Interview mit Sven von Storch

Sven von Storch: Der Euro ist nun instabiler als die italienische Lira es war

Die Inflation rast auf 8% zu. Der Euro ist inzwischen instabiler als die italienische Pleite-Lira es jemals war. Ursache der Inflation sind auch Korruption und Vetternwirtschaft in der Eurozone.

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Freie Welt: Herr von Storch, als der Euro eingeführt wurde, hieß es, das er so stabil wie die D-Mark sein werde. Was ist aus diesem Versprechen geworden?

Sven von Storch: Gar nichts. Das klingt aus heutiger Perspektive wie blanker Hohn. Die Inflation in Deutschland liegt derzeit bei über sieben Prozent. Eine so hohe Inflation gab es selbst in Italien das letzte Mal Mitte der achtziger Jahre. 

Freie Welt: Also ist der Euro mittlerweile instabiler als die italienische Lira damals?

Sven von Storch: Ja, der Euro ist zu einer Weichwährung verkommen. Die Inflation frisst die Ersparnisse der ehrlichen Bürger, die Geld für ihre Altersvorsorge zurückgelegt haben. Familien müssen wegen der Immobilienblase in den Städten horrende Mieten zahlen und ein Eigenheim wird für jeden unerschwinglich. Millionen Menschen müssen beim täglichen Einkauf ihren Gürtel enger schnallen. Das hat nicht nur mit den Rohstoffen und Preisentwicklungen der Märkte zu tun, sondern auch mit einem Verfall des Euro-Wertes.

Freie Welt: Was ist die Ursache dafür?

Sven von Storch: Das ist vielschichtig. In der Eurozone sind Vetternwirtschaft und Korruption eingezogen: Politiker, Zentralbanker und Finanz-Lobbyisten schieben sich gegenseitig Posten zu, brechen die EU-Verträge, fälschen ihre Bilanzen, türmen immer höhere Schulden auf. Die Banken helfen dieser Gruppe dabei, ihre Bilanzen zu fälschen, verdienen an den Staatsschulden und machen hohe Gewinne mit den Spekulationsblasen. Die Europäische Zentralbank (EZB) finanziert die Staatsschulden und treibt mit Niedrigzinsen und Wertpapierkäufen die Spekulationsblasen an den Aktien- und Immobilienmärkten an. 

Freie Welt: Also ist die EZB auch mitschuldig an der Inflation?

Sven von Storch: Die EZB sollte politisch unabhängig sein und sich allein der Geldwertstabilität verpflichtet fühlen, so wie unsere gute alte Bundesbank. Doch die EZB ist zu einem reinen Erfüllungsgehilfen der Finanzindustrie und der Schuldenpolitik verkommen.

Freie Welt: Aber die EZB gibt ja Argumente vor, warum sie gegen die Inflation zurzeit nur bedingt etwas tun kann.

Sven von Storch: Ausreden, warum die EZB nicht gegen die galoppierende Inflation vorgeht, gibt es natürlich viele. Derzeit müssen der Ukraine-Krieg und die zum großen Teil hausgemachte Energiekrise dafür herhalten, um zu rechtfertigen, warum die EZB die Zinsen immer noch nicht erhöht. Dass es aber anders ginge, zeigt ein Blick in die jüngere Geschichte. Auch in der Vergangenheit gab es Kriege und Energiekrisen, doch trotzdem konnten Notenbankpräsidenten die Inflation aufhalten. 

Freie Welt: Zum Beispiel?

Sven von Storch: Denken Sie nur einmal einige Zeit zurück: Ende des Jahres 1979 marschierten die Sowjets in Afghanistan ein. Die USA hatte die Sowjets daraufhin mit Sanktionen belegt. US-Präsident Ronald Reagan setzte ein umfassendes Aufrüstungsprogramm durch. Die islamische Revolution im Iran führte zu einer zweiten Ölpreiskrise. Dennoch hatte der damalige Notenbankpräsident Paul Volcker die Zinsen angehoben, um die Stabilität des Dollar zu sichern. Auch in Deutschland bekämpfte die Bundesbank die Inflation mit steigenden Zinsen. Die Situation war also ähnlich wie heute. 

Freie Welt: Also könnte die EZB die Inflation wirksam bekämpfen, wenn sie nur will?

Sven von Storch: Sie will es nicht. Da gibt es zu viele politische Gründe wie Vetternwirtschaft und spezielle Finanzinteressen. In der Eurozone sind geradezu mafiose Strukturen entstanden, in denen auf Kosten der Bürger eine Lobby mächtiger Banken mit Politikern paktiert, um sich gegenseitig die Posten in der EZB, den Bankvorständen und der Politik zuzuschanzen und die Gelddruckmaschine zur persönlichen Bereicherung und politischen Vorteilnahme einzusetzen. 

Freie Welt: Haben Sie ein paar Beispiele?

Sven von Storch: Sehen Sie sich nur einmal an, wie Politik, Banken und die Zentralbank miteinander verwoben sind: Der italienische Ministerpräsident Draghi war früher für das italienische Finanzministerium tätig, dann wurde er Vizepräsident der Investmentbank Goldman Sachs, dann Präsident der EZB. Goldman Sachs hat Griechenland dabei geholfen, seine Schulden zu verschleiern und damit den Eintritt in die Eurozone ermöglicht. 

Der französische Staatspräsident Emmanuel Macron nutzte wie Draghi seine Stellung im Finanzministerium als Sprungbrett in die Finanzindustrie. Aus dem öffentlichen Dienst wechselte er zur Rothschild Bank und kehrte von dort in die Politik zurück, wo er sich für Eurobonds einsetzte: Die gemeinsame europäische Haftung für Banken und EU-Schulden, die von den Banken gehalten werden. 

Der Vorsitzende der CDU/CSU-Opposition Friedrich Merz war Aufsichtsratsvorsitzender von BlackRock in Deutschland, dem größten Vermögensverwalter der Welt. BlackRock prüft im Auftrag der Europäischen Zentralbank die Solidität von Banken, obwohl der Vermögensdienstleister gleichzeitig Großaktionär dieser Banken ist. 

Die EZB-Präsidentin Christine Lagarde war früher französische Finanzministerin. In ihrer Zeit als französische Finanzministerin explodierten die französischen Staatsschulden. In ihrer Amtszeit stiegen die Staatsschulden um 400 Milliarden Euro von 64 % auf 90 % des BIP. Als EZB-Präsidentin finanziert sie die Staatsschulden, die sie als Finanzministerin aufgehäuft hat. Lagarde versteht es, aus ihrer Politik persönliche finanzielle Vorteile zu ziehen. Wie Recherchen der Bild-Zeitung ergeben haben, hat Lagarde in einen Aktienfonds der französischen Bank BNP Paribas investiert. Allein mit diesem Fonds hat sie laut Bildzeitung einen Gewinn von 28 % im Jahr erzielt. 

Freie Welt: Diejenigen, die die Politik beraten, und diejenigen, die die politischen Entscheidungen treffen sowie diejenigen, die von diesen politischen Entscheidungen profitieren und sich mit der staatlichen Geld- und Schuldenpolitik die Taschen füllen, gehören also ein und derselben Gruppe an?

Sven von Storch: Das kann man so sagen. Sie wechseln von der Politik in die Bankvorstände und Aufsichtsratsposten, lassen sich von der Finanzwirtschaft ihre Wahlkämpfe finanzieren und übernehmen anschließend die Führungspositionen in der Zentralbank, wo sie mit Zinssenkungen und Wertpapierkäufen das Finanzkasino finanzieren, mit dem sie reich werden. 

Freie Welt: Und nun? Was soll man nun tun, um aus der Krise zu kommen?

Sven von Storch: Die Europäische Zentralbank muss endlich die Zinswende einleiten und die Wertpapiere, die sie für Billionen aufgekauft hat, schrittweise wieder verkaufen, um die Geldschwemme zu beseitigen. Die nationalen Regierungen müssen zum Sparen gezwungen werden. Durch Wirtschaftsreformen und das Ende der Planwirtschaft müssen Unternehmergeist und Wettbewerb wieder entfacht werden. Unproduktive ideologische Großprojekte wie die Energiewende müssen durch produktive unternehmerische Tätigkeiten ersetzt werden. Es ist Zeit, dass die deutsche Stabilitätskultur aus der Zeit von D-Mark und Bundesbank wieder die Oberhand bekommt über die Interessen der Finanz-Lobby, der Schulden-Macher in Europa und den französischen und italienischen Schlendrian.    

Freie Welt: Und wie wollen Sie dazu beitragen?

Sven von Storch: Indem wir die Bürger aufklären. Wir entwickeln ein neues Faltblatt, mit dem wir die Probleme aufzeigen und die Verantwortlichen der Inflation benennen. Damit wollen wir die Bürger informieren. Damit mobilisieren wir die bürgerliche Basis und erhöhen den Druck auf die Politik und die EZB, endlich aktiv die Inflation zu bekämpfen.

Freie Welt: Herr von Storch, vielen Dank für das Gespräch.

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Kommentare zum Artikel

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Gravatar: Hajo

Sehr gut beschrieben die derzeitige Situation und das alte französische Schlachtroß in Frankfurt, mit allermerkwürdigster Vergangenheit meinte gestern noch gegensätzliches, wie es schlimmer nicht sein kann.

Nach ihrer Lesart ist die Inflation durchaus beherrschbar und stellt keine Gefahr für Europa dar. Auch sieht man keine zwingende Notwendigkeit es der FED nachzumachen und die Zinsen zu erhöhen und den wahren Beweggrund hat sie natürlich weggelassen, die heimische Wirtschaft über höherer Zinsen nicht in den Ruin zu treiben und dafür läßt man lieber die Deutschen bluten, die den europäischen Dorfdeppen wie immer spielen um ja nicht in Ungnade bei den ehemaligen Besatzern zu fallen, bevor die wieder ins Ruhrgebiet einmarschieren.

Diese unheilige Allianz der größeren Versager auf diesem Kontinent wurde doch geschickt eingefädelt, indem man den wichtigen Posten in Frankfurt für sich behalten hat und die nichtssagende Kommissions-Präsidentschaft den Deutschen überlassen hat und der sichtbare Beweis des Unmuts darüber ist der Rücktritt des Bundesbankpräsidenten, der sich nicht zum Affen machen lassen wollte und das Handtuch geworfen hat.

Das alles und vieles mehr haben wir einer Tante aus dem Osten zu verdanken, die von Politik und Ökonomie soviel verstanden hat, wie der Esel vom Klavierspielen und diese Schwächen wurden von unseren Gegner sehr schnell erkannt und ausgenützt und seither sind wir Gefangene und fremdbestimmt, selbst innerbetrieblich haben wir noch zuviele linke Gegner und die alle zusammen haben nur das eine Ziel uns zu melken wo sie können und wenn es schief geht ist ihnen das auch egal.

Ein starkes Deutschland ist nur monetär von Interesse, ansonsten könnten wir auch ein Agrarland sein, das wurde ja auch schon angedacht und ist am Ende nicht mehr auszuschließen, wenn wir mit all den Koryphäen dieser Welt vermischt werden, was dann die Verblödung forcieren wird, was ja heute schon täglich an allen Ecken und Enden zu sehen ist

Wer seine eigene Geld -und Fiskalpolitik aus der Hand gibt kann doch nicht mehr normal sein, denn dabei wird man zur Melkkuh degradiert und die anderen leben teils auf unsere Kosten und haben noch so eine Art Lebensversicherung, für alle Fälle.

Mitterand hat einmal gesagt man müsse den Deutschen die Atombombe wegnehmen und auf die Bemerkung, die Deutschen hätten doch keine, erwiederte er, doch die haben die DM und damit dürfte alles klar sein, auf was sie es abgesehen haben und die deutsche Regierung unter Merkel muß ja dümmer gewesen sein als es die Polizei erlaubt, die Zentralbank nicht an sich zu reißen, als wichtigstes Glied der finanziellen Freiheit, was nun die Franzosen an sich gerissen haben.

Wir dürfen nun zusehen, wie die es sich gut gehen lassen auf unsere Kosten und das alles wegen eines verlorenen Krieges und den einhergehenden Komplexen, die anscheinend aus uns nicht mehr heraus zu kriegen sind.

Gravatar: Ekkehardt Fritz Beyer

... „Sven von Storch: Die EZB sollte politisch unabhängig sein und sich allein der Geldwertstabilität verpflichtet fühlen, so wie unsere gute alte Bundesbank. Doch die EZB ist zu einem reinen Erfüllungsgehilfen der Finanzindustrie und der Schuldenpolitik verkommen.“ ...

Ja mei: Sollte die Bevölkerung nicht auch ´dies bzgl.` ein Recht auf Wahrheit haben???
https://www.youtube.com/watch?v=1ks3oLwni6c

Gravatar: Jabber

"Es ist Zeit, dass die deutsche Stabilitätskultur aus der Zeit von D-Mark und Bundesbank wieder die Oberhand bekommt über die Interessen der Finanz-Lobby, der Schulden-Macher in Europa und den französischen und italienischen Schlendrian."

Das gelingt nur, wenn man für öffentliche Aufgaben, die Ausgaben, für die Öffentlichkeit, definitiv sichtbar macht.

Für Posten im öffentlichen Bereich müssen überall Personalausschreibungen eingeführt werden. Ein Kriterium dabei, muss Parteienfreiheit sein. Im Gegenteil, im Arbeitsvertrag muss feststehen, dass der Bewerber fristlos entlassen wird, wenn er für andere Interessen zugänglich wird.

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