Dr. Albert Wunsch Erziehungsexperte und Buchautor

Eltern in der Verwöhnfalle?!

Interview mit Dr. Albert Wunsch

Verwöhnende Erziehung ist mittlerweile zu einem gefährlichen Massenphänomen geworden, konstatiert der renommierte Erziehungsexperte und Erfolgsautor Dr. Albert Wunsch in seinem Bestseller „Die Verwöhnungsfalle“. Im Interview mit FreieWelt.net sprach er über das Massenphänomen Verwöhnung, die Gründe und Folgen verwöhnender Erziehung und die Wege raus aus der „Verwöhnungsfalle“.

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FreieWelt.net: Dr. Wunsch, vor einigen Tagen haben Sie die 14. Auflage Ihres Erziehungsbestsellers „Die Verwöhnungsfalle“ in einer stark ergänzten Neufassung mit eigenem Praxisteil und Selbsttest auf der Didacta in Köln vorgestellt. Darin beschreiben Sie die negativen Folgen von Verwöhnung und fordern mehr Konsequenz in der Erziehung. Für viele Kinder dürften Sie damit als Spaßbremse gelten…

Dr. Wunsch: Da Eltern in der Regel so klug sind, ihren durch das beherzte Aufgreifen wichtiger Botschaften aus der Verwöhnungsfalle veränderten Erziehungsstil nicht mit mir als Autor in Verbindung zu bringen, werden mich Kinder auch nicht als Spaßbremse sehen. Je früher sie jedoch erfahren, dass ein eigenständiges und zufriedenstellendes Leben in der Regel mit Mühe und Fleiß verbunden ist, je gezielter werden Sie sich darauf vorbereiten wollen. Aber es ist schon mal in einem Nachbarort passiert, dass Eltern ihr Tun mit meinem Buch in Verbindung brachten, was den Sohn so aufregte, sich bei mir beschweren zu wollen. Es ging darum, dass er mit dem Fahrrad zum Sportverein fahren sollte und die Eltern einen PKW-Fahrdienst als Verwöhnung einstuften. Da ihm aber die Wegstrecke von ca. 2 km zu meinem Wohnort als zu beschwerlich erschien, kam er nicht an. Wenn jedoch aus Kindern Erwachsene geworden sind, werden sie einsehen, dass eine verwöhnende Erziehung gar nicht spaßig ist, weil der Ernst des Lebens ihnen verdeutlicht, Vieles im alltäglichen Miteinander dann nicht zu können.

FreieWelt.net: Verwöhnen lassen wir uns doch alle mal ganz gerne. Daraus speisen wir nicht zuletzt auch wieder Kraft für neue Herausforderungen. Ab wann wird Verwöhnen problematisch, wann wird es zur „Falle“?

Dr. Wunsch: Das Ergebnis meiner Auseinandersetzung mit der Verwöhnung belegt, dass ein solches Handeln immer negativ ist. Sprachgeschichtlich kommt das Wort „Verwöhnen“ vom mittelalterlichen „verwenen“. Dies bedeutet, an etwas in übler Weise gewöhnen. Das mittelhochdeutsche „wenen“ bedeutet „gewöhnen“, zu schlechten Gewohnheiten veranlassen. Bezogen auf Kinder werden auch Begriffe wie verziehen, verzärteln, verweichlichen und übertriebenes umsorgen gebraucht. Werden Menschen auf verwöhnte Kinder angesprochen, wird dies nach meiner Erfahrung immer mit negativen Kommentaren quittiert. Zur Falle wird der Vorgang deshalb, weil sich die Verwöhnung oft als liebevolle Zuwendung tarnt, bzw. in der Situation der Verstand ausgeschaltet wird. Das was wir alle mal ganz gerne wollen, wird von mir als ‚situationsbezogene Sonder-Zuwendung’ oder ‚sich und Anderen etwas Gutes tun’ bezeichnet. Dabei steht nicht irgendein ‚ver…’, sondern die Zuwendung gegenüber einem nahen Menschen oder mir selbst in einer herauszustellenden Situation im Zentrum.

FreieWelt.net: Sie halten insbesondere die ersten 36 Lebensmonate für die entscheidende Zeit, in der die Weichen für das spätere Leben gestellt werden. Gemeinhin wird allerdings gesagt, Säuglinge könne man gar nicht verwöhnen, sie bräuchten ganz im Gegenteil unsere ganze Aufmerksamkeit und Hingabe. Wann also kann bzw. sollte man seinem Kind eine konsequente Erziehung überhaupt zumuten?

Dr. Wunsch: Dass die ersten 3 Lebensjahre die prägendsten sind, hat uns spätestens die Bindungsforschung klar gemacht. Aber wenn wir einen Hunde-Trainer, Löwen-Dompteur oder Baum-Züchter fragen, werden auch sie unterstreichen, dass zum Beginn die Weichen für das weitere Werden gestellt werden. Insoweit kann man ein Kind auf grundlegende Weise auch von Anfang an verwöhnen. Denn jede Unterforderung, jede leicht gemachte Annehmlichkeit wird die Entwicklung von Selbstkompetenz verhindern. Bekommt beispielsweise ein Säugling nur ein einziges Mal die Flasche mit zu großer Saugöffnung, wird diese Trinkerleichterung ab sofort lauthals eingefordert. Frühes eigenständiges Trinken, Essen, Kauen oder sich mit sich selbst beschäftigen können ist somit das Ergebnis eines förderlichen Umgangs. Dann lernen Kinder z.B. ab dem ersten Geburtstag selber mit dem Löffel zu essen und aus einem Becher zu trinken. Werden Kinder jedoch zu lange gefüttert, erhalten sie als Zweijährige immer noch eine Nuckel-Pulle zum Trinken, wir dies weder eingeübt, noch können sie sich über eine eigene Leistung freuen. Auch die Sprache wird nicht erlernt, indem ein Kinderkauderwelsch akzeptiert wird. Somit beginnt eine konsequent-liebevolle Erziehung für mich einen Tag nach der Geburt, zumal die Motive zur Verwöhnung in den Eltern bzw. weitern Bezugspersonen liegen und diese keinen Umschalter nach dem ersten oder zweiten Geburtstag vorweisen können. Wer sich intensiver mit den eigenen Gründen zur Verwöhnung beschäftigt wird bald feststellen, dass es nie um den Anderen geht, sondern um den eigenen Vorteil: Es geht um den Erhalt der eigenen Ruhe, das Vermeidung von Entscheidungen und Konflikten, den Gewinn oder Erhalt von Sympathien bzw. um gefallen und Dankbarkeit erzeugen wollen, um die Begrenzung von Verantwortung zur Reduzierung der eigenen Unsicherheit und Angst oder um den vordergründigen Gewinn von Zeit. Das stille Kalkül ist, durch die Gewährung dieser scheinbaren ‘Großzügigkeit und Freiheit’ emotionale Abhängigkeit zu erzeugen. Besonders Harmonie-Süchtige Menschen sind hier gefährdet.

FreieWelt.net: Eltern sind heute informierter und belesener als je zuvor, was die Erziehung und Entwicklung ihrer Kinder angeht. Bequemlichkeit kann es also kaum sein, warum Eltern ihre Kinder verwöhnen. Was ist es dann?

Dr. Wunsch: Trotz der Lesefähigkeit der meisten Eltern ist die Bequemlichkeit ein großer Faktor. Denn je angespannter der Lebensalltag ist, je umfangreicher ist die Gefahr, bei den Kindern Dinge durchgehen zu lassen, um seine Ruhe zu haben. Aber das rächt sich schnell, denn in der nächsten Situation wird das eingefordert, was als Ausnahme gedacht war. Weiterhin fehlt vielen Eltern auch ein geübter Umgang mit Kindern, besonders in Konfliktsituationen. Fast alles muss in unserem Land erlernt werden, für Vieles braucht man eine Ausbildung. Der Staat sollte daher gezielt - z. B. durch einen Bonus zum Kindergeld - Anreize setzen, damit Eltern von sich aus ihre Erziehungs-Qualifikation steigern. Kindererziehung lässt sich eben nicht so als dem Arm schütteln. Außerdem greifen viele Mütter und Väter häufig auf die Muster zurück, welche sie von den eigenen Eltern übernommen haben. Da treffen dann aber gute Vorgehensweisen auf völlig unbrauchbare.

FreieWelt.net: Was ist so problematisch daran, für seine Kinder nur das Beste zu wollen?

Dr. Wunsch: Wenn Eltern wirklich das Beste für Kinder tun würden, wäre die Verwöhnung nicht dabei. Aber meist vollzieht sich diese Absicht so, dass Kinder bei jedem ‚Pubs’ hochgenommen, mit Spielzeugen überschüttet, per Lieblingsspeisen ernährt und bei kleinstem Unwohlsein in Watte gepackt werden. Aber falsches oder zu häufiges Helfen, fehlende Begrenzung und ausbleibende Herausforderung führen immer zu Nicht-Können. Da Eltern langfristig für ihre Kinder wollen, dass sie als stabile Persönlichkeit mit viel sozialer Kompetenz und Alltagsgeschick ihr Leben in Beruf und Partnerschaft meistern, hat sich die Erziehung auch von Kindesbeinen an diesem Ziel zu orientieren. Denn wer etwas nicht gelernt hat, kann im weiteren Leben auch mit diesen Herausforderungen nicht umgehen. Im Grunde geht es um Frage: ‚Packen wir unsere Kinder in Watte oder trainieren wir sie auf das reale Leben hin’?

FreieWelt.net: Warum ist Verwöhnen zu einem, wie Sie in Ihrem Buch schreiben, „Massenphänomen“ unserer Gesellschaft geworden?

Dr. Wunsch: Eine Konsum-Gesellschaft wird dadurch geprägt, dass wir viel mehr Mittel haben, als wir zum Leben brauchen. Damit ist verbunden, uns selbst und erst recht die Kinder vor diesem Überfluss möglichst umfangreich fern zu halten. Wenn aber Eltern sich selbst ständig als willige Konsumenten betätigen, wird dieses Verhalten von den Kindern aufgesogen und als normal betrachtet. Orientieren sich Erwachsene an der Maxime ‚jetzt sofort’ will ich …. haben, werden dies die Kinder übernehmen. Wer ständig über kleine Wegstrecken per Auto transportiert wird, verliert die Bereitschaft fürs eigenständige Gehen bzw. für Anstrengungen überhaupt. Der Überfluss hindert uns so daran, das für uns Wichtige zu tun. So sind Überernährung, Bewegungsmangel oder fehlende Leistungsbereitschaft typische Folgen. Da die Familie die Keimzelle der Gesellschaft ist, findet dies schnell seinen Widerhall in der Gesellschaft.

FreieWelt.net: Was sind die gesellschaftlichen Folgen von verwöhnender Erziehung?

Dr. Wunsch: Wer als Kind keine Eigenverantwortung erlernte, wird diese auch als Erwachsener meiden. Wer in dauernder Bedürfnisbefriedigung aufwuchs, wird leichten Mangel als Katastrophe empfinden. Wer in einem Treibhaus der Verwöhnung Konflikte und Durststrecken nicht erfahren durfte, wird mit normalen Alltags-Anstrengungen nicht umgehen können. Viele beruflichen Probleme werden dadurch ausgelöst. Und wenn in Partnerschaften unterschiedliche Auffassungen oder Temperamente aufeinander treffen, führt das bei Ungeübten schnell zum Rückzug, bis hin zur Aufgabe der Beziehung. Auf dem Hintergrund meiner langjährigen Erfahrung im Umgang mit Partnerschafts-Krisen habe ich festgestellt, das 70% aller Paare nicht auseinander zu gehen bräuchten, wenn die Beteiligten andere Konflikt-Lösungsformen als das Weglaufen erlernt hätten. Je mehr Kinder nicht zu einem Leben in Eigenständigkeit und Selbstverantwortung ermutigt und befähigt wurden, je umfangreicher sollte sich eine Gesellschaft auf jugendliche ‚Harzer’ als Ausdruck von Arbeitsunwilligkeit, auf Beziehungsbrüche, die innere Kündigung von Arbeitsverhältnissen und einem Ansteigen von Depression und Aggression einstellen.

FreieWelt.net: Sehen Sie einen Zusammenhang zwischen der Zunahme außerhäuslicher Betreuung und dem Verwöhnen? Wird da möglicherweise etwas kompensiert

Dr. Wunsch: Ein typischer Erfahrungswert ist, dass Eltern dazu tendieren, einen Mangel an zeitlich-emotionaler Zuwendung durch das Gewährenlassen oder gezielte Ermöglichen von nicht förderlichen oder gar schädlichen Dingen ausgleichen zu wollen. Und damit stecken sie mitten in der Verwöhnungsfalle. Denn fehlende Umgangszeit lässt sich weder durch ‚großzügiges Erlauben’ von TV-Konsum, noch durch ‚Hinwegsehen’ bei Nicht-Hinnehmbaren oder ein überhöhtes Taschengeld ausgleichen. Die Bedingungen des Aufwachsens solcher Kinder orientieren sich häufig an folgendem Muster: 

- Ein Kind sucht Nähe und bekommt die Nuckelpulle.
- Ein Kind probt beim Essen per Spinat-Verweigerung den Aufstand und bekommt anstelle einer einfühlsamen Auseinandersetzung eine doppelte Portion Nachspeise.
- Ein Kind hat Langeweile und bekommt den Fernseher als Unterhaltung.
- Oder mit Udo Lindenberg: »Sie wollte Liebe und kriegte Taschengeld«

Wird jedoch auf die Grundbedürfnisse reagiert, geschieht dies maßlos. Somit stellt sich die Frage, ob der Preis außerhäuslicher U-Drei Betreuung so mancher Teil-Zeitmütter bzw. Teilzeit-Väter bei der Übergabe ihrer Teilzeit-Kinder an die Tageszeit-Fachkräfte nicht doch zu hoch ist.

FreieWelt.net: In Ihrem Buch geben Sie auch konkrete Alltagstipps der Verwöhnungsfalle zu entkommen. Was raten Sie z.B. Eltern, wenn das Kind sich im Supermarkt vor dem Süßwarenregal wieder einmal schreiend auf den Boden wirft?

Dr. Wunsch: Bevor es zu einer solchen Situation kommt, wird das Kind in der Regel mehrfach erfahren haben, dass Schreien ein gut funktionierender Schlüssel zur eigenen Willens-Durchsetzung ist. Somit wird im alltäglichen Umgang ‚vorbereitet’, ob es zu einer solchen Situation kommt oder nicht. Häufig sind solche Szenarien aber auch ein Ausdruck von Langeweile und Unterforderung. Lauthals soll dokumentiert werden, dass sie auch noch da sind. Um diese zu vermeiden, können Kinder ab 2 - 3 Jahren aktiv in den Einkaufsvorgang einbezogen werden, indem sie Milchtüten holen, eine bestimmte Saft- oder Joghurt-Sorte ausfindig machen, den Wagen zu schieben lernen. Wenn dann doch per Blitz-Idee zur Schrei-Orgie gegriffen wird, ist die Nichtbeachtung die beste Reaktion. Auch kann der folgende Hinweis in der Situation Wunder wirken: ‚Ich weiß zwar nicht genau, was du jetzt willst, aber dir scheint es wichtig zu sein. Wir machen jetzt Folgendes. Ich kaufe noch die restlichen Dinge ein, während du hier deinen Job weitermachst. Wir treffen uns dann an der Kasse’.

FreieWelt.net: In den vergangenen Jahren ist eine ganze Reihe Bücher rund um das Thema Erziehung erschienen, die in eine ganz ähnliche Richtung wie Ihr Buch gehen. Prominentestes Beispiel ist da sicher die „Tigermutter“ Amy Chua. Sehen Sie hier einen Trend weg von der Kuschelpädagogik der letzten Jahrzehnte?

Dr. Wunsch: Der Begriff Kuschelpädagogik ist recht zwiespältig. So brauchen besonders Kinder reichlich Kuschelzeit. Aber es gibt daneben viele Situationen, wo Eltern nicht einfach Weg-Kuschen können. Geschieht dies, wird durch fehlende Ermutigung bzw. Konsequenz das deutlich, was oft im negativen Sinne als ‚Kuschel-Pädagogik’ verstanden wird. Es gibt einen weiterführenden Ansatz im Buch Kohelet des Alten Testamentes: Danach gibt es eine Zeit des Säens und eine des Erntens’, eine Zeit der Festhaltens und des Loslassens’. So gibt es im Umgang mit Kindern auch eine Zeit des Kuschelns und eine Zeit des Essens, Zähneputzens, Zimmer-Aufräumens oder Schulaufgaben-Erledigens. Gerät beides Durcheinander, wächst Unvermögen und Desorientierung. Alles hat eben seine Zeit. Der Hinweis auf die ‚Tigermutter’ Amy Chua passt hier einerseits gut hin, weil auch sie bemerkte, dass weder Geigenspiel, Fremdsprache, Anstrengungsbereitschaft oder Benimmregeln per Kuscheln erlernt werden können. Er passt nicht hier hin, weil sich ihr Vorgehen am Drill orientierte, welcher Kinder keinesfalls zu einem eigenverantwortlichen Lernen führt. So belegen ihre Aufzeichnungen recht eindruckvoll, was nicht zu empfehlen ist.

FreieWelt.net: Vielen Dank für das Gespräch!

Die Fragen stellte Kerstin Schneider.

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Kommentare zum Artikel

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Gravatar: Ursula Prasuhn

Bei aller Wertschätzung für Herrn Dr. Wunsch, muss auch ich mich hier der Meinung von dickbrettbohrer anschließen. Die staatliche Qualifizierung der Eltern bedeutet wieder nur staatlichen Zugriff auf die Kinder, wenn auch auf Umwegen.
Wie haben eigentlich früher die Eltern ihre Kinder zu anständigen, lebenstüchtigen Menschen erzogen, bevor sog. Erziehungsexperten mit ihren unzähligen Ratschlägen für allgemeine Verunsicherung sorgten? Im Großen und Ganzen funktionierte alles bestens, bis die große Qualifizierungswelle durch Zeitschriften, Bücher und Broschüren einsetzte. Mit ihr brach das große Chaos über die Kindererziehung herein.
Alles, was die Eltern bis dahin aus bewährtem Erfahrungswissen gut und richtig machten, wurde plötzlich in Zweifel gezogen und mit Warnungen übersät, so dass die Eltern ihrem gesunden Menschenverstand und ihrer gut funktionierenden Intuition nicht mehr trauten, die Grundlage war für die Kindererziehung.
Profitiert von der angeblichen „Qualifikation der Eltern“ haben weder Mütter und Väter noch Kinder. Im Gegenteil. Nur die selbsternannten Qualifizierer – häufig mit Respekt einflößenden akademischen Titeln aus der zwielichtigen Wissenschaft Pädagogik – machten ihren Reibach durch den Verkauf ihrer „Erkenntnisse“ und einer stets wachsenden Bildungs- und Erziehungsindustrie.
So läuft das Spiel bis heute und wird für den Nachwuchs immer bedrohlicher, weil Eltern und auch Lehrer kaum mehr Ahnung haben von dem wertvollen Erfahrungswissen zahlreicher Generationen vor ihnen, das Allgemeingut war und ohne Eingriffe gut funktionierte.
Natürlich wandelte sich in der Geschichte der Menschheit auch immer wieder das notwendige Erziehungswissen, doch dies geschah nicht wie heute auf Anweisung von Politikern und Helfershelfern von „oben“, sondern durch die allmähliche und behutsame Reaktion auf veränderte Umweltbedingungen von „unten“.
Dieses Naturgesetz einer gesunden Erziehungsentwicklung lässt sich nicht ungestraft austricksen, auch wenn Regierungen oder sog. Fachleute mit ihren Allmachtsphantasien dies seit Jahrzehnten durch oft abartige Maßnahmen versuchen.
Vernichtende Bildungs- und Erziehungsergebnisse sowie psychische Schäden, denen Kinderärzte in vielen Fällen nur noch mit Chemodrogen wie „Ritalin“ zu Leibe rücken können, präsentieren eine deutliche Quittung. Aber die wenigsten können oder wollen sie offenbar lesen.

Gravatar: anne

Hallo, Dickbrettbohrer! Prima! Besonders dieser Satz:Was Kinder brauchen, ist ein ganzes Dorf zum Heranwachsen, wie es die kluge Schwedin und mehrfache Mutter Anna Wahlgren ausgedrückt hat. Lesen Sie einmal deren Veröffentlichungen, da können auch Sie, Herr Dr. Wunsch, noch eine Menge lernen! Erziehung ist ein Nebenprodukt beim Heranwachsen der Kinder in gemeinsamem Haushalt, sprich Lebensbewältigung. Vorausgesetzt ist natürlich die Mutter, die zu Hause ist, und der Vater, der auch zur Familie gehört. Kinder lernen imitierend, wenn sie gewisse Aufgaben übernehmen, und sie beobachten die Erwachsenen sehr genau.
Völlig richtig!

Gravatar: xy

Meine langjährige Erfahrung als Mutter und Lehrerin bestätigt voll und ganz, was Dr. Wunsch schreibt. Kinder werden nur zum Wohl der Erwachsenen verwöhnt. Liebe hat mit verwöhnen nichts zu tun. Liebe zum Kind ist vorausschauend und erkennt, dass das Kind grundlegende Fähigkeiten für die Zukunft braucht, die es sich selbst erarbeiten muss. Nur dann wird es selbständig und slbstbewusst. Das Leben ist nicht nur weich, sondern auch manchmal hart. Es spielt sich ab zwischen Polen wie Tag und Nacht, hart und weich etc. Hier das richtige Maß zu finden mit Intelligenz, Einfühlung und Humor, das ist die Kunst.

Gravatar: Heike

@dickbrettbohrer
Ich habe mich ebenso wie Sie an der von Ihnen zitierten Stelle gestoßen.
Eltern steigern ihre Erziehungsqualifikation im liebevollen und aufmerksamen Umgang mit den Kindern. Learning by doing sozusagen.
Mir sind Fortbildungskurse für Eltern auch eine Greuelvorstellung. Wer hält diese ab und wes Geistes Kind ist dieser Mensch? Und dann noch Pauschal-Methoden querbeet für alle?
So wird jede vertrauensvolle Eltern-Kind Beziehung unmöglich gemacht und ad absurdum geführt.

Gravatar: dickbrettbohrer

Zitat aus dem Interview:

„Fast alles muss in unserem Land erlernt werden, für Vieles braucht man eine Ausbildung. Der Staat sollte daher gezielt - z. B. durch einen Bonus zum Kindergeld - Anreize setzen, damit Eltern von sich aus ihre Erziehungs-Qualifikation steigern. Kindererziehung lässt sich eben nicht so als dem Arm schütteln.“

Herr Doktor Wunsch, ist das Ihre Einstellung?
In einem libertären Blog ist jedoch der Ruf nach mehr Staat deplaciert. Womöglich wollen Sie den Eltern eine „Zwangslehre“ zum Kindererziehen verordnen! „Anreize“ möchten Sie setzen, damit die Leute nicht merken, daß sie gelenkt werden. Mit solchen softsozialistischen Programmen macht man aus erwachsenen Leute infantile Schüler und hilflose Trottel, die sich nicht einmal mehr trauen, mit ihren Kindern einen Sonntag zu verbringen, ohne nicht zuvor bei der staatlichen Zentrale nachzufragen, welche Tätigkeiten dabei staatlich erwünscht sind und welche nicht.

Es fällt schwer zu glauben, daß Sie die eigentliche Ursache für die Probleme nicht kennen sollten. Systemfehler kann man nicht dadurch beheben, indem künstliche Symptomkuren erfolgen. Der Elternführerschein, von dem Sie vermutlich träumen, wird nur für zusätzliche Belastungen und Verschlechterung der Eltern-Kind-Beziehung sorgen. Was Kinder brauchen, ist ein ganzes Dorf zum Heranwachsen, wie es die kluge Schwedin und mehrfache Mutter Anna Wahlgren ausgedrückt hat. Lesen Sie einmal deren Veröffentlichungen, da können auch Sie, Herr Dr. Wunsch, noch eine Menge lernen! Erziehung ist ein Nebenprodukt beim Heranwachsen der Kinder in gemeinsamem Haushalt, sprich Lebensbewältigung. Vorausgesetzt ist natürlich die Mutter, die zu Hause ist, und der Vater, der auch zur Familie gehört. Kinder lernen imitierend, wenn sie gewisse Aufgaben übernehmen, und sie beobachten die Erwachsenen sehr genau. Das ist das Wesen der Erziehung. Eltern, die Kurse belegen müssen, damit sie lernen, wie sie erziehen sollen, verlieren gänzlich ihre Autorität, sie sind eine Lachnummer.

Offensichtlich halten Sie, Herr Dr. Wunsch, das traditionelle Erzieherverhalten und die Weisheit der Alten für „unbrauchbar“, ich zitiere:
„Außerdem greifen viele Mütter und Väter häufig auf die Muster zurück, welche sie von den eigenen Eltern übernommen haben. Da treffen dann aber gute Vorgehensweisen auf völlig unbrauchbare.“

Das Abreißen der Traditionen hat schon Konrad Lorenz als Bedrohung erkannt (Die acht Todsünden der zivilisierten Menschheit). Eine solche Aussage ist schlicht unwürdig für jemanden, der sich als Fachmann in Sachen Erziehung ausgibt.

Wer den Staat als Lösung des Problems anruft, sollte dafür eine besser geeignete Plattform suchen. Traurig, wenn einem zum Thema nichts anderes einfällt als „Erziehungs-Qualifikation steigern“, „nachhaltig“ und „effizient“.

Gravatar: MajaMitJ

Absolut richtig! Diese negative Kuschel-Pädagogik incl. dem alles mit den Kindern tot zu reden hat der Teufel gesehen! Kinder brauchen Eltern zu denen sie aufschauen können und müssen damit sie psychisch und emotional gesund aufwachsen. Dieses moderne auf Augenhöhe ist äußerst schädlich für Kinder. Es kann nicht gut gehen mit solchen Verdrehungen in den Rollen.

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