Keine Neudefinition der Ehe - Interview Dr. Sharon James

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In Großbritannien engagiert sich die Coalition for Marriage (C4M) gegen die Erweiterung des Ehe-Begriffs. Im Lichte der kommenden Gesetzgebungsverfahren in dieser Sache interviewte FreieWelt.net die Sprecherin Dr. Sharon James.

Lesen Sie das Interview im englischen Original.

 FreieWelt.net: Sie vertreten die Coalition for Marriage, die Kampagnen gegen die Gesetzentwürfe zur gleichgeschlechtlichen Ehe führt. Was sind aus Ihrer Sicht die Argumente gegen eine solche Regelung?

Dr. Sharon James: Wir vertreten viele Menschen im Vereinigten Königreich, die überzeugt sind, dass die Ehe die natürliche Verbindung zwischen einem Mann und einer Frau ist. Es geht nicht nur um die persönliche Beziehung zwischen zwei Menschen: es geht um mehr. Es ist der Kontext, in dem ein Mann und eine Frau ihre eigenen natürlichen Kinder haben. Ein Mann und eine Frau können ihren Kindern eine Abstammung von beiden Seiten bieten, eine Identität, und in der Regel (nicht immer) andauernde Fürsorge. Ehe ist damit der 'Baustein', der die Generationen verbindet.

Im Vereinigten Königreich haben gleichgeschlechtliche Paare durch Lebenspartnerschaften alle gesetzlichen Rechte, die sie brauchen könnten. Sie haben auch das Recht, Kinder zu adoptieren und aufzuziehen, und Kinder durch künstliche reproduktive Technologien zu bekommen. Es gibt keine verbleibenden "Ungleichheiten" die beseitigt werden müssten.

Wenn die gleichgeschlechtliche Ehe in ein Gesetz gebracht wird, wird dieses Gesetz die Ehe für alle neu definieren. So wird die Ehe eine geschlechtslose Institution, die ihre Kernbedeutung abstreift - die ergänzende Vereinigung von einem Mann und einer Frau.

Die Coalition for Marriage ist überzeugt davon, dass die gleichgeschlechtliche Ehe prinzipiell falsch ist. Wir glauben, dass man diese Ansicht haben kann, ohne schwule und lesbische Paare zu diskriminieren. Unsere Unterstützer sind Menschen aller Religionen und Nicht-Gläubige, aller politischen Parteien, aller Altersgruppen und Menschen, die sowohl hetero- als auch homosexuell sind.

Die Coalition for Marriage argumentiert, dass unsere derzeitige Regierung kein Mandat der Bevölkerung für diese Gesetzgebung hat. Drei Tage vor den letzten allgemeinen Wahlen sagte Herr Cameron im Fernsehen, dass er keine Pläne zur Neudefinition der Ehe hätte. Gleichgeschlechtliche Ehe war in keinem der Parteiprogramme. Als die Regierung ankündigte, dass sie entsprechende Gesetzgebung einbringen würde und eine "Anhörung" eröffnete, ging es nur noch darum, wie die Rechtsvorschriften umgesetzt würden - nicht um das Prinzip, ob es richtig war.

Die Kampagnen der Coalition for Marriage zeigen die reale Bedrohung der Religionsfreiheit und der bürgerlichen Freiheiten auf, die sich ergeben, wenn die gleichgeschlechtliche Ehe eingeführt würde. Und wir führen die Kampagne, um die Gefahr einer weiteren Neudefinition der Ehe zu zeigen, wenn dieser erste Schritt getan ist. Die Niederlande und Brasilien haben zum Beispiel Bigamie anerkannt, nachdem sie einmal die gleichgeschlechtliche Ehe legalisiert hatten.

FreieWelt.net: Die Verteidigung der traditionellen Ehe versteht man normalerweise als eine konservative Aufgabe. Aber jetzt ist es die konservative Cameron-Regierung, die die Gesetzgebung zur gleichgeschlechtlichen Ehe durchpeitscht. Was ist Ihre Erklärung?

Dr. Sharon James: Dafür gibt es zwei Gründe: Erstens befürchtete unser Premierminister anscheinend einen Rechtsstreit vor dem Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte, wo "gleiche Ehe" gefordert wurde. Er wollte selbst zu diesem Punkt gelangen, statt dahin gedrängt zu wirken. Zweitens ist unser Premierminister sehr daran interessiert, die Konservative Partei als "Modernisierer" zu präsentieren. Diese Strategie scheint aber ein Reinfall zu werden Denn viele Menschen sind der Ansicht, er habe diesen Schritt nur für seinen politischen Vorteil gemacht und werden ihm und seiner Partei dafür bei der nächsten Wahl ihre Stimme verweigern. Und in der Zwischenzeit hat er eine große Anzahl von Konservativen Parteimitgliedern entfremdet und viele seiner eigenen Abgeordneten.

FreieWelt.net: Wie sieht die Coalition for Marriage den Kampf für ihre Ziele und was sind Ihre Chancen?

Dr. Sharon James: Wir haben eine Online-Petition gestartet, in der wir die Beibehaltung der aktuellen rechtlichen Definition der Ehe (zwischen einem Mann und einer Frau) fordern. Diese wurde von mehr als 630.000 Menschen unterzeichnet und ist noch nicht abgeschlossen. Wir wollen das Bewusstsein für die Auswirkungen der Neuregelung erhöhen, zum Beispiel durch das Material auf unserer Website (c4m.org.uk). Wir nutzen verschiedene Gelegenheiten, uns in den Medien zu äußern. Wir fordern die besorgten Menschen auf, ihre Abgeordneten und Regierungsmitglieder zu kontaktieren.

FreieWelt.net: Was werden Sie tun, wenn die Neuregelung doch verabschiedet wird?

Dr. Sharon James: Wir arbeiten hart daran, dass im Gesetzesentwurf Schutzklauseln enthalten sein werden, um die negativen Auswirkungen auf die zivilen und religiösen Freiheiten möglichst gering zu halten, sollte der Entwurf durch das Parlament verabschiedet werden - was wir nicht hoffen. Der Gesetzesentwurf hat die zweite Lesung im House of Commons am 5. Februar passiert. Das ist aber nur der Beginn des parlamentarischen Prozesses. Er muss zum Beispiel noch in unsere Zweite Kammer, das House of Lords, weitergegeben werden. Wir glauben, dass je mehr die Menschen von diesem Gesetzesvorhaben hören, desto weniger es mögen werden. Wir hoffen, dass der Widerstand wächst, wenn die Menschen erkennen, dass die Regierung versucht, ein falsches Gesetz durchzupeitschen. Die Coalition for Marriage wird sich dieser Maßnahme weiter heftig widersetzen.

FreieWelt.net: Vielen Dank!

Die Fragen stellte Christoph Kramer.

 

 

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