Interview mit Lukas Reimann

Die Nationalbank zur Goldreserve verpflichten

Die »Schweizer Gold-Initiative« will durch eine Verfassungsänderung eine Mindestgoldreserve einführen. Im Interview spricht Nationalrat Lukas Reimann über die anstehende Volksabstimmung.

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FreieWelt.net: Was sind die Kernforderungen der »Schweizer Gold-Initiative«?

Reimann: Das Fundament jeder stabilen Währung sind werthaltige Reserven. Gerade in der heutigen unsicheren Zeit ist es für die Zukunft des Schweizerfrankens von entscheidender Bedeutung, dass den Goldreserven Sorge getragen wird. So können wir das Volksvermögen auch in schwierigen Zeiten sichern. Die Goldinitiative will physisches Gold erwerben, welches in der aktuellen Schuldenkrise den grössten Schutz vor einem Währungszusammenbruch bietet. Noch nie in der Geschichte der Menschheit waren die Schuldenberge so hoch und noch nie wurden Trilliarden von neuem Papiergeld in den Wirtschaftskreislauf gepumpt. Es ist das grösste Experiment, welches die Geschichte des Papiergeldes je gesehen hat. Selbst Alan Greenspan hat in einem Interview von Ende Oktober gesagt, dass wir nicht in die nächste Krise laufen, sondern die aktuelle Situation zu Chaos führen wird.  Ganz konkret verlangt die Volksinitiative darum:

1. Keine weiteren Goldverkäufe!

2. Die Goldreserven sind in der Schweiz zu lagern!

3. Der Goldanteil des Nationalbank-Vermögens muss mindestens 20% betragen!

FreieWelt.net: Die Schweizerische Nationalbank (SNB) müsste ihren Vorrat an Gold maßgeblich aufstocken. Derzeit macht Gold nur 7,5 Prozent der Aktiva aus. Ist dies überhaupt finanzierbar?

Reimann: Mit welchen Mitteln die Nationalbank den 20 Prozent-Anteil erreichen möchte, gibt die Initiative nicht vor. Zudem räumt sie eine Übergangsfrist von 5 Jahren ein. Im Vordergrund sollte nicht der Kauf von Gold stehen, sondern der Abbau der Fremdwährungs-Bestände. Auch die Schweiz hat in nie zuvor erlebtem Ausmass Geld gedruckt und damit ausländische Währungen. Gold ist die Versicherung für hochriskante Hunderte von Milliarden von Euros und Dollars, welche die SNB hält und deren Entwicklung ungewiss ist. Sollte der US-Dollar oder der Euro einen weltweiten Vertrauensverlust erleiden, erleidet die SNB, resp. das Volksvermögen riesige, nicht wettzumachende Verluste. Wir sind ohne Gold auf Gedeih und Verderb der Entwicklung des Euros ausgeliefert. Das ist brandgefährlich. Gold hingegen hat die höchste Absatzfähigkeit aller weltlichen Güter – daher ist es auch Geld. Echtes Marktgeld. Für Gold existierte ohne jegliche historische Ausnahme immer ein Markt – im Gegensatz zu staatlichen Währungen. Je mehr Goldreserven wir haben, desto sicherer ist unsere Währung.

FreieWelt.net: Wie würde sich die 20-Prozent-Regel auf die Fähigkeit der SNB auswirken, Geld zu schöpfen?

Reimann: Unsere Initiative lässt der Nationalbank alle Freiheiten zu Interventionen; aber wenn sie Geld druckt, muss sie wenigstens einen massvollen Teil in realen Werten anlegen. Bereits heute hat die Nationalbank für über 400 Milliarden Franken Fremdwährungen gekauft – insbesondere Euros. Niemand weiss, ob es den Euro in ein paar Jahren überhaupt noch gibt. Gold hingegen wird es auch dann noch geben als Garant für die Zukunft und zugleich als Absicherung für unsichere Zeiten und unberechenbare Finanzmärkte.

Da Gold aber im Gegensatz zu Papier nicht beliebig reproduzierbar ist, setzt das Gold der Geldschöpfung natürliche Grenzen. Das schützt die Kaufkraft des Geldes und sorgt für Preisstabilität! Vergleichen wir doch ganz einfach Papiergeld mit Gold: Währungen, die mit Gold hinterlegt sind, behalten ihre Kaufkraft. Reines Papiergeld tendiert hingegen zu seinem inneren Wert: Null! Die USA hatten mit einer 100-prozentigen Golddeckung mehr als 130 Jahre lang einen stabilen Dollar. Seit sie diese aufgehoben haben, hat der Dollar 95 Prozent seiner Kaufkraft verloren. Das hierzulande äusserst beliebte Goldvreneli kostete 1935 zwanzig Franken und ist heute über 200 Franken wert, was nichts anderes heisst, als dass die Kaufkraft des Frankens um über 90% gesunken ist. Geld darf nicht zum Werkzeug der Plünderung des Staates verkommen. Langfristig betrachtet steigt Gold nie im Wert, sondern der Wert des staatlichen Geldes vermindert sich. Kaufkraft-Diebstahl (Inflation) ist kein Natur-Ereignis. Inflation wird von Menschen geschaffen.

FreieWelt.net: Welche Vorteile hätte ein durchschnittlicher Schweizer durch die Mindestreserve?

Reimann: Um Superreiche müssen wir uns keine Sorgen machen: Sie sind alle breit abgesichert und diversifiziert. Die Gold-Initiative richtet sich an den durchschnittlichen Schweizer: Seine Lebensersparnisse würden sicherer, stabiler und werthaltiger. Gold hält, Papier zerfällt: Papiergeld hat ein Totalausfallsrisiko, was fast alle Papierwährungen dieser Welt schon erlebt haben. Gold hingegen hat immer einen Wert, erfahrungsgemäss in Krisen sogar einen viel höheren. Heute sind die Sparer, die Arbeiter, die Leistungsbereiten, der Mittelstand, die Rentner – ja der einfache Mann und die einfache Frau - die Geprellten.  Belohnt werden einzig die Schuldenmacher, weil die grössten Schuldenmacher die Staaten selbst sind! Das ist ein völlig falsches Signal.

FreieWelt.net: Was für Veränderungen würde ein stabilerer Franken für Unternehmer in der Schweiz mit sich bringen?

Reimann: Von einer stabilen und sicheren Währung profitieren alle, insbesondere die Schweizer Unternehmen, die dadurch auch Arbeitsplätze schaffen können. Eine gesunde und stabile Währung zu haben ist eine Grundvoraussetzung für erfolgreiches Unternehmertum und macht den Wirtschaftsstandort Schweiz weltweit attraktiver.

Angebot und Nachfrage bestimmen nicht nur Güterpreise, sondern auch den Preis des Geldes, also die Kaufkraft. Je mehr davon angeboten wird, im Verhältnis zur vorhandenen Gütermenge, desto wertloser wird es. In den letzten dreissig Jahren hat sich das Volumen der Güterproduktion in den Industrienationen verfünffacht, das Geldvolumen hingegen verfünfzigfacht. Das zeigt wie wichtig eine Absicherung ist. Für die Schweiz ganz besonders, weil sie nur so ihre Unabhängigkeit wahren kann und weil sie über keine grösseren Rohstoffe verfügt, welche ebenfalls als Versicherung dienen könnten.

FreieWelt.net: Wer profitiert derzeit am Meisten von einer ungebremsten Ausweitung der Zentralbankbilanzen; wer wäre also der Verlierer, wenn die »Gold-Initiative« erfolgreich ist?

Reimann: Von der Ausweitung der Schweizer Bilanz profitiert insbesondere das Fehlkonstrukt Euro, welches durch Milliardenzukäufe aus der Schweiz gestützt wurde und wird. Generell aber sind es Zentralbanken, Geschäftsbanken und Regierungen. Sie spielen mit dem Eigentum der Bürger. Während sich diese drei Parteien des neugedruckten Geldes als Erstverwender ohne Abwehrwertung bedienen können, bekommt die Mehrheit der Bürger, die Geprellten, mit dem neugedruckten Geld eine Abwertung zu spüren und muss diese schlucken. Wenn die Kaufkraft des Geldes jährlich um nur 2 Prozent nachlässt, weil immer mehr nichtgedecktes Geld in Umlauf kommt, halbiert sich in zwanzig Jahren der Wert dieses Geldes.

Das Aufblähen der Geldmenge ist bequem. Es handelt sich um eine unsichtbare Steuer, die sich fast beliebig erhöhen lässt. Eine einfache Überlegung hilft, diesen Trick zu durchschauen. Wenn die ganze Menschheit von einem Tag auf den anderen plötzlich doppelt so viel Geld hätte, wäre sie dann reicher, gäbe es mehr Wohlstand, gäbe es mehr Arbeitsplätze? Nein, denn auch der Preis der Güter würde sich verdoppeln. Wenn hingegen der Staat von einem Tag auf den anderen plötzlich doppelt so viel Geld hätte, dann hätten die Bürger weniger Geld, weil der Wert des Geldes weniger hoch wäre. Das passiert momentan! Was hier geschieht, ist nichts anderes als eine kaschierte Enteignung.

FreieWelt.net: Mein subjektiver Eindruck ist, dass die deutschen Medien unverhältnismäßig wenig über die anstehende Volksabstimmung berichten – ja sie geradezu totschweigen. Wie beurteilen Sie die Berichterstattung in der Schweiz?

Reimann: Zuerst hat man uns auch totgeschwiegen. Nachdem sich in einer ersten Umfrage aber eine deutliche Mehrheit für die Initiative aussprach, erschienen auf einmal täglich wie von Zauberhand Artikel in den Zeitungen gegen die Gold-Initiative. Trotz mehreren 100 verschiedenen Schweizer Medientiteln, ist mir nur ein einziger Kommentar eines Journalisten bekannt, welcher sich für die Gold-Initiative ausgesprochen hat. Obwohl wir als totale Aussenseiter gegen alle Verbände und Parteien antreten, beschimpfen uns Medien als Spekulanten. Ich habe noch nie eine derart unfaire Einheitspresse erlebt. Man bekommt als Zeitungsleser den Eindruck, die Gold-Initiative führe direkt in den Weltuntergang. Dabei will sie nur eine Absicherung und somit zurück zum bewährten Modell. Die Gold-Initiative stellt sicher, dass in der Bilanz neben reproduzierbarem Papiergeld auch noch echte Realwerte vorhanden sind. Das ist den Planwirtschaftlern oder um es in den Worten von Roland Baader zu sagen – den Geldsozialisten - ganz offensichtlich ein Dorn im Auge.

FreieWelt.net: Wie steht es um die Erfolgsaussichten am 30. November und ist das Abstimmungsergebnis bindend? 

Reimann: Die Volksabstimmung ist bindend und ändert die Verfassung. Gemäss der neusten Umfrage liegen die Gegner leicht vorne. Aber entschieden ist nichts – nach der neusten Umfrage sind

- 15% Unentschlossene

- 22% mit erster Tendenz, ohne sich fix festzulegen

- 50% haben gar nicht vor, abstimmen zu gehen!

Die Schweizer Geschichte gibt Grund zu Zuversicht. 1949 wollten dieselben politischen Kräfte schon einmal die Golddeckung komplett aus der Verfassung kippen und scheiterten grandios entgegen allen Prognosen. Es war das Volk, welches dann 1951 die 40% Gold in die Verfassung geschrieben wollte, mit denen wir dann fast 50 Jahre lang fantastische wirtschaftliche Verhältnisse genossen. Es bleibt zu hoffen, dass das Volk auch dieses Mal dem medialen Dauertrommelfeuer widersteht, inklusive der Abstimmungspropaganda der angeblich neutralen Nationalbank. Denn die Goldreserven gehören zum Erfolgsmodell Schweiz und machten uns stabil, sicher, glaubwürdig und von ausländischen Währungen und somit auch von ausländischen Regierungen unabhängig. Schon die Gründer der SNB definierten den Schweizerfranken in Goldgramm. Ein Franken wurde gesetzlich definiert mit 0.2903225 Gramm Gold.  Sie wollten diesen damit vor einer Entwertung schützen. Bis 1999 konnte man den Franken vor den heutigen Geld-Alchemisten schützen. Danach folgte der Einbruch: Die Hälfte aller Goldreserven wurde still und heimlich zu historischen Tiefstpreisen verkauft. Seither sind wir stark abhängig vom Euro statt unabhängig und sicher.  Das SNB-Direktorium aus der Gründerzeit würde mit Sicherheit diese Volksinitiative gutheissen. Eine unabhängige Währung stellt die Basis für ein unabhängiges Land dar. Das wissen weitsichtige und sicherheitsorientierte Zentralbanken wie z.B. China, Indien, Russland oder Brasilien.

In Zeiten eines scheinbar grenzenlosen staatlichen Schuldenmachens, eines gleichzeitig fast unlimitierten Gelddruckens durch Zentralbanken und im Angesicht von Währungs- und Finanzmarktkrisen, die sich immer häufiger ereignen, fragen Nationalbanken auf der ganzen Welt Gold stärker nach. Nur wir nicht. Ändern wir das mit einem JA am 30. November 2014.

FreieWelt.net: Herr Reimann, wir danken Ihnen für das Interview.

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Kommentare zum Artikel

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Gravatar: MAX

Die MSM in der Schweiz sind ebenso von Interessen gelenkt wie in Deutschland.
Man kann der Initiative nur Erfolg wünschen , wenn sich
aber nur 50 % für diese Sache interessieren , dann zeigt das
eine gewisse Sorglosigkeit und Desinformation der Schweizer.

Gravatar: Jaques LeMouche

Hier spricht ein echter Austrian. Ich wünsche der Initiative viel Erfolg!

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