufig verdrängtes - emotional-biologisches Faktum erneut ins Bewusstseins zu rücken: „Kinder brauchen zu einer positiven Entwicklung primär Mütter und Väter als verlässliche Bezugspersonen, um so eine möglichst intensive primäre Bindung und reichlich positive Beziehungs-Umgangszeit erfahren zu können. Viele wissen noch, dass ein sattes „Urvertrauen“ die Voraussetzung für ein eigenständiges Hineinwachsen in die Welt ist. Aber zu häufig wird außer acht gelassen, dass dieses Urvertrauen nicht vom Himmel fällt oder per Dienstleitung zu erkaufen ist, sondern das Ergebnis guter und reichlich eingebrachter Zuwendungs-Zeit ist.
Gerade angesichts des Trends, wichtige Kontakt-Erfahrungen zu Mutter und Vater bzw. Erziehungsprozesse schon in den ersten Lebensmonaten per Outsourcing organisieren zu wollen, ist es wichtig, sich noch einmal „die biologische Sonderstellung des Menschen und die spezielle Bedeutung des ersten Lebensjahres zu vergegenwärtigen, wie dies der Biologe, Anthropologe und Verhaltensforscher Adolf Portmann schon vor Jahren verdeutlichte. Er fand heraus, dass ein Mensch, im unterschied zu anderen Primaten, eigentlich ca. 20 Monate im Uterus heranreifen müsste und prägte daher den Begriff der „physiologischen Frühgeburt“. Dies erfordert eine besondere Zuwendung für das Extrauterine-Frühjahr. Die Mutter ist in diesem Zusammenhang die einzige Person auf der Welt, die den Geburtsschock des Babys am intensivsten ausgleichen kann. Lebt diese in einer guten Beziehung zum Vater des Kindes, erhält dieser von Woche zu Woche immer mehr eine zweite zentrale Zuwendungs-Bedeutung. Somit ruft die biologische Entbindung als Ausgleich nach einer verlässlich-liebevolle neuen emotionalen Verbindungs-Erfahrung als Basis eines Hineinfindens ins neue Umfeld, ins eigenständige Leben.
FreieWelt.net: Und was folgern sie aus diesen wissenschaftlichen Befunden?
Dr. Albert Wunsch: Dass diese durch die Geburt unterbrochne Primär-Förderung nicht nur formal versorgend, sondern möglichst emotional umsorgend stattzufinden hat, haben viele Untersuchungen von Kindern aus Heimen in totalitären Staaten offenbart. Z.B. wurden 3-jährige Waisenkinder aus Rumänien mit 3-jährigen verglichen, welche in einer guten Mutter-Kind-Beziehung aufwuchsen. Dabei stellte sich heraus, das bei den früh von ihren Eltern getrennten Kindern das limbische System und damit die emotionale Entwicklung stark unterentwickelt blieb. So ist es nicht verwunderlich, wenn US-Neurologen heraus fanden, ‚dass Mutterliebe das Gehirn wachsen lässt’. Und ergänzend stellte eine Studie der Max-Plank-Gesellschaft fest: ‚Je fürsorglicher eine Mutter ihren Nachwuchs behandelt, desto besser kann dieser später mit Stress umgehen. Außerdem sind sie weniger ängstlich, besser ernährt und sprachlich entwickelter. Die Forscher unterstrichen, dass diese Fürsorge natürlich auch von einem positiv in der Erziehung mitwirkenden Vater erbracht werden kann. Erich Bruckberger, der Autor des Buches: Die neuen Eltern, hat diese Zusammenhänge mit der eingängigen Lebens-Formel 90 + 36 = 90 auf den Punkt gebracht: 9 vorgeburtliche Monate plus 36 Kleinkindmonate machen 90% des Lebenserfolges aus. Somit ist ein ‚sattes Urvertrauen’ die Basis jeglichen Explorations- und Sozialverhaltens. Wer sich jedoch selbst nicht traut, verweigert sich allem Neuen, kurz dem, Leben. Denn ohne Selbstvertrauen keine Selbstwirksamkeits-Erfahrung, keine Erfolge, - Lern- und Bildungsprozessen fehlt so die Basis. Dies unterstreicht eine DAK- Studie vom April 2011 mit der Feststellung: Jeder dritte Schüler ist depressiv und verstimmt. Leistungsdruck und Schulstress sorgen für diese Entwicklung. Die Betroffenen fühlen sich allein, unverstanden und antriebslos. Ein Beleg aus Norwegen: In den letzten Jahren haben sich dort die Einweisungen in jugendpsychiatrische Einrichtungen verdoppelt.
FreieWelt.net: Das heißt, wenn Kinder ein ‚sattes Urvertrauen’ entwickeln können, wird alles gut?
Dr. Albert Wunsch: Ganz so einfach ist es nicht. Aber ohne sattes Urvertrauen, ohne positive Bindungs-Erfahrungen wird schnell alles ganz schlecht. Natürlich prägen auch die weiteren Bedingungen des Aufwachsens. So brauchen Kinder zum Erstarken als Persönlichkeit ergänzend zu Urvertrauen und sicherer Bindung auch ermutigende Bedingungen des Aufwachsens und klare Orientierungspunkte im Rahmen einer Werteerziehung. Denn wer nicht zwischen richtigem und falschem, gutem und schlechtem, förderlichem bzw. schädlichem Handeln unterscheiden kann und sich nicht für das Sozial-Positive entscheidet, zerstört jegliches Zusammenleben in der Familie und der ganzen Gesellschaft. Ein Blick in das zum Bestseller gewordene Buch: „Generation doof“ verdeutlicht eine sehr ungünstige Entwicklung. Auf Lern- und Ausbildungs-Prozesse bezogen wirkt dann ein neuer Dreisatz: antriebslos, ausbildungslos, arbeitslos und somit perspektivlos. Bei guten Voraussetzungen in der frühen Kindheit entwickeln sich stattdessen mutige, ausgeglichene und lernbereite, kurz weltoffene und sich ihres Selbst sichere Kinder, welche mit Herausforderungen umgehen können.
FreieWelt.net: Und wie entstehen den nach Ihrer Ansicht die Gewaltpotentiale bei Jugendlichen und Erwachsenen?
Dr. Albert Wunsch: Innerhalb einer Fortbildung von Prof. Dr. Gordon Neufeld (Kanada) stellte dieser heraus, dass fehlende Mutterliebe Straftäter schafft. Er fand in vielen Gesprächen mit den Müttern von Delinquenten heraus, dass durch Vergewaltigungen, andere traumatische Ereignisse mit dem ‚Kinds-Zeuger’ in Schwangerschaft oder früher Kindheit die natürliche Zuneigung bzw. Mutter-Liebe blockiert wurde. Dies hatte zur Folge, dass sich bei diesen Kindern kein Urvertrauen, kein Gefühl des Angenommen-Seins, keine positive Weltsicht entwickeln konnte. So konnte er in Untersuchungen nachweisen, dass die so zum Straftäter Herangewachsenen kaum emotionale Empfindungen, d.h. ein vergleichweise unterentwickeltes Limbisches-System hatten. Dieses Hirn-Areal, welches der Verarbeitung von Emotionen und der Regulation von Triebverhalten dient, konnte sich nicht altersgerecht und artgemäß entwickeln. Eine Folge ist, sich nicht positiv in eine Gemeinschaft eingeben und auch kein Mitgefühl zeigen zu können. So kann gefolgert werden: ‚Fehlende Mutterliebe wird zur Brut-Stätte von Gewalt’, weil dem Kleinkind die notwendige Zuwendung und Liebe, die ‚emotionale Nahrung’ fehlte. Viele Jahre vorher kam auch schon John Bowlby, einer renommiertesten Bindungsforscher weltweit, zu ähnlichen Ergebnissen.
Unabhängig von diesen frühkindlichen Störungen durch Vernachlässigung und fehlende positive Bindungs-Erfahrungen bzw. ergänzend zu diesen wächst eine Disposition zur Gewalt auch durch: schnelle und/oder leichte Wunscherfüllung, Wegsehen und Inkonsequenz, Überfütterung und fehlende Herausforderungen, kurz durch das ganze Repertoire der Verwöhnung. So geraten unterforderte Kinder und Jugendliche direkt in die Überforderung. Denn wer als Kind Lebenswichtiges nicht lernte, stößt später schell an seine Grenzen:
FreieWelt.net: Was meinen Sie denn mit der Finalität von Gewalt?
Dr. Albert Wunsch: Der Begriff geht auf Alfred Adler zurück. Er drückt aus, dass menschliches Verhalten immer zielgerichtet ist. Wenn dem so ist, dann wird dies auch bei der Gewalt so sein. Ausgangsbasis von Gewalt ist häufig eine starke frühkindliche oder/und vorgeburtliche Beziehungsstörung bzw. psychische Verletzung. Ähnliche negative Einflüsse im weitern Lebenslauf wirken sich natürlich auch schädigend aus. So wächst kein Urvertrauen, kein positives Selbstbild, keine Selbstwirksamkeit. Das Urbedürfnis nach Liebe und Dazugehörigkeit bleibt ungestillt. Anstelle von Angenommensein wird Ausgrenzung erfahren. Subtile Rache oder offensives Ertrotzen von Aufmerksamkeit sind eine Folge.
Gewalt äußert sich: in eher ‚stiller Form’ als nicht mehr wollen, Entmutigung bzw. Unterwerfung, als Depression und in eher ‚lauter Form’ als gewaltsam alles haben wollen, als Herrschsucht als Aggression. Unabhängig davon, ob die Gewalt nun gegen sich Selbst oder Andere gerichtet wird, sie ist immer ein Alarmsignal. Die Finalität von Gewalt ist, Aufmerksamkeit bzw. wenigstens negative Beachtung zu erregen. Nach Alfred Adler gibt es „nur einen einzigen Grund, warum ein Mensch auf die unnützliche Seite abbiegt: Die Furcht vor einer Niederlage auf der nützlichen Seite.“ Wird nicht erlernt, mit Wunschversagung oder Zurückweisung umzugehen, setzt schnell Rückzug oder Angriff ein. Die Stärke der Aggression ist dabei in der Regel proportional zur Stärke der Frustration. Auslöser sind, wenn Rücksicht zu erbringen ist, Grenzen verdeutlicht werden, die leichte Wunscherfüllung ausbleibt, es um einen Bedürfnisaufschub geht, Herausforderungen anstehen, konkret Leistung gefordert ist.
FreieWelt.net: Welchen Einfluss hat denn das Jugendalter auf die Gewaltentwicklung?
Dr. Albert Wunsch: Neben den grundlegenden Ursachen von Gewalt in der frühen Kindheit bzw. durch eine verwöhnende und inkonsequente Erziehung hier weitere Entstehungs-Faktoren, meist im Jugendalter, weil: man körperlich oder geistig-seelisch unterfordert ist (häufig tritt diese Situation im schulischen Lern-Alltag auf); das Leben zu langweilig ist und Spaß machen soll (der ultimative Kick gegen die Tristesse des Alltäglichen muss dann her!); man sich nicht als Dazugehörend empfindet und deshalb um jeden Preis Aufmerksamkeit erregen will (trifft häufig auf Jugendliche mit Bildungsdefiziten oder nicht integrierte andere Personengruppen zu); Gewalt gezielt bagatellisiert oder verherrlicht wird (korrupte Menschen setzen Spiele und Medien ein, um so ihr Geschäft zu machen); politische oder religiöse Fundamentalisten dazu aufhetzen (ein angeblich ‚hehres’ Ziel soll verwirklicht werden, koste es was es wolle).
FreieWelt.net: Und welches Fazit ziehen sie abschließend?
Dr. Albert Wunsch: Es wurde deutlich, dass es bei der Gewaltprävention eigentlich um eine zielgerichtet-konsequente Erziehung und bessere Aufwachsbedingen für Kinder und Jugendliche geht, um so zu einer größeren Stabilität des Einzelnen wie unserer ganzen Gesellschaft beizutragen. Jedes erzieherische Handeln jedoch braucht Kenntnisse und Klarheit, braucht Entscheidungs- und Handlungs-Sicherheit sowie Können und Wollen. Um die Eltern für diese Aufgabe zu qualifizieren, hat der Staat die moralische und gesetzliche Pflicht, dazu optimale Rahmenbedingungen zu schaffen. Hier ein in die Zukunft weisendes Modell zur elterlichen Erziehungsqualifizierung durch einen staatlichen Finanzanreiz, z.B. einen Zuschlag zum Kindergeld, wenn entsprechend anerkannte Elternseminare besucht werden, ob Starke Eltern - starker Kinder, triple p, stepp Elterntraining oder ähnliche Seminare.
• das Säuglings- und Kleinkindalter (5 Jahre Bonus)
• das Grundschulalter (5 Jahre Bonus)
• die Pubertät (5 Jahre Bonus)
• die Verselbständigungs-Phase (5 Jahre Bonus)
So habe ich die anwesenden Politiker gefragt, wieso bisher solche gezielten Finanz-Anreize zur Erweiterung der elterlichen Erziehungs-Qualifizierung noch nicht geschaffen wurden? Schließlich haben sich die meisten Menschen z.B. ihre Solaranlage auch nicht aus Umweltgründen, sondern aus finanziellen Vorteilen auf Dach bringen lassen. Und niemand hat sich bisher geäußert, sich vom Staat durch diesen Zuschuss bevormundet gefühlt zu haben.
Mit einer solchen Finanzleistung an Eltern würde auch verdeutlicht, dass Kindererziehung nicht in erster Line ein Kosten-, sondern ein Investitions-Faktor ist. So würden dem Staat immense Reparaturkosten für unerzogene und nicht leistungsbereite Kinder und Jugendliche erspart (z. B: für die „Berufsgruppe der Harzer“) und das elterliche Engagement gewertschätzt. Heute profitieren Jene am meisten vom Sozialstaat, welche am wenigsten in diesen einbringen. Das ist auf Dauer weder sinnvoll nach finanziell leistbar, wenn immer mehr Menschen auf den Staat als ‚netten Nothelfer’ setzen. Fokussiert sich der Staat jedoch vorrangig auf den öffentlich finanzierten Ausbau der Ganztags-Betreuung (die Nach-Betreuung wird schon gefordert); vernachlässigt er seinen verfassungsrechtlichen Erstauftrag.
Eine abschließende Botschaft, speziell für Wirtschafts-Lobbyisten und Politiker: ‚Besonders Kleinst-Kinder brauchen in erster Line erlebbare Väter und Mütter bzw. Elternhäuser und nicht - wie von Arbeitgebern oft gefordert - Verschiebe-Bahnhöfe zwischen öffentlich finanzierter Krippe und familiärem Nachtquartier’. Hier stehen wichtige Weichenstellungen an, ‚denn gut erzogene und eigenverantwortlich leben-könnende Kinder sind das Erbgut einer Gesellschaft und starke Familien ihr Rückgrat’.
Vielen Dank für das Gespräch!
Kommentare zum Artikel
Bitte beachten Sie beim Verfassen eines Kommentars die Regeln höflicher Kommunikation.
Lieber Herr Wunsch,
nicht nur heute, sondern bereits seit der Erfindung des Sozialstaates profitieren diejenigen am meisten von ihm, die am wenigsten in diesen einbringen. Das liegt in der Natur der Sache, da es beim Sozialstaat vor allem um Umverteilung geht.
Sie sind sicherlich ein guter Pädagoge, aber von Politik sollten Sie lieber die Finger lassen...
Beste Grüße
einer Ihrer ehemaligen Studenten
Ach gäbe es doch noch viel mehr Stimmen wie die von Dr. Albert Wunsch oder Christa Meves in unserem Lande!!!
Es ist immer wieder eine Freude, Herrn Dr. Wunschs gesunde Ansichten zu lesen. Würden sie doch auf politischer und medialer Ebene sehr viel stärker wahrgenommen. Hier pflanzen sich die immer gleichen und falschen Behauptungen über das, was Kinder brauchen, voller Dynamik fort. Die Wirkung ist verheerend - auch für die Zukunft unserer Gesellschaft.