Interview mit Eike Hamer

»Zahlreiche Indizien für Goldpreismanipulation«

Im Interview mit FreieWelt.net klärt der Finanzexperte Dr. Eike Hamer von Valtier über mögliche Gründe für den Absturz des Goldpreises auf. Eine Manipulation hält er für wahrscheinlich.

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FreieWelt.net: In den letzten Tagen wurde immer wieder der Verdacht geäußert, dass der Goldpreis manipuliert worden sein könnte. Welche Indizien gibt es, die die diesen Verdacht rechtfertigen?

Eike Hamer: Für den Verdacht einer Goldpreismanipulation gibt es zahlreiche Indizien. Das fängt an bei marktwidrigem Preisverhalten, geht weiter über den Kursverlauf des Goldpreises an den wichtigsten Goldhandelsbörsen, der Intransparenz des Marktes und der »Geheimnistuerei« der Notenbanken als größte Goldhalter bis hin zu gefälschten Angebots- und Nachfragedaten.

Dimitri Speck hat sogar ein Buch über die Goldmarktmanipulationen veröffentlicht, in dem er die »marktuntypischen« Preisentwicklungen über Jahrzehnte nachwies. Beispielsweise verkaufte ein Marktteilnehmer im April 2013 vorbörslich circa ein Fünftel einer Jahresminenproduktion ohne Limit, als der Goldpreis wichtige charttechnische Kaufsignale zu setzen drohte.

So etwas macht niemand, der den besten Preis für sein Gold bekommen möchte, weil vorbörslich der Markt illiquide ist und bereits kleine Ordergrößen die Kurse beeinflussen, und erst recht nicht, ohne Limit, das heißt ohne einen Mindestpreis zu verlangen. Diese Orders wurden auch nur als »Versprechen« also auf dem Papier verkauft.

Ebenso fragt man sich, warum jemand um jeden Preis (unlimitiert) 500 Tonnen Gold in wenigen Minuten verkauft und andererseits die US-Notenbank Fed nicht in der Lage ist, der Bundesbank ihre 1.500 Tonnen auszuliefern, sondern lediglich 150 Tonnen in 8 Jahren!

FreieWelt.net: Wie wird eigentlich der Goldpreis ermittelt?

Eike Hamer: Es gibt den physischen Markt, auf dem reales Gold verkauft wird, und den »Papiermarkt«, auf dem nur Lieferversprechen verkauft werden, die nicht immer ausgeführt werden. Für den physischen Markt ist das so genannte Goldfixing wichtig, das traditionell im Büro von N. M. Rothschild & Sons zwischen fünf Goldhandelsbanken stattfand. Diese vereinbarten anhand ihrer Aufträge, zu welchem Preis geliefert werden soll und muss. Dies geschah recht willkürlich. Heute richtet sich die Preisbildung sehr stark an den »Papiermärkten« – also an den Derivatepreisen für Gold – aus.

Die größten »Papiermärkte« für Gold sind die COMEX in New York, die LMBA in London und die Börse in Shanghai. Hier werden Lieferversprechen in der Zukunft – so genannte Kontrakte – gehandelt, die nicht immer auch zu einer Lieferung führen, sondern vorher wieder verkauft werden und dann rein spekulativen Charakter haben. Volumenmäßig ist dieser Markt weitaus größer als der physische Markt. Oftmals versuchen Marktteilnehmer mit diesen Lieferkontrakten nicht nur zu spekulieren, sondern sich auch preislich abzusichern oder gegen eigene Lieferverpflichtungen abzusichern.

FreieWelt.net: An welcher Stelle könnte die Manipulation vorgenommen worden sein? Wie funktioniert so etwas?

Eike Hamer: Die Manipulationen kommen fast ausschließlich über den »Papiermarkt« also über Lieferversprechen. Die Manipulatoren versuchen in kurzer Zeit mit gewaltigen Mengen Gold über Lieferversprechen den Markt zu überfluten, um so einen Preissturz auszulösen. anschließend versuchen sie, diese Lieferversprechen vorsichtig wieder zurückzukaufen und insgesamt den Preis so niedrig zu halten.

Schlimm wird es dann, wenn nicht genügend Kontrakte zurück gekauft werden können und die Gegenseite tatsächlich auf einer Lieferung besteht. Dann müsste sich der Manipulator Gold am Markt kaufen oder bei den Notenbanken leihen. Um dies zu verhindern, versuchen die Manipulatoren, kurz vor dem Fälligkeitsdatum der Lieferverpflichtungen den Preis erneut herunter zu manipulieren, in der Hoffnung, dass die fälligen Lieferverpflichtungen nicht mehr in Anspruch genommen werden, weil die Gegenseite das Gold theoretisch günstiger anderweitig am Markt kaufen könnte. Sie hoffen so die Lieferverpflichtungen wieder loszuwerden.

FreieWelt.net: Bei solchen Aktionen stellt sich immer die Frage, wem sie nutzen. Wer könnte ein Interesse daran haben, den Goldpreis zu manipulieren?

Eike Hamer: Nutzen tut dies eigentlich vor allem denjenigen, die ausreichend Geld haben, um Gold kaufen zu können, und denjenigen, die mit diesen Manipulationen Geld verdienen. In diesem Falle aber glaubt die Fed, die ja den privaten Banken gehört, dass Gold der natürliche Feind des ungedeckten US-Dollar sei. Sie glauben, dass das Vertrauen in den US-Dollar sinkt, wenn der Goldpreis steigt, weil daran dessen mangelnde Solidität sichtbar werden würde. Das hätte zur Folge, dass die Menschen Gold gegenüber dem Dollar bevorzugen.

Dies stimmt aber so nicht mehr. Das Vertrauen in den US-Dollar schwindet wegen der unsoliden Geldpolitik der Fed und dadurch, dass dies dank Internet allen sichtbar geworden ist. Es könnte also das mangelhafte Verständnis für Gold und eine Fehlannahme ursächlich dafür sein, dass der Goldpreis derart manipuliert wird. Eigentlich müssten die Notenbanken mittlerweile sogar ein Interesse an steigenden Goldpreisen haben, weil sie nur darüber ihre Verluste aus »Schrottanleihen« ausgleichen können, ohne Geld wieder vom Markt zu nehmen oder die Staatshaushalte um Nachschuss zu bitten. Trotzdem erklären Notenbanker gebetsmühlenartig ihre Abneigung gegenüber Gold.

FreieWelt.net: Die Aufklärung des Verdachts ist im vollen Gange. Welches Ergebnis erwarten Sie?

Eike Hamer: Es gibt keinen Markt, der so intransparent ist wie der Goldmarkt und der so wichtig für die Notenbanken zu sein scheint. Angesichts der Größenordnungen, in denen der Goldmarkt manipuliert zu werden scheint und angesichts der Bedeutung des Goldmarktes für die Währungen, halte ich es für möglich, dass die Goldpreismanipulationen unter Beteiligung oder sogar Regie einiger Notenbanken stattfanden. Aus diesem Grunde gehe ich davon aus, daß die sogenannte Aufklärung ergebnislos verlaufen wird. In den USA schaffte es die Administration, einen Prozess gegen die Goldpreismanipulation trotz erdrückender Beweise bereits zwölf Jahre unentschieden zu belassen und lieber Richter und Staatsanwälte auszuwechseln, sobald diese an eine Entscheidung dachten.

Im Goldmarkt weiß man bereits, dass manipuliert wird. Es musste also etwas geschehen, um als Aufsichtsbehörde nicht gänzlich die Akzeptanz zu verlieren. Das Thema »Gold« ist allerdings so »heiß«, dass an einer wirklichen Aufklärung kein politisch ausreichendes Interesse besteht. Und wir alle wissen ja, dass sowohl das Bundesamt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) der Politik zu gehorchen hat als auch die Staatsanwaltschaft politisch weisungsgebunden ist. Und wo politisch eine Anklage verhindert wird, wird es keinen Prozess und also auch keine Verurteilung geben. Justiz und BaFin sind eben doch nicht unabhängig genug, um Aussicht auf ein korrektes Ergebnis im Goldmanipulationsskandal zu versprechen.

Gerne lasse ich mich aber durch eine Verurteilung der Manipulatoren eines Besseren überzeugen.

FreieWelt.net: Vielen Dank für das Gespräch.

Eike Hamer von Valtier ist der Autor von »Der Welt-Geldbetrug. Wie kann der Mittelstand die Globalisierung bestehen?«, Alton-Verlag, 4. Auflage 2012.

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Kommentare zum Artikel

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Gravatar: H.von Bugenhagen

Na ist denn das...
Der Goldpreis wurde in die Höhe gebracht um die Bürger zu animieren ihr Gold abzugeben
Da man das Gelagerte Gold vermietet hat und nicht mehr finden kann .
Ursache und Wirkung

Gravatar: Dr. Hamer von Valtier

Grundsätzlich haben Sie ganz recht. Heute kommt allerdings hinzu, dass die Notenbankverantwortlichen dem Geld die Wertaufbewahrungsfunktion entzogen haben, indem sie unverhältnismäßig viel "Geld drucken". Das Geld ist deshalb in der Krise, nicht nur die Finanzinstitute. Gold könnte diese Wertaufbewahrungsfunktion jetzt erfüllen. In "normalen" Zeiten ist es weniger notwendig.

Gravatar: Freigeist

Gold hat man doch für Notzeiten gekauft. Dann ist es doch egal, was es Wert ist in Nicht-Not-Zeiten. Manche Illusionisten meine, Gold müsste ständig steigen, nur weil sie spekulieren wollen.

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