FreieWelt.net: Was ist die wichtigste Botschaft, die Sie dem Papstschreiben »Evangelii Gaudium« entnehmen?
Christian Weisner: Das Apostolische Schreiben, eine Art »Regierungsprogramm« von Franziskus, ist so umfangreich, da fällt mir die Auswahl schwer. Das Wichtigste ist wohl die Grundbotschaft: Wir sollen Zeichen der Hoffnung sein und nicht in einen sterilen Pessimismus verfallen. Das erinnert mich auch sehr an die Botschaft von Papst Johannes XXIII. bei der Eröffnung des Zweiten Vatikanischen Konzils, dessen 50. Jahrestag wir derzeit begehen.
FreieWelt.net: Bei der Wahl Bergoglios zum Papst haben Sie die Hoffnung geäußert, sein Pontifikat werde sich als Wendepunkt in der Geschichte der katholischen Kirche erweisen. Ist Franziskus‘ Schreiben ein Zeichen, das Ihre Hoffnung nährt, oder müssen Sie noch etwas warten?
Christian Weisner: Der eigentliche Wendepunkt war der sehr zu respektierende, aber wohl notwendige Rücktritt von Papst Benedikt. Dieser Rücktritt hat das Papsttum schon verändert. Mit der erstmaligen Wahl eines Kardinals aus der Kirche Lateinamerikas kommen jetzt ganz neue Erfahrungen aus der Kirchenbasis in Rom zum Tragen, nämlich aus dem größten katholischen Kontinent. Franziskus scheint ein Mann mit sehr viel Lebenserfahrung zu sein, auch in schwierigen Situationen. Das alleine macht schon Hoffnung. Die Beschlüsse der lateinamerikanischen Bischofskonferenzen 1968 in Medellin, 1979 in Puebla und zuletzt 2007 in Aparecida, wo Franziskus als Kardinal entscheidend mitwirkte, liegen sehr auf der Linie des Zweiten Vatikanischen Konzils. Das macht große Hoffungen, dass die im Konzil festgelegten Reformschritte jetzt auch gegangen werden.
FreieWelt.net: Sagt Franziskus wirklich etwas Neues oder ist es bloß ein neuer Stil, in dem er Altes wiederholt?
Christian Weisner: Ich denke, es ist beides. Franziskus lenkt den Blick auf die konkrete Nachfolge von Jesus in der Verkündigung eines barmherzigen Gottes und im Einsatz für das Reich Gottes hier auf Erden. Faszinierend finde ich aber auch, wie prägnant er Sprachbilder formuliert, die schnell zum geflügelten Wort wurden, zum Beispiel dass die Hirten den Geruch der Schafe annehmen sollten.
Rücktritt hat das Papsttum verändert
FreieWelt.net: Sie loben Franziskus für seinen bescheidenen Lebensstil und sein bescheidenes, freundliches, unkonventionelles Auftreten. Aber das sind doch eigentlich nur Äußerlichkeiten, oder?
Christian Weisner: Nein. Im persönlichen Leben ist Papst Benedikt wohl auch bescheiden. Aber Franziskus hat ganz bewusst auf Zeichen der Macht wie die roten Schuhe, das Tragen der Mozetta und das Wohnen im Apostolischen Palast verzichtet. In unserer Kirche, die so viel Wert auf Zeichen legt, ist dieser Machtverzicht ein entscheidender realer Wandel. Die Einberufung des ständigen Beratergremiums der acht Kardinäle aus aller Welt zum Beispiel ist ein konkretes Zeichen der Kollegialität.
FreieWelt.net: Immer wieder fragen sich Experten, ob Franziskus in der Tradition Benedikts steht oder nicht. Wie lesen Sie in bezug auf diese Frage seine Enzyklika?
Christian Weisner: Wie Benedikt sieht auch Franziskus die Evangelisierung, die Verkündigung der Frohen Botschaft von Jesus Christus als die zentrale Aufgabe der Kirche. Aber sein Verständnis des Verhältnisses von »Welt« und »Kirche« ist ein anderes, und dementsprechend auch der von ihm gewollte Weg der Evangelisierung. Franziskus sagt erstmal Ja zur Welt und zu den Menschen, so wie sie sind. Und will ihnen helfen, wo sie allein gelassen sind. Während es Benedikt vor allem um die Reinheit der Lehre, um die Dogmatik geht, ist das zentrale Leitmotiv von Franziskus wohl die Barmherzigkeit Gottes, in der Verkündigung und vor allem im Handeln aller Christinnen und Christen.
FreieWelt.net: Inwieweit finden Sie von Wir sind Kirche sich in den Aussagen Franziskus‘ wieder?
Christian Weisner: Der von Franziskus berufene neue vatikanische Staatsekretär Pietro Parolin hat vor kurzem formuliert: »Die Kirche ist kein Ort, an dem es unterschiedliche Klassen von Personen gibt, etwa ›die da oben‹ und ›die da unten‹. Die Kirche ist eine Gemeinschaft, in der alle gleich sind, weil sie getauft sind.« Das entspricht genau der Communio-Theologie des Zweiten Vatikanischen Konzils, die auch das zentrale Anliegen der Kirchenvolksbewegung ist.
FreieWelt.net: Welche Themen hat Franziskus in seinem Schreiben nicht angesprochen – und sollte es in seiner nächsten nachholen?
Christian Weisner: »Evangelii Gaudium« enthält so viele konkrete Aussagen sowohl zur inneren Reform der Kirche als auch zu ihrer Aufgabe in der Welt – das ist ein Programm, das für Jahre, ja für Jahrzehnte reicht. Manche mag enttäuschen, dass Papst Franziskus unter Berufung auf Johannes Paul II. gesagt hat, die Tür zur Frauenordination sei noch geschlossen. Wir unterstützen einen kompromisslosen Reformkurs und helfen in dieser Frage gerne, den Schlüssel zu finden, um die Tür zu öffnen.
FreieWelt.net: Vielen Dank für das Interview.
Kommentare zum Artikel
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Die bescheidene Attitüde des neuen Papst lässt mich an den alten Begriff Nonkonformisten-Uniform denken. Maßgeschneiderte Herrenschuhe statt aus rotem in braunem Leder fertigen zu lassen, ist mit Verlaub Blendwerk für Dumme.
Da sind Sie im Irrtum. Die Kirche kann nicht demokratisch werden. Sie gehört Christus.
Uns Menschen fehlt es aber oft an Demut (Mut zum dienen)wir wollen alle regieren.
Papst Benedikt hat einmal gesagt:
Die Kirche geht mit Christus bis zu seiner Wiederkunft schwanger und unsere Sünden sind
die Geburtswehen. Schöner kann man den Weg der Kirche nicht beschreiben.
Das Gebot Jesu: Liebe deinen Nächsten wie dich selbst, wird von vielen in der Kirche befolgt. Überall in der Welt sind Christen dabei die Not der Menschen zu lindern.
Geh hin und tu desgleichen!!!!
Zitat: "Die Kirche ist zunächst die Gesamtheit des Klerus. Ihr seid Laien. Akzeptiert das erst mal."
Antwort: Die Kirche ist die Gemeinschaft aller, die an Jesus Christus als ihren Erlöser glauben und diesen Glauben dadurch bekäftigen, dass sie sich mit all ihren Kräften um die Nachfolge Jesu bemühen. Die katholische Kirche ist DIE Kirche, die Jesus selbst ins Leben rief und der er den Simon Petrus als ersten Verwalter gab. Seit dieser Zeit wird durch die Bischofsweihe der Lehr- und Hirtenauftrag in ununterbrochener Weihekette von den von Jesus beauftragten Aposteln bis auf die heutigen Bischöfe weitergegeben. Daher sind lediglich die Bischöfe der Apostolischen Kirchen (die katholische, die orthodoxen, teils anglikanische Bischöfe und auch einige Bischöfe von evangelischen Bruderschaften von Jesus beauftragte Hirten der ihnen Anvertrauten und Glaubenslehrer und Glaubensbewahrer für die Gläubigen.
Der Klerus gehört natürlich zur Kirche und hat eine wichtige Funktion zur Verkündigung und Reinhaltung des Glaubens. Wie könnte der Klerus allein die Kirche bilden, hat doch Jesus den Missionsauftrag gegeben, damit möglichst viele Menschen Teil dieses mystischen Leibes Christi, der Kirche, werden?
R. Braun bezeichnet die EKD als Sekte, und dies mit einem Unterton der Abwertung.
Dekte wird religionswissenschaftlich als eine Abspaltung einer Hochreligion definiert.
In diesem Zusammenhang ist nicht die rKK. die Hochreligion, sondern das Christentum.
Ergo sind alle Abspaltungen von dieser Hochreligion Sekten. Auch die rKK.
Ich meine dies nicht abwertend, sondern einfach der korrekten Sprache wegen.
Immer wenn etwas verschleiert werden soll, verwenden wir nebulose Bezeichnungen dafür.
In diesem Falle, sagen wir "Bekenntniss, Kirche " etc.
Ich verstehe nicht wie man als Gläubiger erwarten kann dass der Oberste Funktionär einer
Kirche die seit 2000 Jahre die Werte des christentums pervertiert und misbraucht nun zum Revolutionär mutiert ?
Selbst wenn der Papst versuchen sollte ernsthaft etwas zu verändern, wird er wie viele seiner Vorgänger vergiftet werden.
Eine echte Veränderung kann nur dadurch passieren dass Millionen/ Milliarden Katholiken aus der rKK. austreten und eine demokratische Kirche gründen.
Aber vorher wird wohl die Hölle zufrieren.
Dieser alberne Verein von ChristInnen und Christ_nnen tritt auch - wen wundert´s - für die legalisierte Kindstötung ein und hat den Estrelabericht konsequenterweise mit wärmsten Worten verteidigt.
Dieser Haufen ist alles mögliche, nur nicht Kirche.
ich stimme Ihnen zu, was WSK vertritt, war beim Estrelabericht zu sehen.
P. Franziskus wird ihnen noch einiges zeigen, da bin ich sicher.
Im Nachhinein noch P. Benedikt zu beleidigen zeigt wes Geistes Kind WSK ist.
Von Papst Benedikt wird man in 200 jahren noch lesen, dann weiß keiner mehr was WSK
war. Die deutsche Kirche macht 2% der Kirche aus mit abnehmender Zahl, soll ich sagen Gott sei Dank?
Was wir sind Kirche will , haben die Damen u. Herren beim Estrelabericht vorgeführt.
Gut das die deutsche Kirche nur 2% der Weltkirche ausmacht mit abnehmender Dendenz.
Ich kann mich immer über den Hochmut wundern mit dem WSK auftritt.
Es ist die Kirche Jesu und nicht die Kirche von einigen, die sich wichtig machen.
P. Franziskus wird ihnen das noch zeigen, da habe ich volles Vertrauen.
P. Benedikt im nachhinein noch zu beleidigen zeigt dass diese Menschen ihn nicht verstanden haben. Seine Schriften werden auch in 200 Jahren noch gültig sein, dann redet keiner mehr von WSK.
Säuglingschristen!
Millionen Menschen sind gegen ihr Selbstbestimmungsrecht als Kleinkinder durch die Taufe in die Kirchen aufgenommen worden. Ein Großteil davon hat keinen inneren Bezug zum christlichen Glauben, sie sollten austreten.
Bei uns in Regensburg werden dieses Jahr ungefähr 1.000 Menschen die beiden großen christlichen Kirchen verlassen.
Joachim Datko - Physiker, Philosoph
Forum für eine faire, soziale Marktwirtschaft
http://www.monopole.de
Der Herr leidet unter Größenwahn: "Wir sind Kirche."
Nein. Seid ihr nicht. Die Kirche ist zunächst die Gesamtheit des Klerus. Ihr seid Laien. Akzeptiert das erst mal.
Und: Wer eine reformierte Kirche will, der kann sich eine aus dem Haufen der Evangelischen raussuchen. Die haben sich so aufgiebig reformiert und gespalten, bis jeder sein eigener Papst werden konnte.
Ich aber "bin" nicht Kirche, ich "will" eine. Eine richtige.
O heilige Simplizitas! Der User qed hat noch nicht begriffen, dass es auch Frauen auf der Welt gibt, die als solche auch genannt werden wollen. Und mit Herrn oder Frau R. Braun steht wieder mal eine/r über dem Neuen Testament, das ja auch schon verschiedene Gemeinden, d. h. Kirchen kannte. Wenn er die "arg begrenzte Sicht" von Herrn Weisner beklagt, was sagt der oder die dann über die Sicht von Papst Franziskus, wie er sie in seinem Lehrschreiben aller Welt kundgetan hat? Die Kirche (als ganze!) hat sich immer wieder an der Botschaft Jesu von Reich Gottes zu orientieren. Da gibt es kein Oben und Unten, alle sind Brüder und Schwestern.