Interview mit Sven von Storch

Sven von Storch: Die Energiewende ist in einer Energiekrise gemündet

Wir stehen kurz vor dem Zusammenbruch des Industriestandortes Deutschland, warnt Sven von Storch. Die Energiepreise machen es unrentabel, in Deutschland zu produzieren. Die einzige kurzfristige Rettung ist, die Laufzeiten der Kernkraftwerke zu verlängern.

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Freie Welt: Herr von Storch, die Energiepreise schießen in den Himmel. Was hat das für Auswirkungen auf die deutsche Wirtschaft?

Sven von Storch: Massive! Der Strompreis ist in Deutschland in den letzten zwei Jahrzehnten um 128 Prozent gestiegen. Deutschland hat bereits heute die höchsten Strompreise der Welt. Und das in einem Industrieland wie Deutschland mit vielen mittelständischen Betrieben und großen Industrie-Konzernen.

Freie Welt: Das wird die Produktionskosten wohl stark nach oben treiben.

Sven von Storch:
In der Tat. Die explodierenden Kosten führen dazu, dass es unrentabel wird, in Deutschland zu produzieren. Große Industrieunternehmen fahren derzeit ihre Produktion herunter oder stellen sie ganz ein.

Freie Welt: Und dennoch fordern Klimafanatiker und die Grünen höhere Energiepreise.

Sven von Storch:
Daran erkennt man, wie weltfremd die Forderungen der Grünen sind. Dadurch, dass die verbliebenen Kernkraftwerke abgeschaltet werden, entsteht eine enorme Versorgungs-Lücke, die so schnell weder mit neuen Gaskraftwerken noch durch die unzuverlässigen Energieträger Wind und Sonne geschlossen werden kann. Wenn die Kernkraftwerke und Kohlekraftwerke abgestellt sind, droht uns ein Energie-Kollaps. Dann kann es zum Blackout kommen. Das ist nur fatal für Millionen Bürger. Die Industrie wird abwandern, wenn sie nicht schon zuvor zusammengebrochen ist.

Zu dieser Erkenntnis kommen zunehmend selbst linke und linksliberale Zeitgenossen. Der frühere Chefredakteur der Wochenzeitung die ZEIT, Theo Sommer, schrieb beispielsweise im August, es sei eine "Illusion, dass Ökoenergie den Ausfall des Kohlestroms ersetzen könne."

Außerdem dürfen wir nicht vergessen, dass ja jetzt die vielen E-Autos ans Netz kommen sollen. Wo soll all der Strom herkommen?

Freie Welt: Und was ist mit Erdgas?

Sven von Storch: Wegen des Rückgangs der Energie aus Kohle und Kernkraft ist Deutschland der weltweit größte Importeur von Erdgas geworden. Deutschland liegt mit seinen Erdgasimporten sogar vor China, Japan und den USA. Mehr als die Hälfte des deutschen Erdgasimports kommt aus Russland. Die Preisexplosion beim Erdgas trifft Industrie und Verbraucher in Deutschland deshalb mit voller Härte.

Seit dem Sommer dieses Jahres hat sich der globale Preis für Erdgas fast verdreifacht. Dazu tragen viele Faktoren bei. Nach einer Kältewelle in Asien, Europa und den USA im vergangenen Winter sind die Speicher kaum noch gefüllt. Dazu kommen eine Windflaute, die die Räder stillstehen lässt, und eine steigende Nachfrage durch die wirtschaftliche Erholung. Wegen der globalen Klimapolitik hat auch China damit begonnen, den Steinkohleanteil an seiner Stromproduktion stark zu reduzieren und auf Erdgas umzusteigen, was zu einer steigenden Erdgasnachfrage führt und die Preise noch weiter in die Höhe schnellen lässt.

Freie Welt: Also kann man zusammenfassen, dass es ein fataler Fehler war, mit der Energiewende den bewährten Energiemix aus Kohle und Kernkraft aufzugeben?

Sven von Storch: Ja, so ist es. Wir müssen diesen energiepolitischen Amoklauf der grünen Politik jetzt stoppen. Das ist ein Wettlauf mit der Zeit, bevor die verbliebenen Kernkraftwerke abgeschaltet werden. Die Bürger haben verstanden, dass die Verteufelung der Kernkraft uns in den Abgrund führt. Die Verlängerung der Laufzeiten der Kernkraftwerke ist das einzige Rad, an dem wir kurzfristig drehen können, um eine Katastrophe abzuwenden.

Daher versuchen wir mit aller Kraft weiterhin die Bürger aufzuklären und die verantwortlichen Politiker aufzurütteln, damit es zu einer Verlängerung der Laufzeiten für die Kernkraftwerke kommt. Sonst kann die Energiekrise zum Zusammenbruch des Industriestandortes Deutschland führen und die soziale Stabilität in unserem Land nachhaltig erschüttern.

Freie Welt: Herr von Storch, Danke für das Gespräch.

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Kommentare zum Artikel

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Gravatar: Hans Diehl

Tom aus Sachsen schreibt.

@Hans Diehl,

was soll der Schwachsinn ?

@ Tom.
Sonst kein Widerspruch,...stimmt also was ich geschrieben habe.

Gravatar: Sebastian

Ich bin da ganz bei Ihnen. Für unsere Industrie, aber auch für Gewerbe und Haushalte ist die jederzeitige Verfügbarkeit von preiswertem Strom wichtig. Wind- und Solarstrom werden in naher Zukunft den enormen Bedarf nicht decken können, und sie sind nicht permanent verfügbar. Dazu kommen sollen viele kleine Kraft-Wärme-Kopplungsanlagen, die Gebäude beheizen und Strom einspeisen. Es wird aber noch Jahrzehnte dauern, bis damit der gesamte Strombedarf gedeckt werden kann, weil gerade viele E-Autos und auch energiesparende Wärmepumpen für Privathäuser dazukommen sollen, und alles braucht Strom.

Gaskraftwerke lösen das Problem nicht, sondern schaffen neue Probleme, insbesondere eine zu große Importabhängigkeit. Sie sind teuer und keinesfalls CO2-frei.

Man sollte die letzten sechs Kernkraftwerke weiterbetreiben und jeweils einen neuen Reaktorblock dazu bauen. Diese Kraftwerke sind alle noch viel zu jung zum Abriss, und sie waren und sind bei uns sehr sicher. Und zur Grundlastversorgung brauchen wir auch noch für längere Zeit einige Kohlekraftwerke.

Man hätte nie von "Ausstieg" sprechen sollen. Weder bei Kernkraft noch bei Kohlekraftwerken. Besser von "schrittweiser Reduzierung", solange es keinen ausreichenden Ersatz gibt. Man sollte verschiedene Kriterien sorgfältig abwägen, wie:

Gefährlichkeit durch Radioaktivität, Klimaschädlichkeit durch CO2, Wirtschaftlichkeit, Importabhängigkeit, Versorgungsicherheit.

Bei Kohlekraftwerken sollte man auch die Technologie der Carbon-Capture-Utilisation (CCU) (Kohlenstoff-Abscheidung und Nutzung) prüfen. Damit lassen sich mehr als 90 Prozent des CO2s in einem Kraftwerk abscheiden, und für das CO2 gibt es durchaus vielfältige Nutzungsmöglichkeiten, z.B. für Gewächshäuser der Gemüseindustrie zur Ertragssteigerung oder zur Herstellung von Kunststoffen oder zur Erhöhung des Förderdrucks in fast erschöpften Erdöllagerstätten. CO2 ist ein unerschöpflicher Rohstoff für die Zukunft.

Gravatar: Karsten

Die Laufzeit der Kernkraftwerke zu verlängern...
Dazu kann es nicht mehr kommen, hier gibt es entsprechende Verträge. Außerdem reichen die jeweiligen Brennstäbe nur bis zum Laufzeitende. Die Kraftwerksbetreiber haben mit Deutschland bereits abgeschlossen. Das gleiche gilt für die Kohlekraftwerksbetreiber. Auch hier wird planmäßig abgeschaltet werden. Ich empfehle auf YouTube das Video von Tichy`s Einblick " Energiewende ausgeträumt ".
Das Fazit: Aus dieser Nummer kommen wir nicht mehr heraus.

Es befremdet mich etwas wenn von Herrn Von Storch eine Laufzeitverlängerung gefordert wird.
Das ist leider nicht mehr realistisch.
Kurz : Der Drops ist gelutscht!

Gravatar: Tom aus+Sachsen

@Hans Diehl,

was soll der Schwachsinn ? Entweder ist diese Bundesnetzagentur von Linksgrünen schon längst unterwandert oder sie bekommt eine Einladung zum Essen. Sie wissen doch selber , daß hierzulande nicht nach Sinn und Verstand sondern nach aktueller Mode entschieden wird. Also lassen Sie es ruhig sein.

Gravatar: Leonidas108

Laßt doch Deutschland zu Grunde gehen. Das mehrheitlich (80%) dumme und obrigkeitshörige Volk ist doch selbst schuld! Spätestens nach dem September 2015 hätte das Volk aufwachen und sich wehren müssen. Stattdessen Bahnhofsklatscher und Teddybärenwerfer! Und der Rest, die sogenannte schweigende Mehrheit hat nur dumm aus der Wäsche gesehen!

Gravatar: Ingeborg Mayer

Ich finde auch, dass Atomkraftwerke nicht abgeschaltet werden sollen, sie stoßen wenig CO2 aus und produzieren viel Strom.
Man kann nicht alles abschalten aber dann wie wild E-Autos bauen das ist der größte Blödsinn. Na Ja, aber Blödsinnige Maßnahmen sind ja an der Tagesordnung also warum auch nicht beim Strom!

Gravatar: Gemnick

Was sagte doch der Schweizer Roger Köppel: Die Klimapolitik ist schlimmer als der Klimawandel - er meinte damit die Folgen der Klimapolitik im Hinblick auf Arbeitslose, Steuererhöhungen, etc.

Gravatar: fishman

@Helmt Waniczek Deutsche Bürokraten leisten eben ganze Arbeit!! Oder das Erbe der "Merkel- Ja- Sager". Wo fängt eigentlich Volksverrat an?

Gravatar: fishman

Wir können nur hoffen, daß die Grünen , da sie jetzt auch für die Auswirkungen ihrer Politik und Fantasien direkt verantwortlich gemacht werden können, kalte Füße bekommen werden. Es wird schon eine gehörige Kraftanstrengung und sofortiges Handeln benötigen,die jetzt noch am Netz befindlichen Kernkraftwerke am Laufen zu halten. Zweites kann ich das bürokratische Gerangel um Nordstream 2 vor diesem Hintergrund überhaupt nicht mehr verstehen. Preis .- und markttechnisch hat in- und ausländische Verzögerung von Nordstream 2 diesen verteuerten Gasmarkt selbst geschaffen. Und auch hier kann man wiederum sagen, daß alles von langer Hand so geplant war, denn ich kann mir nicht vorstellen, daß die Fachleute diese Situation nicht vorausgesehen haben. Zumindest haben sich die unterirdischen Speicher nicht von heute auf morgen geleert. Und die Russen haben auf RT schon länger vor einer solchen Situation gewarnt und auf die nicht angebrachte Arroganz der Verzögerungstaktiker hingewiesen.

Gravatar: Hans Diehl

Jomenk schreibt
Deshalb stellt sich mir die Frage, wieso dieser Weg der Energiekatastrophe trotzdem unbeirrt weitergeführt wird. Welche Absichten stecken dahinter und wer profitiert davon.


@ Jomenk.
Ich kann Sie beruhigen. Die Energiekatastrophe kann nicht kommen, dafür haben wir eine Aufsichtsbehörde, die Bundes Netzagentur. Konventionelle Kraftwerke die vom Netz genommen werden müssen von denen genehmigt werden. Glauben Sie die würden ein konventionelles Kraftwerk zum Stilllegen genehmigen, das noch System relevant ist.

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