Dr. Maria Flachsbarth Bundestagsabgeordnete

Ein Kind braucht beide Eltern- Interview Maria Flachsbart (2)

Dr. Maria Flachsbarth sitzt seit 2002 für die CDU im Deutschen Bundestag. Sie ist studierte Fachtierärztin für Anatomie, verheiratet und Mutter zweier Kinder. Sie ist Mitglied im Bundestagsausschuss für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit. FreieWelt.net sprach im zweiten Teil des großen Interviews mit Dr. Maria Flachsbart über die Familienpolitik. Lesen Sie auch Teil 1 über die Bilanz der Große Koalition und über Reformen in Deutschland

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FreieWelt.Net: Einer Ihrer Schwerpunkte ist die Familienpolitik. Sie unterstützen die Familienpolitik von Ursula von der Leyen. Welche Beschlüsse sind gefasst
worden und welche Entscheidungen stehen noch aus? Welche Ziele verbinden Sie damit und welche konkreten Erfolge erwarten Sie von dieser Politik?


Dr. Maria Flachsbarth: Bundesfamilienministerin Dr. Ursula von der Leyen hat mit dem Dreiklang Zeit, Geld und unterstützende Netzwerke in den letzten Jahren neue Weichen in der Familienpolitik gestellt. Das Elterngeld sichert das Einkommen im ersten Jahr nach
der Geburt. Die Partnermonate geben Vätern bessere Chancen, sich an der Erziehung ihrer Kinder noch mehr als bisher zu beteiligen – dass immer mehr Väter
diese Chance nutzen, freut mich sehr. Der Ausbau der Kinderbetreuung für unter Dreijährige ist auf gutem Weg; gemeinsam mit der Wirtschaft arbeiten wir an einer
familienfreundlichen Arbeitswelt, die Zeit für Familie lässt. Familie ist ins Zentrum der Öffentlichkeit gerückt, die neue Familienpolitik wirkt: Diesen Weg müssen wir in den
nächsten Jahren weitergehen. Der Blick auf den Zustand unserer Gesellschaft zeigt: Ein Drittel aller Kinder werden
außerhalb klassischer Familien geboren, ein Drittel der Ehen scheitern und es gibt immer mehr Einelternfamilien und Patchworkfamilien auf Zeit. Ich denke, dass die
Politik hierauf Antworten finden muss. Mein persönliches Familienbild, das ich lebe, beinhaltet die Ehe von Mann und Frau mit gemeinsamen Kindern. Die gesellschaftliche Wirklichkeit sieht hingegen oft anders aus. Dieser Tatsache muss sich die Politik stellen, insbesondere da die demographische Entwicklung zeigt, dass sich unter den gegebenen Umständen immer weniger junge Leute für Kinder entscheiden. Kinder sind aber nicht nur zukünftige Steuerzahler und Arbeitnehmer, sondern der Anker in der Zukunft, Träger von Innovation und Optimismus. Ich hoffe, dass sich durch die nun gesetzten politischen Rahmenbedingungen wieder mehr
junge Menschen für Kinder entscheiden. Dazu muss allerdings auch die Gesellschaft familienfreundlicher werden. In einer Gesellschaft, die hohe Mobilität und Flexibilität verlangt, haben einerseits Familienwerte Konjunktur. Familie wird als zuverlässigstes
soziales Netz wahrgenommen. Gleichzeitig ist die Kernfamilie vielfach zu klein geworden für ihre großen Aufgaben. Die traditionelle Großfamilie mit vielen Vettern,
Kusinen, Onkeln oder Tanten ist aus unserer Gesellschaft fast vollständig verschwunden. Von den Vier- und Fünfjährigen wachsen knapp 30 Prozent ohne
Geschwister auf. Wir können diese Großfamilie nicht zurücksehnen, aber wir können aus den Prinzipien von Familien lernen, um heute den Kreislauf des Gebens und
Nehmens zwischen den Generationen wieder zu beleben. Dazu brauchen wir Orte, an denen sich Menschen aller Generationen ganz selbstverständlich im Alltag
begegnen, voneinander lernen und sich gegenseitig unterstützen. Das 2006 ins Leben gerufene „Aktionsprogramm Mehrgenerationenhäuser“ von
Bundesfamilienministerin Ursula von der der Leyen versucht erfolgreich überall in Deutschland solche Räume entstehen zu lassen. Ich begrüße das sehr. Für
Menschen verschiedener Altersgruppen bieten diese Einrichtungen Raum, so dass sich mehrere Generationen ungezwungen begegnen, gegenseitig unterstützen und
füreinander mehr Verständnis und Achtung zu entwickeln. Gegenwärtig greifen fast 10.000 Menschen auf Dienstleistungen zurück, die in Mehrgenerationenhäusern
angeboten werden.

FreieWelt.Net: Diese Politik ist an der Basis ja nicht unumstritten. Die Vorwürfe sind unter anderem, dass die traditionelle Familie durch diese Politik geschwächt wird,
dass die Vätermonate ein direkter Eingriff des Staate in die Familie darstellen und Entwicklungspsychologen halten negative Folgen der Krippenerziehung für die kindliche Entwicklung für möglich. Inwieweit haben Sie sich mit dieser Kritik auseinandergesetzt? Was sind Ihre Gegenargumente?


Dr. Maria Flachsbarth: Jedes Kind hat Vater und Mutter – jedenfalls ganz am Anfang. Ist es geboren, und wächst es heran, „verschwinden“ viele Väter mehr und mehr aus dem Leben ihrer Kinder; leider ist auch das gesellschaftliche Realität. Dabei braucht ein Kind beide
Eltern mit ihren unterschiedlichen Anlagen und Persönlichkeiten. In meiner Familie hält mein Mann unsere Familie zusammen, was eine echte Aufgabe ist, wenn die Ehefrau und Mutter als Politikerin wochenweise nicht da ist und in den Wahlkreiswochen von einer Vielzahl von Terminen absorbiert wird. Unseren Jungen
tut der enge und alltägliche Umgang mit ihrem Vater sehr gut; mein Mann ist deshalb nicht die bessere Mutter sondern eben mit Herz und Seele Vater. Aus dieser
Erfahrung heraus begrüße ich das Angebot des Elterngeldgesetzes, dass Väter exklusiv für zwei Monate Elterngeld beziehen können – es hilft ihnen, sich zu ihrem Wunsch zu bekennen, Vater zu sein. Der Anteil der Väter, die für ihre Kinder eine Auszeit nehmen, hat sich auf 16% gesteigert, insbesondere in eher konservativen
Bundesländern, wie Baden-Württemberg und Bayern
Die Krippenerziehung ist insbesondere für Elternfamilien oder auch Familien, in denen beide Partner arbeiten, eine Möglichkeit, sich für ein Kind zu entscheiden. Und
außerdem sind nicht alle Kinder Wunschkinder – in dieser Situation die Entscheidung für das Kind zu ermöglichen, ist eine wichtige Aufgabe für die Politik. Ausschlaggebend ist, wirkliche Entscheidungsfreiheit zulassen, deshalb ist der Rechtsanspruch zu begrüßen, dass es bis zum Jahr 2013 für 35 Prozent aller Kinder unter drei Jahren ein Krippen-Angebot geben soll. Allerdings sehe ich die Entwicklung problematisch, dass auch Mütter oder Väter, die keinem außerhäusigen Beruf nachgehen, trotzdem Krippenplätze nachfragen. Erfahrungen aus meinem Wahlkreis zeigen, dass dies auch der Fall ist, weil sie sich
selbst die Erziehung nicht mehr zutrauen und Angst haben, ihren Kindern etwas vorzuenthalten. Deshalb müssen wir die Eltern stärken, aber auch Angebote wie
Mehrgenerationenhäuser.

FreieWelt.Net: Wie sollte die CDU/CSU mit diesen Meinungsverschiedenheiten an der eigenen Basis umgehen? Was wollen Sie persönlich tun, damit der Gesprächsfaden nicht reißt und sich die Unzufriedenen von der Partei abwenden?

Dr. Maria Flachsbarth: Ich versuche, so oft wie möglich das Gespräch mit der Basis zu suchen, bin viel im Wahlkreis unterwegs, lade zu Diskussionsveranstaltungen ein, besuche Betriebe und soziale Einrichtungen von Seniorenresidenzen bis hin zu Krippen. Über meine Büros bin ich für die Bürgerinnen und Bürger gut erreichbar und ich kommuniziere über Briefe, Emails und Internet mit jedem, der sich – insbesondere aus meinem
Wahlkreis - an mich wendet.

FreieWelt.Net: Bei den Landtagswahlen in Hessen und Bayern hat die Union viele Stimmen an die FDP verloren. In der aktuellen Sonntagsfrage liegen CDU/CSU bei 36
Prozent. Könnten Sie uns die drei wichtigsten Argumente nennen, warum die Bürger bei der Bundestagswahl 2009 der CDU/CSU und keiner anderen Partei
ihre Stimme geben sollten?


Dr. Maria Flachsbarth: Nur CDU und CSU bieten eine Politik, die auf Grundlage christlicher Werte sozialeVerantwortung und persönliche Freiheit ausgewogen miteinander verbindet. Unsere Bundeskanzlerin führt Deutschland besonnen und mutig durch eine der schwersten weltwirtschaftlichen Krisen – sie steht für Maß und Mitte. Ob Abschaffung der gesetzlichen Krankenkasse, radikale Steuersenkung oder Verhinderung einer Verstaatlichung der HRE-Bank, deren Zusammenbruch unzählige Rentnerinnen und Rentner um wesentliche Teile ihrer Renten bringen könnte, da Papiere der Bank im Wert von über 100 Milliarden bei Renten-, Sozialversicherungen und Kirchenkassen und in zahlreichen Kapitallebensversicherungen liegen.
Die CDU/CSU steht nicht für Klientelpolitik wie politische Mitbewerber aus dem bürgerlichen Lager, sondern für Verantwortung für das Allgemeinwohl und ich bin froh, dass die Wählerinnen und Wähler das in der Europawahl honoriert haben.

Über die Bilanz der Große Koalition und über Reformen in Deutschland in Teil 1


Zu Internetseite von Dr. Maria Flachsbarth
 
Das Interview führte Gerad Bökenkamp

Foto:
Internetseite Dr. M. Flachsbarth

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